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Sonntag, 15. September 2019

André Bertel Sensei im Fuji San und in Halle (Westf.)

Unser Karatefreund Peter Lampe hatte auch in diesem Jahr den mit uns befreundeten Sensei André Bertel für einen Lehrgang ins westfälische Halle eingeladen. Der Lehrgang sollte Samstag und Sonntag stattfinden. André Sensei reiste bereits am Mittwoch an und Torsten und ich bekamen eine Einladung zu einem exklusiven und internen Dojo-Training mit diesem hochkarätigen Trainer am Donnerstag. In einer Gruppe von ca. 50 Karateka kamen wir in den Genuss einiger vertrauter und auch neuer Bertel-Tools. Unter anderem trainierten wir traditionelles gohon-kumite und André Sensei betonte, dass jede Kumite-Form ihre Bewandtnis habe: Gohon kumite lehrt das Fliehen (escape), kihon ippon kumite lehrt "groundpower" und jiyu ippon kumite vermittelt "compression & expansion". Jiyu kumite kann entweder "um Punkte" ausgeführt werden (rein sportlicher Wettkampf) oder um im Dojo oder bei eher traditionellen Wettkämpfen seine "Skills" zu überprüfen. Im Anschluss an das Training gingen wir noch gemeinsam mit dem Sensei essen. Eher aus Spaß fragte ich unseren Karatefreund Peter: "Was macht Ihr eigentlich morgen (Freitag)?" "Wir fahren nach Köln zum Sightseeing, den Kölner Dom besichtigen und so." "Was wollt ihr in Köln? Kommt doch besser nach Münster! Das ist nicht so weit, hat auch nen Dom und abends kommt ihr zu uns ins Dojo." ....

Ein wunderbarer Trainingsabend im Fuji San mit Gasttrainer André Bertel Sensei!

Ich staunte nicht schlecht, als ich Freitagmittag via Messenger eine Nachricht erhielt: "Planänderung! Wir kommen nach Münster! André möchte heute Abend bei Euch ein Training geben. Geht das?" GEHT DAS??? Was für eine Frage! Ich konnte es kaum glauben und meine Freude war unermesslich! Sofort wurden alle interessierten Fujis mobilisiert und wir starteten zunächst ohne den Sensei mit unserer regulären Trainingseinheit. Gegen 18 Uhr kam dann nicht nur der Sensei - sondern auch noch meine zwei lieben Karatefreunde aus Wilhelmshaven, Barbara und Claus! Die hatten sich spontan ins Auto gesetzt, um an diesem besonderen Training teilzunehmen.

 



Insgesamt waren wir rund 40 Fujis und Freunde, die sich von André Sensei inspirieren ließen! Wir starteten mit Kihon á la Bertel und setzten das quasi im PartnerInnen-Training um. Im Anschluss wurde jede/r von uns nach einer Lieblingskata gefragt und in Gruppen übten alle ihre jeweilige Kata. Der Sensei ging von Gruppe zu Gruppe und gab sehr individuelle Korrekturvorschläge. So ein intensives Training mit individuellen Korrekturvorschlägen face do face - das ist wohl sehr selten und da können sich alle Fujis glücklich schätzen!

 







Nach dem etwa zweistündigen Training kehrten wir in unser Stammlokal Lido ein und fachsimpelten bei guter, italienischer Küche. Bevor Peter und der Sensei wieder heimfuhren, viel mir ein: Für diesen Tag war ja eigentlich Sightseeing vorgesehen! Und so fuhren wir kurzerhand in die nächtliche Altstadt. Torsten gab - wie immer sehr eloquent und fachlich fundiert - sein historisches Wissen über Münster zum Besten ... Wiedertäufer, Rathaus des Westfälischen Friedens, die Furt, an der Münsters erste Siedlungen ansetzten und vieles mehr. Es war ein sehr kurzweiliger Abend, der in eine unterhaltsame Nacht überging. Erst nach Mitternacht traten Peter und André den Heimweg an.

