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Sonntag, 26. November 2023

JKA-Nederland - Peter-Wewengkang-Memorial-Lehrgang

Von Freitag bis Sonntag (24. – 26.11.23) fand in Beek (in der Nähe von Maastricht) der inzwischen 11. JKA-Lehrgang der Niederlande statt – der Peter Wewengkang Sensei Memorial Lehrgang (in Gedenken an den 2012 verstorbenen Peter Wewengkang Sensei). Seine Kinder Ramon und Tamara organisieren seit viele Jahren dieses Event – Torsten und ich waren diesmal mit dabei. Ebenfalls aus der Fuji San Delegation dabei war Uta Hinkelmann, die zusammen mit zwei Freundinnen dort am Samstag teilnahm. 


Torsten und ich genossen die vollen drei Tage mit den Senseis Sawada Shihan (JKA-Chief-Instructor Belgien), den aus Japan angereisten Honbu-Instruktoren Okuma Sensei, Kurihara Sensei, Shimizu Sensei und Nemoto Sensei, unterstützt aus den Reihen des veranstaltenden Dojos durch Ramon Wewengkang Sensei. Seine Schwester Tamara sitzt seit einigen Jahren wegen einer Nervenerkrankung im Rollstuhl – was sie nicht davon abhält, den Dogi zu tragen und am Lehrgang nach ihren Möglichkeiten teilzunehmen. Äußerst beachtlich ist ihre positive Ausstrahlung und ihr herzliches Willkommen an alle Gäste!

 

Wie viele der anderen waren wir im Van der Valk Hotel in Urmond-Stein untergekommen, etwa 2:15 Autostunden von Münster und 10 Autominuten von der Trainingshalle entfernt. Das Hotel machte zunächst einen sehr positiven Eindruck – allerdings hatten wir vom Balkon aus einen „herrlichen Blick“ auf die örtliche Raffinerie und das Autobahndreieck :-D Ansonsten war das Hotel aber ok, zumal am Samstagabend dort die Lehrgangsfeierlichkeit stattfand 

 

Am späten Freitagnachmittag fand bereits die erste Einheit statt: Ein großer Anteil der insgesamt über 400 Teilnehmenden aus 13 Nationen fand sich am ersten Tag in unserer Halle und in einer weiteren kleineren Halle ein. Es war schon gut voll und in unserer Halle trainierten drei der insgesamt fünf Gruppen. Alle Senseis stellten sich in rund 20 Minuten dauernden Sequenzen vor. Ein besonderer Fokus lag auf dem "Einrasten" der Hüfte bei den Shomen-Hanmi-Wechseln. 

 

Abends trafen wir uns mit unseren Karate-Freund*innen Tobias Prüfert und Silvana Moreno im Hotel-Restaurant und ließen den Abend ausklingen. 

 

Am nächsten Morgen ging es um halb 10 weiter. Wir hatten zunächst Sawada-Sensei, der uns nach dem offiziellen Warmup einige „lustige“ Aufwärmübungen ausführen ließ: auf einem Bein stehend das andere zum Mae-Geri anheben und halten – dabei zehn Tsuki mit Kiai ausführen und davon pro Bein drei Wiederholungssätze – dasselbe dann mit Yoko-Geri! Sawada Sensei beobachtete unsere wackeligen und ziemlich armseligen Bemühungen mit einem schelmischen Lächeln 

Danach ging es los mit Kumite Übungen: Angriff mit Oi Tsuki, die abwehrende Person gleitet zurück in Kokotsu Dachi mit Block Uchi Uke. Die angreifende Person sollte dann nach dem Mae Geri (eigentlich gleichzeitig mit dem Absetzen des Maei Geri) einen Oi Tsuki ausführen – der sollte dann durch einen Kizami Mae Geri der abwehrenden Person im Entstehen gestoppt werden. Alternativ zum Kizami Mae Geri konnte auch ein Kizami Mawashi Geri oder Kizami Uchi Mawashi Geri ausgeführt werden. 

 

Danach ging es in Anwendungen aus der Kata Gankaku, die bei der JKA zu den Standard Gata zählt (Heian Gata, Tekki I-III, Bassai Dai, Jion, Enpi, Kanku Dai ??? und Gankaku). Ich hatte hier - wie auch schon bei der vorigen Kumite-Übung - das Vergnügen, mit Silvana trainieren zu können. Im Anschluss an die Bunkai-Sequenzen wurde die Kata noch einige Male ausgeführt. Zwischen durch wurde noch etwas Theorie abgefragt, z.B., über wieviele Zählzeiten sich die Gankaku erstreckt (Antwort: 42). Infos wie diese werden leider im DJKB zur Zeit noch gar nicht unterrichtet, so dass diese Hintergründe und die korrekten Zählungen in Deutschland wohl noch nicht so verbreitet sind. Drei Karateka führten die Kata dann noch vor, wobei sie darauf achten sollten, sich nur je auf einer Linie vor und zurück zu bewegen (Enbusen der Gankaku). 

 

Nach einer nur viertelstündigen Pause ging es mit Shimizu Sensei weiter mit einer Art „klebende-Hände-Übung“: Zunächst standen sich je zwei Personen gegenüber, drückten die Handflächen gegeneinander und bewegten sich immer einen Schritt vor und zurück im Zenkutsu Dachi, im Folgenden dann auch zwei oder drei Schritte. 

Anschließend sollten wir auf der Stelle stehen bleiben, aber – auf den Druck an den Handflächen reagierend – das Körpergewicht vor und zurück bewegen. 

Im nächsten Durchgang sollten wir die Körper aus dieser Position horizontal kreisend bewegen, im dritten Durchgang vertikal. 

Durch das Brechen des Rhythmus' - so demonstrierte Shimizu Sensei – konnte man nun eine Lücke schaffen, um einen Angriff zu platzieren. 

Aus dieser Idee heraus wurde dann eine Kumite-Übung generiert: A schiebt die eigene Hand so weit vor, bis die Hand von B berührt wird. Nun sollte die Vorstellung entstehen, sich an der Hand von B nach vorne ziehen zu lassen und dadurch schnell nach vorne katapultiert zu werden. 

 

Im Anschluss an das Training bei Shimizu Sensei gab es eine Dreiviertelstunde Pause. Die Organisator*innen hatten Lunch-Boxen mit Brot, Obst und Wasser bereit gestellt. Das kam insgesamt sehr gut an und sorgte für die nötige Energie für Einheit Nummer drei. Nach der Pause unterrichtete uns nämlich Kurihara Sensei mit Details zur Kata Jion. Hier gab es unter anderem eine „hübsche“ Fangfrage: „Wie gleitet man im Kiba Dachi seitwärts?“ Wir zeigten es alle – aber es war falsch! Es ging dem Sensei nicht nur ums Seitwärtsrutschen, sondern darum, zunächst das entsprechende Bein seitlich auszustellen (ähnlich wie nach Ristos-Idee vor einem Gyaku Tsuku) und dann erst das Gewicht verlagern! 

 

Nach dem dritten Training beschlossen Torsten und ich, einen kleinen Ausflug nach Maastricht zu unternehmen, welches nur etwa eine Viertelstunde Fahrzeit mit dem Auto entfernt war. Leider war es bereits dunkel, als wir endlich da waren. Wir schlenderten durch belebte Shopping-Straßen und über die Brücke, die über die Maas führt und gönnten uns dann in einem Sushi-and-Ramen-Restaurant direkt am Bahnhof jeder eine Portion Ramen-Suppe zum Aufwärmen. Anschließend fuhren wir zum Hotel zurück und ließen den Abend mit einigen Karateka ausklingen. 

 

Am  Sonntag startete wegen vorheriger Danprüfungen und JKA-Lizenz-Examina die erste Einheit erst mittags um 11.30. Okuma Sensei ließ uns zahlreiche: Kumite-Variationen ausführen. Meine Partnerin war wieder Silvana, Torsten trainierte erneut mit Tobi. Die Atmosphäre in der Halle war extrem laut, weil an diesem Tag ALLE Gruppen in der kleineren der beiden Trainingshallen zusammen trainierten. Von den  400 Personen waren sicher noch 300 da, darunter auch viele Kinder. Es war dadurch auch sehr eng und es standen viele Taschen an der Seite, Sachen lagen auf dem Boden. Man musste ständig aufpassen, niemanden umzurennen oder umgerannt zu werden und nicht auf den Sachen auf dem Boden auszurutschen. Einmal hob ich etwas ärgerlich einen auf dem Boden liegenden Sportanzug auf und warf ihn etwas ungehalten auf eine Bank – prompt gab es eine verärgerte Reaktion von Jean-Pierre Sensei, dessen Anzug es wohl war :-D Später bat ich ihn um Verzeihung dafür, seinen Anzug recht achtlos geworfen zu haben – aber zum Glück lachte der Sensei nur und beteuerte, es sei „pas de problème“!  Die beiden Trainings am Sonntag waren auf jeden Fall wegen der vielen Menschen in der Halle eine echte Herausforderung und es fiel schwer, sich zu konzentrieren. Die Gohon-Kumite-Kombinationen bei Okuma Sensei waren wie folgt:

 

Tsuki Jodan / Age Uke – Gyaku Tsuki

Tsuki Jodan - Gyaku Tsuki / Age Uke – Soto Uke mit selben Arm – Gyaku Tsuki

Sanbon Tsuki / Age Uke – Soto Uke – Gedan Barei mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Mae Geri / Gedan Barei – Gyaku Tsuki

Mae Geri – Oi Tsuki / Gedan Barei – Age Uke  mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki -  Jodan Soto Uke mit offener Hand (ohne zu Patschen :-D ) – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki - Suri Ashi Gyaku Tsuki / Jodan Soto Uke – Osae Uke mit selbem Arm – Gyaku Tsuki 

Kizami Tsuki - GyakuTsuki - Mawashi Geri / Jodan Soto Uke - Te Osae Uke + einen Schritt zurück  und Konter mit Ushiro Geri

 

Nach der Einheit gab es eine halbe Stunde Pause, in der weitere Karateka (darunter auch Tobias und Silvana) abreisten. Die letzte Einheit leitete dann Nemoto Sensei. Wir hatten in seinem Training alle fest mit Kumite gerechnet – es gab aber Kata Heian I-V und Tekki I mit je zwei Bunkai-Sequenzen. Das war ein recht entspannter Ausklang, bevor wir dann auch die Heimreise antraten. 

 

Fazit: Ein mehr als gelungener Lehrgang, den wir sicher mit in unsere künftige Jahresplanung nehmen werden! 

 

Mittwoch, 6. Juli 2022

Czech Gasshuku 2022 - Triple Impact nach Corona-Pause!


Nach der langen Lehrgangspause freuten Torsten und ich uns, endlich wieder in unserem Nachbarland Tschechien an einem der schon traditionellen Czech Gasshuku teilnehmen zu können. In diesem Jahr fand das Event in Kadan statt, etwa 600 km von Münster entfernt bzw. 80 km südöstlich von Chemnitz gelegen. Mit den Senseis Naka, Okuma und Kurihara erwartete uns mit drei Top-JKA-Instructoren ein wahres „Triple Impact“. 



In diesem Jahr war ab Magdeburg eine Fahrgemeinschaft mit unserem Freund Tobias Prüfert vorgesehen. Für mich gestaltete sich die Anreise allerdings etwas abenteuerlich, da ich am offiziellen ersten Trainingstag des Gasshuku noch ein SOK-Seminar (SOK steht für Schützen ohne Kämpfen) an einer Förderschule in Neuburg bei Wismar abhalten musste. Neuburg liegt auch etwa 600 km von Kadan entfernt – allerdings an der Ostseeküste. Ich war bereits am Donnerstag mit der Bahn dorthin gereist und trat nach Abschluss meines Seminars am 01.07. um 17.30 Uhr eine Bahnfahrt Richtung Kadan an. Ich hatte einen Zwischenstopp mit Übernachtung auf etwa halber Strecke eingeplant (in Elsterwerda). Als ich jedoch von Torsten in einer Seminarpause am Freitagnachmittag eine Nachricht erhielt, dass am Samstagmorgen um 08.00 Uhr Kurihara Sensei ein Kata-Training zur Sochin leiten würde, wurde spontan umgeplant. Unser Dialog ging so: „Das schaff' ich nicht!" Torsten: „Fahr soweit Du kommst Richtung Tschechien heute Abend. Ich hole Dich ab ..“ Wow! Schnell warf ich einen Blick auf die Reisestrecke, sah mir Fahrtverläufe und Anschlusszüge an, sagte mein Hotel ab (bezahlen musste ich es bei so kurzfristigem Storno natürlich trotzdem) und schaffte es am frühen Samstagmorgen noch bis Ústi nad Labem (90 km von Kadan entfernt), wo mich Torsten am Bahnsteig empfing. Um 02.00 Uhr lagen wir dann in den Betten und schafften es pünktlich zu 08.00 Uhr ins Training bei Kurihara Sensei! 




