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Samstag, 3. August 2019

Johan la Grange Sensei - Kumite - Gasshuku 2019

Wir starteten ähnlich wie bei Mai Shiina Sensei mit choku tsuki im heiko dachi, wobei die Hüfte dabei so weit nach vorne gepushed werden sollte, dass es schon eher ein kizami tsuki war. Hieraus wurde dann ein tsuki "aus dem Nichts entwickelt: Arme erst aus kamae Position (Ellenbogen vor dem Körper), später dann mit nach unten hängenden Armen. Dies übten wir dann als Reaktionsübung mit einem Partner: Der hinter uns stehende Partner tippte an die Schulter und sofort musste der tsuki aus dem Nichts rausgeschossen werden - jeder tsuki mit "ippon"-Qualität. 

Die Ippon Qualität übten wir dann auch mit dem Partner, der nun vor uns stand und als Ziel diente: Aus dem Nichts heraus sollten wir jodan kizami tsuki stoßen.
Als nächstes sollten wir diese Übung zur Schulung unseres Reaktionsvermögens nutzen: Der Partner sollte durch Schulterzucken ein Signal setzen, aufgrund dessen wir dann sofort reagieren und den tsuki vor das Kinn stoßen sollten. 

Weiter gings mit oi tsuki ("kizami tsuki") links aus heiko dachi nach vorne und zurück in heiko dachi, dann andere Seite. In der Folge oi tsuki im Stand und sofort quasi weiter nach vorne fallen in gyaku tsuki (linkes Bein und rechte Faust nach vorne. Seitenwechsel.
Als nächstes dann: oi tsuki mit links und den rechten Fuß nach hinten setzen, linke Faust gyaku tsuki - und nach ordentlich vielen Wiederholungen dann mit der anderen Seite vor. 

Als Vorübung für die nächste Trainingssequenz ging es dann ohne Partner weiter: aus kamae einen Schritt vor mit oi tsuki und dann Wendung mawate mit gysku tsuki, einen Schritt vor mit gyaku tsuki. 
Dann mit Partner: Partner steht im shizen tai, der Übende li vor und führt gyaku tsuki chudan aus, dann das hintere Bein versetzen und gyaku tsuki im 90-Grad-Winkel nach rechts; Seiten- und Partnerwechsel. Im Anschluss: nach dem gyaku tsuki nach rechts das vordere Bein zurück ziehen und nach hinten, direkt auf der Linie, ushiro geri. Wieder je 10 Mal, Seiten-/Partnerwechsel: Dann mit dem ushiro-geri-Bein noch einmal mawashi geri treten - wieder im Winkel von 90 Grad zur vorigen Technik. Meinem Katamann Torsten war dazu aufgefallen, dass die Bewegungsrichtungen denen der tate shuto uke / gyaku tsuki Kombination in der Unsu entsprechen!  Schließlich garnierten wir die ushiro geri und mawashi geri jeweils noch mit gyaku tsuki - zum Abschluss gab es dann noch eine finale Technik am Ziel (denn der Partner stand ja freundlicherweise noch im kamae  Die letzte Technik sollten wir frei wählen, je nach Distanz o. ä., konnte also ein gyaku tsuki sein, ein heito uchi oder was auch immer. 
Um uns konditionell noch einmal herauszufordern, ließ uns der Sensei noch zum Abschluss in Reihen längs durch die Halle gyaku-tsuki-Kombinationen laufen. 
Sehr gefreut hatte mich, dass der Sensei vor dem seiza die Gruppe aufgefordert hatte, sich in Richtung Shihan Ochi zu verneigen, der inzwischen in der Halle war und das nächste Training leiten sollte. 
Ein rundum gelungenes Training mit viel Körper- und auch Kopfarbeit! Danke, Sensei Johan! Osu!