Am Samstag fand in Halle der erste Teil des Lehrgangs statt. Da ich fast allen TrainerInnen unseres Dojos die Teilnahme am Lehrgang ans Herz gelegt hatte, musste ich im Dojo die Stellung halten auf den ersten Lehrgangstag verzichten! Ich stieß am Samstagabend dazu und konnte mich dann noch über die sehr schöne Abendveranstaltung freuen.

Sonntag morgen starteten wir nach einem Warmup von Torsten mit einer kleinen Drill-Kombination. André Sensei legte Wert darauf, zu unterscheiden, dass ein Drill eben keine realistische Anwendung ist, sondern nur eine Übungsform, um Bewegungsmuster einzuschleifen. Tori griff an mit tsuki chudan, uke machte einen Gleitschritt nach hinten und blockte den tsuki mit dem vorderen Arm (teisho). Dann umsetzen und empi chudan, gefolgt von age empi, tori packen und wegschubsen. Tori greift erneut an, uke dreht sich raus, kontert mit empi, Arm greifen, tori herunterdrücken und konter mit otoshi empi. Insgesamt waren in den PartnerInnen-Übungen des Lehrgangs viele der für Andrés Trainings typische Rotationsbewegungen und -kombinationen wiederzufinden.

Im Anschluss gab es die berühmt-berüchtigte mae-geri-Kombination, bei der uke versuchen sollte, unter dem mae geri herzutauchen. Diese Übung war eine der Spezialtechniken des Meisters Asai, dem Lehrer André Bertels. Wie auch vor einigen Jahren in Krefeld mussten Torsten und ich auch diesmal erfahren, dass wir noch lange nicht über den Meistergrad Asais verfügen und dass diese Technik wohl so schnell noch nicht zu unserem Standardprogramm gehören wird.



Lockerheit in den Armen, peitschenartige Bewegungen, die das Starre aus unseren Körpern lösen sollten und durch Schleudern und Schnappen und Ausnutzen der Zentrifugalkraft für effektive Techniken sorgen - das sind weitere typische Merkmale á la Bertel! Wir übten dieses Schwerpunktthema an unseren PartnerInnen, in dem wir mit großem Schwung der Arme Techniken wie washide oder kumade auf den oberen Teil des Karate-Gi unseres Gegenübers prasseln ließen. Bei gelegentlichem Körperkontakt konnte man einen Eindruck von der Effektivität dieser lockeren Techniken erleben! Techniken dieser Art können nach Empfehlung André Senseis etwa als iriguchi waza eingesetzt werden - also als Auftakttechnik, um Verwirrung zu stiften, bevor die eigentliche Kontertechnik platziert wird.





Diese Lockerheit war dann der nahtlose Übergang zum Highlight des Tages, der Kata Rakuyo, welche sich eben durch diese gewisse Lockerheit auszeichnet, die an herabfallendes Herbstlaub erinnern soll. Ich war beeindruckt, wie schnell unsere Kids die Kata lernten und wie exakt sie die Techniken ausführten! Da können wir schon echt stolz sein auf unseren Nachwuchs! Ole, Justus und Juliane (Kai konnte krankheitsbedingt am zweiten Tag leider nicht teilnehmen) hatten auch sichtlich Spaß an den vielen zum Teil recht ruppigen Drills und Partnerübungen! Gerrit, der bereits zum zweiten mal dabei war, wurde bei den Partnerübungen meist von Ole herausgefordert und kam wohl auch ordentlich auf seine Kosten!

Torsten und ich werden in wenigen Wochen André Bertel in Oita besuchen und freuen uns schon sehr auf weiteres Feintuning und viele weitere Tipps. Im kommenden Jahr stehen bereits jetzt zwei Bertel-Seminare in Deutschland fest. Wir werden dabei sein :-)

Kata Rakuyo Asai Shihan und Bertel Sensei: https://www.youtube.com/watch?v=M9RkoJmxKtw

