Heute: Venedig, die 3. Wir müssen verrückt sein! ;-) Wie kam es dazu? Mich reizte schon im letzten Jahr die "Minikreuzfahrt Burano, Murano und Venedig". Die beiden zuerst genannten Inseln liegen auch in der Lagune und sind wesentlich kleiner als Venezia. Aus meiner Kindheit wusste ich noch, dass Murano wegen seiner Glaskunst berühmt ist und heute erinnerte ich mich wieder, dass auch Burano wegen einer Handarbeit bekannt ist, nämlich wegen seiner Spitze. Mit der "Hinterkopf-Idee", diese Bootstour dieses Jahr einmal zu machen, wurden wir letzte Woche am Strand angesprochen. Von Felip, einem ganz smarten Holländer (?). Ich sagte ihm, dass wir grundsätzlich interessiert seien und ruckzuck machte er uns ein auch preislich gutes Angebot: Drei Inseln inklusive Mittagessen (naja, da erwartet man nicht viel....) für uns fünf und für 135 Euro. Zwanzig Euro Anzahlung am Strand?? Nun, ob sich an diese jemand erinnern würde? Heute früh waren wir also ganz gespannt, als wir den beschriebenen Parkplatz in Punta Sabbione ansteuerten. Aber es lief alles wunderbar!
Burano war dann auch wirklich zauberhaft mit seinen hübschen bunten Häuschen. In der Kirche fand grade ein Gottesdienst statt und wir stellten hinterher fest, dass es sich wohl um eine Beerdigung handelte - und ich mit den Mädels zwischendrin! Wir zogen uns auch dann schnell diskret zurück. Allerdings waren wir auch selber grade in gedrückter Stimmung - erhielten wir doch vorgestern die Nachricht, dass die Uroma der Kids gestorben war! Dem Trauerzug begegneten wir bei unserer Abfahrt erneut, als er sich zum Friedhof begab.
Murano, die Stadt der Glasbläserei und der Glasskulturen - unser nächstes Ziel war nicht so hübsch wie Burano. Allerdings überzeugte uns hier der Glas-Meister von seinem Können, der je innerhalb von fünf Sekunden erst eine Vase, dann ein hübsches Pferd aus Glas herstellte. Wir widerstanden dem Drank, hier etwas einzukaufen und wanderten nach der Glaskunst nur eine Weile durch den Ort.
Dann gab es für uns Essen auf dem Schiff (die erste Gruppe hatte bereits auf der Fahrt von Bu- nach Murano gegessen) - eine Hähnchenkeule, ein Stück Lasagne, etwas, das wie Kartoffelstücke oder Pommes aussah und zwei Tomaten. Naja, wie gesagt - wir hatten nicht viel erwartet und es war ganz ok.
Dann Venedig. Eine zauberhafte Anfahrt: Anders, als die Fähren, die wir bisher benutzt hatten, steuerte unser Boot jetzt direkt den Markusplatz an! Wunderschön! Unsere Reiseleitung berichtete grade von den Maßnahmen, die zum Schutze Venedigs vor dem Wasser unternommen wurden und dass es ganz unglaublich wäre - da würden doch hin und wieder die Kreuzfahrtschiffe direkt am Markusplatz entlangfahren (und der Stadt durch ihren Tiefgang und die Wellen schaden). Und wie auf Bestellung steuert grade in diesem Moment so ein fettest Teil dort auf! Wow! Was für eine Sensation! Allein dafür hatte sich dieser Ausflug schon gelohnt! :-)
An Land gingen wir jetzt mal NICHT links rum und über den Markusplatz, sondern bogen direkt rechts ab zum Guiardano und zu dem einen offiziellen Teil der Biennale. Ein Dank an meine Familie, dass sie hiermit einverstanden waren! Am Eingang zum Park gabs gleich die zweite Sensation: Ein Spielplatz in Venedig! Hatten wir nicht in einem Reiseführer gelesen, Venedig sei kinderunfreundlich und habe gar keine Spielplätze? Nun, hier war einer, den die Kids ausführlich testeten ;-)
Dann Kultur. Wow, das war schon zum Teil ziemlich "modern" und für einen normalen Menschenverstand etwas weit hergeholt. Gleich der Spanische Pavillion am Anfang mit einem Titel, der auf Außenseiter hindeutete - warum lagen hier bei den Exponaten ausgerechnet Stücke aus MÜNSTER??? Ja, genau! Münster in Westfalen! Z. B. Schlüsselanhänger der Skulptura 2007 ... das gab uns doch zu denken ..... sind wir etwa auch Außenseiter???? Hm.... Nun, so ging es bei einigen Pavillions. Der erste, der mich ansprach, war einer mit dem Titel After Work Opera, in dem man den Eindruck einer Backstage-Area bekam. Das war ganz witzig gemacht, zum Rumlaufen, anfassen, anhören. Das nächste Highlight war ein Pavillion, der keinem bestimmten Land zugeordnet war. Hier gab es unter anderem einen Raum, in denen Knetmasse in Weiß, Schwarz und Gold herumlag und für die Besucher zur freien Verfügung, sogar zum Mitnehmen, diente. Die meisten desingnten damit wild im Raum herum, auch meine Familie (ich nicht, habe dafür kein Talent....). Überraschungen boten für mich der amerikanische und der deutsche Pavillion. In "Amerika" begrüßte uns eine bewaffnete Freiheitsstatue auf einer Sonnenbank! Weiter gings zu einer großen Orgel, in die ein Geldautomat integriert war. Mutig befolgte ich den Hinweis, meine Karte einzuschieben und ich wurde sogleich mit einem ohrenbetäubenden Orgelspiel belohnt, das sofort weitere Besucher anlockte.
Deutschland. Was soll man da erwarten? Zunächst mal war die Schrift über dem Eingang von Germany zu Egomany geändert und ich las auf einer Infotafel, dass Christof Schlingensief an dem deutschen Exponat bis zu seinem Tod im letzten Jahr tätig war. Ach Gott, Schlingensief, dachte ich! Den kann ich ja leiden, wie.....naja, aber ich kündigte ja eine Überraschung an. Sein Werk bestand in einer unter die Haut gehenden Installation in Form einer Kirche mit Altar, Kreuzgang, Beichtstuhl....alles hatte, wie schon der Begriff Egomany erahnen ließ, sein persönliches Schicksal kurz vor seinem Tod als Thema. Aber echt irre gemacht! Also, mir ging es sehr nah und hat mich wirklich beeindruckt! Fix schoben wir dann noch durch England und Frankreich und erreichten noch knapp unser letztes Schiff zurück. Puh, das war ein langer, aber sehr, sehr schöner Tag! :-)
Mittwoch, 10. August 2011
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