Naka Sensei Gasshuku 2019 - Kihon Kumite zur Tekki Sandan

Vorübung Kihon:
- li vor gedan barei
- vor im ZK mit oi tsuki rechts
- rechter Arm sofort (ohne Gegenbewegung des anderen Armes) in soto uke
- linken Arm strecken, rechter Arm holt aus zu haiwan nagashi uke (Tekki-typisch)
- linker Arm klappt um wie bei der Endposition kage tsuki, rechter Arm macht ura tsuki jodan
- koshi kamae an rechter Hüfte, tsuki rechts unter der linken, flachen Hand hervor
- Dann wieder Schritt vor, oi tsuki links und das Ganze mit der anderen Seite

Dann mit PartnerIn:
- Tori greift an aus gedan barei li vor im zk mit oi tsuki jodan re
- uke blockt mit age uke
- Konter gyaku tsuki chudan - wird geblockt mit soto uke re
- Konter mit kizami tsuki jodan - wird abgeleitet durch haiwan nagashi uke jodan rechts, linker Arm geht dabei vor für eine Art tsuki
- dritter Konter gyaku tsuki chudan - block mit te osae uke links und Konter ura tsuki rechts, den heruntergeblockten tsuki Arm dann zur rechten Hüfte ziehen (mit der linken Hand fassen und auf die rechte Faust an der Hüfte drücken)
- Es wird durch Ziehen versucht, die Faust zu befreien, dies löst den finalen Gegenangriff ura tsuki aus.


Dienstag, 2. August 2016

Gasshuku 2016 in Konstanz - ein Pflichttermin!

Schnell stand in diesem Jahr fest, dass wir zum Gasshuku unseres Verbandes fahren! - Denn  Konstanz ist für meine Begriffe der schönste Austragungsort für dieses Karate-Event! Die Lage am Bodensee, die malerische Stadt mit ihren bunt verputzten Häuschen und nicht zuletzt die Tatsache, dass augenscheinlich wirklich jeder Karateka hier teilzunehmen scheint, machen die Gasshuku in Konstanz immer zu besonderen Ereignissen.

Vom Training her würde ich sagen, dass hier die Vielfalt der Trainerinnen und Trainer im Vordergrund steht (dieses Jahr hatten wir mit Hirayama Sensei tatsächlich einmal eine weibliche Instructorin dabei!) - und weniger ein einheitliches Karate-Konzept, dass sich - wie etwa beim Gasshuku in Tschechien - durch alle Einheiten zieht. Beim DJKB-Gasshuku haben die Karateka die Möglichkeit, viele verschiedene Senseis und Trainingsformen kennen zu lernen.

Wir starteten mit rund 600 Dan-Trägern (1.-3. Dan gemeinsam) am frühen Montagmorgen um 07.00 Uhr bei Shihan Ochi mit der Kata Gojushiho Sho. Das war schon super eng - aber diese Menge sollte sich so nicht wiederholen. Alle wollen halt gerne beim "Chef" trainieren und so sind seine Trainings eben immer besonders gut besucht.


Anschließend begeisterte uns die JKA-Instructorin Hirayama Yuko Sensei! Es ist sehr selten, dass eine weibliche Instructorin zu einem Gasshuku oder einem ähnlichen Karate-Event eingeladen wird. Nach meinem Wissensstand sind aktuell nur 3 Frauen als Instrucotrin beim Honbu Dojo der JKA in Tokyo beschäftigt (und 20 Männer). Wir waren also gespannt, was Sensei Hirayma uns vermitteln würde und auch, welche Art sie hat, uns zu unterrichten und mitzureißen. Zunächst wurden wir durch eine Fülle von Kihon Basics geleitet, von denen viele Torsten und mir bereits durch die vielen Lehrgänge bei anderen JKA-Instructoren bekannt waren - ach, eigentlich war uns das Meiste schon von Risto Sensei bekannt, der ja fast dieselben Schwerpunkte seit über 20 Jahren in Deutschland "an den Mann bringt". Neben Hirayama Senseis technischer Brillanz begeisterten mich ihr Charme und ihr Humor! Sie hat eine sehr erfrischende Art, unsere (falschen) Bewegungsmuster nachzuahmen, ohne verletzend zu wirken! Am Ende ließ sie uns noch einige Male die Bassai Dai ausführen - nach der aktuellen JKA-Zählweise, die offenbar noch nicht allen bekannt war. Zudem wies sie auch auf die aktuellsten Bewegungsmuster der JKA-Version hin. Ein tolles Training mit einer sehr sympathischen Trainerin, von der ich gerne mehr lernen möchte.