Kata Rakuyo in voller Länge: https://www.youtube.com/watch?v=5CcnKSR0vF8




Donnerstag, 13. November 2014

Technik Details Bunkai Lehrgang mit Iain Abernethy

Tekki Shodan
- erste Sequenz (aus einer anderen Stilrichtung) Yoi: Hände erst überkreuz mit den Handflächen zur Brust zeigend und dann runter bewegen zur Shotokan-Yoi-Position: Tori stürmt auf Uke zu, Uke nimmt die Hände an den Kopf (Handflächen auf die Haare) und schützt den Kopf so. Jetzt nimmt Uke die Handflächen auf den Kopf des Tori und drückt den Kopf des Tori runter. Wenn das gelingt, direkt weglaufen.
Kata weiterführen: Arme strecken und überkreuzen und mit den Händen würgen.
- Wenn es nicht gelingt, weil Tori zu stark ist und der Kopf nicht runter geht, diesen mit Empi traktieren; wenn Tori blockt, andere Seite; wenn er da auch blockt, beide Arme auf eine Schulterseite nehmen, mit dem gestreckten Arm / Rückseite der Hand vor das Ohr des Tori und nochmal Empi. Jetzt den Kopf greifen und drehen und nach rechts ziehen, dann nach links schmeißen
Statt den Arm zum Kopf zu schlagen, kann man auch den gestreckten Arm als Heel nutzen und den Gegner einmal um die eigene Achse drehen, von hinten  in die Kniekehle treten und an die Gurgel greifen.
- Im Clinch (beide greifen je an den Hals des anderen)

Drills:

1. Beide stehen rechts vor, Kamae, mit rechts den Arm touchieren, mit links halten, mit dem rechten Arm gestreckt zum Hals; ausweiten: mit links anfangen, rechts, links, rechten Arm zum Hals - das auch abwechselnd und schneller werden!
2. Einer fasst den anderen an den Handgelenken
a) Handgelenke sind oben (Arme des Uke nach oben eingeknickt): Uke nimmt den Ellenbogen eines Armes nach oben und dreht ihn dann wieder runter. Durch eine Hebelbewegung müsste die Hand des Tori sich lösen
b) Handgelenke sind auf Hüfthöhe - Hände werden nach innen gedreht und gelöst.
Hier kann man ein Spiel draus machen: Beide sollen versuchen, die Hände zu befreien und jeweils mit der flachen Hand auf den Kopf des anderen zu klopfen. Der andere darf blocken. Nach Punkten....
c) Tori fasst Ukes rechtes Handgelenk, Uke dreht sich so, dass Unterarm an Unterarm stoßen und die Hand sich löst, dann Schlag mit dem gestreckten Arm gegen den Kopf des Tori (mit der Handaußenkante)
d) Beide umfassen sich (je einen Arm oberhalb und einen unterhalb der gegnerischen Arme) - Ziel ist es, hinter den Partner zu gelangen und diesen mit beiden Armen zu umfassen
e) Griff in die "Genitalien" (statt dessen im Training: Griff an den Gürtelknoten): Beide stehen voreinander im Clinch und versuchen, je den Knoten des anderen zu greifen.

Tekki Nidan - Anfang: Tori greift an, wir gehen im Clinch mit den Fingerknöcheln unter die Ohren und ziehen Tori hoch

Selbstverteidigungs-Wettkampf: Man kann eine Situation inszenieren, z. B. einer steht im Kreis, viele drumherum, die ihn angreifen. Was ist die beste Verteidigung? Beste Lösung: Einfach durch den Kreis brechen und weglaufen! Gewonnen hat, wer gar nicht erst

Dienstag, 28. Oktober 2014

Street Combatives - We do bad things to bad people

Vor ein paar Wochen erhielt ich von einem Karate- und Facebook-Freund eine Einladung zu einem eintägigen Selbstverteidigungs-Event in Olpe unter dem Namen "Street Combatives - ein Konzept stellt sich vor". Hinter diesem Konzept steckt ein Selbstverteidigungssystem, das an dem Punkt ansetzt, an dem bereits alle deeskalierenden Maßnahmen gescheitert sind - oder bei dem man lernt, intuitiv auf unverhoffte, unmittelbare Angriffe zu reagieren. Dementsprechend ist es absolut direkt, schnörkellos und verzichtet vollständig auf kunstvolle oder komplizierte Griffe, Tricks und Kniffe. Warum? Nun, weil wir im Ernstfall eine absolute Stresssituation haben, in der wir im Regelfall nicht mehr in der Lage sind, feinmotorisch zu arbeiten. Unser Coach veranschaulichte dies sehr schön an dem Beispiel, dass man in dieser Situation oft nicht mal mehr in der Lage ist, auf dem Handy 110 zu wählen, weil man einfach nicht mehr die (richtigen) Tasten trifft! 

