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Sonntag, 13. November 2016

Kein Erfolg ohne Verzicht!

Die Karateschule Fuji San Münster besteht nun seit gut drei Jahren. Der Fokus liegt auf Karatetraining zur Selbstverteidigung sowie Förderung der eigenen Persönlichkeit, zur Kräftigung des Körpers und zum Erlangen mentaler Stärke. Das sich daraus ergebene sichere Auftreten soll unsere Mitglieder stark machen im Umgang mit anderen Menschen und mit Konfliktsituationen.

Erfreulicher Weise haben wir auch eine inzwischen auf knapp 20 Kinder und Jugendliche angewachsene Gruppe von Karateka, die auch durch Leistungssport wachsen wollen. Um diese Gruppe, in die die Kinder nur auf persönliche Einladung gelangen, von den anderen Trainingseinheiten abzugrenzen, hat sie einen speziellen Namen: Königstiger. Die Zugehörigkeit zu den Königstigern haben sich die Kinder und Jugendlichen daher bereits im Vorfeld durch besonderen Trainingsfließ erarbeitet. Talent allein reicht nicht aus. 

Kinder, die ihr Karate weiter entwickeln möchten, sollten nach meiner Einschätzung ohnehin mindestens zweimal die Woche trainieren (das gilt übrigens für Erwachsene ebenso). Das Training in unserer Königstigergruppe soll zusätzlich zu den übrigen Trainings unter der Woche erfolgen. Einmal im Monat kommt zusätzlich Landeskadertrainer Andreas Klein zu uns ins Dojo - ein Luxus, über den wohl nur wenige Dojos verfügen. An dieser Einheit teilzunehmen sollte für jeden unserer Karateka selbstverständlich sein, der sich ernsthaft für unsere Kampfkunst interessiert (Kinder, Jugendliche und Erwachsene). 

Unsere Trainingseinheiten für Kinder dauern (abgesehen von den Trainings für die Kleinsten, die 45 Minuten umfassen) 60 Minuten. Das Training von Andreas ist so aufgebaut, dass auch dort die Kinder nach 60 Minuten das Training verlassen und abgeholt werden können. Eine durchschnittliche Trainingswoche bedeutet nach den Vorstellungen der Trainer unserer Karateschule Fuji San Münster somit 120 Minuten Karatetraining für alle Kinder und 180 Minuten für die Kinder der Königstigergruppe. In den Wochen, in denen Andreas zu uns kommt, sind es ausnahmsweise einmal 240 Minuten. Unsere Trainingszeiten liegen so, dass sie nicht mit dem Schulunterricht kollidieren: nicht vor 18 Uhr unter der Woche, freitags 17 Uhr und samstags 13 Uhr, zusätzliche Möglichkeit, z. B. falls es unter der Woche nicht zweimal geklappt hat: Sonntag Nachmittag um 16 Uhr - hier kann auch mit den Eltern gemeinsam trainiert werden. 

Als zusätzliche Termine haben wir im Schnitt alle vier Monate einen interessanten Lehrgang, den wir den Kindern empfehlen (fast alle in Münster oder sogar in unserem Dojo selbst). Zwei- oder dreimal im Jahr besteht die Möglichkeit, an einem Wettkampf teilzunehmen. Weite Wege werden uns dabei (abgesehen von der NDM in Hannover) meist erspart. 

Ich finde, dies ist ein sehr überschaubarer Rahmen für Leistungssportler. Wie gesagt - das beschriebene Pensum gilt nur für Kinder und Jugendliche, die Karate als Leistungssport ausüben möchten. Wem Karate dazu dient, Freunde zu treffen, Spaß an der Bewegung und an der Begegnung mit anderen Kindern (Erwachsenen) zu haben, keine Prüfung in absehbarer Zeit absolvieren möchte, dem können ein bis zweimal Training in der Woche gerne reichen.  

Mein Trainingspartner Torsten und ich wissen, dass die Schule die Kinder stark belastet. Ganz unbestritten hat Schule, hat das Lernen und haben die Hausaufgaben Vorrang vor allem anderen! Was mich als Dojoleiterin und Torsten als Cheftrainer der Karateschule betrübt, ist die Tatsache, dass bei den Kindern und Erwachsenen, die Karate als Leistungssport ausüben wollen oder bei denen in der nächsten Zeit eine Prüfung anliegt, häufig das Training ausfällt oder abgesagt wird, weil andere Vorhaben wichtiger sind. Die Anlässe sind verschieden und man kann trefflich diskutieren, welchen Schwerpunkt diese im Leben eines jeden einnehmen. Es können Volks- oder Schützenfeste sein, Geburtstags- oder andere Familienfeiern, Verabredungen, Musikunterricht und Teilnahme an anderen Sportarten, die dem jeweiligen Karateka auch wichtig sind. Neulich sprach mich mit leuchtenden Augen ein talentiertes Mädchen aus unserer Königstigergruppe an und verkündete, dass sie jetzt montags immer eine Viertelstunde eher gehen müsse, da sie nach dem Training noch zu den Pfadfindern gehen wollte. War es zu hart von mir, dass ich entgegnete:"Nein, das geht nicht - geh doch einfach eine Viertelstunde später zu der Pfadfindergruppe."? Ich finde nicht. (Sie war mit dem Vorschlag auch einverstanden.)

Ich unterstelle, dass jemand, der eine Sportart als Leistungssport ausübt, dies mit Leidenschaft macht, dafür brennt und einfach andere Dinge dafür opfert. Wer auf hohem Niveau trainieren und Erfolge erzielen möchte - seien dies Gürtelprüfungen oder Wettkampferfolge -, der muss meiner Meinung nach bereit sein, auf andere Dinge zu verzichten. Ich kann mich z. B. gut erinnern, dass sowohl Torsten als auch ich schon an unserem jeweiligen Geburtstag im Dojo standen und wir trainiert haben. Mein eigener Hochzeitstag fällt regelmäßig in den Zeitraum des Kata Special Course - und ich danke meinem Mann für das Verständnis, mich am Karate-Lehrgang teilnehmen zu lassen. Den Hochzeitstag feiern wir regelmäßig nach und es wird den ein oder anderen wundern, aber die Ehe ist daran nicht zerbrochen und wir werden nächstes Jahr unsere Silberhochzeit feiern. 

Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Und wenn andere Dinge im Leben wichtiger sind, als Karatetraining, dann ist das nicht schlimm - es ist dann in meinen Augen nur nicht möglich, Karate als Leistungssport zu betreiben. Wer das möchte, der muss in der Lage sein zu verzichten. Und besondere Strapazen auf sich zu nehmen, um den Alltag mit dem Training unter einen Hut zu bringen. Das Geheimnis heißt hier: Prioritäten setzen. 

Ein großes Vorbild ist für mich unser Trainer Alex, der jahrelang mit dem Fahrrad über 10 km bei Wind und Wetter durch die ganze Stadt gefahren ist, um zu trainieren und Training zu geben. Er hatte sich den 1. Dan in meinen Augen allein durch diese Mühen und diese strenge Kontinuität - ganz abgesehen von seinem technischen Karate-Können - redlich verdient! Dies erinnert mich an Lebensläufe wie den von Sensei Richard Heselton, der in seiner Jugend mehrere Stunden mit dem Bus zum Training gefahren ist. 

Es wird den ein oder anderen überraschen, diese Worte von mir zu lesen. Von mir, die doch selber drei Kinder hat. Die doch weiß, wie das mit der Schule ist und dass die Kinder so wenig Zeit haben. Ja, ich weiß das. Und ich weiß, dass eben nicht jeder zum Leistungssportler taugt, dass nicht in jedem dieses Feuer brennt. Das ist nicht schlimm. Aber dann kann man eben nicht erwarten, in einer besonderen Trainingsgruppe zu trainieren, an Wettkämpfen teilzunehmen oder eine Gürtelprüfung zu machen. Ohne Verzicht im übrigen Leben wird es im Karate (und ganz nebenbei: auch in anderen Sportarten) keinen sportlichen Erfolg geben. 

Kein Erfolg ohne Verzicht!

Die Karateschule Fuji San Münster besteht nun seit gut drei Jahren. Der Fokus liegt auf Karatetraining Selbstverteidigung sowie zur Förderung der eigenen Persönlichkeit, zur Kräftigung des Körpers und zum Erlangen mentaler Stärke. Das sich daraus ergebene sichere Auftreten soll unsere Mitglieder stark machen im Umgang mit anderen Menschen und mit Konfliktsituationen.

Erfreulicher Weise haben wir auch eine inzwischen auf knapp 20 Kinder und Jugendliche angewachsene Gruppe von Karateka, die auch durch Leistungssport wachsen wollen. Um diese Gruppe, in die die Kinder nur auf persönliche Einladung gelangen, von den anderen Trainingseinheiten abzugrenzen, hat sie einen speziellen Namen: Königstiger. Die Zugehörigkeit zu den Königstigern haben sich die Kinder und Jugendlichen daher bereits im Vorfeld durch besonderen Trainingsfließ erarbeitet. Talent allein reicht nicht aus. 

Kinder, die ihr Karate weiter entwickeln möchten, sollten nach meiner Einschätzung ohnehin mindestens zweimal die Woche trainieren (das gilt übrigens für Erwachsene ebenso). Das Training in unserer Königstigergruppe soll zusätzlich zu den übrigen Trainings unter der Woche erfolgen. Einmal im Monat kommt zusätzlich Landeskadertrainer Andreas Klein zu uns ins Dojo - ein Luxus, über den wohl nur wenige Dojos verfügen. An dieser Einheit teilzunehmen sollte für jeden unserer Karateka selbstverständlich sein, der sich ernsthaft für unsere Kampfkunst interessiert (Kinder, Jugendliche und Erwachsene). 

Unsere Trainingseinheiten für Kinder dauern (abgesehen von den Trainings für die Kleinsten, die 45 Minuten umfassen) 60 Minuten. Das Training von Andreas ist so aufgebaut, dass auch dort die Kinder nach 60 Minuten das Training verlassen und abgeholt werden können. Eine durchschnittliche Trainingswoche bedeutet nach den Vorstellungen der Trainer unserer Karateschule Fuji San Münster somit 120 Minuten Karatetraining für alle Kinder und 180 Minuten für die Kinder der Königstigergruppe. In den Wochen, in denen Andreas zu uns kommt, sind es ausnahmsweise einmal 240 Minuten. Unsere Trainingszeiten liegen so, dass sie nicht mit dem Schulunterricht kollidieren: nicht vor 18 Uhr unter der Woche, freitags 17 Uhr und samstags 13 Uhr, zusätzliche Möglichkeit, z. B. falls es unter der Woche nicht zweimal geklappt hat: Sonntag Nachmittag um 16 Uhr - hier kann auch mit den Eltern gemeinsam trainiert werden. 

Als zusätzliche Termine haben wir im Schnitt alle vier Monate einen interessanten Lehrgang, den wir den Kindern empfehlen (fast alle in Münster oder sogar in unserem Dojo selbst). Zwei- oder dreimal im Jahr besteht die Möglichkeit, an einem Wettkampf teilzunehmen. Weite Wege werden uns dabei (abgesehen von der NDM in Hannover) meist erspart. 

Ich finde, dies ist ein sehr überschaubarer Rahmen für Leistungssportler. Wie gesagt - das beschriebene Pensum gilt nur für Kinder und Jugendliche, die Karate als Leistungssport ausüben möchten. Wem Karate dazu dient, Freunde zu treffen, Spaß an der Bewegung und an der Begegnung mit anderen Kindern (Erwachsenen) zu haben, keine Prüfung in absehbarer Zeit absolvieren möchte, dem können ein bis zweimal Training in der Woche gerne reichen.  

