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Montag, 2. Juni 2025

JKA-Standardisierung beim KATA-Spezial 2025 - es geht nicht nur um KATA ....


KATA Spezial 2025 transportiert JKA-Standards

Das KATA-Spezial 2025 stand unter dem Stern der JKA-Standardisierung. Im DJKB wurde mit Rücksicht auf unseren SHIHAN Ochi bisher weitgehend auf die Umsetzung der aktuellen JKA-Standards verzichtet. Dies ist einerseits nachvollziehbar - andererseits bedauerlich und oftmals auch verwirrend. Denn speziell die auf unseren Großveranstaltungen eingeladenen JKA-Instrucor*innen vermitteln bereits seit vielen Jahren KARATE im Rahmen der JKA-Standardisierung. Werden auf Lehrgängen konkrete Details erklärt, sorgt dies zuweilen für Widerspruch oder Unverständnis. Ich erinnere mich an ein Ereignis beim GASSHUKU 2016 in Konstanz: Hirayama SENSEI erklärte die BASSAI DAI mit einer extra Zählzeit beim KOSHI GAMAE vor dem ersten YAMA TSUKI. Es kam die Frage aus der Riege der Trainierenden: "Seit wann wird dass denn so gemacht?" - Hirayama SENSEI reagierte irritiert: "Schon immer!" (fairerweise muss man sagen, dass selbst Ochi SENSEI diese Extra-Zählzeit berücksichtigt). 

KATA richtig zählen

Jede KATA hat also eine festgelegte Anzahl gezählter Bewegungen und jeder Bewegung ist eine bestimmte Zählzeit zugeordnet. Die Trainings beim Czech GASSHUKU sind durchgehend an den JKA-Vorgaben orientiert. Daher haben wir in der Schwarzgurt-Trainingsgruppe dort bereits intensiv geübt, verschiedene KATA entsprechend der Vorgaben zu zählen. Man zählt dabei die Bewegungen von eins bis zehn und beginnt dann wieder bei eins. Die KATA HEIAN SHODAN umfasst auf diese Weise 21 Zählzeiten, HEIAN NIDAN  26, HEIAN SANDAN 20, ... BASSAI DAI 42 ... CHINTE 32 und so weiter. Auch die Positionen der KIAI müssen dann natürlich auf bestimmten Zählzeiten liegen - bei HEIAN SHODAN beispielsweise immer genau auf 9 und 17. All das sind keine neuen "Erfindungen" und nicht einer "Mode" geschuldet - werden im DJKB aber selten angewandt. Richtig "neu" ist dieser Standard jedoch nicht: Ich erinnere mich an einen Lehrgang mit Shirai SHIHAN in 2011, den Torsten und ich in Braunschweig besucht hatten. Dort hieß es plötzlich: "So, nun BUNKAI GOJUSHIHOSHO - Techniken 28 bis 34." Alle Shirai-Schüler*innen legten fleißig los, während Torsten und mir die KATA-Zählweise damals noch komplett unbekannt war und mit großen Fragezeichen im Kopf wie dumm da standen! Das war für uns eine ganz neue Trainingswelt. 

KIAI können wandern oder entfallen

Ein KARATEKA aus einem anderen Münsteraner Dojo äußerte sich in einer Trainingspause des diesjährigen GASSHUKU irritiert über die Verschiebung der KIAI in der Kata CHINTE, auf die Toribio Sensei hingewiesen hatte. Tatsächlich hat Toribio Sensei die neuen Standars ausführlich erklärt und auch die standardisierte Zählweise berücksichtigt. Um die Akzeptanz der Standards zu erhöhen, macht es Sinn, möglichst auch noch die Hintergründe der Änderungen zu nennen. Das Aufheben des ersten KIAI bei der CHINTE an der ursprünglichen Stelle geschah meines Wissens nach, weil die Technik nur über eine sehr kurze KIME-Phase verfügt, da sofort danach eine 180-Grad-Wendung erfolgt. Ähnlich verlief es bei der KATA MEIKYO, die aktuell nur noch über ein KIAI verfügt. 

Es geht nicht nur um KATA

Aber es geht nicht nur um KATA-Feinheiten: Auch die Art Ausführung der einzelnen Techniken ist von der JKA vorgegeben. Die Ausholbewegung zum MANJI UKE wird beispielsweise  seit vielen Jahren so unterrichtet, dass sie mit geöffneten Handflächen erfolgt. KATA sind kein Selbstzweck, sondern eine Trainingsmethode, durch die wir Techniken wiederholt üben und durch die sich eine Routine einschleifen soll. MANJI UKE wird daher selbstverständlich nicht nur in KATA so ausgeführt, sondern auch im normalen KIHON Training. Und es muss bereits 2012 gewesen sein, als Ogata SENSEI auf dem GASSHUKU in Konstanz erklärte, das hintere Bein müsse im ZENKUTSU DACHI bei der Hüft-Stellung "HANMI" leicht gebeugt sein - und nicht grade durchgestreckt. Inzwischen ist die durch die leichte Bein-Beugung erzeugte Vorspannung bei der HANMI-Poisiton  allseits bekannt. 