Am Nachmittag brachte uns Ochi Sensei noch einmal ordentlich zum Schwitzen: Mit zahlreichen - zum Teil recht ungewöhnlichen - Kihon-Kombinationen ging es los und dann wechselten wir zu Kihon-Kumite-Sequenzen, bei denen zu Beginn die Angriffstechniken bekannt waren - später dann der Angreifer den Abwehrenden "überraschen" durfte: Es wurde dann nur noch "1" oder "2" angesagt und dann kam entweder ein Jodan- oder Chudan-Tsuki. Schließlich ließ uns der Chef noch Jiyu-ippon-Kumite ausführen, bei dem ich zahlreiche herausfordernde Partner hatte. Die Einheit ließ auch Ochi Sensei mit der Bassai Dai ausklingen.

Tag zwei begann mit Kata-Training bei Thomas Schulze Sensei - wir übten die Chinte. Mir hat das Training super gefallen und es war ein genialer Start in den Tag! Da ich die Chinte bereits einige Male bei Thomas Sensei habe trainieren dürfen, kamen technisch keine Überraschungen vor.

In der zweiten Einheit begeisterte mich Keith Geyer Sensei. Beim Niederschreiben meiner Notizen habe ich überlegt, wie alt der Sensei sein möge. Anhand eines Interviews, welches er für das JKA-Magazin im Jahr 2014 gab, habe ich rückgeschlossen, dass der Sensei jetzt etwa 62 Jahre alt sein muss. Seine Power und sein Charisma lassen ihn in meinen Augen aber erheblich jünger wirken! Für mich war es das erste Training bei dem Wahl-Australier. Ich war gespannt und hatte im Vorfeld schon viel über seine Freude am Kumite-Training gehört.


Los ging es mit einem erweiterten Warm-Up:  im Shizen-Tai einmal um 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn (anti clockwise) springen und links vor Gyaku Tsuki in ZK - und wieder in die Ausgangsposition (Gesicht Shomen-Seite)
- dann "clockwise" und Gyaku Tsuki rechts vor - Rest wie oben
Dann mit Partner: Rücken an Rücken mit etwa 1 m Platz dazwischen, dann beide anti clockwise und li vor Gy Ts (damit es nicht zu Knochenbrüchen an den Händen kam, sollten wir vorher vereinbaren, dass einer den Gy Ts etwas höher schlägt) und anders rum und dann mit re Gy Ts.
Dann weiter so: Beide li vor in Kamae, beide gleichzeitig Gyaku Tsuki, geschlagen mit rechts,  mit dem linken Bein vor (auch wieder einer höher schlagen...) und dann rückwärts drehend am Gy Ts Arm des anderen vorbei - erst links außen vorbei und beim zweiten Mal rechts dran vorbei.

Dann starteten wir mit einigen Kihon-Kombinationen und zwar so:
- aus Kamae vor mit Kizami-Gyaku-Tsuki, nächster Step: Kizami und für den Gyaku Tsuki die vordere Hüfte ein Stück zurück ziehen, dann Kizami Tsuki und mit Suri Ashi vor zum Gyaku Tsuki. In der Rückwärtsbewegung dasselbe.
- dann: zweimal vorgleiten mit Suri Ashi und beim zweiten Step Kizami, dasselbe mit Gyaku Tsuki - eine Bahn durch und auch rückwärts.
In der Folge haben wir diese Kombination (aber nur in einfacher Ausführung) an die anderen Kombinationen angehängt und alle vier nacheinander ausgeführt.
Weiter so:
- Vor mit Oi Tsuki, das hintere Bein 90 zur Seite raus in KK mit Shuto Uke, dann Bein wieder zurück nach hinten und Kizami Tsuki und dann wieder einen Schritt nach vorne und dasselbe mit der anderen Seite...
- Am Ende der Bahn rückwärts gehen mit KK Shuto Uke, das vordere Bein 90 rausstellen und Gyaku Tsuki in die andere Richtung (90 Grad zur Laufrichtung), dann das Bein wieder zurück in KK und Shuto Uke. (Ausgangsposition KK re vor, einen Schritt zurück, so dass das linke Bein vorne ist; linkes Bein jetzt nach links 90 Grad raus und den Gy Ts nach rechts (von der Laufrichtung aus gesehen), dann wieder zurück, so dass das linke Bein wieder vorne ist).