Mein Trainingspartner Torsten und ich wissen, dass die Schule die Kinder stark belastet. Ganz unbestritten hat Schule, hat das Lernen und haben die Hausaufgaben Vorrang vor allem anderen! Was mich als Dojoleiterin und Torsten als Cheftrainer der Karateschule betrübt, ist die Tatsache, dass bei den Kindern und Erwachsenen, die Karate als Leistungssport ausüben wollen oder bei denen in der nächsten Zeit eine Prüfung anliegt, häufig das Training ausfällt oder abgesagt wird, weil andere Vorhaben wichtiger sind. Die Anlässe sind verschieden und man kann trefflich diskutieren, welchen Schwerpunkt diese im Leben eines jeden einnehmen. Es können Volks- oder Schützenfeste sein, Geburtstags- oder andere Familienfeiern, Verabredungen, Musikunterricht und Teilnahme an anderen Sportarten, die dem jeweiligen Karateka auch wichtig sind. Neulich sprach mich mit leuchtenden Augen ein talentiertes Mädchen aus unserer Königstigergruppe an und verkündete, dass sie jetzt montags immer eine Viertelstunde eher gehen müsse, da sie nach dem Training noch zu den Pfadfindern gehen wollte. War es zu hart von mir, dass ich entgegnete:"Nein, das geht nicht - geh doch einfach eine Viertelstunde später zu der Pfadfindergruppe."? Ich finde nicht. (Sie war mit dem Vorschlag auch einverstanden.)

Ich unterstelle, dass jemand, der eine Sportart als Leistungssport ausübt, dies mit Leidenschaft macht, dafür brennt und einfach andere Dinge dafür opfert. Wer auf hohem Niveau trainieren und Erfolge erzielen möchte - seien dies Gürtelprüfungen oder Wettkampferfolge -, der muss meiner Meinung nach bereit sein, auf andere Dinge zu verzichten. Ich kann mich z. B. gut erinnern, dass sowohl Torsten als auch ich schon an unserem jeweiligen Geburtstag im Dojo standen und wir trainiert haben. Mein eigener Hochzeitstag fällt regelmäßig in den Zeitraum des Kata Special Course - und ich danke meinem Mann für das Verständnis, mich am Karate-Lehrgang teilnehmen zu lassen. Den Hochzeitstag feiern wir regelmäßig nach und es wird den ein oder anderen wundern, aber die Ehe ist daran nicht zerbrochen und wir werden nächstes Jahr unsere Silberhochzeit feiern. 

Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Und wenn andere Dinge im Leben wichtiger sind, als Karatetraining, dann ist das nicht schlimm - es ist dann in meinen Augen nur nicht möglich, Karate als Leistungssport zu betreiben. Wer das möchte, der muss in der Lage sein zu verzichten. Und besondere Strapazen auf sich zu nehmen, um den Alltag mit dem Training unter einen Hut zu bringen. Das Geheimnis heißt hier: Prioritäten setzen. 

Ein großes Vorbild ist für mich unser Trainer Alex, der jahrelang mit dem Fahrrad über 10 km bei Wind und Wetter durch die ganze Stadt gefahren ist, um zu trainieren und Training zu geben. Er hatte sich den 1. Dan in meinen Augen allein durch diese Mühen und diese strenge Kontinuität - ganz abgesehen von seinem technischen Karate-Können - redlich verdient! Dies erinnert mich an Lebensläufe wie den von Sensei Richard Heselton, der in seiner Jugend mehrere Stunden mit dem Bus zum Training gefahren ist. 

Es wird den ein oder anderen überraschen, diese Worte von mir zu lesen. Von mir, die doch selber drei Kinder hat. Die doch weiß, wie das mit der Schule ist und dass die Kinder so wenig Zeit haben. Ja, ich weiß das. Und ich weiß, dass eben nicht jeder zum Leistungssportler taugt, dass nicht in jedem dieses Feuer brennt. Das ist nicht schlimm. Aber dann kann man eben nicht erwarten, in einer besonderen Trainingsgruppe zu trainieren, an Wettkämpfen teilzunehmen oder eine Gürtelprüfung zu machen. Ohne Verzicht im übrigen Leben wird es im Karate (und ganz nebenbei: auch in anderen Sportarten) keinen sportlichen Erfolg geben. 

Freitag, 24. Juli 2015

Ein Leben lang kämpfen - es lebe der Wettkampf!

In den letzten Wochen beschäftigte mich das Thema "Wettbewerb im Kinder- und Jugendalter" sehr stark. Ausgelöst wurde dies durch die aktuelle Debatte um die mögliche Abschaffung der Bundesjugendspiele und z. B. auch die ewige Diskussion darüber, ob denn nun die Leistungen von Grundschülern benotet werden sollten oder nicht. Meiner Meinung nach wäre sowohl die Abschaffung der Bundesjugendspiele, als auch der Benotung im Grundschulalter eine fatale Entwicklung. 

Warum diskutieren wir solche Themen überhaupt? Sind die Kinder heute weniger leistungsfähig oder -bereit, als früher? Ich denke nicht. Setzen Kinder sich durch frühes Vergleichen miteinander gegenseitig unter Druck? Ich glaube kaum - denn meine Erfahrung ist, dass grade Kinder noch ganz intuitiv den gegenseitigen Vergleich lieben! Sind es vielleicht eher die Eltern, die hier Vergleiche scheuen und möglicherweise Angst haben, das eigene Kind sei "schlechter" als das der anderen Eltern? Vielleicht. Aber es wäre sehr schade, wenn Kindern durch diese mit Sicherheit ganz wohl gemeinte (Über-)Fürsorge der Eltern die Möglichkeit genommen wird, Reize zu erfahren und Grenzen in ihrem Alltag zu erleben. Denn eine übertriebene Fürsorge schadet m. E. genauso wie übertriebener Druck. 

