Wow, da hatte sich ja das Aufraffen gelohnt, heute! Ich hatte einen Anflug von Erkältung und es wäre sicherlich auch vernünftig gewesen, heute mal mit dem Training auszusetzen. Aber heute war Training bei Sensei Micha Jarchau angesagt und das lasse ich mir doch nur im äußersten Notfall entgehen! Das Dojo war auch gut gefüllt mit Karatekas von Grün bis Schwarz!
Micha deutete an, dass wir nach dem wettkampforientierten Training der vergangenen Wochen nun wieder an verschiedenen Bewegungsmustern arbeiten wollten und er gab uns Trainern die Bitte mit auf den Weg, diese auch in den Einheiten mit den Gruppen zu üben, wenn er nicht da ist.
Wir starteten mit Kihon und zwar dem Vorgehen im ZK (zunächst ohne Fausttechnik). Mein Trainingspartner Torsten und ich mussten uns einige Male grinsend Seitenblicke zuwerfen und uns zuzwinkern, als wir doch uns sehr bekannte Bewegungsmuster wiedererkannten: Micha beschrieb es zwar vielleicht ein klein wenig anders, aber im Grunde lief es doch auf das heraus, was wir auch von Risto kennen: vorderes Bein belasten, fließend am Standbein vorbei und hinteres Bein durchstrecken. Anfangs hatte Micha noch mit dem hinteren Bein am Standbein gestoppt - aber hinterher zog er auch wie wir am Standbein vorbei und setzte dann erst eine Zäsur.
So übten wir zunächst den Gyaku Tsuki und dann den Oi Tsuki. Wir sollten jeweils darauf achten, die Hüfte möglichst spät einzudrehen - beim Vorgehen mit Oi Tsuki aus dem ZK mit links vor also z. B. die linke Seite zunächst weiter vor schieben und erst beim Strecken des hinteren Beines die andere Körperseite vordrücken. Eine weitere Parallele zur "Frankfurter Schule" war eine Beschreibung für das Vorwärtsgehen im ZK mit Impuls von vorne - also als ersten Gedanken nicht hinten abdrücken, sondern an das vordere Bein ranziehen: Wir sollten in der Ausgangsstellung sehr lang stehen, das vordere Bein weit vorschieben und dabei die Fußspitze des vorderen Beins leicht nach innen drehen. Micha beschrieb es so, dass wir an einen breiten Kiba-Dachi denken sollten, den wir etwa 45 Grad in Laufrichtung stehen sollten, bevor wir uns dann nach vorne ziehen. Torsten und ich bewegten uns beinahe automatisch "risto-like" - Gewicht etwas mehr auf dem hinteren Bein und das vordere weit vorgeschoben, Fuß leicht nach innen gedreht - denn wir wissen ja: wenn man den Fuß auf diese Weise vorschiebt, dann stottert er nicht :-)
Dann ging es an den Gyaku-Tsuki: Auch Micha beschrieb zunächst, dass es viele Arten von Gyaku-Tsuki gibt. Zunächst übten wir den "Klassiker": Gewicht auf das hintere, gebeugte Bein, Hüfte ausdrehen, dann hinteres Bein strecken, vorderes vorschieben und Gyaku-Tsuki ausführen - und sofort wieder Fuß und Tsuki zurückziehen.
Als nächstes wieder aus der "45-Grad-Kiba-Dachi"-Position: jetzt nicht den Impuls von hinten kommen lassen, sondern nach vorne ziehen. Hier hatte man schon fast automatisch den Ansatz für den "überlaufenen Gyaku-Tsuki" - die Faust war durch die Dynamik des schnellen Vorwärtsziehens bald vor dem Bein vorne!