Weiter gings mit Kumite: Angriff Kizami Tsuki - Block mit der vorderen Hand nach außen, Konter Kizami Tsuki - 5 Mal, dann Angriff Gy Ts Jodan, Block mit der hinteren Hand  Hand nach außen - Konter mit derselben Hand Gyaku Tsuki (5 Mal) - Dann Angriff mit Kizami Tsuki und anschließend Oi Tsuki - der Partner blockt entsprechend. So ging es zweimal vorwärts, dann war der andere dran.

Variante: Tori greift an mit Oi Tsuki, Uke blockt mit Gedan Barei, Konter mit demselben Arm Uraken. Im nächsten Durchgang sollte der Angreifer nach dem Gyaku Tsuki sofort einen Uraken mit demselben Arm platzieren. Und dann sollten wir uns schließlich mit dem Uraken abwechseln - also erst der Abwehrende, dann der Angreifende und nochmal im Wechsel.

Zum Ausklang gab es noch einmal die Chinte. Sensei Keith Geyer war sehr beeindruckt von der Menge an Karateka in seiner Einheit! Er sagte, niemand in Australien würde es ihm glauben, wenn er erzählte, dass so viele Trainierende ab 3. Dan bei ihm trainiert hätten! Darum bat er noch um ein gemeinsames Foto - ein Wunsch, den wir ihm gerne erfüllten.



Das Training war sehr körperbetont und stellte hohe Anforderungen an die Konzentration und an unser Zanshin. Ich war sehr froh, mit Andreas Kurowski einen herausfordernden Trainingspartner gehabt zu haben! Und so anstrengend das Training auch war - es gab zwar ein paar blaue Flecke, ansonsten war ich nach der Einheit aber noch sehr fit, was die Knochen und Gelenke anging. Ähnlich ging es mir auch nach dem Training von Hirayama Sensei - ich muss in den nächsten Monaten mal ergründen, woran das liegt.

Nach einer kleinen Siesta erwartete uns dann ein weiteres Power-Training - die Einheit am Nachmittag gehörte Toribio Osterkamp Sensei!

Wir starteten mit ziemlich anspruchsvollen Gohon-Kumite-Geschichten: Es ging "harmlos" los mit fünf Angriffen Oi Tsuki Jodan. Eine kleine Abweichung vom "Klassiker" gab es schon dadurch, dass der Abwehrende zuerst mit links zurück gehen sollte, so dass man nach der ersten Aktion nicht spiegelgleich voreinander stand. Es ging dann zweimal vorwärts, dann kam der Angriffsimpuls vom bisher Abwehrenden, der den Angreifer jetzt einen Schritt zurück scheuchte. Anschließend übernahm der erste Angreifer wieder das Zepter und ging noch mal zwei Schritte vor. Dieses Muster behielten wir dann eine ganze Weile bei - mit verschiedenen Angriffen, z. B. Tsuki chudan, Ren Tsuki (Block mit Age Uke, selber Arm Gedan Barei), Sanbon Tsuki (Age Uke, Soto Uke, Gedan Barei - alles mit demselben Arm), Mae Geri und anschließend Mae Geri / Gyaku Tsuki. Mae Geri mit Haiwan Nagashi Uke geblockt - den Gyaku Tsuki hat man "kassiert" bzw. der Abwehrende sollte seinen Gyaku Tsuki quasi deae mit dem des Angreifers setzen.

