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Foto: Wikipedia |
Tsunayoshi war ein Urenkel des Dynastie-Begründers Tokugawa Ieyasu, der nach dem Sieg bei der Schlacht von Sekigahara im Jahre 1600 Japan von der so genannten Sengoku-Zeit ("Zeit der kriegführenden Lande") in die Edo-Zeit überführte (benannt nach der Hauptstadt Edo, heute Tokio). Die Edo-Zeit beinhaltet die längste Friedenszeit der japanischen Geschichte, die über 250 Jahre andauerte. Die Kultur der Samurai änderte sich in diesen 250 Jahren grundlegend, da kriegerische Einsätze nur noch sehr selten vorkamen. Gleichwohl war es üblich, dass die Tokugawa Shogune eine Samurai-Ausbildung erhielten - so auch Tsunayoshis älterer Bruder, der für das Amt des Shogun vorgesehen war. Tsunayoshi selbst wurde nicht kriegerisch ausgebildet und nicht auf politische Ämter vorbereitet, sondern genoss eine allgemeinere Schulbildung, geprägt von den Lehren des Buddhismus und des Konfuzianismus.
Als Tsunayoshi nach dem frühen Tod seines Bruders das Amt des Shogun übernahm, führte dies daher zu einem Wandel der japanischen Gesellschaft: Tsunayoshi waren Bildung und Kultur wichtiger als kriegerische Heldentaten und Kriegsherren, die seine Gunst erringen wollten, konnten sich eher durch die Förderung der Künste und des Buchdrucks hervortun, als durch martialisches Kräftemessen. Die Regentschaft Tsunayoshis wurde somit zu einer Zeit der kulturellen Blüte Japans.
Auch wenn er einerseits durchaus ein machtbewusster Politiker war, der nicht davor zurückscheute, intrigante Einflussgeber beseitigen zu lassen, verurteilte Tokugawa Tsunayoshi bedingt durch seine Erziehung Gewalt grundsätzlich. So erließ er unter anderem die "Gesetze zum Mitleid gegenüber Lebewesen" (Shōrui Awaremi no Rei). Dieses Gesetz schützte erstmals z. B. auch Menschen aus den unteren Schichten, speziell auch Kinder. Zur damaligen Zeit war es nicht unüblich, dass Familien, Kinder, die sie nicht ernähren konnten, aussetzen. Diesen Kindern drohte meist ein hartes Schicksal, oftmals mussten sie schlichtweg verhungern! Tsunayoshi verfügte, dass sich Beamte um die Kinder sorgen und ihnen ein neues Zuhause finden mussten.
Tsunayoshi war im Jahr des Hundes geboren. Ob dies nun den Ausschlag gab, dass ihm besonders auch das Wohl der Hunde am Herzen lag? Jedenfalls erließ der Schogun auch ein striktes - und für damalige Zeiten vermutlich höchst ungewöhnliches - Gesetz zum Schutz von (und vor) Hunden: Viele der Samurai hielten nämlich zahlreiche Hunde in ihren Palästen. Oftmals entliefen die Tiere oder wurden ausgesetzt, so dass eine große Anzahl frei herumlaufender Hunde Edo unsicher machte und vor allem auch schutzlose Kinder angriffen und verletzten. Manch anderer Herrscher hätte die Tiere vermutlich einfangen und töten lassen, um der Plage Herr zu werden. Nicht so Tsunayoshi: Er verfügte, dass die Tiere eingesammelt und in Heimen für Hunde untergebracht und gefüttert werden sollten. Die Daimyo Edos mussten für die Kosten aufkommen. Wenn Hunde starben, so sollten sie in die Berge gebracht und dort begraben werden - nicht weniger aufwendig als Menschen. Der Legende nach beschwerte sich einst ein Bauer, der seinen Hund beschwerlich in die Berge tragen musste, darüber gegenüber seinem Nachbarn. Dieser soll geantwortet haben: "Sei froh, dass der Shogun im Jahr des Hundes geboren ist! Wäre er im Jahr des Pferdes geboren, hättest Du noch viel schwerer zu tragen." Dieses für damalige Zeiten ungewöhnliche Gesetz zum Wohle der Hunde brachte Tokugawa Tsunayoshi den Spitznamen Hunde-Shogun (Inu Kubō) ein.
Der Schutz der Schwachen hatte aber ihren Preis und so stiegen die Staatsausgaben unter Tokugawa Tsunayoshi weiter an. Das Shogunat hatte ohnehin schon mit hohen Ausgaben zu kämpfen, da das Aufrechterhalten der Kriegerkaste, die aus Mangel an kriegerischen Auseinandersetzungen im Grunde überflüssig geworden war und nur zum Teil durch Verwaltungsaufgaben beschäftigt werden konnte, immense Kosten verursachte. Brände, Missernten und Erdbeben belasteten Japan in dieser Epoche zusätzlich. In die Zeit der Regentschaft Tokugawa Tsunayoshis fielen übrigens auch die Ereignisse der 47 Ronin, die im buddhistischen Tempel Sengaku-ji in Tokio begraben sind.