Dann stellte Micha uns in zwei Reihen längs in der Halle auf. Der jeweils erste in einer Reihe drehte sich frontal zu dem zweiten um. Die Karateka in der Reihe sollten nun der Reihe nach auf den Ersten zu laufen und wenn sie sich in Reichweite befanden, sollte der Erste einen Gyaku-tsuki wie folgt ausführen: hinten abdrücken, vorderes Bein nach vorne und sofort wieder zurückziehen. Dann stand auch schon der nächste vor ihm und so hagelte es je drei Runden lang Tsukis, Tsukis, Tsukis! Die Leute aus der Reihe mussten sich nach ihrem einkassierten Treffer jeweils wieder hinten anstellen, nach drei Runden wurde der Ausführende vorne ausgewechselt, bis jeder einmal vorne war.
In der nächsten Runde kam der erste Impuls aus der Reihe - mit Kizami Tsuki. Der "umgedrehte Vordermann" hatte jetzt mit dem hinteren Bein seitlich auszuweichen und mit dem vorderen Arm Tsuki auszuführen, dann sofort Hüftdrehung nach links und wieder Gyaku-Tsuki. Diese Übung kannten wir schon vom Trainingslager - und alle, die das verpasst hatten, waren selber Schuld...sie taten sich nämlich ziemlich schwer mit der Kombination!
Als krönenden Abschluss gab es eine "Stationsübung": Wir wurden fast im Kreis am gesamten Hallenrand aufgestellt - abwechselnd links vor und rechts vor und jeweils mit Blick in entgegengesetzte Richtung (einer in die Hallenmitte, der Nachbar zum Hallenrand). Der Reihe nach sollten wir jetzt von Station zu Station - von Karateka zu Karateka laufen und dort zunächst Gyaku-Tsuki chudan ausführen - immer spiegelverkehrt stehend. Beim Weiterlaufen zum nächsten Partner sollten wir darauf achten, dass wir jeweils am vorderen Bein des grade Geschlagenen vorbei liefen - und nicht zur körperoffenen Seite (da von dort möglicherweise ein Konter kommen könnte).
Um das Vorbeilaufen am richtigen Bein zu üben, sollten wir im weiteren Verlauf nach dem Gyaku-Tsuki quasi "im Vorbeilaufen" mit dem hinteren Bein Ashi Barai gegen das vordere Bein des Partners treten. Hui, das klappte sogar - zwei meiner Partnerinnen fielen einfach um! :-)
In der nächsten Runde hieß es dann: Ashi Barai mit dem vorderen Bein - und zwar standen wir diesmal spiegelgleich (also z. B. beide links vor); mit dem Zurückziehen des Gyaku Tsuki, für den man recht tief "eintauchen" und das vordere Bein quasi zwischen die Füße des Partners schieben sollte, führten wir dann den Ashi-Barai aus. Auch das hat ganz gut funktioniert - wenn ich mir auch sicher bin, dass einige von uns morgen ein paar blaue Flecke an den Schienbeinen haben werden ;-)
Nächste Runde: die Übung vom Trainingslager aufgreifen - hinteres Bein seitlich raussetzen, Tsuki / Hüftdrehung und nochmal Gyaku-Tsuki. Das war schon deutlich schwerer, da man erst einmal aufhören musste, darüber nachzudenken, welches Bein jetzt zur Seite gesetzt werden musste :-)
Vorletzter Durchgang: hinteres Bein seitlich mit Gyaku-Tsuki, das hintere Bein dann wieder ranziehen und mit diesem Yoko-Geri. Hey, das war ein Spaß! :-)
Zu guter Letzt überraschte mich Micha doch glatt noch, indem er das plyometrische Prinzip einbaute: wir sollte zum finale furioso vor dem Partner hochspringen (hierbei die Knie zur Brust ziehen), bei der Landung kurz tief gehen, um dann mit Kizami-Tsuki und Gyaku-Tsuki anzugreifen. Das erinnerte ein bisschen an den "Risto-Hampelmann": im ZK stehen, Füße im vorderen Drittel des Standes durch einen Sprung schließen und beim Auseinandergleiten vor mit Kizami-Tsuki. Und wir waren wohl alle nach der ganzen Runde ziemlich außer Puste!
Fest steht: Die meisten der heutigen Übungen gehören für viele von uns noch lange nicht zur Trainingsroutine und sollten noch häufig geübt werden - auf geht's :-)
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Dienstag, 18. Dezember 2012
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