Wir starteten in einer Gruppe von ca. 15 Personen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und -erfahrungen, verschiedenen Alters und unterschiedlichster Statur, ein knappes Drittel davon Frauen. Nach einer kurzen Begrüßung ging es für eine lockere Stunde zum Aufwärmen an die Pratzen. (Details zum Pratzentraining habe ich hier zusammengefasst). Was mich überraschte, war, dass wir immer nur die rechte Seite trainiert hatten - ich kann nicht sagen, ob das zum Konzept gehört, nach dem Motto: Lieber eine Seite ganz stark und die andere dann weglassen, oder ob dieser Aspekt der Tatsache geschuldet war, dass es sich ja nur um einen Vorstellungstag gehandelt hatte. 

Wenn man sich die Pratzen-Übungen näher anschaut, wird zumindest jede/r Karateka schnell feststellen, dass es sich bei diesen Techniken allesamt auch um Stöße und Schläge handelt, die wir auch in unserer Kampfkunst regelmäßig üben - wenn vielleicht auch nicht immer in dieser Konsequenz, Härte und Wiederholungsdichte. Obwohl es ja quasi ein "Straßenkampf-Seminar" war, verzichteten wir zumindest an diesem Tag komplett auf Schwinger oder andere eher karate-untypischen Techniken. Es wurde zudem auch auf dieselben Prinzipien und Schwerpunkte geachtet, wie im Karatetraining: Man schlägt oder stößt mit dem ganzen Körper, der Impuls kommt aus der Hüfte, die Bewegung erfolgt in einer Kettenreaktion durch den Körper. Mir persönlich hat es einen Riesenspaß gemacht, hier mal auf Hochtouren die Sau raus lassen zu können. Für Menschen, die selten an Pratzen trainieren oder dies noch gar nicht oder nicht oft gemacht haben, sei gesagt: Der passive Part (also der, bei dem man nicht schlägt, sondern die Pratze hält) kann durchaus härter sein, als der aktive Part! Mein Trainingspartner ließ mir jedenfalls keine ruhige Minute, wenn ich das kleine Schlagkissen an der Hand hatte! So ging es also etwa eine Stunde lang und uns wurde vom Trainer ein fürchterlicher Muskelkater prophezeit, der sich inzwischen auch eingestellt hat ;-) 

Nach einer kurzen Pause wanderten die Pratzen zunächst an die Seite und wir übten direkt am Partner. Es war abzusehen, dass es beim Sparring nicht zimperlich zur Sache gehen würde. Darum hat mich die Intensität und die Härte, mit der zumindest mein Partner und ich miteinander umgingen nicht überrascht - wenn ich ehrlich bin, mag ich es eine Spur härter ja sogar ganz gerne :-) Wir übten zunächst, wie wir reagieren, wenn jemand frontal auf uns zugelaufen kommt und uns an der Körpermitte umfassen will. Um den Aggressor zu stoppen, schlugen wir mit aller Kraft mit unseren Unterarmen auf die Schulterpartie, führten die Hände hinter dem Nacken zusammen (so dass wir auf die Innenseite unserer Unterarme blicken konnten) und drückten unsere Unterarme eng zusammen, so dass der Kopf des Gegners eingeklemmt wurde, er quasi mit der Nase an unserem Brustkorb stand.  Der Kopf war also ziemlich vertikal, während der Rücken abgewinkelt wurde. Durch diese Stellung befand sich unser Gegner in einer so ungünstigen Position, dass quasi seine Wirbelsäule blockiert war und er auch seitlich schlecht weg konnte. Jetzt hatten wir die Möglichkeit, z. B. den Kopf mit der einen Hand zu halten und den anderen Arm mit dem Ellenbogen zum Kinn zu schlagen. Hier war jetzt wirklich wichtig, ganz "kurz" zu schlagen, also tatsächlich die eigene Hand am eigenen Hals vorbei zu führen, sonst passte die Distanz nicht. Aus diesem Gememge konnten wir dann im Laufe der Trainingseinheit dann eine herrliche Rauferei entwickeln und man musste zuweilen schon ziemlich aufpassen, dass es keine bleibenden Blessuren gab. Ungeachtet der Ankündigung des Ausrichters Carsten Zimmermann hatte nämlich dann letztlich doch keiner oder kaum einer von uns irgendwelche Zahn-, Kopf- oder sonstigen Schützer angelegt. 