Mit diesen Kombinationen beschäftigte Toribio Sensei uns eine gute Stunde lang. Anschließend teilte er die Gruppe auf: zunächst in zwei Gruppen, von denen die eine in die Shomen-Hälfte der Halle geschickt wurde, die andere sollte in der "Ausgangsseite" Aufstellung nehmen. Die Gruppenmitglieder standen je mit dem Rücken an der jeweiligen Hallenwand. Von jeder Gruppe wurden etwa 10 Karateka ausgewählt, die sich mit dem Gesicht zu ihrer Gruppe stellen sollten, über die gesamte Hallenbreite verteilt. Diese wurden von Toribio die "Champions" genannt. Aus dem Rest der Gruppe sollte sich zu jedem Champion jetzt ein "Herausforderer" gesellen, der nach dem Angrüßen der Kontrahenten eine Sentei Kata ansagte, die beide anschließend ausführen sollten. Danach wandten sich die beiden Karateka einander zu und führten Jiyu-Ippon-Kumite aus: Angriffe Kizami-Tsuki, Gyaku Tsuki, Mae Geri, Mawashi Geri und Yoko Geri, Angreifer sollte jeweils der Herausforderer sein, der Champion sollte nur blocken und kontern. Nach dem Kampf wurde der Herausforderer zum Champion und der Champion ging zurück zur Gruppe, ein neuer Herausforderer eilte daraufhin schnell an die Stelle des bisherigen.
Das Ganze erhielt anschließend dadurch eine Steigerung, dass die erste Kata Runde immer Hikiwake, also unentschieden war! Also: dieselbe Kata nochmal!

Nach diesem herrlichen Kata- und Kumite-Shiai stellten wir uns wieder in unseren ursprünglichen Reihen auf. Wir führten jetzt - jeweils unterbrochen von einer guten Runde Freikampf - alle Sentei Kata aus. Der Wechsel von Kata und Kumite ist für mich immer besonders spannend, da man dort noch einmal einen besonderen Kampfgeist für die Kata schärfen kann.

Es war ein hammergeiles Training - aber einen Spruch wie "und ich hätte noch stundenlang so weitermachen können" spare ich mir mal lieber, denn das war schon echt gut anstrengend und ich war sehr froh, dass Toribio Sensei uns zum Abschluss nochmal auslockern und uns gegenseitig ausklopfen ließ! Jetzt freue ich mich auf eine erholsame Nacht und auf Tag 3 des bisher spitzenmäßigen Gasshuku 2016!

An Tag 3 kam nach zwei euphorischen Trainingstagen für mich persönlich die Ernüchterung: Zunächst fiel mir bei Risto und der Kata Sochin wieder ein, was ich alles verkehrt mache - und wie es eigentlich richtig geht! Abgesehen davon: Ein super Training - wie immer bei Risto - und eine tolle Kata! 

Anschließend ging es bei Thomas Schulze Sensei weiter, der mit uns in einer fantastischen Trainingseinheit mit viel Kontakt-Kumite "nur" Kizami-Tsuki / Gyaku-Tsuki übte - wirklich ABSOLUTE Basistechniken! Tausendmal gemacht und im Grunde auch absolut mein Ding! Aber irgendwie war ich zu verkopft und konnte nicht richtig "fließen lassen" - komisch...je schlichter die Technikfolge und je mehr Fokus auf die einzelne Technik, desto blockierter wurde ich. Ich wollte es einfach ganz richtig machen.... Vielleicht war ich nicht die Einzige, denn nach einer Weile gab Thomas uns "mentalen Input" und wies uns an, die Technik im Geiste "schon im Ziel zu sehen" - und dann wurde es auch bei mir etwas lockerer. Zum Abschluss gab es eine Übung, die Thomas Sensei auch schonmal beim Samurai Spirit hat machen lassen: Beide voreinander im Shizen Tai und dann beide gleichzeitig je Age Uke und Soto Uke zu beiden Seiten rausgedreht und gekontert mit Gyaku Tsuki, einmal Nagashi Uke und dann zur anderen Seite Gedan Barei "gerutscht". Das fluppte dann schon wieder besser und ich konnte mit meinem Trainingspartner Andreas Kurowski wieder richtig ballern. 

Der Mittwochnachmittag ist traditionsgemäß trainingsfrei. Torsten und ich nutzten die Gelegenheit, Europas größten Wasserfall, dem Rheinfall von Schaffhausen, anzusteuern. Wir konnten den Fall zu Fuß halb umrunden und dann sogar mit einem Boot fast mitten rein fahren :-) Es war super schön und durch die viele Gicht auch erfrischend. Gleichwohl sprangen wir nach unserer Rückkehr in Konstanz gleich noch einmal direkt in den Rhein und nahmen dort ein kühles Bad, bevor wir den Abend beim Asiaten ausklingen ließen. 