Sochin bei Kurihara Sensei! Was für ein wundervoller Start für mich in die (kurze) Gasshuku-Trainingswoche! Akribisch demonstrierte der Meister technische Präzision und eleganten Hüfteinsatz! Verpasst hatte ich am ersten Trainingstag leider Kanku Sho bei Naka Sensei, Tekki Sandan als Vorbereitung für Kumite bei Okuma Sensei und eine Einheit bei Kurihara Sensei, in der schwerpunktmäßig Gyaku-Tsuki-Kihon trainiert wurde sowie zahlreiche Taikyoku-Shodan-Varianten und Kihon-Ippon-Kumite. 


 

In meiner zweiten Einheit unterwies uns Naka Sensei in Tekki Shodan inklusive spannender Nahkampf-Anwendungen. Da Torsten partnertrainingstechnisch bereits auf Tobias „eingeschossen“ war, fand ich in Julius aus Tübingen einen Trainingspartner für die nächsten Tage. Kumite-Übungen mit häufigen Partner*innen-Wechseln wurden offenbar mit Rücksicht auf die grade wieder aufschwappende Corona-Welle ausgelassen. Den Taikyoku-Shodan-Faden nahm in Einheit drei Okuma Sensei wieder auf und leitete hieraus interessante Kumite-Übungen ab. 

 

Der dritte Tag war herrlich Kata-lastig mit Bassai Sho am Morgen bei Okuma Sensei sowie Shitai und Sentai Gata (Heian 1-5, Tekki 1, Bassai Dai, Kanku Dai, Enpi und Jion) bei Kurihara Sensei. Naka Sensei rundete mit Nijushiho sowie Tekki Nidan mit einigen weiteren kniffligen Anwendungen in Einheit drei den dritten Tag ab. 




Am vierten Tag forderte Naka Sensei unsere schon leicht ermüdeten Muskeln mit den Tekki I-III und Jion heraus, nachdem wir bei Kurihara Sensei mit Gojushiho Sho gestartet waren. Auch bei Naka Sensei gab es wieder klasse Inspirationen für Anwendungen und neue Bewegungsmuster. Für mich neu war die „fluide Tekki“ mit fließenden Übergängen durch übergangslose Gewichtsverlagerung. Es waren dann wohl nicht nur die hohe Außentemperaturen, die uns am Nachmittag in einer kumitelastigen Einheit bei Okuma Sensei ordentlich ins Schwitzen brachten! Da sich in dieser Einheit Thomas Frommer Tobias als Trainingspartner geschnappt hatte, konnte ich mich hier mit Torsten „kloppen“ 

 

Nach einer kurzen Nachmittagspause ging es dann zur Sayonara Party, für die bei der Anmeldung bereits von jeder Person ganze 6 Euro kassiert worden waren. Hierfür gab es dann ein oder zwei Freigetränke und – wenn man schnell genug war – Essen vom Buffet. Am Tisch wurde fleißig gefachsimpelt und ausgetauscht und auf der Bühne des ansprechenden Festsaales den Sensei und den Ausrichter*innen gedankt. Sehr dankbar und zufrieden machte ich mich anschließend zu Fuß auf den Weg ins nahegelegene Hotel Split. Ich genoss den lauen Sommerabend und machte am Fluss Eger entlang noch einen Spaziergang zur Staumauer. Das Hotel liegt direkt am Fluss und aus dem Zimmer heraus blickt man auf das dicht bewaldete gegenüberliegende Ufer – einfach herrlich! 


Fachsimpeln bei der Sayonara-Party

Dank an Senseis und Ausrichtende

Hatten wir bisher unser linkes Bein vernachlässigt? Falls dem so war, so wurde die Kräftigung dieser Muskulatur in der letzten Kata Einheit an Tag fünf ausgiebig nachgeholt: Es gab Gojushiho Dai bei Naka Sensei  Für uns war dies leider schon die letzte Einheit, denn nach einer kleinen Abschluss-Foto-Session brachen wir gen Heimat auf. In Magdeburg hatte ich beim Ende unserer Fahrgemeinschaft mit Tobias noch die Gelegenheit, das schöne Dojo des BKC Magdeburg bestaunen zu dürfen, bevor Torsten und ich uns auf die letzte Reise-Etappe machten. 

 

Schade, dass dieser wunderbare Lehrgang so schnell vorbei war! – Aber zum Glück steht ja mit dem Gasshuku in Meppen schon bald das nächste Karate-Event im Kalender!



 




Mittwoch, 11. Juli 2018

Czech Gasshuku 2018

Ich ahne: Dies wird eine Tekki-Woche! Wir starteten heute früh um acht mit einem Training bei Richard Ruzicka Sensei und Tekki Shodan, bei dem keine didaktischen und methodischen Wünsche offen blieben! Sehr gut und dekuji, Richard Sensei! 
Es folgte Okuma Sensei mit Tekki Shodan und Tekki Sandan. Die Tekki Nidan hatte er nur am Rande gestreift mit dem Hinweis, dass wir diese bei Naka Sensei noch ausführlich thematisieren würden. Okuma Sensei legte zunächst mal einen großen Fokus auf die Verbindung zwischen Ober- und Unterkörper. Wir übten zunächst Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki in einem verkürzten Zenkutsu Dachi - also in relativ bequemem Stand mit Fokus auf die Armtechiken. Später forderte Okuma Sensei allerdings von uns auch sehr intensiv Tachi Waza und hier vor allem den für die Tekkis typischen Kiba Dachi: Wir führten mehrere Durchgänge Tekki I und III im Wechsel und ohne Pause im Kiba Dachi aus, wobei wir die Füße an der Stelle ließen, uns nur auf Arme, Rumpf, Hüfte und Blick konzentrieren sollten. Etwas verwirrend fand ich zuweilen die Zählweise, weil wir ja keine Schritte ausführten, jeder in den Kata vorkommende Schritt aber mit einer Zählzeit bedacht wurde. Es konnte also sein, dass 1-2-3 gezählt wurde, ohne dass wir uns bewegten. Am Ende entwickelte Okuma Sensei mit uns noch eine Partner/innen-Übung aus Tekki-Kombinationen, bei der die Gleichzeitigkeit von Block und Konter im Vordergrund stand: Tori griff an mit Oi Tsuki aus größerer Distanz und Uke zog den vorderen Fuß kurz zurück (Kiri Kaeshi), um dann einen Schritt nach vorne zu gehen mit links Gyaku Haiwan Nagashi Uke Jodan und gleichzeitigem Oi Tsuki (Höhe relativ egal, zunächst Chudan, aber auch Jodan möglich, in der Kata eher Gedan). Wichtig war dem Sensei, dass wir nicht seitlich auswichen, sondern gradeaus in die Gegnerin / den Gegner rein gingen. Diese Übung bauten wir noch aus mit dem Gedanken, dass Folgetechniken immer eine Option sein sollten: Nach dem Konter wieder kurz zurück in Kamae und Gewicht etwas nach hinten verlagern, dann einen neuen Angriff von derjenigen oder demjenigen, die/der vorher abgewehrt und gekontert hatte.

Hier gibt es ein kleines Video von Davide Galli: Czech Gasshuku Trainingsimpressionen

Ohne Iki läuft nix :-)
Das war heute mal eine schöne neue Erkenntnis im Training bei Naka Sensei! Es war bereits das dritte Training dieses Tages und ich hätte ja auf eine weitere Tekki-Einheit gewettet! Gut, dass ich es nicht getan habe, denn ich hätte wohl verloren. Zwar starteten wir mit Seitwärtsbewegungen im Kiba Dachi - aber das war dann Tekki-mäßig auch schon der größte gemeinsame Nenner. Offensichtlich war der Meister nicht mit unseren Bewegungen einverstanden, denn nach ein paar "Runden" ließ er uns zusammen kommen und enthüllte uns den Kern der heutigen Einheit: Wir sollten bei allen Karatebewegungen den Fokus legen auf Körperhaltung, Atmung und Schwerpunktverlagerung. 
Zur Körperhaltung wiederholten wir einige der Übungen, die Naka Sensei auch bei anderen Lehrgängen bereits angeleitet hatte - und die mit jedem Mal mehr Sinn ergeben, besser funktionieren: Angefangen mit dem achtsamen Niederknien, dem sorgfältigen Verbeugen und dem korrekten Sitz im Seiza - wenn das Becken in der korrekten Position ist, kann man sich erheben, obwohl jemand von oben mit großer Kraft auf die Schultern drückt. 
Es folgte eine Überleitung zum Neko Ashi Dachi, bei dem wir vorwärts gehen sollten, in dem wir den Fuß zunächst mit der Ferse aufsetzen. Das war sehr ungewöhnlich und als wir damit die Taikyoku Shodan ausführten, musste ich ganz schön überlegen! Diese Art, sich zu bewegen, also über das vorzeitige Absetzen der Ferse einen guten Stand und eine gute Haltung zu generieren, übertrugen wir dann nochmal auf die Kiba-Dachi-Seitwärtsbewegung und achteten hierbei auf die korrekte Schwerpunktverlagerung. Haltung hat aber nicht nur etwas mit Körperkraft zu tun, sondern auch etwas mit der inneren Einstellung. Es sei wichtig, diese innere Einstellung in der äußeren Haltung wiederzuspiegeln, so der Sensei. 
Einen großen Einfluss auf die Haltung hat schließlich auch die Atmung. Ich muss gestehen, dass mir der japanische Name für Atem bis heute nicht bekannt war: Iki! Wie schön! Ich weiß nicht, wieviele meiner heutigen Karatefreunde es wissen, aber Atem auf japanisch klingt genauso wie mein Spitzname aus Jugendzeiten und meinem ersten und zweiten Karateleben, der sich allerdings Icky schreibt. Erst in den letzten Jahren habe ich mich mehr und mehr von diesem Namen verabschiedet und mich mit Andrea vorgestellt bzw. wurde einfach "Pandachen" genannt ^^ ;-) Eins steht fest, den japanischen Namen für Atem werde ich jetzt nicht mehr vergessen :-)
Naka Sensei ließ uns die drei Prinzipien dieses Nachmittags dann noch ausgiebig mit der Kata - nein, keine Tekki, sondern: Gojushiho Dai üben.