Für mich sehr wirkungsvoll war folgende Tatsache und Übung: Der Gegner rennt ja nicht zum Spaß auf uns zu und umklammert uns nicht, weil er uns so gern hat, sondern weil er uns letztlich zu Boden bringen will. Kritisch wird es daher für uns als Abwehrende, sobald der Griff an unsere Beine geht. Vielleicht stürzt sich der Gegner auch direkt auf unsere Beine - befindet sich also mit seinem Oberkörper unterhalb unseres Oberkörpers. Jetzt war es unsere Aufgabe (und das hat auch tatsächlich mehrfach supergut funktioniert), diese im Grunde ja überlegene Position auszunutzen, und uns einfach auf den Gegner drauf fallen zu lassen. Am Boden haben wir dann ja weiter "Oberwasser", da der Gegner platt wie eine Flunder unter uns liegt und quasi handlungsunfähig ist. Handlungsunfähigkeit ist ein gutes Stichwort, denn auch was unser Coach hinsichtlich der Konsequenz unseres Handels vermittelte, fand ich absolut überzeugend: Es ginge nicht darum, jemanden schwer oder gar letal zu verletzen - allein das Zufügen von (starken) Schmerzen reiche allerdings auch nicht aus. Vielmehr sei es wichtig, dass wir dem Gegner das Bewusstsein eintrübten oder vollständig nähmen. Wie auch ich es in meinen Kursen vermittele ist es ja so, dass Menschen, die uns angreifen, durch einen erheblich angehobenen Adrenalinspiegel und ggf. noch unter dem Einfluss von Drogen ein stark herabgesetztes Schmerzempfinden haben - selbst nach zum Teil starken Verletzungen lassen sie nicht vom Angriff ab! Die Sicht nehmen, das Bewusstsein - nur so können wir sicher den Ort des Geschehens verlassen. 

Mein Trainingspartner Arthur und ich überlegten schon an dieser Stelle einige Gemeinheiten, wie man den Gegner überwältigen könnte, z. B. wenn man quasi von oben auf dessen Hinterkopf blickt, seitlich über den Kopf ins Gesicht zu greifen, Lippe, Nase und ggf. Auge zu greifen und den Kopf an diesen Fixpunkten umzureißen. Dies wurde dann später auch vom Coach vorgeschlagen. Ebenso schön war hinterher sein Vorschlag, dem Gegner ein Ohr abzureißen, anschließend bei einer Aufwärtsbewegung mit dem Daumen (ohne Ohr ;-) ) ein Auge auszustechen und ihm dann noch mit dem Ellenbogen den Rest zu geben. Leider konnten wir wegen der kleinen Anzahl an Trainingsteilnehmern diese radikale Übung nur andeuten ;-) aber auch so machte es schon einen Heidenspaß! 