Gewinnen und Verlieren lernen 
Als mein Sohn etwa zwei Jahre alt war, begann die Zeit der Verabredungen. Anfangs trafen sich vermutlich eher die Mütter zum Kaffeetrinken und die Kleinkinder waren mit dabei. Zunehmend wurden dann auch die Kinder im Spiel angeleitet. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der mein Sohn und ein anderes Kind unter Anleitung ein Brettspiel spielen sollten. Als die Spielentscheidung anstand, also die Frage, wer Gewinner oder Verlierer ist, griff die andere Mutter besorgt ein und behauptete, es gäbe jetzt zwei erste Plätze! Ich war schockiert! Wo war da denn der Reiz am Spiel, die Freude am Gewinnen? Wie sollen Kinder so lernen,  Ehrgeiz zu haben um ein Spiel zu gewinnen oder allgemein ein Ziel zu erreichen? Wie sollen sie eine Frustrationstoleranz im Leben entwickeln? Ich persönlich bin der Meinung, dass Spiele und kleine Wettkämpfe sehr wichtig sind für die Persönlichkeitsentwicklung. Wie schön ist es doch, ein Leben lang Freude am Spiel zu haben - oder heißt es nicht auch häufig: "Diese Aufgabe hat er oder sie spielerisch gemeistert"? Das kann man nur lernen, wenn man auch wirklich spielt - unter Einhaltung von Regeln und Grenzen und mit allen positiven und negativen Konsequenzen!

Manche Eltern möchten nicht, dass ihre Kinder ein Spiel verlieren, weil sie fürchten, ihre Kinder durch die negative Erfahrungen zu enttäuschen. Sie möchten ihnen die Erfahrung ersparen, traurig zu werden. Dabei sagt das Wort es schon deutlich: Eine Ent-Täuschung verhindert eine Täuschung, deckt wahre Tatsachen auf (z. B. verloren zu haben). Durch eine ersparte Ent-Täuschung findet daher im Umkehrschluss eine Täuschung statt - dem Kind wird die Auseinandersetzung mit der Realität erspart, mit der Tatsache, dass es diesmal verloren hat. Das kann sicherlich von Fall zu Fall einmal sinnvoll sein - auf Dauer führt dies jedoch zu einer verzerrten Wahrnehmung der Umwelt und zu einer falschen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. 

Interessant ist hier eine Entwicklung, die sich aktuell offenbar im Kinder- und Jugendfußball zeigt: Hier soll es am Rande der Spielfelder bei mutmaßlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter oder generell bei einem unerwünschten Spielergebnis zu Unmutsbekundungen bis hin zu Gewaltausbrüchen gekommen sein - auf Seiten der zusehenden Eltern! Hier sind m. E. in erster Linie die Eitelkeiten der Eltern verletzt und die Kinder bekommen den Eindruck, Verlieren sei etwas ganz Dramatisches! Dabei gehört Verlieren einfach zum Spiel dazu - einer gewinnt, einer verliert. So einfach ist das. Gewinnen ist ein schönes Gefühl, Verlieren ein doofes. Aber eins, mit dem ich leben kann. Und wenn ich mich mehr anstrenge, gewinne ich vielleicht auch mal. Oder ich bin vielleicht immer schlecht beim Fußball, dafür kann ich aber gut Schach spielen. Oder vielleicht bin ich auch in keiner Disziplin der oder die Beste, dafür halte ich aber die Mannschaft bei Laune und sorge für einen guten Teamgeist. 

Umgang mit Regelverstößen
Wie bereits weiter oben beschrieben ist es m. E. wichtig, dass Kinder Grenzen kennen lernen. Das gilt z. B. beim Überschreiten fremder Grenzen durch Fehlverhalten. Im Spiel ist dies z. B. ein Regelverstoß, ein Schummeln oder der Versuch, sich vorzudrängeln. Hier sollten in den Spielregeln klare Konsequenzen vorgesehen sein, die dann auch durchgezogen werden. Später kann dies dann auf generelles Fehlverhalten gegenüber anderen Personen übertragen werden: beim Ärgern anderer Kinder, Unfreundlichkeiten gegenüber Erwachsenen, Sachbeschädigung etc. Auch hier sollten Kinder früh angemessene und spürbare Konsequenzen erfahren, wie sie es ja bereits aus den "Spielregeln" kennen. Mit spürbar meine ich nicht physisch spürbar, also etwa in Form von Schlägen oder Hausarrest, sondern eine Wiedergutmachung, die "weh" tut. Wenn man beim Brettspiel etwa "vier Felder zurück gehen" musste, kann es im realen Leben z. B. eine offizielle Entschuldigung sein oder die Reparatur der beschädigten Sache bzw. Anschaffung einer neuen vom eigenen Taschengeld und dergleichen. 

Die eigenen Grenzen ausloten
Viele Kinder (und Erwachsene) kennen aber auch die eigenen Grenzen gar nicht mehr. Dies ist m. E. vermutlich die Entwicklung mit der weitreichendsten negativen Tragweite und m. E. einer der Gründe, warum Depressionen, Ängste und Burn Out heute bereits im Kinder- und Jugendalter weit verbreitet sind. Ich las neulich ein Buch, in dem die These aufgestellt wurde, dass viele Menschen heute ein (vielleicht im doppelten Sinne) so "reizloses" Leben führen, dass sie jede Adrenalinausschüttung für Angst halten! Ohne jetzt biologisch in die Tiefe gehen zu wollen oder können ist Adrenalin zunächst einmal ein Hormon, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Dieser Stress kann verschiedene Ursachen haben und z. B. auch eine durch einen Wettkampf ausgelöste Aufregung oder Spannung sein, die nicht zwingend negativ oder schädlich ist! Adrenalin setzt im Körper Vorgänge in Gang, die uns dazu befähigen können, über uns selbst hinaus zu wachsen und m. E. ist es sehr vorteilhaft, wenn bereits Kinder lernen, damit umzugehen. Stress kann auch lähmen und vielleicht ist es auch gut, einmal diese Erfahrung zu machen - bestenfalls auch dies bereits im Kinder- und Jugendalter. Dann fällt uns vielleicht auch eine Lösung ein, um aus der Stressfalle herauszukommen und die Lähmung abzuschütteln, in den "fight-or-flight"-Modus zu wechseln. Ich denke, dass es zwangsläufig zu einer Adrenalinausschüttung kommt, wenn wir an unsere persönlichen Leistungsgrenzen kommen, also in Leistungsbereiche, die wir nicht alltäglich erleben. Diese Grenzen des Machbaren sollten m. E. gelegentlich ausgetestet werden, um ein Gespür dafür zu bekommen, was wir (grade noch) schaffen und welche Kraftanstrengungen tatsächlich über unsere Fähigkeiten gehen. Positiver Nebeneffekt ist zwangsläufig, dass wir mit jedem neuen Herantasten unsere persönliche Grenze meist immer noch ein Stück weit weiter nach hinten verschieben können und unsere Leistung bis zu einem gewissen Punkt steigern können. Wo lässt sich dies gefahrloser austesten und auch üben als in einem Spiel oder Wettkampf? 