Tekki Nidan mit Naka Sensei
Wie von Okuma Sensei bereits angekündigt gab sich heute Naka Sensei mit Tekki Nidan die Ehre. Zu Beginn der Einheit griff Naka Sensei thematisch den roten Faden des Vortages wieder auf, in dem er uns im Kiba Dachi seitwärts bewegen ließ, mit Fokus auf die Schwerpunkverlagerung durch das Absetzen der (hinteren) Ferse, also der Ferse des übersetzenden Fußes. Anschließend führten wir die Seitwärtsbewegung mit hochgezogenem Knie aus. Beim Übersetzen des Fußes sollten wir darauf achten, zunächst den Ballen aufzusetzen, nicht die Fußaußenkante. Mit dem Absetzen der Ferse folgt dann wieder die Schwerpunktverlagerung. 
Zur Kata gab es zahlreiche interessante Details: So sollten wir als dritte Armbewegung nach dem Hasami Uke beide Arme im Bogen seitlich in den Chudan Block bzw. Kage Tsuki bewegen. Intuitiv hätte ich beide Techniken bisher eher seitlich gestoßen. Eine Anwendung für den Empi, der in dieser Kata über die Mittelachse des Körpers gestoßen wird, übten wir später als Gelenkhebel. An mehreren Stellen kommen in der Tekki Nidan durch einen zweiten Arm unterstützte Blocktechniken vor. Hier wies uns Naka Sensei an, mehr Kraft in den unterstützenden Arm zu geben. Es war ein klasse Effekt, der sich daraus generieren ließ! Ist ein Arm zur Unterstützung am anderen angelegt, so kann dies auch eine Vorbereitung für eine Angriffstechnik sein, da der unterstützende Arm ja schon „fast im Ziel“ ist. So übten wir seitliches Herausgleiten mit Uchi Uke, unterstützt vom anderen Arm, der mit der flachen Hand am Unterarm angelegt war und ließen den angelegten Arm anschließend zum Tsuki „ausfahren“. In der Folge wurde der Angriffsarm des Gegners gepackt und gedreht, der Angreifend zu Fall gebracht. Naka Sensei demonstrierte dies zur offenen Körperseite des Angreifers hin aus. Meiner Meinung nach ist aber da der andere Arm des Angreifers noch zu gefährlich. Vielleicht kann man auch zur geschlossenen Seite rausgehen, dann ist keine Gefahr mehr im Verzug. Torsten und ich haben hier beides ausprobiert und fanden die zweite Variante sicherer. 
Wenn Blicke töten können – dann war vielleicht eine starke Blickwendung im Spiel! Durch die Blickwendung kann man nämlich die Körperenergie maßgeblich beeinflussen! Hierzu sollen wir nicht nur "aus den Augenwinkeln" zur Seite blicken, sondern den Kopf möglichst weit zur Seite drehen. Ich hatte mich schon gefragt, warum abweichend von dem, was ich früher gelernt habe, in den meisten Kata keine Blickwendungen mehr trainiert werden, mit Ausnahme der Kata aus der Tekki Gruppe! Es ist tatsächlich so, dass die Körperspannung besser ist, wenn der Kopf deutlich zu der Seite gedreht ist, zu der sich der Körperschwerpunkt verlagern soll!

Naka Sensei bleibt seinem Thema treu: Heute Nachmittag ging es wieder um das Thema der optimalen Schwerpunktverlagerung bzw. Kraftübertragung. Wir starteten mit einer Kihon-Vorübung im Stand, bei der wir Choku Tsuki auf einem Bein ausführten - das Bein auf der Seite des Tsuki stand fest am Boden und auf der Hikite-Seite hatten wir das Knie hochgezogen. Dies übten wir auch in der Vorwärtsbewegung, wobei Naka Sensei erneut die Methode, mit der Ferse zuerst aufzusetzen empfahl: Der Stand sei anschließend fester und kompakter, so der Sensei. Wichtig war hierbei auch, den Rumpf in der Horizontalachse zu komprimieren. 
Geht's noch kompakter? Aber ja! Und zwar im Kosa Dachi! wir sollten aus Zenkutsu Dachi mit Gedan Barei vorwärts gehen und mit Oi Tsuki im Kosa Dachi landen. Vorwärtsgehen auch hier wieder mit der Ferse zuerst. 
Diese Übung wurde ausgebaut zu Oi Tsuki in Kosa Dachi, anschließend den hinteren Fuß zurück setzen und Gyaku Tsuki. Hierbei war wichtig, dass wir den Druck vorne ließen (Sensei Naka zog zum Vergleich den Anfang der Kata Jion heran). Ging man jetzt mit dem nächsten Oi Tsuki vor, hieß es, den Gyaku Tsuki Arm kurz zurück zu ziehen und dann wieder für den nächsten Tsuki zu benutzen. Eigentlich wie immer bei Oi- und Gyaku-Tsuki-Kombinationen, vielleicht fiel es mir wegen der ungewohnten Tachi Waza in diesem Zusammenhang schwerer als sonst. Die erste Bahn (Kosa Dachi mit rechts vorne und Oi Tsuki mit rechts) bekam ich immer ganz gut hin, auf der Bahn zurück kam ich meistens durcheinander. Eine schöne Übung, die ich sicher im Dojo aufgreifen werde! 
Doch wir waren noch nicht fertig mit dieser Kombination! Es folgte ein Oi Tsuki mit Kiri Kaeshi, wobei wir die Instabilität nutzen sollten, um mehr Geschwindigkeit zu generieren! Insgesamt also: vor mit Kosa Dachi und Oi Tsuki, hinteren Fuß zurück mit Gyaku Tsuki, Kiri Kaeshi und Oi Tsuki. 
Dann ging es zum Partner/zur Partnerin: Zunächst wurden wir in Zweierreihen aufgestellt. Etwas ungewöhnlich war der Start: Die Reihen 1, 3, 5 und 7 sollten sich abknien und die Partner/innen sollten Mae Geri treten. Wohin - war nicht ganz klar - und vielleicht auch egal. Der kniende Partner bzw. die Partnerin sollte zunächst nicht als Ziel fungieren, vielmehr sollten sich die anderen wohl einfach ein bisschen "einschießen". Dann gabs natürlich auch einen Wechsel. In der Folge dann Kumite aus links vor Kamae mit Angriff Mae Geri, der/die andere ging raus mit Tai Sabaki / Suri Ashi und Gedan Barei, Konter Gyaku Tsuki. In der Folge hängten wir noch Kiri Kaeshi mit Oi Tsuki Jodan an. Später wurde aus dem Oi Tsuki ein Uraken und letztlich rundeten wir mit einem weiteren Gyaku Tsuki ab. Für den letzten Gyaku Tsuki passte die Distanz bei Torsten und mir leider nicht. Wir hatten halt versucht, das zuvor Gelernte umzusetzen und den Druck immer weiter nach vorne auszuüben. Entweder sitzt dann der erste Gyaku Tsuki und für den Rest ist man zu nah dran - oder für den Block mit dem ersten Gyaku Tsuki gleitet man weiter raus - dann passen zwar die letzten Techniken, aber der erste Gyaku Tsuki ist "verschenkt". Ich denke, wenn der Erst-Angreifer nach dem ersten Gyaku Tsuki etwas zurückweicht (was ja vielleicht auch ein normaler Reflex wäre), würde der Rest auch noch von der Distanz her passen. 
Naka Sensei rundete die Einheit noch mit einer Viertelstunde Enpi ab, so dass heute Nachmittag vermutlich alle auf ihre Kosten kamen 


"Last year wie did Jitte, this year we do ....." (Jitte 😉 ) Mit diesem Satz pflegte uns Okuma Sensei häufig zu motivieren aber in diesem Jahr ging das Gerücht, dass diese Kata von Ogane Sensei präsentiert würde. Dieser hatte nämlich das Pech, bei den All Japan Championships zwei Techniken zu vergessen und disqualifiziert zu werden. Und so kam es auch: Ogane Sensei startete mit einigen Kihon-Bahnen und zwar Oi Tsuki im Zenkutsu Dachi, Oi Tsuki im Kokotsu Dachi und Oi Tsuki im Kiba Dachi, um uns auf die Bewegungsbahn in der Jitte mit Kiba Dachi und Teisho vorzubereiten. Ogane Sensei führte dann den Beginn der 24 Zählzeiten umfassenden Kata so aus, wie wir es von Okuma Sensei schon kannten, nämlich die Hüfte erst Hanmi und dann Shomen. Wir sollten große Bewegungen machen, vor allem bei den ersten beiden Sequezen der Kata. Mit Partner/in übten wir die Kombination des Fumikumi in Verbindung mit Yama Uke (Uchi), wobei der Partner/die Partnerin darauf achten sollten, dass wir den Schwerpunkt möglichst spät drehten und nach vorne brachten. Ebenfalls mit Partner/in übten wir das korrekte Zählen der Kata. Schließlich wies uns Ogame Sensei noch auf die beiden "wichtigsten" Techniken der Kata hin: Manji Uke vor den abschließenden Age Uke - am "Wichtigsten" vor allem für ihn deshalb, weil das die beiden Techniken waren, die er beim Wettkampf vergessen hatte 🙂 Ich fand das sehr sympathisch und erfrischend, dass er diese Anekdote mit uns teilte. Zum Abschluss führten wir die Kata in zwei Gruppen und einmal gemeinsam aus. Kurzum: eine schöne Einheit mit einer weniger schönen Kata  

Okuma Sensei lässt es krachen!
In der Pause munkelten wir schon, dass es jetzt aber mal Zeit sei für Kumite! Und das hatte sich wohl auch Okuma Sensei gedacht, denn abgesehen von einigen einleitenden Kihon-Bahnen gab es nun Partner/innen-Training! Zunächst ging es je fünfmal vorwärts mit Tsuki Jodan und rückwärts mit Age Uke und eigentlich sollte daraus Gohon Kumite werden. Aus Platzgründen ließ uns der Sensei dann aber nur Sanbon Kumite ausführen. Torsten und ich versuchten zunächst miteinander unser aktuelles Thema umzusetzen, nämlich den Tsuki gleichzeitig mit der Hüfte in Bewegung zu setzen. Dadurch kommt er schneller ins Ziel - optimaler Weise exakt mit dem Absetzen des vorderen Beines - oder vielleicht sogar ein Ideechen früher. Dann gab es fortwährend Partner/innenwechsel und es war mal wieder schön, so eine Vielfalt an Partner/innen erleben zu können mit allen Stärken und Schwächen, sich schnell auf neue Personen - größer, kleiner, schneller, langsamer, jünger, älter etc. - einstellen zu müssen. Häufig passte leider von Beginn an die Distanz gar nicht richtig, da die Partner/innen meist aus zu großer Entfernung angriffen. Ein Block war dabei eigentlich gar nicht nötig. Unsere Block-Konter-Reaktion sollte go-no-sen sein, also erst blocken, dann kontern. Als Kontertechnik bot Okuma Sensei uns Gyaku Tsuki und später auch Mae Geri an, wobei beim Mae Geri die Distanz bei vielen wohl nicht passte, was Okuma Sensei zum Anlass nahm, uns Tipps zu geben: Zur Vorbereitung des Mae Geri musste das vordere Bein gut belastbar sein (beim Gyaku Tsuki natürlich das hintere), wir sollten für den Tritt nicht hochkommen und falls wir das Gefühl hatten, für den Tritt zu nah dran zu sein, sollten wir versuchen, dies beim letzten Schritt zurück schon mit einer Art Suri Ashi auszugleichen und nicht - wie ich es bis dahin gemacht hatte - durch Zurückziehen des vorderen Fußes unmittelbar vor dem Tritt (wobei ich gestehen muss, dass das auch ganz gut funktioniert hatte 😉 ).
Als nächstes führte uns Okuma Sensei in die Welt der Samurai! Wir sollten uns vorstellen, der Angreifer/die Angreiferin habe eine Machete in der Hand, mit wir von oben herab geschlagen würden. Jetzt sollten wir versuchen, so schnell auf den Gegner / die Gegnerin zu reagieren, dass wir mit unserer Aktion den Angriff verhinderten, also mindestsens sen-no-sen. Hierzu sollten wir aus dem Shizen Tai den nahenden Gegner / die nahende Gegnerin z. B. mit Kizami Tsuki abschießen oder mit einem kraftvollen Mae Geri oder Yoko Geri. Mein Partner war eineinhalb Köpfe größer als ich und ich versuchte mit aller Kraft, ihn zu stoppen, was gelegentlich auch ganz gut gelang - hätte er aber echt eine Machete in der Hand gehalten, wäre ich vermutlich um zwei Arme und einen Kopf ärmer - ich würde sagen, wir hätten uns auf unentschieden einigen können 😉
Zum Ende der Einheit hin steigerte sich die Trainingsintensität noch einmal, als wir mit neuem Partner / neuer Partnerin folgende Übung ausführen sollten: vor mit Oi Tsuki und Gyaku Tsuki, Uke sollte den ersten Tsuki Jodan seitlich weg blocken und den Gyaku Tsuki von oben nach unten und nicht seitlich weg á la Gedan Barei. Ist ja einfach, dachte ich erst, aber ich erwischte mich doch tatsächlich dabei, wie ich den einen oder anderen Gyaku Tsuki zur Seite wegblockte. Also mehr Konzentration - und mehr Groundpower á la Andre Bertel Sensei! Und siehe da: Das Blocken der Gyaku Tsuki klappte immer besser! Etwas weiter wurde die Kombination final noch ausgebaut, als wir nach Oi Tsuki und Gyaku Tsuki noch Kizami Tsuki und Gyaku Tsuki angreifen sollten. Schade, dass dies schon ziemlich am Schluss der Einheit geschah und wir nicht mehr viel Zeit hatten! Bei vielen meiner Partner - und wohl auch bei mir - waren die Angriffe nicht mehr so präzise, es war häufig mehr ein Vorwärtsstolpern. Ziemlichen Respekt hatte ich vor der Begegnung mit Tobias Prüfert als Partner, den ich aus den Augenwinkeln schon hatte agieren sehen - schnell, stark und präzise! Aber in unserer Begegnung hat er mich netter Weise leben lassen, danke dafür 😉 
Jetzt gleich gehts auf zur dritten Runde für heute. Mal schauen, was uns jetzt erwartet..... :-)