Gegen Ende des Nachmittags - ich hatte schon wegen der Zeitumstellung in der Nacht zuvor und auch wegen der Fülle der Trainingseindrücke ein wenig das Zeitgefühl verloren - wurden wir dann zum Partnerwechsel aufgefordert und sollten jetzt locker das Eingeübte im freien Sparring ausprobieren. Ahäm, ich hab dann ja nach so einem Vollgas-Nachmittag immer ein bisschen das Problem, wirklich locker zu werden und zu bleiben. Der Coach spielte jetzt zum Showdown dann auch noch Musik und startete mit Poison (was ich zum Einstimmen auf der Hinfahrt schon im Auto hatte laufen lassen :-) ). Schnell wurde klar, dass es so nichts wird mit dem lockeren Training, denn der Rock ging schnell ins Blut und ich möchte mir nicht ausmalen, wie wir bei noch härteren Beats aufgedreht hätten. Zu unser aller Überraschung gab es dann im nächsten Durchgang Reggae und wir wurden tatsächlich alle ruhiger! Es sei einfach zu gefährlich, eine Trainingseinheit mit harter Musik ausklingen zu lassen - dann habe man keinen positiven Trainingseffekt, sondern viele, viele Verletzungen. Auf diese Weise wechselten wir dann noch einige Male durch, so dass wir eine Vielzahl von Partnerinnen und Partnern kennen lernen konnten. Es war jedes mal ein herzliches und herzhaftes Miteinander und hat super viel Spaß gemacht! 

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mich das Konzept vollumfänglich überzeugt hat. Street Combatives ist für mich eine sehr gute Möglichkeit, zu überprüfen, welche Karatetechniken im Ernstfall funktionieren bzw. wie sie bestmöglich ausgeführt werden müssen, damit sie überzeugen.  Es hat mich doch ziemlich beruhigt, dass meine 30 Jahre Karatetraining doch offenbar nicht ganz vergebens waren und ich auch losgelöst vom Shotokan-Training wirkungsvoll zu funktionieren scheine. Ich werde die entsprechenden Veranstaltungstermine auf jeden Fall mal im Auge behalten und sicher noch an dem ein oder anderen vergleichbaren Event teilnehmen. 

Spaß gemacht hat's! Danke, Arthur für die Einladung :-)

Pratzentraining Street Combatives

1. Stoß mit der Hand/dem Handballen grade nach vorne
Pratze auf Schulterhöhe seitlich halten, der Aktive steht im Kamae vor dem Pratzenhalter und zwar so ausgerichtet, dass er frontal zur Pratze steht (nicht frontal zum Halter). Er trifft mit dem Handballen oder mit der ganzen Handfläche, wichtig: Der Im Puls kommt aus dem hinteren Bein, der Hüfte, dem Rumpf. 50 Wdh, dann Partnerwechsel (Seitenwechsel haben wir an dem WE nicht geübt).

2. Stoß mit dem Ellenbogen 
Pratze frontal etwa auf Höhe des Halses halten, ggf. die zweite Hand zur Unterstützung dazu nehmen. Der Aktive steht frontal zur Pratze/zum Halter. Er trifft mit der Spitze des Ellenbogens (nicht mit der seitlichen Fläche des Ellenbogens). Die Distanz soll so nah sein, das der Aktive unmittelbar vor der Pratze steht. So lässt sich ein Empi in der normalen Form nicht ausführen. Er muss kürzer ausgeführt werden, als wir es sonst üben. Hierzu führt man die Hand des Empi seitlich am eigenen Hals vorbei (wenn man mit rechts stößt, also links am Hals vorbei). 50 Wdh, dann Partnerwechsel.

3. Wiederholter Stoß mit der Hand/dem Handballen grade nach vorne
Dreimal vorgehen, ohne Stopp. Nach dem dritten Mal nimmt der Halter die Pratze mit der Schlagfläche zur Brust, als Zeichen, dass der Durchgang vorbei ist. Zurück auf die Position und ca. 30 Wdh, dann Partnerwechsel.

4. Wiederholter Stoß mit dem Ellenbogen
Wie unter 3. beschrieben, nur muss der Halter nicht so weit zurück gehen

5. Kombination aus Hand-/Handballenstoß und Ellenbogenstoß
Es wird insgesamt viermal angegriffen - erst mit der Handfläche (der Halter geht nur wenig zurück), dann zweimal mit dem Ellenbogen und zum Abschluss noch einmal mit der Hand/Handballen (langer Stoß). Der Halter muss die Distanz entsprechend anpassen: zweimal kurz zurück gehen, einmal lang.