Donnerstag, vorletzter Trainingstag, Tag vor der Prüfung. Wir starteten mit Keith Geyer Sensei und einem Training zur Nijushiho. Der Sensei hatte viele Partnerübungen für uns im Gepäck und verging die Einheit wie im Fluge. Direkt nach der einstündigen Pause standen wir dann wieder Keith Geyer Sensei gegenüber. Nach dem Aufwärmtraining durch Jürgen Hinterweller startete auch der Sensei mit weiteren Warmup-Übungen: 
Die Gruppe wurde unterteilt - eine Hälfte mit dem Rücken zur Shomenseite, die andere mit Rücken an der Ausgangsseite. Dann sollten wir uns, li vor im Kamae stehend, je einen Step vor mit Kizami Tsuki, Suri Ashi Gyaku Tsuki, einen Schritt vor mit Kizami, Suri Ashi Gyku Tsuki usw. von einer Hallenseite zur anderen bewegen - genau zwischen den anderen durch, die uns ja entgegen kamen.
Im nächsten Durchgang sollten wir nur mit Gyaku Tsuki vorgehen und nach jedem Gy Ts die Auslage wechseln. 
Nach diesem Training absolvierte ich direkt im Anschluss noch eine Einheit bei Ochi Sensei. Ich muss gestehen, dass das dann auch echt grenzwertig war! So hatte ich zwar um 12 Uhr trainingsfrei, aber selbst der Nachmittag in der Saunalandschaft und das Bad im Bodensee konnte mich nicht vollständig regenerieren! 
Am Abend konnten wir dann in der voll besetzten Halle einige Kata-Demos und die Vergleichskämpfe Deutschland-Tschechien ansehen.  

Wenn man die Unsu als die Königin aller Kata bezeichnet, dann war das Training am Freitagmorgen  ganz sicher majestätisch Toribio Sensei stellte uns nach einigen klassischen Durchgängen die "Unsu, Version Konstanz 2016" vor, deren Enbusen lediglich auf einer Linie vor und zurück verläuft. Obgleich diese Übung schon anspruchsvoll war, schaffte Toribio Sensei es, noch zwei interessante Bunkai-Sequenzen einzubauen! 
Erste Sequenz: Tori rechts vor, mit links Mae Geri treten, Uke geht mit dem linken Fuß zurück in KB und blockt mit rechts Gedan Shuto Uchi. Tori setzt mit Tsuki im Stand nach, Tori dreht sich auf dem linken Bein hinten rum und blockt mit Jodan Shuto Uchi. 
Nächste Sequenz: (Position vor der letzten Wendung in Age Uke mit Gyaku Tsuki) Uke steht rechts vor, den Rücken Tori zugewandt. Tori steht links vor, greift an mit Oi Tsuki rechts, Uke dreht sich links rum um und blockt den Tsuki mit der Ausholbewegung des Age Uke (rechter Arm), den linken (Age-Uke-)Arm dann zwischen dem Tsuki-Arm und dem Hals des Tori durchschieben und den Nacken fassen. Rechten Fuß hinten wegsetzen und dadurch den Tori zu Fall bringen, Tsuki nachsetzen. 
Das war ein schöner Start in den Tag, der locker über den vielen Regen hinweg tröstet! Ich hoffe, dass der Tag so positiv weitergeht und endet

Die zweite Einheit bei Hirayama Sensei muss wieder erstklassig gewesen sein! Leider habe ich sie - ebenso wie die Einheit bei Julian Chees Sensei meiner Dan-Prüfung geopfert. Julian Sensei hatte die Gruppe ab 3. Dan 90 Minuten mit anspruchsvollem Bunkai zur Kata Heian Shodan beschäftigt und begeistert! Hirayama Sensei hatte eine schöne Kumite-Übung, die mir Torsten gezeigt hat: Angriff mit links  Kizami Tsuki, der andere blockt und kontert Gyaku Tsuki. Der erste Angreifer hatte gleich nach dem Kizami das hintere (rechte) Bein rangezogen und drückt sich jetzt 45 Grad von dem Bein ab, so dass er jetzt rechts vor steht und den Gyaku Tsuki mit rechts Gedan Barei blocken konnte, Konter mit Gyaku Tsuki.  