Ogane Sensei, die Zweite!
Nach der Mittagspause überraschte uns Ogane Sensei mit einer weiteren Einheit! Wir starteten mit einigen Kihon Bahnen, bei denen wir unter anderem Gyaku Tsui aus Kokotsu Dachi und Kiba Dachi ausführen sollten. Danach ging es vor mit Mae Geri, absetzen mit Oi Tsuki, später zusätzlich Gyaku Tsuki. Vor dem Gyaku Tsuki sollten wir das Gewicht deutlich auf das hintere Bein verlagern. Die Bahn zurück ging es rückwärts mit Gedan Barei in Zenkutsu Dachi, selber Arm Age Uke, später auch noch Soto Uke. Diese Kombinationen setzten wir anschließend im Partner/innen-Training um, wobei wir als Angreifer/in weit vor- und als Abwehrende weit zurück gleiten sollten.
Anschließend folgte ein ziemlicher Paradigmenwechsel mit Kata Gankaku! Diese übten wir am Stück, in Etappen, gaaanz laaaangsam und ganz schnell (einschließlich der eigentlich langsamen Passagen). Auch Partner/innen-Übungen generierten wir aus der Kata, speziell aus den Anfangssequenzen bis zum Gyaku Tsuki und aus der Sequenz bis zur Drehung im Tsuro Ashi Dachi. Abschließend wurde die Kata noch in Gruppen und einmal gemeinsam ausgeführt.
Fazit: schöne, intensive Einheit!

TEKKISHODANTEKKINIDANTEKKISANDANTEKKISHODANTEKKINIDANTEKKISANDANTEKKISHODANTEKKINIDANTEKKISANDANTEKKISHODANTEKKINIDANTEKKISANDANTEKKISHODANTEKKINIDANTEKKISANDAN .... alles im Kiba Dachi, ohne Übersetzschritte, so trainierten wir es bei Okuma Sensei am Nachmittag. Ich wusste es doch, dass es eine Tekki-Woche wird und dieser Eindruck hat sich auch zwischendurch immer wieder bestätigt! Heute Nachmittag ließ uns der Sensei dann mal unsere Oberschenkelmuskeln kräftigen durch eine gute halbe Stunde den eisernen Reiter spielen und auf dem imaginären Ross hocken! Die Tekki I-III wurden - ohne die Ausgangsstellung im Kiba Dachi zu ändern - mehrfach am Stück ausgeführt. Dann ging es - wie im Video sehr schön zu sehen - mit Partner/in weiter, wobei eine/r von beiden "student" war und der/die andere "master": "student" sollte die Kata "richtig rum" ausführen und "master" seitenverkehrt. Im nächsten Durchgang wurden die Rollen getauscht und getauscht und getauscht und noch einmal und immer wieder! Insgesamt war einschließlich Warmup über die Hälfte der Einheit herum, als wir ein neues Thema begannen. Aber das sei noch gar nichts, so Okuma Sensei! Er mache das sehr oft 10 Minuten, 30 Minuten oder auch mal eine Stunde lang am Stück (also nicht wie bei uns jetzt mit Hochkommen, Seitenwechsel etc.!). Das präge die Oberschenkelmuskulatur aus und sorge für Stabilität und einen guten Stand! Glaub ich gerne, jetzt wo ich es mal live im Ansatz ausprobieren durfte 😉  Hier einige Impressionen von dem Tekki-Training: https://www.youtube.com/watch?v=U0tD6RVO9hU

Damit wir aber in der Reiterstellung nicht nur die Arme bewegten, sondern auch ohne die Beine zu versetzen Ganzkörpertechniken ausführten, sei es wichtig, vor allem Rumpf und Hüfte mit einzusetzen. Und das war eine gute Überleitung für die anschließenden Partnerübungen, die auch "Zeilen" aus Sochin, Heian Sandan und Enpi "zitierte": Tori greift an mit Tsuki Jodan, Uke geht vor - ähnlich wie in der Sochin beim ersten Kiai - mit Block Nagashi Uke Jodan und gleichzeitigem Konter Uraken (oder auch Tsuki, wichtig war halt, zeitgleich mit dem Angriff vor und in den Gegner/die Gegnerin rein zu gehen, die Distanz zu verkürzen). Im weiteren Verlauf sollte Uke den Partner/die Partnerin am Schlag-Arm packen (am Besten vorne, Nähe Handgelenk und kurz vor der Schulter am Oberarm), den hinteren Fuß 90 Grad hinten rum versetzen (ähnlich wie bei der vorletzten Technik der Heian Sandan) und wie in Enpi landen - mit "Groundpower"! 
Zum Abschluss der Einheit griff Okuma Sensei noch einmal den Tekki-Faden auf und spulte daraus eine Partner/innenübung ab, bei der der/die Abwehrende nur einen Arm für Block und Konter nutzen sollte: Tori greift an mit Kizami Tsuki, Uke blockt mit dem vorderen Arm den Schlag zur Seite und kontert direkt mit demselben Arm. Es folgt Chudan Gyaku Tsuki, Uke blockt den Schlag mit Hüfteinsatz (das vordere Bein wird dabei ein Stück herangezogen) nach unten weg und kontert wieder mit dem selben Arm. Hier war für mich leider wieder die Trainingszeit zu knapp, das hätte ich gerne noch etwas intensiver geübt. Aber man kann ja alle Übungen mit nach Hause nehmen und da intensiver trainieren. 
Jetzt gibts morgen für uns noch eine Einheit Kata am Morgen. Was es wohl gibt? Naka Sensei? Und die Nijushiho hatten wir noch gar nicht 

Jitte, Ji‘in, Jion - das waren die Kata des letzten Morgens beim diesjährigen Czech Gasshuku in Kadan. Die Reihen hatten sich schon deutlich gelichtet, als Naka Sensei heute mit Heian Sandan begann, die zu dem Kata-Triplet passt, da sie ähnliche Bewegungsmuster enthält. Der erste Fokus der Einheit lag dann auf der Ji‘in, die aktuell nicht mehr zum offiziellen Repertoire der JKA gehört. Bei der Bahn im Kiba Dachi mit Shuto Uchi schlug Naka Sensei vor, alternativ auch Teisho auszuprobieren. Ich meine mich zu erinnern, dass Naka Sensei vor zwei oder drei Jahren noch auf Teisho bestanden und uns nicht die Wahl gelassen hatte. Aber offenbar wird uns Karateka mehr und mehr Verantwortung übertragen, Techniken zu studieren und den Sinn dahinter zu erkennen. Ähnlich verhielt es sich nämlich bei der Frage, ob wir den Tetsui Uchi an der Schulter oder unter dem Arm ausholen: Beides scheint „erlaubt“ zu sein und hat Vor- und Nachteile - an der Schulter ausgeholt ist die Technik schneller, unterm Arm stärker. 
Nachdem wir die Ji‘in in groben Zügen durchgegangen waren, ging es zur Jitte und schließlich zur Jion über. Naka Sensei klärte uns auf, dass die Jion ursprünglich die höchste dieser drei Kata gewesen sei und die Jitte am Anfang der Skala gestanden habe. Die Jitte ist mit 24 Zählzeiten die kürzeste Kata dieser Gruppe, gefolgt von Ji‘in (35) und Jion (47). Alle drei Kata übten wir dann noch in Fünfergruppen, wobei auch auf das korrekte Zählen geachtet werden sollte. 
Zum Abschluss gab es noch zwei Durchgänge Ji‘in, bevor wir den Heimweg antraten.

Samstag, 9. Juli 2016

Czech Gasshuku 2016 - Der Weg hat sich gelohnt!

Vom 02. - 06.07.2016 fand das 11. Gasshuku in Tschechien statt. Für Torsten und mich war es dritte Gasshuku in unserem Nachbarland und zum ersten Mal hatten wir mit Sarah und Alex zwei Fuji San Trainer mit dabei. Austragungsort war diesmal die kleine Stadt Kadan, etwa 50 km von Chemnitz entfernt. Mit den Senseis Naka und Okuma waren auch diesmal wieder zwei der derzeit angesehensten und vermutlich auch beliebtesten Karate-Meister aus der Keimzelle unserer Stilrichtung, dem Honbu Dojo in Tokyo, tonangebend. Begleitet wurden diese beiden von dem erst 25 Jahre alten Instructor Ogane Sensei, der schnell seine anfängliche Zurückhaltung und Befangenheit verlor und ein sehr interessantes Training gab.

Was ist das Besondere an diesem Karate-Event, für das wir eine recht weite Anreise auf uns nehmen? Ich würde sagen, das Alleinstellungsmerkmal war bei den vergangenen Czech Gassukus die Übereinstimmung der Trainingsinhalte bei den verschiedenen Instructoren. Während man bei anderen Großveranstaltungen vielleicht grade die Vielfältigkeit der verschiedenen Trainerinnen und Trainer auf sich einwirken lassen kann, erhält man bei dem vielleicht etwas kleineren tschechischen Gegenstück Karate aus einer Hand, mit denselben Prinzipien und ähnlichen Bewegungsmustern, die von Einheit zu Einheit aufeinander aufbauen und sich ergänzen.

Gleichwohl haben alle Instructoren die Freiheit, eigene Schwerpunkte zu setzen. Naka Sensei war wieder ganz unbestritten der Garant für Motivation und für Karate wie von einem anderen Stern! Und wer dachte, Naka Senseis Karate-Konzept durch zahlreiche Lehrgangsbesuche bereits verinnerlicht zu haben, wurde mit neuen Bewegungsarten überrascht: Naka Sensei führte sozusagen eine dritte Dimension hinsichtlich unserer Karate-Beweungsmuster ein. Hatten wir durch ihn bereits die Drehung an unseren drei Körperachsen kennengelernt und Karatetechniken mit dem für ihn so berühmten Double-Twist an der Hüfte, so lernten wir jetzt, dass wir - je nach Schlaghöhe - den Oberkörper auch horizontal, mit einer Art wellenförmiger Kompression, unserer Schlagtechnik anpassen sollten. Wenn ich ehrlich bin, war auch dies nicht ganz neu und mein Trainingspartner Torsten erinnerte sich daran, dass Naka Sensei diese Idee bereits beim Lehrgang mit Risto Sensei in Berlin vor einigen Jahren vorgestellt hatte. Aber so intensiv wie jetzt in Tschechien war er damals nicht auf dieses Thema eingegangen. Und daher hatten viele von uns reichlich damit zu tun, das neue Bewegungsmuster umzusetzen. Natürlich hatte Naka Sensei auch wieder viele Themen im Gepäck, die wir zumindest schon einmal gehört hatten (ich wage mich nicht zu schreiben, dass wir sie umsetzen können....): Das Ausnutzen der Schwerkraft, um schneller zu werden, wurde wieder ausgiebig geübt und wir führten - wie auch schon in Dresden - einige Kata "einhändig" aus, also mit einer Hand am Obi fixiert, um uns für die Aktionen der jeweils aktiven Hand zu sensibilisieren. Sehr schön war es dann auch, einige Kata einhändig und ura auszuführen! Besonders gut gefallen haben mir auch die Anwendungssequenzen, die Naka-Sensei immer wieder ins Training einfließen ließ. Diese kamen in den eigentlichen Kata-Einheiten am Morgen für meine Begriffe vielleicht etwas zu kurz. Im letzten Katatraining am Mittwochmorgen konnten wir eine Idee davon bekommen, in welchen Sphären sich Naka Sensei hinsichtlich seines Karate-Studiums bewegt: Er spannte einen Bogen über die Jion-Ji'in-Jitte-Gruppe, um anschließend auf die Gojushiho Dai einzugehen und sie der Sho gegenüberzustellen. Seine Unterscheidung zwischen den Formen Sho und Dai wich von den mir bereits bekannten Darstellungen in "klein" und "groß" ab. Naka Sensei unterschied vielmehr zwischen "traditionell" und "weniger traditionell/neuer". Naka Sensei ging in dieser Einheit auch auf seine aktuellen Studien zur Jion-Ji'in-Jitte-Gruppe ein. Es war für mich sehr beeindruckend, mal auch nur ansatzweise zu erfahren, über welches Hintergrundwissen er verfügt, welche Gedanken er sich macht - während die meisten von uns noch bemüht sind, Bewegungsabläufe zu verinnerlichen und Techniken korrekt auszuführen.