Auch bestimmte Bewegungsmuster wie "Vorgehen ohne Stoppen am Standbein" oder Ausweichen mit "Belasten und Benutzen" - die z.B. auch Risto Kiiskilä seit vielen Jahren vermittelt, gehören zum JKA-Standard. Es geht im KARATE ja nicht nur darum, irgendwann in einer bestimmten Position zu "stehen" (z.B. ZENKUTSU DACHI mit AGE UKE) - mindestens genauso wichtig ist die Frage, wie man in diese Position gelangt, wie man sich allgemein bewegt. 

Irrtümer durch traditionelle BUDO-Lehrweise und Übersetzungsfehler

Aber wie kann das kommen, dass die Regeln der JKA (noch) nicht weltweit gelten? Zunächst mag vielen Dojo-Leitenden die direkte Anbindung zum JKA-Headquater fehlen. KARATE-Fortbildungen in Japan sind kostspielig und zeitaufwändig, so dass es auch für die meisten DOJO-SENSEI ein Traum bleiben wird, direkt an der Quelle unseres KARATE-Wissens zu lernen. Zudem basierte das traditionelle BUDO-Training jahrhundertelang auf "Zusehen und Nachmachen". Dass Techniken, Bewegungsmuster, Hintergründe konkret erklärt wurden - selbst dass ein Nachfragen im Unterricht erlaubt wäre - das gehört erst seit wenigen Jahren zu den Unterrichtsmethoden asiatischer Kampfkünste. Die JKA-Instructor-Ausbildung hat sich hier in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich modernisiert, so dass nun auch im KARATE nach aus unserer Sicht "modernen" Lehrmethoden unterrichtet wird. Wenn es in der Vergangenheit mündliche Erklärungen gab, so waren diese zum Teil sehr vereinfacht und führten vielleicht auch durch unsere mangelnden Japanisch-Kenntnisse oder Übersetzungsfehler zu Missverständnissen. So möchte ich nicht ausschließen, dass man früher bei der Beschreibung des ZENKUTSU-DACHI gesagt hat: "Das vordere Bein ist gebeugt und das hintere Bein ist (im Vergleich zur starken Beugung des vorderen Beins) eher grade." Dass es trotzdem nicht im Gelenk ganz durchgestreckt sein sollte, war vermutlich erstmal nicht so wichtig und sollte dann eben durch "Nachmachen" erkannt werden. 

Wichtige Zeitenwende im DJKB

Für uns KARATEKA des DJKB ist es nun an der Zeit, die JKA-Standards zu übernehmen. Ochi SENSEI hat sich damit einverstanden erklärt. Auf dem Kata Spezial haben in unserer Trainingsgruppe neben Ogura SHIHAN vor allem Thomas Schulze SENSEI und Toribio Osterkamp SENSEI diesen Transfer gut umgesetzt. SENSEI Jean-Pierre Fischer vermittelt viele der Standards bereits seit ich ihn kenne. Die KYU-Grade werden mit dem Wandel groß. Es fällt eher uns langjährigen KARATEKA schwer, uns umzustellen. Gleichwohl ist die geistige Flexibilität wichtig und wegweisend. Denn künftig werden zunächst die DAN-Prüfungen nach JKA-Vorgaben durchgeführt und wer die Umstellung verschlafen hat, wird zwangsläufig erneut antreten müssen. Auch auf Wettkämpfen wird sich durch eine engere Anbindung des DJKB an die JKA ein Erfolg künftig nur noch einstellen, wenn die internationalen Standards vermittelt wurden. Bei den internationalen Wettkämpfen ist dieser Wechsel bereits vollzogen und auch bei größeren nationalen Wettkämpfen wird die Umstellung unumgänglich sein. Last but not least sind wir weltweit eine große JKA-KARATE-Familie! Und wer bei japanischen Instructoren oder auch in fremden Ländern weltweit trainieren möchte, sollte nicht nur die japanischen Fachbegriffe für verschiedene Techniken beherrschen, sondern auch die übrigen Standards unseres JKA-KARATE. Tradition zu leben bedeutet bekanntlich nicht, jegliche nützliche Modernisierung zu verweigern. 