Ich selber traf mich ab 11 Uhr mit Pascal Senn, Thomas Kölling und Heiko Seifermann in der Kaderhalle und lief dort alle Kata mehrfach noch einmal durch - begutachtet von einer Handvoll Kaderatlethen, die am Hallenrand auf einer Bank saßen und ihre Kommentare zu unseren Vorführungen zum Besten gaben! Gegen 13.30 Uhr ging es dann zur Prüfungshalle. Die Prüfungen waren leicht im Verzug, so das ich um kurz nach 15 Uhr mit 7 weiteren Karateka vor Ochi antreten konnte. Nach dem anspruchsvollen Kihon-Programm gab es Kumite. Hier sollten wir zunächst eine Runde Jiyu Ippon Kumite ausführen und dann drei Runden Freikampf. Abgesehen von einem leichten Jodan-Kontakt, bei dem ich zum Glück nicht weiter verletzt wurde, ging alles gut über die Bühne. Danach kamen die Kür-Kata, die alle Teilnehmer unserer Gruppe fehlerfrei vortrugen. Anschließend ließ uns Ochi Sensei noch die Bassai Dai, Hangetsu und Heian Yondan ausführen - da kamen wir wirklich sehr gut weg! Vor der Tür erwartete mich schon mein Katamann, der in der Ferienwohnung schon mal einen Sekt kalt gestellt und etwas Schweizer Schokolade zur Stärkung besorgt hatte. Den Abend ließen wir dann nach der Urkundenübergabe nach einem Essen auf der Lehrgangsparty mit vielen Freunden und Bombenstimmung ausklingen. 

Fazit: Ein super Gasshuku! Tolle Trainer, super Ambiente! Immer wieder! :-)   

Sonntag, 10. August 2003

Wo ist Stan Schmidt?

Zum ersten Mal in meiner nicht eben kurzen Karate-Laufbahn nahm ich dieses Jahr an einem Gasshuku teil. Warum nicht eher? Keine Ahnung! Vielleicht war mir die Lehrgangsgebühr früher zu teuer? Immerhin war ich damals noch Schülerin bzw. Azubine, so dass mein Budget eher schmal ausfiel. Aber dieses Jahr bekam ich von meiner Familie da ok und fuhr mit ca. 20 Karatekas aus MS und Wesel nach Oberstdorf. Einen ausführlichen Bericht zum Gasshuku hat meines Erachtens Karin verfasst. 

So will ich mich auf die Schilderung einer einzelnen Begebenheit beschränken. Einer der Trainer bei diesem erstklassig besetzten Gasshuku war Stan Schmidt aus Südafrika. In einem Dojo-Info vor einiger Zeit wurde mal sein Buch vorgestellt: Die leere Hand. Ich hatte es schon vorher mal irgendwann gelesen und es hat mich sehr beeindruckt. Wirklich sehr zu empfehlen! Jedenfalls kam dann auch die Einheit, bei der wir bei diesem tollen Trainer, der nach einem Verkehrsunfall zwei künstliche Hüftgelenke bekam, unser Karate verbessern sollten. Es war einfach unglaublich, dass jemand nach einer solchen OP sich nochmal aufrafft und weiter Karate betreibt! Andere Menschen hätten sich in Frührente schicken lassen, hätten resigniert und würden allenfalls noch Seniorensport betreiben! Nicht so Stan Schmidt! Er führte im Rahmen seiner Unterrichtseinheit z.B. eindrucksvoll vor, wie man sich effektiv gegen Messeratacken zur Wehr setzt, und das nur durch scheinbar willkürliches Hin- und Herrudern mit den Armen! 