"Ein Leben lang kämpfen" - Helden des Alltags werden! 
Die Heldinnen und Helden in Actionfilmen oder auch in unserem Alltag beeindrucken uns meistens dadurch, dass sie in scheinbar ausweglosen Situationen offenbar übermenschliche Kräfte mobilisieren: Sie sind beinahe eine Klippe hinabgestürzt, hängen nur noch mit den Fingern an der Felskante - und ziehen sich doch noch wieder hinauf. Sie retten jemanden unter Einsatz des eigenen Lebens, indem sie alleine einen schweren Gegenstand zur Seite schieben, für den man sonst die Kraft von zwei oder drei Personen benötigt hätte. Eine Voraussetzung für ein "starkes Verhalten" kann natürlich körperliche Stärke und Fitness sein. Meine Vermutung ist aber, dass solche Höchstleistungen auch bei einer guten körperlichen Verfassung nur dann möglich sind, wenn ein Mensch - möglichst bereits in jungen Jahren - erfahren hat, was auch mental alles in ihm steckt. Und wenn diese Fähigkeiten auch geschult werden. Hierbei kann es natürlich auch passieren, sich zweitweise mit Versagensängsten herumplagen zu müssen, mit der Frage: "Pack ich das?" Bestenfalls führt dies irgendwann dazu, dass sich ein Mensch vor einer Aufgabe sagen kann: "Ich schaff das jetzt!" Und die Aufgabe dann auch bestmöglich löst. 

Neben einer positiven Verstärkung, die (nicht nur) Kinder ganz unbestritten immer wieder brauchen, müssen Menschen daher meiner Meinung nach auch ab dem Kindergartenalter immer wieder Situationen geboten werden, in denen sie sich ausprobieren und auch mit anderen Personen messen können. Uns allen sollten möglichst ein Leben lang immer wieder Möglichkeiten geboten werden, Reize zu erfahren, die wir wahrnehmen und für uns als angenehm und unangenehm einordnen können, als erträglich und unerträglich. Nur so lernen wir meiner Meinung nach, auf eine vernünftige Art und Weise mit Stress und Druck im Alltag umzugehen. Ein lebenslanges Schonen und In-Watte-Packen ist m. E. fatal - es lebe der Wettkampf! 



Freitag, 20. Juni 2014

Karate ist nicht alles, aber ohne Karate ist alles nichts.

Karate ist nicht alles, aber ohne Karate ist alles nichts.

Dieses schöne Zitat stammt von von einem meiner Karateschüler - kurz nach der Weißgurtprüfung. Und über so ein Zitat kann sich nur jeder Trainer, jede Trainerin sehr freuen, denn hier scheint der Funke über gesprungen zu sein, der die Begeisterung für Karate entfacht. Karate als Leidenschaft, als Energiequelle und Lebensmittelpunkt. Meine langjährigen Karatefreunde wissen, was ich damit meine.

In unserer neuen Karateschule Fuji San Münster haben wir sehr viele Mitglieder, die sehr engagiert und bei jeder Möglichkeit trainieren. Und wir haben auch viele Menschen, die nur gelegentlich zum Training kommen, weil sie schlicht und ergreifend ihr Leben anders ausgerichtet haben. Karate als Breitensport, also. Hm, Moment - Karate als Breitensport - geht das überhaupt? Nun, warum nicht? Oftmals sind es äußere Zwänge und Beschränkungen - wie Arbeit, Familie, Umzug eine andere Stadt - die unsere Kampfkunst zu einem "reinen Hobby" werden lassen. Daran ist nichts verwerflich, es kann schließlich nicht von jedem erwartet werden, sein Leben nach dem Karate auszurichten.

Was aber meiner Meinung nach sehr wohl erwartet werden kann, ist eine Konzentration auf das Karatetraining, wenn bestimmt Ziele anvisiert werden - z. B. eine Gürtelprüfung oder die Teilnahme an einem Wettkampf.

Hier wandle ich als Trainerin gelegentlich auf einem schmalen Grat - einerseits möchte ich einen Menschen motivieren, ihm ein Ziel vorgeben und mit einer bestandenen Prüfung oder einem absolvierten Wettkampfstart einen Meilenstein setzen. Andererseits gilt bei einer Kampfkunst vielleicht noch mehr als woanders: Ohne Fleiß kein Preis!

Die Frage, welchen Stellenwert Karate im Leben bekommt, hängt bei vielen Menschen auch zu einem nicht unerheblichen Teil davon ab, welche Prioritäten wir für uns oder unsere Kinder setzen. Viele Kinder kommen total erschöpft einmal die Woche ins Training, weil sie grade vom Fußball kommen und gleich anschließend weiter zum Reiten müssen. Wenn sie ein halbes Jahr oder länger trainiert haben und der Wunsch nach einer Gürtelprüfung aufkommt oder nach der Teilnahme an einem Wettkampf, heißt es oft:"Ich kann aber nicht öfter als einmal in der Woche kommen, denn am anderen Tag habe ich immer Fußball/Klavier/Leichtathletik/Schwimmen..." Die Liste der Sportarten oder anderen Freizeitaktivitäten lässt sich beliebig fortsetzen.