Für Ogane Sensei war das Czech Gasshuku der zweite "Auslandseinsatz", nachdem er bereits im vergangenen Jahr in England unterwegs war. Kein Wunder also, dass er anfangs vielleicht ein wenig zurückhaltend wirkte und eventuell etwas schüchtern zwischen den beiden großen Instructoren. Zu dieser Zurückhaltung gab es aber absolut keinen Grund, denn Ogane Senseis Training war motivierend, fundiert und sehr interessant! Wir übten unter seiner Anleitung einige Kihon-Varianten, bei denen wir den Fokus auf die Veränderung des "Druck-Beins" legen sollten. Darauf aufgebaut folgten zahlreiche Kumite-Kombinationen, die zum Teil sehr anspruchsvoll waren! Erstmals tauchte im Training bei Ogane Sensei die Aufgabe auf, Kata korrekt zu zählen. Ohne noch näher darauf einzugehen, sollten wir partnerweise üben, abwechselnd die Bassai Dai auszuführen, während der andere zählte.

Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Jahren Okuma Sensei immer mehr in mein Trainings-Herz geschlossen habe! Sein sympathisches, zuweilen leicht ironisches Auftreten motiviert mich ungemein! Aber auch seine Trainingsmethodik und -didaktik lassen nichts zu wünschen übrig! Er legte zunächst einen Fokus auf Schnelligkeit und wir übten anhand der Taikyoku Shodan mit zahlreichen Ausführungsvaianten, unsere Beine flink zu bekommen. Diese simple Basis-Kata nutzte Okuma Sensei im weiteren Lehrgangsverlauf auch als Übungsform für Gewichtsverlagerung. All dies mündete in anspruchsvollen Kumite-Übungen und - für mich natürlich besonders spannend und schön - in einigen Runden Randori! Kumite auf größeren Lehrgängen ist immer eine hervorragende Gelegenheit, um den eigenen Standpunkt festzustellen - wie funktioniert das Gelernte, wie funktionieren die Bewegungsmuster mit wechselnden Trainingspartnern und in der freien Bewegung? Eigentlich schade, dass besonders der freiere Kampf so selten geübt wird. Sicher eine Frage des Verletzungsrisiko - aber dies nimmt, so meine ich, eher ab, wenn die Routine zunimmt. In unserer Einheit am Dienstagnachmittag überraschte Okuma Sensei uns wohl alle! Schon ein wenig erschöpft hatten wohl viele von uns noch einmal alle Energien für eine anstrengende Einheit zusammengenommen. Und dann gab es weniger Training für den Körper, als für den Kopf. Im Fokus der Einheit stand nämlich die "Philosophie des Zählens" - Okuma Sensei griff den roten Faden aus Ogane Senseis Training auf und erläuterte uns zunächst ausführlich die große Bedeutung des Kata-Zählens: Durch das korrekte Zählen und die richtige Stimmlage könnten wir das Tempo und die Ausstrahlung eines Kata-Trainierenden "dirigieren". Wir kennen es alle: Schnell und stark auszuführende Techniken werden mit lauterer Stimme und großer Betonung gezählt, während langsame Techniken mit einer ruhigeren und etwas tieferen Stimme gezählt werden. Bei langsamen Techniken sollten wir darauf achten, auch in der einzelnen Zählzeit die Stimme korrekt zu intonieren - langsame Techniken starten schnell und laufen dann langsamer aus. So sollte auch die Stimme klingen. Alle Kata sollten wir dann im Zehner-Rhythmus zählen, also immer von eins bis zehn durch und dann wieder bei eins starten. Ich stellte mit Beruhigung fest, dass ich nicht die Einzige war, der hier die Übung fehlte! Etwas neu war zum Teil die JKA-Zähl-Variante, die gelegentlich von der im DJKB praktizierten Zählweise abweicht. Aber da hatte ich mit Melissa einen echten Profi an meiner Seite: Durch ihre große Wettkampferfahrung kannte sie alle Besonderheiten und konnte sie in unser Training mit einfließen lassen. Okuma Sensei gab uns genau vor, welche Kata wieviele Zählschritte umfasst und achtete penibel darauf, dass wir mit der richtigen Zahl endeten. Diese Einheit war für mich einfach brillant! Es war Trainertraining auf ganz hohem Niveau! So eine Einheit könnte ich mir auch gut auf einem Instructor-Lehrgang des DJKB vorstellen.

Man ahnt es schon: Mein persönliches Fazit des Czech Gasshuku fällt extrem positiv aus! Ich habe viele neue Trainingsimpluse bekommen, viele Aspekte zum Nachdenken und Rekapitulieren, zahlreiche unglaublich nette Menschen wiedergetroffen und neu kennen gelernt. Das besonders schöne Drumherum in der netten kleinen Stadt Kadan mit unserem erstklassigen Hotel Split und der  abendliche Ausflug nach Prag haben die Trainingswoche perfekt abgerundet. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an die Organisatoren und Helfer des Czech Gasshuku, allen voran Richard, David und Jana sowie an meinen Trainingspartner Torsten für die unermüdlichen Chauffeur-Dienste und last but not least an die drei erstklassigen Instructoren Naka Sensei, Okuma Sensei und Ogane Sensei. Im nächsten Jahr bin ich ganz sicher wieder dabei! Oss!


Sonntag, 5. Juli 2015

Czech Gasshuku - ein Sommermärchen in Prachatice

Erlebt und geschrieben von Andrea Haeusler und Torsten Uhlemann

Andrea: Sommer, Sonne, Ferienzeit – halb Deutschland fährt zum Sonnenbaden in südliche Gefilde und wir zum Karate nach Tschechien! Nicht nur die Römer spinnen, könnte man meinen! Für Torsten und mich gibt es allerdings nichts Schöneres, als bei weltbesten Karate-Instructoren und mit netten Freunden dreimal täglich zu trainieren: Morgens um 8 ein Stündchen Kata, kurz vor Mittag und am Nachmittag dann noch mal je eineinhalb Stunden Kihon, Kata Kumite. Unsere tschechischen Nachbarn hatten bereits zum 10. Mal zu diesem Sommerevent eingeladen – jedes Mal mit hochkarätigen Instructoren, wie Shihan Ochi, Shihan Sugimura und Naka Sensei – oder einige Male auch die Instructorin Sensei Yuko Takahashi. In diesem Jahr wurde das Training wieder von einer absoluten Trainingselite geleitet: Naka Sensei, seinem Schüler Okuma Sensei und dem Newcomer am Instructorenhimmel, den 1987 geborenen Chubachi Sensei, der in 2014 einen Weltmeistertitel im Kumite erkämpfte (und dabei seine Vorderzähne einbüßte). Nur drei Ton angebende Senseis (unterstützt von den besten Karatekas des Gastgeberlandes) – dafür aber Karate aus „einem Guss“.Wenn man bei anderen Gasshukus mit einer umfassenderen Trainerriege von der Vielfalt der Eindrücke profitiert, liegt der Reiz bei dem – auch hinsichtlich der Anzahl der Trainierenden – erheblich kleineren, tschechischen Pendant grade darin, dass die Einheiten inhaltlich stark aufeinander abgestimmt sind. Ich persönlich ziehe aktuell einen besonders großen Nutzen, wenn ich mir bekannte Trainingselemente erweitern und vertiefen kann. Und da fühle ich mich beim Czech Gasshukku sehr gut aufgehoben!Die Anreise war diesmal – trotz der Gesellschaft unserer charmanten Reisegefährtin Margot – eine ziemliche Tortur! So schön das Städtchen Prachatice auch ist – idyllisch gelegen im Böhmerwald und so .... aber es ist mit knapp 800 km schon echt eine Strecke bis dahin! Das war aber eigentlich schon der einzige Aspekt, der ein kurzes Jammern rechtfertigt – denn sonst passte einfach alles: Das schöne Hotel Albatros Sport hielt mit seiner Nähe zu der Sporthalle (ca. 300 m Fußweg – einmal über den Sportplatz), was der Name verspricht! Das Personal war mehr als bemüht, uns alle Wünsche von den Lippen abzulesen. Die Preise für Essen und Getränke waren für uns ein „Witz“ und selbst über die hochsommerlichen Temperaturen konnten wir nicht klagen – denn während zu Hause fast die 40 Grad-Marke erreicht wurde, pendelte sich das Thermometer bei uns im Anfang-30-er-Bereich ein. Und das allerbeste war die Air-Condition in der Halle: Etwa alle 20 Minuten erhob sich ein ohrenbetäubendes Getöse und die Temperatur in der Halle sank um gefühlte 10 Grad! Vermutlich wurde hierfür so viel Energie benötigt, dass im Ort in dieser Zeit alle Lampen ausgingen – aber war uns in diesem Moment egal – wir hatten die besten Trainingsvoraussetzungen!  

Torsten: Am ersten Tag starteten wir mit Katatraining bei einem unserer tschechischen Freunde, Sensei Richard Ruzicka. Nach einem Aufwärmen mit Fokus auf die Hüftarbeit gab es die Kata Bassai Dai. Auch hier gab es natürlich einen Fokus auf die Hüftarbeit, aber Richard hatte auch noch andere  Besonderheiten für uns auf Lager: so z.B. bei Technik sechs, dem Umsetzen um 90 Grad von Migi Uchi Uke zu Migi Soto Uke. Wichtig ist hier, dass kein Stopp in Heisoku Dachi mit Gedan Nagashi Uke gemacht, sondern fließend am Standbein vorbei direkt in Zenkutsu Dachi mit Soto Uke gewechselt wird. Ebenso verzichtete er vollständig auf die Ausholbewegung mit dem linken Arm. Die nächste Korrektur betraf dann die Folgetechnik nach dem Gedan Nukite. Diese sollte nur mit sehr kurzer Kimephase ausgeführt werden und unmittelbar danach der Manji Uke in Heisoku Dachi schnell begonnen und langsam auslaufen gelassen werden. Sehr gute und interessante Hinweise, deren Umsetzung sich als deutlich schwieriger gestaltete, als deren Beschreibung. Insgesamt ein sehr lehrreiches Training und toller Auftakt fürs diesjährige Czech-Gasshuku! Sehr spannend ging es dann weiter in Einheit 2 bei Okuma Sensei. Wir begannen recht unspektakulär mit der Anfänger-Kata Taikyoku Shodan, die der Sensei nach und nach mit uns zu einer Vorbereitung auf das Kumite ausarbeitete: Varianten mit Tai Sabaki, Suri Ashi, Uraken/Gyaku Tsuki, Kizami Maeashi Geri und so weiter. Der Sensei bat uns, auf drei Komponenten zu achten, die unsere Techniken stark machen: Atmung, Bewegung der Körperachse und Gewichtsverlagerung. Wirklich erstaunlich, was man alles aus so einer doch recht schlichten Kata machen kann!