Das Vermächtnis SHIHAN Ochis

Es äußern sich noch immer einige Stimmen kritisch, man würde das Vermächtnis SHIHAN Ochis entehren, wenn man nun die Neuheiten mitmachte. Meiner Ansicht nach ist dies ein Trugschluss - und vielleicht auch eine kleine Ausrede, warum man sich nicht mit neuem KARATE-Wissen beschäftigen möchte? Das Lebenswerk SHIHAN Ochis besteht nicht in der Art der Ausführung einzelner Techniken oder seiner Art, Kata zu zählen. Sein Vermächtnis an uns und sein unendlich großer Verdienst ist es, einen der größten (wenn nicht DEN größten) JKA-Verband der Welt aufgebaut und diesen durch die Kraft seiner Persönlichkeit über Jahrzehnte hinweg zusammengehalten zu haben. Wenn es unser Anliegen sein sollte, Ochi SENSEI weiterhin und auch zukünftig zu ehren, dann sollten wir uns als große DJKB-Gemeinschaft auf die für uns neuen Pfade begeben und mit der weltweiten JKA-Familie zusammenwachsen. 

PS: Anbei der Link auf das JKA Instructor Manual in dem sich auf den Seiten 15 und 16 die Kata mit ihren vorgegebenen Zählzeiten befinden :-)



Sonntag, 26. November 2023

JKA-Nederland - Peter-Wewengkang-Memorial-Lehrgang

Von Freitag bis Sonntag (24. – 26.11.23) fand in Beek (in der Nähe von Maastricht) der inzwischen 11. JKA-Lehrgang der Niederlande statt – der Peter Wewengkang Sensei Memorial Lehrgang (in Gedenken an den 2012 verstorbenen Peter Wewengkang Sensei). Seine Kinder Ramon und Tamara organisieren seit viele Jahren dieses Event – Torsten und ich waren diesmal mit dabei. Ebenfalls aus der Fuji San Delegation dabei war Uta Hinkelmann, die zusammen mit zwei Freundinnen dort am Samstag teilnahm. 


Torsten und ich genossen die vollen drei Tage mit den Senseis Sawada Shihan (JKA-Chief-Instructor Belgien), den aus Japan angereisten Honbu-Instruktoren Okuma Sensei, Kurihara Sensei, Shimizu Sensei und Nemoto Sensei, unterstützt aus den Reihen des veranstaltenden Dojos durch Ramon Wewengkang Sensei. Seine Schwester Tamara sitzt seit einigen Jahren wegen einer Nervenerkrankung im Rollstuhl – was sie nicht davon abhält, den Dogi zu tragen und am Lehrgang nach ihren Möglichkeiten teilzunehmen. Äußerst beachtlich ist ihre positive Ausstrahlung und ihr herzliches Willkommen an alle Gäste!

 

Wie viele der anderen waren wir im Van der Valk Hotel in Urmond-Stein untergekommen, etwa 2:15 Autostunden von Münster und 10 Autominuten von der Trainingshalle entfernt. Das Hotel machte zunächst einen sehr positiven Eindruck – allerdings hatten wir vom Balkon aus einen „herrlichen Blick“ auf die örtliche Raffinerie und das Autobahndreieck :-D Ansonsten war das Hotel aber ok, zumal am Samstagabend dort die Lehrgangsfeierlichkeit stattfand 

 

Am späten Freitagnachmittag fand bereits die erste Einheit statt: Ein großer Anteil der insgesamt über 400 Teilnehmenden aus 13 Nationen fand sich am ersten Tag in unserer Halle und in einer weiteren kleineren Halle ein. Es war schon gut voll und in unserer Halle trainierten drei der insgesamt fünf Gruppen. Alle Senseis stellten sich in rund 20 Minuten dauernden Sequenzen vor. Ein besonderer Fokus lag auf dem "Einrasten" der Hüfte bei den Shomen-Hanmi-Wechseln. 

 

Abends trafen wir uns mit unseren Karate-Freund*innen Tobias Prüfert und Silvana Moreno im Hotel-Restaurant und ließen den Abend ausklingen. 