Eines vorab: Schule hat immer Vorrang und damit einhergehend natürlich auch das Üben für anstehende Klassenarbeiten oder Nachhilfeunterricht. Bei allen anderen Veranstaltungen (andere Sportarten, Kurztrips über das lange Wochenende, Partys, Verabredungen etc.) ist natürlich jedem/jeder selbst überlassen, sich für das eine oder für Karate zu entscheiden. Das ist eine Frage ganz persönlicher Präferenzen und Schwerpunkte. Allerdings ist für mich nicht einzusehen, warum ich ein Kind oder eine/n Erwachsene/n zu einer Prüfung oder dem Start auf einem Wettkampf zulassen soll, wenn es, er oder sie vorher nicht alle angebotenen und geforderten Trainingsoptionen ausgeschöpft hat. 

Wenn man einmal nach hakt, hört man von vielen Eltern wie selbstverständlich, dass in der Familie Tennis, Musikunterricht oder andere Aktivitäten als wichtiger angesehen werden. Weisen wir darauf hin, dass wenigstens vor den Prüfungen andere Hobbys und Sportarten zurücktreten sollten, reagieren viele Eltern mit Unverständnis. Dennoch wird aber verlangt, dass die Kinder Prüfungsurkunden oder Pokale nach Hause bringen.

Sensei Toribio Osterkamp sagt seine kürzlich Meinung sehr deutlich*: Jede/r sollte die Möglichkeit bekommen, Karate auszuprobieren. Aber Karate ist nicht für alle Menschen geeignet.

Schön, wenn der Funke überspringt und wenn wir als Trainerinnen und Trainer es schaffen, dass viele unserer Schülerinnen und Schüler ihr Herz an unsere faszinierende Kampfkunst - falls der Funke nicht gleich ein loderndes Feuer verursacht, sondern nur ein schwächeres Glimmen, sollten wir nicht gleich betrübt sein und die Flinte ins Korn werfen. Wir sollten aber deutlich machen, dass es im Karate nichts geschenkt gibt und dass sich der tiefere Sinn unserer Kampfkunst erst erschließt, wenn man sich auf das Training einlässt und ihm einen umfassenden Raum im Alltag gibt. Prüfungen, Wettkämpfe und Fortschritte wird und sollte es aber bei einer halbherzigen Trainingsteilnahme nicht geben.

*Das Zitat Sensei Toribios enstammt unter anderem dem Interview mit Carolin Senn. Link auf das Video: Interview Sensei Osterkamp mit Carolin Senn

Dienstag, 18. Dezember 2012

Eindrücke vom Vereinsturnier 2012


In diesem Jahr fanden sich eine ordentliche Anzahl Starter beim Vereinsturnier ein. Besonders erfreulich war, dass sich so viele Münsteraner getraut haben, sich im Kata und Kumite zu messen. Wenn alle Kinder am Ball bleiben – oder besser: am Sandsack -, können wir voraussichtlich im nächsten Jahr auch die Disziplinen der Kinder Oberstufe besetzen.

 Ein bisschen mehr Mut an den Tag legen könnten die jugendlichen und erwachsenen Karatkeas der Unterstufe – hier hatten sich nur Frances und Sophie angemeldet – und sehr spontan kam noch Sarah Potthoff dazu. Sie „war eigentlich noch in Australien“ – hatte ihren mehrmonatigen Aufenthalt in Down Under leider bereits nach ein paar Wochen wieder abbrechen müssen und war nur zum Zuschauen ins Dojo gekommen. Einmal vor Ort wurde sie aber sofort von der Kampfatmosphäre gefangen genommen, dass es nur wenig Überredungskunst bedarf: Ruckzuck waren  ein Gi  und ein  Obi ausgeliehen und los ging es – quasi ohne Aufzuwärmen und aus dem Stand auf das Podest: Platz 1 im Kumite und Platz 3 in Kata! Da waren wir Kampfrichter uns schnell einig: Sie hatte eindeutig den Technikerpreis verdient! 

 Aber jetzt habe ich vorgegriffen: Vor der Siegerehrung gab es natürlich noch viele spannende Kämpfe und es zeigte sich deutlich, dass sich das intensive Wettkampftraining der vergangenen Wochen gelohnt hatte. Alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich regelmäßig samstags zum Wettkampfvorbereitung eingefunden hatten, standen auf dem Podest! Vielleicht macht das ja auch den anderen Karatekas Lust, sich samstags aufzuraffen.

Eine sehr schöne Mannschaftskata zeigten z. B. Corina, Karin und Konny und holten sich damit die Silbermedaille! Auch für Alex Schmidt hat sich der große Trainingsfleiß gelohnt: Er zeigte eine beachtliche Bassai Dai und scheiterte im Kumite erst im Kampf um Platz 1 gegen Martin Driewer aus Wesel.

Absolut beeindruckend immer wieder: Madeleine und ihre Bassai Dai, für die es Bestnoten und Applaus gab. Madeleine ist in diesem Jahr zum voraussichtlich letzten Mal beim Vereinsturnier gestartet – im kommenden April wird sie wohl ihre Prüfung zum 1. Dan ablegen und dann als Starterin bei unserem Familienturnier (Starterfeld nur bis 1. Kyu) nicht mehr in Frage kommen.

Sehr beachtlich waren auch die Leistungen unserer Freunde aus Wesel. Vanessa Wolf und Janine Müller brillierten in Kata und Kumite und auch Beate Kolb und Thomas Grüttgen konnten sich auf dem Siegerpodest ein Plätzchen sichern. Eine sehr gute Leistung zeigte auch Martin Driewer, der in Kata auf Platz zwei kam und im Kumite Alex besiegte und sich die Goldmedaille sicherte.