Andrea: Ich hatte in dieser Einheit das spezielle Vergnügen, mich genau zwischen den beiden Top-Karatekas Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie zu befinden, die diese Übung ausführten, als hätten sie die letzten 20 Jahre nichts anderes gemacht und - sich gegenseitig anfeuernd - mit einem sichtlichen Spaß zur Sache gingen! Es war fantastisch anzusehen – auch wenn ich zwischen den beiden etwas hilflos hin und her stolperte J

Torsten: Nachmittags gab es dann Training bei Naka Sensei. Wir machten eine Vorübung im Stand mit Choku Tsuki, bei der es um den richtigen Einsatz von Atmung und Hüfte ging – unter anderem auch mit Fokus auf den Naka-typischen Double-Twist. Diesen sollten wir auch bei schneller Ausführung der Tsukis umsetzen – 1 Tsuki, 2 Tsukis, 3 Tsukis, jeweils so schnell wie möglich hintereinander. Das Tempo war enorm und wer noch nicht warm war, der wurde es jetzt! Als nächstes ließ uns auch Naka Sensei die Taikyoku Shodan laufen – erst normal, dann in einer Variante, bei der wir üben sollten, den Körper auch auf einem Bein stehend fest und stabil zu haben. Im Anschluss setzten wir dieses Prinzip (Risto nennt es „auf einem Bein landen“) im Kumite um: Wir bildeten eine „japanische Reihe“: Gruppen zu acht Personen, bei denen vier hintereinander im Zenkutsu Dachi stehen und die vier anderen nacheinander mit Kizami Tsuki angreifen. Danach ging es weiter in 12er Gruppen, hier griffen sechs Karateka an, die anderen standen als Ziel in der Reihe. Hier wurde abwechselnd mit Kizami Tsuki und Gyaku Tsuki angegriffen, jeweils Fokus auf Belastung des vorderen Beins („landen“). Zum Abschluss der Einheit gab es die Kata Jion.

Andrea: Am nächsten Morgen gabs Kata bei dem Kumite-Weltmeister Chubaci Sensei – und zwar ganz nach meinem Geschmack – Sochin! Das war für mich der perfekte Start in den Tag! Und gleich darauf ging es weiter mit Naka Sensei, der an die Inhalte des Vortags anknüpfte und diese ausbaute, bis wir auch in einem finalen Kumite-Rausch endeten! Einfach klasse!

Torsten: Am Nachmittag gab es Tekki Shodan und Nidan. Die Katas haben für Okuma Sensei je verschiedene Schwerpunkte: Bei der Tekki Shodan soll der Fokus auf die Hüftbewegung gelegt werden. Tekki Nidan dient der Schulung der Gewichtsverlagerung im Kiba Dachi (und die Tekki Sandan „is for speed“)!

Andrea: Tag 3 - hach, ein Traum – Chinte bei Naka Sensei zum Frühstück! Aber was war das? Das erste Kiai verschoben? Dafür Kiai auf dem letzten Tate Tsuki? Nun, diese Variante ist offenbar nicht neu, sondern bereits seit einiger Zeit JKA-Standard. Das bekommt man aber nur mit, wenn man auch mal aus dem heimischen Dojo raus geht. Bei uns werden wir jedoch auch weiter die Variante von Ochi Sensei trainieren!
In der zweiten Einheit hatten wir Chubachi Sensei. Ich mag sein Training sehr, auch wenn ihm offenbar noch ein bisschen die Übung beim Training größerer Gruppen fehlt. So ließ er uns z. B. bei längeren Erläuterungen nicht zusammen nach vorne kommen, sondern erklärte, während wir noch alle an der Stelle standen. Leider dachten nicht alle Karateka daran, sich abzusetzen, so dass von hinten manchmal kaum etwas zu sehen und zu hören war. Ein oder zweimal erklärte er auch Feinheiten, während wir ihm grade alle übungsbedingt mit dem Rücken zugewandt waren. Abgesehen davon war es aber ein super Training. Chubachi Sensei startete mit Kihon-Übungen zur Gewichtsverlagerung als Vorbereitung zur Kanku Dai. Und anschließend gab es dann die Kata noch in „Scheibchen“ und schließlich auch am Stück.
Nachmittags machte Okuma Sensei mit uns alle drei Tekkis – die Sandan führten wir mit Partner aus – einer „normal“, der andere gegenüberstehend und spiegelverkehrt. Torsten und ich bekamen das schon ganz prima hin! Zudem gab es noch Bunkai aus Tekki Shodan und Nidan – wir hatten einen Mords-Spaß!

Torsten: Der vierte Tag startete mit Hangetsu bei Okuma Sensei mit vielen Feinheiten! Und auch am Nachmittag stand Kata auf dem Programm: Gankaku bei Chubachi Sensei! Die Gankaku übernahm dann auch Naka Sensei am Nachmittag – allerdings gab es vorher noch eine Wiederholung der Inhalte vom Vortag: Tsukis mit Double-Twist und Taikyoku Shodan mit zahlreichen Variationen. Auch einige knackige Partnerübungen standen auf dem Programm, die unsere Reaktionsfähigkeit schulten und unser Distanzgefühl.
Der fünfte Tag war ebenfalls sehr Kata-fokussiert: Morgens starteten wir mit Nijushiho bei Richard Sensei. In Einheit zwei legte Chubachi Sensei den Fokus auf Gojushiho Sho und am Nachmittag erschöpfte uns Naka Sensei mit den seiner Meinung nach „18 wichtigsten Katas des Shotokan Karate“: Er überraschte viele von uns mit den Taikyoku-Varianten Nidan und Sandan. Die Heian Katas und alle drei Tekkis ließ er uns vor den Sentei Katas ausführen und schließlich nahm er noch Gankaku und Jitte mit in die Einheit auf. Als „Bonus“ gab es dann sogar noch die Ji’in. Alle Katas waren zweimal zu absolvieren, so dass wir ziemlich platt zum Hotel gingen.

Andrea: Den letzten Abend ließen wir – wie die anderen Abende auch – mit unseren Karatefreunden in der hübschen Stadt und am Hotel ausklingen. An diesem Abend genossen wir die Gesellschaft von Chubachi Sensei, der auch noch bei uns blieb, nachdem Naka Sensei und Okuma Sensei schon gegangen waren. Chubachi Sensei war für jeden Spaß zu haben und erklärte uns in aller Offenheit, warum ihm Europa und das Training hier so gefällt.
Am nächsten Morgen genossen wir noch das Kata Training mit Meikyo bei Naka Sensei, der wieder auf einige JKA-Spezialitäten hinwies: nur noch ein Kiai (beim Sprung) in der Kata, Ausholbewegung am Anfang nur bis Kinnhöhe, Bo Uke im Kokotsu Dachi langsam, Blick beim „Entreißen des Bo“ nach vorne, Absetzen mit Doppelblock nach Mikazuki Geri langsam und den linken Arm nicht zur Seite, sondern über dem vorderen Bein. Sehr interessant, das alles und gut, es mal im „Hinterstübchen“ abzuspeichern.
Nach zahlreichen Fotos mit allen Senseis traten wir dann den Heimweg an. Für das nächste Czech Gasshuku haben wir schon Zimmer reserviert – es findet in 2016 nicht ganz so weit entfernt statt: im Örtchen Kadan, für uns knapp 100 km näher. Nun, eigentlich egal – für dieses Karate-Event der Spitzenklasse nehmen wir wohl auch wieder einmal diese Reisestrapazen auf uns, denn es lohnt sich in jedem Fall!








Mittwoch, 1. Juli 2015

Czech Gasshuku 2015 in Prachatice

Die doch recht lange Anfahrt lohnte sich schnell beim Anblick der wunderbaren Landschaft in und um Prachatice! Das ist doch kein Vergleich zum Czech-Gasshuku-Ort in Sporice letztes Jahr! Wunderschön! Zusammen mit unserer Karatefreundin Margot machten Tosten und ich am Abend erstmal einen kleinen Rundgang durch den Ort und trafen natürlich an jeder Ecke auf bekannte Karateka! In einem Restaurant gesellten wir uns zu einer Gruppe und aßen dort zu Abend.

Am ersten Morgen hatten wir dann das Vergnügen bei Sensei Richard Ruzicka zu trainieren, einem exzellenten tschechischen Karateka, der u. a. in 2014 Europameister war. Zunächst gab es eine Übung zum korrekten Hüfteinsatz, die sehr banal wirkte, es aber dann doch irgendwie in sich hatte! Wir starteten im Shizen Tai mit der klassischen Hüft-Rotation im Stand. Die meisten von uns hatten hierbei den Oberkörper locker und die Arme unbeteiligt gelassen. Als nächstes sollten wir die Arme in Kamae-haltung nehmen und die Ellenbogen jetzt analog zur Hüfte bewegen. Schließlich sollten wir die Ellenbogen durch den Hüft-Kick strecken und die Faust nach vorne schießen lassen. Dies ein-, zwei- oder dreimal hintereinander - wir sollten darauf "hören", was uns die Hüfte vorgibt. Klingt einfach - war es aber nicht. Am besten gelang es mir, wenn ich mich darauf konzentrierte, dass "die Hüfte im Oberschenkel" liegt.

Als der Sensei mit uns hinsichtlich dieser Übung einigermaßen zufrieden war, führten wir die Bassai Dai aus. Die Stunde war da schon etwa halb herum - aber dennoch gelang es Richard, uns auf zahlreiche Feinheiten hinzuweisen: Dass wir den zuvor geübten Hüfteinsatz bewusster ausführen sollten, versteht sich von selbst - ebenso die Gleichzeitigkeit der Bewegungen von Hüfte und Ellenbogen. Interessant war die Ausführung des Nagashi Uke und des fünften Soto Uke mit der Drehung nach rechts - Richard wies uns an, den Nagashi Uke nicht mit zu viel Kime auszuführen, also nicht mit geschlossenen Füßen die Blocktechnik zu stoppen. Wir sollten vielmehr mit den Beinen rechts zur Seite gleiten - also quasi "fließend am Standbein vorbei" - habe ich das nicht schonmal irgendwo gehört? :-) Wichtig war dem Sensei zudem auch, dass wir nach dem Gedan Nukite nicht zu lange warten, sondern auch dort nach einer ganz kurzen Kime Phase wieder rauskommen und uns aufrichten. Bei der nachfolgenden Wendung sollten wir darauf achten, die hintere Schulter möglichst spät zu bewegen und dann den rechten Arm nicht als Gedan Barei auszuführen, sondern als Otoshi Uke, also nicht mehr am Ohr ausholen, sondern direkt von oben nach unten schlagen. Beim Yama Tsuki sollten wir  darauf achten, dass nicht nur die Arme nach vorne geworfen werden, sondern auch hier der Impuls aus der Hüfte kommt, der ganze Körper eingesetzt wird.

Die Einheit war technik-fokussiert und bot so rein konditionell keine Herausforderung. Ob sich das in Einheit zwei ändern würde? Ich kann mich noch gut an das Czech Gasshuku im vergangenen Jahr erinnern: Hier wurden wir an den ersten beiden Tagen so lang gemacht, dass ich dachte, ich übersteh' die Woche nicht! Die weiteren Trainingstage waren dann allerdings erheblich "entspannter"!