 

Am nächsten Morgen ging es um halb 10 weiter. Wir hatten zunächst Sawada-Sensei, der uns nach dem offiziellen Warmup einige „lustige“ Aufwärmübungen ausführen ließ: auf einem Bein stehend das andere zum Mae-Geri anheben und halten – dabei zehn Tsuki mit Kiai ausführen und davon pro Bein drei Wiederholungssätze – dasselbe dann mit Yoko-Geri! Sawada Sensei beobachtete unsere wackeligen und ziemlich armseligen Bemühungen mit einem schelmischen Lächeln 

Danach ging es los mit Kumite Übungen: Angriff mit Oi Tsuki, die abwehrende Person gleitet zurück in Kokotsu Dachi mit Block Uchi Uke. Die angreifende Person sollte dann nach dem Mae Geri (eigentlich gleichzeitig mit dem Absetzen des Maei Geri) einen Oi Tsuki ausführen – der sollte dann durch einen Kizami Mae Geri der abwehrenden Person im Entstehen gestoppt werden. Alternativ zum Kizami Mae Geri konnte auch ein Kizami Mawashi Geri oder Kizami Uchi Mawashi Geri ausgeführt werden. 

 

Danach ging es in Anwendungen aus der Kata Gankaku, die bei der JKA zu den Standard Gata zählt (Heian Gata, Tekki I-III, Bassai Dai, Jion, Enpi, Kanku Dai ??? und Gankaku). Ich hatte hier - wie auch schon bei der vorigen Kumite-Übung - das Vergnügen, mit Silvana trainieren zu können. Im Anschluss an die Bunkai-Sequenzen wurde die Kata noch einige Male ausgeführt. Zwischen durch wurde noch etwas Theorie abgefragt, z.B., über wieviele Zählzeiten sich die Gankaku erstreckt (Antwort: 42). Infos wie diese werden leider im DJKB zur Zeit noch gar nicht unterrichtet, so dass diese Hintergründe und die korrekten Zählungen in Deutschland wohl noch nicht so verbreitet sind. Drei Karateka führten die Kata dann noch vor, wobei sie darauf achten sollten, sich nur je auf einer Linie vor und zurück zu bewegen (Enbusen der Gankaku). 

 

Nach einer nur viertelstündigen Pause ging es mit Shimizu Sensei weiter mit einer Art „klebende-Hände-Übung“: Zunächst standen sich je zwei Personen gegenüber, drückten die Handflächen gegeneinander und bewegten sich immer einen Schritt vor und zurück im Zenkutsu Dachi, im Folgenden dann auch zwei oder drei Schritte. 

Anschließend sollten wir auf der Stelle stehen bleiben, aber – auf den Druck an den Handflächen reagierend – das Körpergewicht vor und zurück bewegen. 

Im nächsten Durchgang sollten wir die Körper aus dieser Position horizontal kreisend bewegen, im dritten Durchgang vertikal. 

Durch das Brechen des Rhythmus' - so demonstrierte Shimizu Sensei – konnte man nun eine Lücke schaffen, um einen Angriff zu platzieren. 

Aus dieser Idee heraus wurde dann eine Kumite-Übung generiert: A schiebt die eigene Hand so weit vor, bis die Hand von B berührt wird. Nun sollte die Vorstellung entstehen, sich an der Hand von B nach vorne ziehen zu lassen und dadurch schnell nach vorne katapultiert zu werden. 

 

Im Anschluss an das Training bei Shimizu Sensei gab es eine Dreiviertelstunde Pause. Die Organisator*innen hatten Lunch-Boxen mit Brot, Obst und Wasser bereit gestellt. Das kam insgesamt sehr gut an und sorgte für die nötige Energie für Einheit Nummer drei. Nach der Pause unterrichtete uns nämlich Kurihara Sensei mit Details zur Kata Jion. Hier gab es unter anderem eine „hübsche“ Fangfrage: „Wie gleitet man im Kiba Dachi seitwärts?“ Wir zeigten es alle – aber es war falsch! Es ging dem Sensei nicht nur ums Seitwärtsrutschen, sondern darum, zunächst das entsprechende Bein seitlich auszustellen (ähnlich wie nach Ristos-Idee vor einem Gyaku Tsuku) und dann erst das Gewicht verlagern! 

 

Nach dem dritten Training beschlossen Torsten und ich, einen kleinen Ausflug nach Maastricht zu unternehmen, welches nur etwa eine Viertelstunde Fahrzeit mit dem Auto entfernt war. Leider war es bereits dunkel, als wir endlich da waren. Wir schlenderten durch belebte Shopping-Straßen und über die Brücke, die über die Maas führt und gönnten uns dann in einem Sushi-and-Ramen-Restaurant direkt am Bahnhof jeder eine Portion Ramen-Suppe zum Aufwärmen. Anschließend fuhren wir zum Hotel zurück und ließen den Abend mit einigen Karateka ausklingen. 