Bei all den Erfolgen und beachtlichen Leistungen war jedoch wohl das Schönste an diesem Tag, dass er abseits der Kampffläche äußerst harmonisch und reibungslos und vor allem frei von Verletzungen ablief. Anschließend hieß es dann: “Von der Kampffläche auf die Tanzfläche und man sagt, dass es auch hier in puncto Spaßfaktor und Partylaune so einige Erstplatzierte gegeben haben soll ..... J



Donnerstag, 15. November 2012

Mitfiebern ist fast genauso schlimm! JKA-Cup 2012

Gerne wäre ich auch in diesem Jahr wieder beim JKA-Cup gestartet, aber eine Knieverletzung machte mir hier leider einen Strich durch die Rechnung. Dennoch war der Besuch in Bottrop für mich ein "Pflichtprogramm" - schließlich wollten doch zwei meiner derzeit engsten Trainingsgefährten dort starten: Madeleine Essing und Torsten Uhlemann.

Die Kumite-Team-Wettbewerbe am frühen Morgen hatte ich leider verpasst. Und so wurde ich nicht Zeuge, wie Torsten mit zwei Kämpfern aus Wesel hier den dritten Platz in der Schwarzgurtgruppe erreichten. Hut ab und großen Respekt vor dieser Leistung .... und das noch am frühen Morgen!

Als ich gegen 10.00 Uhr eintraf, war also das Kampfgeschehen schon in vollem Gange. Aber bevor ich mich den Kampfflächen nähern konnte, mussten erst einmal zahlreiche Karatefreunde begrüßt und mit dem ein- oder anderen von ihnen ein kleines Pläuschen gehalten werden, darunter natürlich unsere vielen Karatefreunde aus Wesel, Karateka aus dem ganzen Bundesgebiet und aus Frankreich, lieb gewonnene Trainer wie Andreas Klein, Julian Chees, Hanskarl Rotzinger oder Jean-Pierre Fischer und noch zahlreiche andere Freunde unserer Kampfkunst, die, wie ich, nur zum Zuschauen angereist waren.

Am späten Vormittag ging es dann los mit Kumite Einzel der Herren in der Gruppe Ü 38. Torsten stand direkt Michael Szumlewski gegenüber, einem sehr beherzten Karateka, den ich selbst mal bei einem Lehrgang als Partner erleben durfte. Leider kam Torsten zunächst nicht richtig in die Gänge und kämpfte unter seinem Niveau. Dann gabs eine kurze Kampfpause, weil Torsten einen Jodan-Kontakt einstecken musste. Während des ärztlichen Checks flüsterte mir Kampfrichter Marcus Haack zu:"Mach ihm mal ein bisschen Dampf!" Ich eilte an die Seite der Kampffläche und feuerte meinen Trainingspartner an. Aber leider reichte es in dieser Disziplin nicht für eine Platzierung. Torsten nahm es mit Fassung und konzentrierte sich nun innerlich auf "seine" Disziplin, das Kata Shiai.

Gegen Mittag folgten dann die Austragungen in der Disziplin Kata, zunächst im Einzel der Herren ab 38 Jahre.  Nun nahm ich direkt auf einer der Turnhallenbänke am Rand der Kampffläche platz. Torstens erste Runde - Flaggensystem - Heian Godan. Hey, das ist nicht schlecht, würde mal schätzen, das ist sogar von den Heian Katas seine liebste! Ich war selber sowas von aufgeregt - hätte ich selber im Pool gestanden, es wäre kaum schlimmer gewesen. Der arme Karate-Doc Peter Schuler, der neben mir Platz genommen hatte, musste leiden, als ich mich vor lauter Anspannung an seinem Unterarm festkrallte....und erst wieder losließ, als die Fahnen für "meinen Katamann" hochgehalten wurden. Also ab zu Runde zwei! Beim zweiten Durchgang dachte ich dann auch endlich mal daran, mit dem iphone eine Videoaufnahme zu machen. Das zügelte zwar meine Aufregung etwas - ließ Torsten aber trotzdem gewinnen. Das bedeutete: Einzug ins Finale! Von Torsten fiel plötzlich alle Anspannung ab und wich der Aura eines unglaublich zufriedenen, wenn nicht sogar glücklichen Menschen:"Seit ich 1998 zum ersten Mal mit meinem Trainer Albert Wilmerdinger als Zuschauer beim JKA-Cup war, war es immer mein großer Traum gewesen, einmal bei der Abendveranstaltung mit der Gruppe der Starter in die Halle einzulaufen und dort zu starten." Das war ihm jetzt gelungen!

Allzu lange konnte ich mich aber nicht mit ihm freuen, da es direkt weiterging mit Madeleine und ihrem Kata-Wettkampf - voraussichtlich zum letzten Mal konnte sie in diesem Jahr in der Gruppe bis 1. Kyu starten und rechnete sich gute Chancen aus, auch wieder ins Finale einzuziehen. Torsten und ich sahen aus nächster Nähe zu, wie sie die ersten drei Wettkämpfe sehr souverän gewann, dann aber die Fahnen zu Gunsten einer Kontrahentin gehoben wurde. Also doch kein Finale? Es stellte sich allerdings kurz darauf heraus, dass an Madeleines Pool aus Versehen zwei Runden zu viel ausgekämpft worden waren: Pro Pool sollten zwei Finalistinnen in die Abendveranstaltung einziehen - also war Madeleine doch noch im Finale mit dabei und ich konnte mich auf zwei spannende Endrunden freuen!

Von 16.00 Uhr bis ca. 18.00 Uhr wurde die Halle geschlossen wegen Umräumarbeiten. Wer noch nie beim JKA-Cup war, dem sei kurz erklärt, dass die Halle für die Abendveranstaltung wirklich schön herausgeputzt wird! Torsten und ich verbrachten die freie Zeit mit einem Spaziergang um den Block bei Nieselregen und setzten uns dann noch eine halbe Stunde in mein Auto, um uns bei Musik noch etwas zu entspannen und zu quatschen. Dann konnten wir endlich wieder rein.