In der zweiten Einheit hatten wir Okuma Sensei. Der sympathische Japaner begeistert mich immer wieder! "We do Taiykoku Shodan", begrüßte er uns. Da diese Kata eigentlich in den Anfängerbereich gehört, dachten sich wohl schon die meisten von uns, dass die Kata hier nur ein Mittel zum Zweck sein würde! Schließlich hatten wir auch bereits bei Naka Sensei und auch bei den Senseis Nakayama und Heselton die Heian Shodan zur Übung bestimmter Schwerpunkte genutzt! Und so war es auch hier: Nachdem wir den einfachen Ablauf zweimal durchexerziert hatten, wies uns Okuma Sensei an, nicht mit dem linken Bein links seitlich raus zu starten, sondern mit dem rechten Bein zurück nach rechts raus in ZK (mit Blick aber nach links, wie gewohnt). Bei jeder Wendung sollten wir so verfahren, wobei (nicht nur) mir bei den folgenden Wendungen manchmal etwas durcheinander ging! :-)

Im Folgenden versuchten wir uns dann an diesen Übungsvariationen:
- den Übergang vom Gedan Barei zum Oi Tsuki fließender - ohne abgehackten Stopp zwischen den Positionen
- Start nicht mit Gedan Barei, sondern rechten Fuß nach rechts hinten gleiten mit Uraken, dann überlaufenen Gyaku Tsuki (NICHT: Oi Tsuki, auch wenn das hier häufig verwechselt wurde!), im Stand Kizami Tsuki, vor mit Gyaku Tsuki - hier bestand schnell mal die Gefahr, dass man mit dem falschen Bein vorne stand, weil man einen Schritt vergaß
- Start nicht mit Gedan Barei oder Uraken, sondern mit dem rechten Fuß wieder kurz nach rechts steppen und das Gewicht verlagern, um mit dem vorderen Bein Mawashi Geri zu treten, dann .....?
- Schließlich wurde der Schwierigkeitsgrad etwas zurückgeschraubt und wir machten Kizami Mawashi Geri und nachfolgend Mae Geri mit dem hinteren Bein

Ich hatte bei dieser Einheit das spezielle Vergnügen, mich genau zwischen den beiden Top-Karatekas Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie zu befinden, die die Übung ausführten, als hätten sie die letzten 20 Jahre nichts anderes gemacht und - sich gegenseitig anfeuernd - mit einem sichtlichen Spaß zur Sache gingen!

Da Okuma Sensei zu Beginn der Einheit voraussagte, dass wir auch Kumite machen würden, hätte ich wetten können, dass wir aus den Richtungswechseln der Kata in Verbindung mit der geübten Gewichtsverlagerung eine Okuri-Kumite-Geschichte entwickeln würden. Vielleicht war es auch nur der zum Ende der Einheit knapp werdenden Zeit geschuldet, dass es nicht dazu kam, sondern wir nur mit einem Partner folgende Übungen machten:

A steht im Kamae, B steht seitlich zu A, ihm die linke Schulter zuwendend, Bewegung also nach links ausgerichtet, wie zu Beginn der Kata; B berührt ein-, zweimal mit der offenen Hand die vordere Faust des A und steppt mit dem linken Fuß in Richtung A. Dann führt B mit rechts einen überlaufenen Gyaku Tsuki aus und überrent A dabei quasi.

Als nächstes sollte A mit Kizami angreifen, B blockt den Kizami nach unten weg und kontert mit dem überlaufenen Gyaku Tsuki. Als Variante sollten wir versuchen, beim Konter ein wenig aus der Achse zu gehen, also uns leicht nach rechts zu bewegen. Wir sollten bei dieser Übung ganz extrem darauf achten, dass der vordere Fuß sich nicht von der Stelle bewegt, wir beim Block des Kizami nur unser Gewicht nach hinten verlagern ("Kokotsu Dachi") und dann wieder nach vorne ("Zenkutsu Dachi"). Ich persönlich fand es irre schwer, den Kizami nach unten zu blocken, da ich ja meist Partner habe, die größer sind als ich. Aber wenn man den Kizami mit Soto Uke Jodan wegwischte, passte der überlaufene Gyaku Tsuki nicht mehr. Da man bei dieser Übung sehr nah an den Partner ran kommt, erforderte der Konter ein Höchstmaß an Kontrolle bzw. der Tsuki konnte oft nicht ganz ausgeführt werden.

Die Einheit hatte es also in mancher Hinsicht in sich. Dadurch, dass sie von vorne bis hinten didaktisch erstklassig durchstrukturiert war, wurden wir aber sehr gut durch die Übungen geführt.

Das zweite Training am Nachmittag hatte ich meiner Knie-Gesundheit geopfert und mich sehr geärgert, als ich hörte, dass Naka Sensei die Gruppe mit herausfordernden Übungen zum Kochen gebracht hatte. Wie gerne wäre ich dabei gewesen! Aber es war sicher gut, vernünftig zu sein und auf diese Einheit zu verzichten, denn am nächsten Morgen konnte ich voller Elan und mit Vollgas zum Katatraining gehen.

Tag 2:
Es erwartete uns Chubachi Sensei, der mit uns die Sochin durch ging. Der erst 28 Jahre alte JKA-Instructor beeindruckt zunächst einmal äußerlich, da ihm die oberen Schneidezähne fehlen. Dies zeugt augenscheinlich von großem Kampfgeist und ich hörte aus meiner Trainingsgruppe, dass diese Zähne wohl bei einem World-Cup-Wettkampf geopfert wurden: Nach einem Jodan-Treffer sah der Arzt nach dem Rechten - Chubachi Sensei griff in den Mund, zog einen Zahn heraus, warf ihn weg - und kämpfte weiter! Hart im Nehmen, also, und ein Kumite-Mann durch und durch - so waren wir natürlich gespannt auf sein Kata-Training.

Wir gingen die Kata zunächst einige Male am Stück durch und anschließend in Etappen. Chubachi Sensei legte Wert auf verschiedene Aspekte, die uns im Grunde aber nicht neu waren: rechten Arm am Anfang der Kata ganz hoch heben und nicht nur auf Stirnhöhe; beim Ren-Tsuki jeden Tsuki gleich stark und mit vollem Hikite ausführen, das Bein nach den Yoko Geris nicht abfallen lassen, sondern die Zehen vor schieben und durch die Streckung des hinteren Beins den Empi in den anderen Arm schlagen - mit Einsatz des ganzen Körpers und nicht nur an die Arme denken. Einen besonderen Schwerpunkt legte der Sensei auf die Armhaltung beim ersten Kiai: Der Heiwan Nagashi Uke links sollte nicht mit der Faustrückseite nach außen ausgeführt werden, sondern die Knöchel sollten nach oben zeigen, der Ellenbogen sollte eng am Körper geführt sein und nach unten zeigen; auch der rechte Ellenbogen sollte bei der Ausholbewegung eng am Körper geführt sein. Eine große Herausforderung war wohl für die meisten von uns die Armhaltung bei der nun anschließenden Wendung: Der Arm mit der geöffneten Hand, die den Mikazuki Geri empfangen soll, wird nicht gestreckt, sondern im rechten Winkel gehalten, die Hand nach oben zeigend. Dies erfordert natürlich jetzt eine größere Gelenkigkeit und Anstrengung, wenn man mit dem Fuß die Hand treffen will! Ohauaha! Am Ende der Kata wies uns der Sensei darauf hin, dass wir nach dem Keri das Knie oben halten und langsam mit dem gezogenen Chudan Tsuki absetzen sollen, bevor wir abschließend mit dem Ren Tsuki explodieren. Insgesamt nicht viel Neues, aber ein sehr schönes Training, tolle Kata und sympathischer Trainer!

Zweite Einheit: Naka Sensei! Endlich hatte auch ich das Vergnügen! Wir starteten mit einer interessanten Tsuki-Übung: die Fäuste treffen sich beim Faustwechsel in der Mitte, dann geht die Faust, die bis zur Mitte nach vorne kam, wieder zurück, um dann wieder nach vorne zu stoßen. Dies machten wir in verschieden Tempi und Intensitäten. Anschließend gab es Tsukis mit hoch gezogenem Knie. Hier war es natürlich nicht ganz einfach, die Balance zu halten! Der Schwerpunkt musste unbedingt tief bleiben! Diese Technik bauten wir dann in die Taikyoku Shodan ein: Gedan Barei nach links, Schritt vor mit Oi Tsuki rechts, dabei das linke Knie angehoben, Wechsel um 180 Grad nach rechts mit Gedan Barei, Oi Tsuki vor mit links Tsuki, rechtes Knie hoch gehoben, Wechsel zur Shomen Seite mit Gedan Barei links, rechts vor Tsuki mit linkem Knie angehoben und so weiter die ganze Kata durch. Schließlich haben wir dann die Tsuki-Knie-Kombination auf den kurzen Bahnen je einmal und auf den langen je dreimal ausgeführt. Naka Sensei wies immer wieder darauf hin, dass dies alles Vorübungen fürs Kumite seien und demonstrierte das auch mehrfach durch Vorwärtsbewegungen mit verschiedenen Tsuki-Variationen. Unfassbar, wie schnell der Mann ist! Wow!

Nach einer kurzen Pause setzten auch wir das dann in Kumite-Bewegungen aus Kamae um: vor mit Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki - Oi Tsuki -Gyaku Tsuki, Oi Tsuki - Gyaku Tsuki

Dann wurden wir in Gruppen zu zehn Personen aufgeteilt - fünf von uns sollten sich versetzt gegenüber aufstellen, Gesicht je 45 Grad zur Mitte. Einer von uns begann beim ersten "Posten" und griff diesen mit Kizami Tsuki - Gyaku Tsuki an. Zum nächsten Posten ging es dann weiter mit Oi Tsuki - Gyaku Tsuki und hiermit auch weiter die ganze Bahn durch. Ich hatte eine tolle Gruppe mit Torsten, Mukki, Giovanni, Emanuele, Melissa und weiteren tollen Karateka, mit denen man richtig auf Touren kam! Einfach mal wieder in einen schönen Karaterausch abtauchen! Herrlich! :-)

Danach ging es wieder partnerweise zusammen und wir sollten immer je nach Distanz zum Partner entweder "kurz" mit Kizami Tsuki - Gyaku Tsuki angreifen oder lang mit Oi Tsuki - Gyaku Tsuki. Der Partner setzte den Impuls: Er ging vor oder zurück und sobald er in Kamae ging, musste der Aktive reagieren. Das war verdammt schwer und Torsten und ich überlegten, ob wir nicht im Kumite sowieso zu langsam sind für einen Oi Tsuki....however....Naka Sensei ist es nicht, das steht fest :-)

Am Ende gab es noch einige Male Jion und auch hier wurde aus der Bahn mit den Age Ue - Gyaku Tsuki bzw. Oi Tsuki eine Kihon-Kombination entwickelt.

Ich ärgerte mich etwas, als ich hörte, dass die dritte Einheit des Tages bei Okuma Sensei sich überwiegend mit Tekki 1 und 2 beschäftige und ich sie wohl gut hätte mitmachen können. Aber ich hatte sie wieder einer intensiven Regeneration geopfert. Insgesamt ist festzustellen, dass sich die Trainer sehr viel Mühe geben, die Trainings wetterangepasst abzuhalten. Kreislaufbelastende Trainingsphasen kommen in unserer Gruppe so gut wie gar nicht vor. Im Grunde schade, dass es bis jetzt nicht richtig anstrengend war - aber bei der Witterung vielleicht ganz vernünftig. Jedenfalls hatte Okuma Sensei auch angekündigt, dass in der nächsten Einheit Tekki Sandan dran sei und darauf konnte ich mich ja schonmal freuen.

Tag 3:
Kata bei Naka Sensei - ich hatte im Vorraum der Turnhalle schon herum gewitzelt, dass doch heute mit Sicherheit die Kata Chinte dran sei, auch wenn ich mit meinem ewigen Chinte-Wunsch natürlich mal wieder ausgelacht wurde. Aber es geschehen tatsächlich noch Wunder und mein Wunsch wurde erhört. Naka Sensei hatte einige Neuheiten für uns in petto – aber das Überraschendste für mich – und wohl auch viele andere war, dass das erste Kiai „verlegt“ wurde! Das Kiai vor der Wendung in Kokotsu Dachi entfällt, dafür wird der letzte Tate Tsuki jetzt mit Kiai betont. Offenbar wird diese Variante in Japan schon seit einigen Jahren so gelehrt und praktiziert – bis zu uns nach Deutschland hatte sie es aber noch nicht geschafft.