Nach der Einheit war ich wie paralysiert! Ich war total ergriffen von diesem Menschen!Es war das einzige Mal, dass ich es bereute, keinen Fotoapparat dabei zu haben oder etwas, das er mir signieren könnte! Normaler Weise finde ich so einen Star-Rummel eher peinlich, aber hier hätte mir etwas dran gelegen, quasi ein Stück Stan Schmidt mit nach Hause zu tragen! Naja, war wohl nichts, seufz! In unserem Appartement äußerte ich dann meinen WG-Mädels Silke, Bettina und Karin gegenüber meinen Kummer! Ich wurde sehr bedauert, aber helfen konnte mir natürlich keine! 

Nach dem tollen Lehrgang fand am Freitagabend die Abschlußfeier in der Oybele-Halle statt. Eine super Live-Band brachte die Halle zum Brodeln! Mit vielen Leuten, die ich entweder vorher schon auf Lehrgängen oder Turnieren kennengelernt hatte oder erst im Verlauf des Gasshuku, hatte ich ne Menge Spaß. Die Trainer hatten alle zünftige krachlederne Trachtenhosen an. Es war schon niedlich, z. B. Herrn Ochi in diesem Outfit zu sehen! Als wir ihn um ein Foto gemeinsam mit uns baten, bat er um einen Moment Geduld und holte -woher auch immer!?!- eine Schottenmütze mit Perücke hervor, setzte sie auf und war als Bundestrainer in diesem Moment nicht mehr so recht ernstzunehmen! Es wurden einige Trainer an unserer Seite abgelichtet, so dass wir echt schöne Erinnerungsfotos haben! Auf einmal stupste mich Silke an: Guck mal, Icky, wer da ist! und ich konnte tatsächlich einen Mann von hinten sehen, der eigentlich nur Stan Schmidt sein konnte! Freundlich lächelnd, mit dem Fotoapparat im Anschlag näherte ich mich ihm von vorne, als mir das Grinsen im Gesicht zu einer peinlichen Maske gefror: es war irgend ein anderer Mensch, der Stan Schmidt von vorne überhaupt nicht ähnlich sah....äh....uuups, hallo...und tschüß! 

Kurze Zeit später hatte ich dann aber Glück! Zwei Tischreihen weiter war er dann, mein Idol! Ich kletterte über eine Bank, stieß Marian Glad fast das Bier aus der Hand, trat in einen Aschenbecher, ließ beim Klettern mein Kleid in peinliche Höhen rutschen und stand dann endllich ..... vor einem fremden Mann, der mir freundlich zuprostete! Die Schamesröte in meinem Gesicht passte farblich hervorragend zu meinem Kleid! Glücklicher Weise hatte ich keine Probleme, diesen schönen Abend trotz dieser vergeblichen Idol-Jagd zu genießen. Aber irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich wollte eigentlich aufbrechen. Da nahm Silke mich noch einmal zur Seite: ich glaube er ist draußen, will entweder grade Luft schnappen oder schon gehen, schnell, du musst dich beeilen! Also nix wie nach draussen, vorbeidrängelnd an einem freundlich lächelnden Erwin Querl und den Massen von Karatekas, die hinein wollten. 

Ein Schubsen und Drängeln war das! Hier durch zu kommen kostete fast soviel Kraft wie eine ganze Trainingseinheit! Draußen in der Dunkelheit war erst mal gar nichts zu sehen! Nachdem ich im Gedränge mehreren Leuten auf die Füsse getreten war und -mich entschuldigend- vorwärts stolperte, sah ich das charakteristische Profil: leicht ausgedünntes, helles Haar, Brille, stattliche Figur! Hoppla, wer stellt sich uns da in den Weg, sorry, ich muß mal kurz durch, darf ich mal, ich muß mal eben zu....wer immer es auch war, es war nicht Stan Schmidt! Es war wie verhext! War denn hier der inoffizielle Stan-Schmidt-Doppelgänger-Wettbewerb? Oder war ich schon so durcheinander, dass ich ihn an jeder Ecke zu sehen glaubte??? 

Später kamen wir zu dem Schluß, dass Mr. Schmidt gar nicht auf der Party war! Sicher war er direkt nach Hause geflogen. Ich sollte halt kein Glück haben! Ohne ein Foto von meinem Idol sitze ich nun hier und plane schon den nächsten Gasshuku! Irgendwann muss es doch klappen!