Mann, ich konnte es selber jetzt fast gar nicht mehr aushalten, so aufgeregt war ich! Dabei hätte ich doch eigentlich ganz entspannt zusehen können! Aber schon auf der Hinfahrt nach  Bottrop am Vormittag hatte ich dieses typische Grummeln im Bauch, das ich eigentlich nur als Aufregung vor eigenen Turnierstarts oder ähnlichen Auftritten kenne.

Endlich gingen in der Halle die großen Lichter aus und eine feierliche Beleuchtung erfüllte den Raum. Aus den Lautsprecherboxen erklangen harte Gitarrenriffs und gaben der Atmosphäre einen martialischen Anstrich. Durch den von mir aus gesehen rechten Eingang zur Halle kamen jetzt in einer Reihe die Finalisten im Laufschritt eingelaufen und stellten sich in ordentlichen Reihen in der Halle auf. In diesem Moment konnte ich verstehen, warum es Torsten so viel bedeutete, dort einmal mitzulaufen - selbst ich bekam auf der Tribüne eine Gänsehaut! https://www.youtube.com/watch?v=e9bHoxaqT3A&feature=plcp Neben mir stand Karate-Fotograf Alexander Raitz von Frenz, den ich spontan bat, eine Nahaufnahme von Torsten zu machen. Eine Bitte, der er gerne nachkam.

Es folgten atemberaubende Endrunden. Da sich das Geschehen auf bis zu vier Pools abspielte, gab es immer etwas Spannendes zu sehen! Besonders interessant war es für mich, die einzelnen Entwicklungsphasen der insgesamt hochkarätigen Karateka zu beobachten: Während z. B. die Bewegungsmuster der Braungurte im Kumite teilweise noch "einstudiert" wirkten, sah man den jungen Schwarzgurten bereits eine gewisse Routine an. Je erfahrener die Kämpferinnen und Kämpfer waren, desto mehr Kampfgeist und ausgeprägtere Geber- und Nehmerqualitäten legten sie auch an den Tag. Und die Jukuren, also die Karateka in den Gruppen Ü 30 (Damen) bzw. Ü 38 (Herren) waren dann trotz aller Beherztheit unglaublich gelassen und abgeklärt, nach dem Motto:"Ich weiß, was ich kann und das kann mir keine/r nehmen."

Irgendwann ging es endlich los mit Torstens Kata-Finale! Ich stand oben auf der Tribüne und diesmal zückte ich sofort mein iphone - diesen Moment wollte ich doch gerne festhalten! Torsten sagte seine Kata an: Nijushiho. Und dann kam die wohl beste Kata, die ich von ihm je gesehen habe - kraftvoll, dynamisch, elegant. https://www.youtube.com/watch?v=5QFLDIIDbik&feature=plcp Die Konkurrenz schlief aber nicht und letztlich schlug Michel Neuser aus Wilnsdorf mit zwei Zehnteln Vorsprung Torsten im Kampf um den zweiten Platz. Aber auch auf den dritten Platz kann er wirklich stolz sein! Und wer kam auf Platz eins, mag sich der geneigte Leser fragen? Nun, die Goldmedaille in dieser Gruppe und Disziplin ging zum nun insgesamt schon sage und schreibe 20. Mal mit der Kata Unsu an Michael  Gehre aus Kiel! Also, was dieser Mann da zaubert, ist wirklich zum Niederknien! Unfassbar und supergut! Mit dieser Kata hatte Michael kürzlich auch in Paris die Europameisterschaft gewonnen!

Aber genug bewundert jetzt, Madeleine war noch dran mit ihrem Finale! Sie startete unter anderem gegen Mona Hengesbach vom Budosportcenter aus Münster. Mona hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und ich hatte bei der Landesmeisterschaft in Bochum das "Vergnügen" mit ihr ;-) Denkbar knapp waren daher auch die Wettkämpfe in der Gruppe bis 1. Kyu. Aber letztendlich bewies wohl Madeleine die besseren Nerven und konnte ihre Silbermedaille vom Vorjahr verteidigen! Mona kam immerhin auf Platz drei.

Der Abend war damit aber noch nicht abeschlossen und wir kamen noch in den Genuss zahlreicher weiterer Disziplinen. Sehr beeindruckend für mich persönlich war das starke Comeback von Andrea Gluschke, die im Kumite der Damen Ü 38 einen furiosen Sieg erkämpfte. Absolut beeindruckt war ich auch von der Leistung Emanuele Bisceglies, der undankbarer Weise im Kata Einzel wegen Hikiwake zwei oder dreimal die Kanku Dai vorführen musste - und es schien, als würde er sich in jeder Runde wieder selbst übertreffen! Ein wahrer Augenschmaus war natürlich auch das Finale der Kata-Teams. Herausragend hier das Team unserer Freunde aus Frankreich - aber das absolute Highlight waren auch in diesem Jahr wieder die Jungs aus Frankfurt: Als Emanuele, Giovanni und Davor starteten, hätte man bereits in der Vorrunde (Kata Enpi) in der Halle eine Stecknadel fallen hören können - aber im Finale war die Spannung so groß, dass sich meine Nackenhaare aufstellten! Das ist einfach fantastisch, was die drei da vorführen und sie kamen voll verdient mit der Unsu auf Platz 1!

Insgesamt zogen sich die Finalrunden dann leider etwas hin. Ob das an den zahlreichen Siegerehrungen lag, die zwischendurch immer wieder eingeschoben wurden? (Übrigens sehr eloquent moderiert von einem sympathischen jungen Mann!) Nun, als Nicht-Organisator hat man immer leicht reden - ich wüsste aber auch nicht, was man spontan anders/besser machen könnte.

Einen herzlichen Dank für diesen spannenden Tag von meiner Seite an Klaus Wiegand und das Organisationsteam, an die vielen engagierten Kampfrichter und vor allem auch an die mutigen und beherzten Karateka, die sich an diesem Tag der Herausforderung eines Turnierstarts gestellt haben!