Das erste Kiai ist jetzt also auf dem Hasami Tsuki und die Technik davor wird jetzte als Ryu Yoko Gedan Barei ausgeführt.

Wie wir schon von Andreas Klein wussten, sind die Nihon Nukites mit einer Aufwärtsbewegung auszuführen und wie Andreas es uns als Anwendung erklärte, so wird es jetzt wohl auch in der Ausführung praktiziert: Der Daumen wird seitlich des Zeigefingers angelegt (nicht quer vor Zeige- und Mittelfinger) und gebeugt. Die Ring- und kleiner Finger werden angelegt, Zeige- und Mittelfinger werden möglichst weit gestreckt. Nach den Nihon Nukites geht es ja weiter mit der Drehung nach links und den beiden Teisho Ukes. Wir hatten uns in den letzten Monaten hier vor der  Ausführung des ersten Teisho eine Ausholbewegung mit der linken Hand angewöhnt. Diese soll jetzt komplett entfallen. Es geht nur der rechte Arm direkt vom Nihon Nukite in den Teisho, dann folgt der andere Handballen.

Es war viel Neues und die Sache mit dem Kiai war recht verwirrend für viele. Aber Naka Senseis Erklärungen waren wie immer motivierend und überzeugend!

In der zweiten Einheit hatten wir Chubachi Sensei. Ich mag sein Training sehr – auch wenn ihm offenbar noch ein bisschen die Übung und Erfahrung beim Training mit größeren Gruppen fehlt. So ließ er uns z. B. nicht zusammen nach vorne kommen, wenn er etwas erklären wollte. Leider dachten auch nicht alle Trainierenden in den vorderen Reihen daran, sich abzusetzen, so dass von hinten manchmal kaum etwas zu sehen und zu hören war. Gelegentlich hatten wir ihm auch grade in einer Übung alle den Rücken zu gekehrt, als er mit einer Erklärung ansetzte und wir mussten versuchen, über die Schultern einen Blick zu erheischen.

Er startete mit uns mit Kihon-Übungen und zwar einem Wechsel vom Kokotsu Dachi mit Tate Shuto Uke in ZK mit Gyaku Tsuki. Hierbei kam es ihm in erster Linie wohl nicht so sehr auf korrekte Stände an, sondern eher auf die Gewichtsverlagerung. Wir übten dies pro Seite je 30 Mal mit steigender Intensität. Anschließend stellten wir uns mit der linken Schulter zu Shomen Seite, dann aus der Shizen Tai Position mit dem linken Bein nach links in den ZK mit Gyaku Tsuki gleiten, dasselbe dann auch mit rechts. Schließlich übten wir noch Mae Geri aus dem ZK heraus, Absetzen in KK mit Gedan Barei und dann wieder Gewichtsverlagerung in ZK mit Gyaku Tsuki. Nach dieser Kombination war es dann keine große Überraschung, als wir anschließend die Kanku Dai übten! Wir führten sie Stück für Stück aus und der Sensei erklärte seine Schwerpunkte anhand der einzelnen Sequenzen: Am Anfang der Kata sollten wir beim Anheben der Hände nicht nur den Blick mitnehmen, sondern den ganzen Kopf. Wir sollten die Hände dann schnell öffnen und langsamer zusammen führen. Sehr intensiv übten wir die Passage nach der zweiten Uchi-Uke-Tsuki-Kombination (Drehung und mit Morote-Ura-Tsuki zu Boden gehen) sowie den nachfolgenden Kokotsu Dachi mit Shuto Uke – selbstverständlich mit Fokus darauf, beim Kokotsu Dachi nicht hoch zu kommen.

In der dritten Einheit machte Okuma Sensei mit uns dann tatsächlich Tekki I und II sowie Tekki Sandan. Okuma Sensei betonte den Wert der drei Tekki Katas, da die korrekte Ausführung einschließlich Hüfteinsatz die Körpermitte, das Hara, stärke. Er erzählte uns, dass er persönlich zuweilen im Kiba Dachi stehend und ohne Seitwärtsbewegung eine Stunde lang die Armbewegungen mit korrektem Hüfteinsatz übe! Dies wirke sich letztlich auch auf den Hüfteinsatz im Kihon und Kumite aus.

Als nächstes dann die Tekki Sandan. Okuma Sensei schlug gleich vor, dass wir mit einem Partner / einer Partnerin die Kata üben sollten – eine/r macht sie richtig rum, der/die andere als Spiegelbild „ura“. Torsten und ich hatten hiermit erstaunlich wenig Probleme! Wir konnten beide Seiten gut umsetzen!

Gegen Ende der Einheit gab es dann noch Zwei Bunkai Übungen zu Tekki I und II:
Tori greift an mit Tsuki, Uke steht im Shizen Tai und geht beim Angriff mit links ein Stückchen zurück – blockt mit dem rechten Arm den Tsuki so weg, dass er außen steht (Anfang Tekki I). Jetzt mit dem linken Ellenbogen den Ellenbogen des Tori blockieren und mit dem rechten Bein hinten herum gehen, so dass Tori vorwärts zu Boden fällt. Da der rechte Arm des Tori noch fixiert ist und Uke ihn mit diesem auf den Boden führt, ist Tori dort „festgetackert“  - speziell, wenn der Arm in einem Winkel von etwa 90 Grad zum Oberkörper liegt. Sensei Richard Ruzicka schaute in den Trainingspaaren nach dem Rechten und kam auch zu uns, wollte bei dem bereits auf dem Boden liegenden Torsten den Arm noch korrigieren – und riss dabei Torstens Gi entzwei – also: ICH war’s NICHT! :-)

Die zweite Anwendung kam aus der Tekki Nidan: Angriff mit Mae Geri, Uke geht zurück und nimmt mit den Händen den Mae Geri mit (Anwendung aus der Kata: Das ziehen der Hände an die Hüfte – Koshi Kamae mit offener Handfläche) und kontert direkt mit Kizami Mawashi Geri Chudan. absetzen mit dem Bein, welches getreten hatte, hinter Toris vorderem Bein und dann die Achse wieder zurückziehen, so dass der Partner fällt. Okuma Sensei legte großen Wert darauf, dass dies alles sehr schnell und dynamisch ausgeführt werden sollte. Falls das nicht klappt: üben, üben, üben :-)

Tag 4: 
Kata Hangetsu bei Okuma Sensei - in der JKA-Version ohne Zenkutsu Dachi, nur Hangetsu Dachi, Kokotsu Dachi und Neko Achi Dachi am Ende der Kata; die Anfangstechniken sollten schnell beginnen und dann langsamer auslaufen. Okuma Sensei erklärte, dass es mehrere Methoden gibt, die Starttechniken zu beatmen. Eine Version sei, beim Uchi Uke einzuatmen und beim Gyaku Tsuki auszuatmen. Seine persönlich bevorzugte Variante war aber die, die wir auch praktizieren: kurz einatmen, dann beim Uchi Uke ausatmen, kurz einatmen, beim Gyaku Tsuki ausatmen. Überraschend war für die meisten von uns, dass die Hände beim ersten Kiai im Ippon-Nukite gehalten werden sollten, anschließend mit der oberen Hand "Koko" - Tigermaul. Anschließend wurde der erste Uchi Uke zur Seite ohne Yori Ashi ausgeführt, die nachfolgenden jeweils mit Yori Ashi und alle drei Kombinationen - wie schon erwähnt - im ZK. Der Gedan Barei in den Kombinationen mit Mae Geri, Gyaku Tsuki und Age Uke wurde eher als Gedan Uke geschlagen und ohne Ausholbewegung ausgeführt. Der Gyaku Tsuki am Ende der Kata wurde Chudan geschlagen, nicht Gedan. 

Die zweite Einheit hatten wir bei Chubachi Sensei und wir starteten mit ziemlich erschöpfenden Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki Kombinationen, um die Hüfte zu aktivieren. Beide Tsukis wurden Chudan geschlagen. Anschließend gabs was für die Beine: Mae Geri, Knie oben halten, auf Zeit zwei hinten kurz absetzen, sofort wieder treten, absetzen, kicken, treten, halten.....endlose Wiederholungen, dann das andere Bein. Endlich war es mal richtig anstrengend! 

Die Vorübungen waren eine tolle Vorbereitung auf die nun folgende Gankaku, die der Sensei etappenweise mit uns durch ging! Bei der Kata an sich gab es jetzt keine großen Überraschungen. Für mich hieß es eigentlich nur "durchhalten", weil schon die Vorübungen nicht grade kniefreundlich waren und die Kata mit ihren Einbein-Drehungen und -Ständen natürlich hier auch kein Wellnessprogramm bot. Es war schön anzuschauen, wie Giovanni, Emanuele, Stefan Effler und Melissa Rathmann um uns herum ziemlich geniale Ausführungen der Kata demonstrierten. Ist schon super, dass man auf so einem Jedermann-Lehrgang die Gelegenheit hat, neben so erstklassigen Leuten zu stehen und sich inspirieren und motivieren zu lassen! Gegen Ende der Einheit gab es Bunkai zur Anfangs-Sequenz und Kombination mit Shuto Uke, Age Empi, Koshi Kamae und der Drehung. Das waren für uns bekannte Übungen, die wir auch im eigenen Dojo schon so gemacht haben. Wir probierten darum auch ein bisschen mit Varianten herum, mal einen Tsuki mehr im Angriff und eine Variante bei der Sequenz mit der Drehung, die so, wie der Sensei sie uns gezeigt hat, bei uns nicht funktionierte (der Arm des Tori, den Uke bei der Drehung über seiner Schulter im Ellenbogengelenk blockiert, war bei der gezeigten Variante "verkehrt" rum, also in Beuge-Position, so dass das Blockieren nicht klappte. 
Im Anschluss führten wir die Kata noch einige Male auf zählen und auf eigene Zeit aus.

Tag 5:
Am Sonntag nahm ich nur am sehr guten Katatraining bei Richard mit Nijushiho teil, bei dem es für mich keine großen Überraschungen gab. Den Nachmittag verbrachte ich dann im nahe gelegenen Freibad und am Abend genossen wir ein geselliges Beisammensein mit vielen Karatefreunden in unserem Hotel.

Tag 6:
Montag ließen wir uns von Naka Sensei in der Meikyo unterweisen. Der Sensei startete mit uns schon anders, als wir es gewohnt waren: Die Arme sollten nicht groß vor dem Körper kreisen, sondern nur mit geöffneten und überkreuzten Handflächen auf Höhe der Kehle bei gestreckten Armen   - dann die Fäuste wie gewohnt zur Hüfte zurück ziehend. So sollten wir die Arme auch bei den Wendungen einsetzen. Bei der Gewichtsverlagerung in Zusammenhang mit den Bo Ukes geht bei der zweiten Technik der Blick nicht über die Schulter in Richtung Arme, sondern quasi nach vorne. Das fand ich recht ungewöhnlich. In der Meikyo sollte nach Vorstellung Sensei Nakas jetzt nur noch ein Kiai vorkommen - das Kiai beim Mikazuki Geri entfällt! Die Armhaltung nach dem Tritt ist nicht seitwärts zu beiden Seiten, sondern die Arme sollen sich beide direkt über den Beinen befinden - der linke Arm also nach vorne, der rechte nach rechts. Zudem sollten die Armtechniken nach dem Tritt langsam ausgeführt werden. Auch den Sprung übten wir ausgiebig: zunächst alleine mit Fokus auf die korrekte Beinposition (in der Luft unter dem Körper gekreuzt, wie im Schneidersitz) und dann als Bunkai mit Partner: Angriff Tsuki Jodan, Block Age Uke, um Tori herumspringen und diesen zu Boden reißen.

Leider war auch dieses schöne Training irgendwann zu Ende. Torsten und ich bemühten uns noch, einige Fotos mit den Senseis und Freunden machen zu lassen und traten dann mit unserer Freundin Margot den langen Heimweg an, der uns in Siegen mit einem kleinen Boxenstopp bei Familie Kringe versüßt wurde.