6. Hammerschlag
Die Pratze wird waagerecht etwa auf Oberschenkelhöhe gehalten, der Aktive steht (fast) aufrecht, holt mit dem Schlagenden Arm so aus, dass der Ellenbogen des Arms über den eigenen Kopf ragt, die Faust zeigt dabei mit den Knöcheln nach unten. Jetzt erfolgt eine Abwärtsbewegung durch den gesamten Körper, wobei der Impuls an der Hüfte beginnt, über den Rumpf zum Oberkörper gelangt und im letzten Moment die Faust nach unten reißt. Arm und Faust müssen bis zuletzt locker bleiben, im Moment des Auftreffens wird angespannt.

Samstag, 5. Mai 2012

Drills mit Heero

Zum Aufwärmen: zu zweit zusammen und schieben, auf plötzliches Kommando ziehen! Immer wieder wiederholen, mit wechselnden Partner.

Dann wieder zu zweit zusammen, an den Oberarmen festhalten und versuchen, den anderen unter den Armen (am Torso) zu umklammern bzw. dasselbe umgekehrt zu verhindern.

Es waren verschiedene "Kampfkünste" vertreten. Heero fragt zu Beginn:"Weiß jemand nicht, was ein Zenkutsu-Dachi ist?" Es melden sich welche. "Na gut. Dann machen wir mal einen großen Ausfallschritt und nehmen jetzt das Gewicht etwas nach vorne."
Als nächstes: Jetzt schlagen wir gleichzeitig mit dem Schritt mit derselben Faust nach vorne, die andere geht an die Körperseite."

Partnerübung: Einer geht vor mit Tsuki, der andere zurück mit Age-Uke.
Als nächstes: Nach dem geblockten Tsuki schlägt der Tori noch einen Ura-Tsuki unter dem Block her (mit demselben Arm).
Dritte Übung: Der Uke will kontern, dies soll dadurch verhindert werden, dass Tori nach dem Ura-Tsuki denselben Arm hochreißt zu einem Uraken auf das Kinn des Gegners.

Tori schlägt mit einer Art Haito-Schwinger zum Ohr des Uke. Dieser blockt mit beiden Oberarmen in Kopfhöhe.
Als nächstes nimmt Uke anschließend den Kopf des Tori, geht mit dem Gewicht etwas tiefer und schlägt den Kopf des Uke mit der Nase auf den eigenen Hinterkopf.
Heero:"Die tiefen Stände nutzen nichts, wenn man immer nur tief vorgeht. Sie machen dann Sinn, wenn man flexibel aus einem hohen Stand in einen tiefen wechseln kann und umgekehrt."

Tori schlägt Schwinger mit rechts, Uke blockt mit Age-Uke links, übernimmt mit rechts, führt den rechten Arm zu einer Art Gedan-Barei nach unten und führt seinerseits mit rechts einen Schwinger aus, den der andere dann mit links blockt....usw. Locker bewegen, runde, weiche Moves, Seitenwechsel, aus der Bewegung heraus....

Tori und Uke stehen sich gegenüber. Tori fasst Uke mit seiner rechten an Ukes linker Hand. Uke streift die Hand Toris mit einem Gedan Barei ab. Dann dasselbe mit der anderen Seite. Tori kommt jetzt mit einem Schwinger zum Kinn mit rechts. Uke reißt den rechten Arm vom Gedan Barei zu einem Uchi-Uke Jodan hoch und blockt damit den Schwinger, leitet ihn nach rechts unten weg (wie Gedan-Barei). Tori schlägt mit links, Uke reißt den linken Arm wie zum Soto-Uke nach links hoch, um dann von oben kommend die Faust gegen das Kinn des Tori zu stoßen, dann noch ggf. den Ellenbogen und schließlich nach unten in die Genitalien zu schlagen.
Letzte Variante: jetzt dreht sich Uke nach links, nimmt den Tori mit und drückt ihm auf das Ellenbogen gelenk, bis er zu Boden geht.