 

Am  Sonntag startete wegen vorheriger Danprüfungen und JKA-Lizenz-Examina die erste Einheit erst mittags um 11.30. Okuma Sensei ließ uns zahlreiche: Kumite-Variationen ausführen. Meine Partnerin war wieder Silvana, Torsten trainierte erneut mit Tobi. Die Atmosphäre in der Halle war extrem laut, weil an diesem Tag ALLE Gruppen in der kleineren der beiden Trainingshallen zusammen trainierten. Von den  400 Personen waren sicher noch 300 da, darunter auch viele Kinder. Es war dadurch auch sehr eng und es standen viele Taschen an der Seite, Sachen lagen auf dem Boden. Man musste ständig aufpassen, niemanden umzurennen oder umgerannt zu werden und nicht auf den Sachen auf dem Boden auszurutschen. Einmal hob ich etwas ärgerlich einen auf dem Boden liegenden Sportanzug auf und warf ihn etwas ungehalten auf eine Bank – prompt gab es eine verärgerte Reaktion von Jean-Pierre Sensei, dessen Anzug es wohl war :-D Später bat ich ihn um Verzeihung dafür, seinen Anzug recht achtlos geworfen zu haben – aber zum Glück lachte der Sensei nur und beteuerte, es sei „pas de problème“!  Die beiden Trainings am Sonntag waren auf jeden Fall wegen der vielen Menschen in der Halle eine echte Herausforderung und es fiel schwer, sich zu konzentrieren. Die Gohon-Kumite-Kombinationen bei Okuma Sensei waren wie folgt:

 

Tsuki Jodan / Age Uke – Gyaku Tsuki

Tsuki Jodan - Gyaku Tsuki / Age Uke – Soto Uke mit selben Arm – Gyaku Tsuki

Sanbon Tsuki / Age Uke – Soto Uke – Gedan Barei mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Mae Geri / Gedan Barei – Gyaku Tsuki

Mae Geri – Oi Tsuki / Gedan Barei – Age Uke  mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki -  Jodan Soto Uke mit offener Hand (ohne zu Patschen :-D ) – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki - Suri Ashi Gyaku Tsuki / Jodan Soto Uke – Osae Uke mit selbem Arm – Gyaku Tsuki 

Kizami Tsuki - GyakuTsuki - Mawashi Geri / Jodan Soto Uke - Te Osae Uke + einen Schritt zurück  und Konter mit Ushiro Geri

 

Nach der Einheit gab es eine halbe Stunde Pause, in der weitere Karateka (darunter auch Tobias und Silvana) abreisten. Die letzte Einheit leitete dann Nemoto Sensei. Wir hatten in seinem Training alle fest mit Kumite gerechnet – es gab aber Kata Heian I-V und Tekki I mit je zwei Bunkai-Sequenzen. Das war ein recht entspannter Ausklang, bevor wir dann auch die Heimreise antraten. 

 

Fazit: Ein mehr als gelungener Lehrgang, den wir sicher mit in unsere künftige Jahresplanung nehmen werden! 

 

Montag, 13. Februar 2023

Vorbereitung auf Kyu- und Dan-Prüfungen in der Karateschule Fuji San Münster

Auf dem Karate-Do soll es keinen Stillstand geben. Jede Übungsstunde kann uns auf unserem Do weiterbringen. Gelegentlich freuen wir uns über unsere spontanen und augenscheinlichen Verbesserungen, die wir an uns im Dojo wahrnehmen. Allerdings geht es letztlich im Endeffekt gar nicht um rein technische Perfektion - sondern um unsere Persönlichkeitsentwicklung, unsere Entwicklung zu Menschen, die zufrieden sind und sich gleichzeitig verantwortungsvoll in Bezug auf ihre Mitmenschen und die Umwelt verhalten. Aus uns und unseren Schülerinnen und Schülern sollen Menschen werden, die gelernt haben, das "kleine Ich", wie es Werner Lind beschreibt (Lind 2004), zu zähmen, um ein höheres Selbst zu erreichen. Unser körperliches Karatetraining ist lediglich der Weg dorthin. Und unsere Gürtelprüfungen sind nicht mehr als kleine Orientierungshilfen auf diesem Weg. 

Gelegentlich werden wir Karatelehrer*innen gefragt, wie lange es dauert, bis "man den schwarzen Gürtel hat". Der "schwarze Gürtel" - also die Prüfung zum 1. Dan - ist das ferne Ziel vieler Karateka. Die meisten ahnen anfangs noch nicht, dass der (in unserem Verband) letzte offizielle Farbwechsel kein finales Ziel ist, sondern lediglich der Schritt auf eine neue Lern- und Studienebene. Gleichwohl ist es verständlich und motivierend, sich Ziele zu setzen und diese können in unserer Kampfkunst auch in dem Absolvieren von (Gürtel)Prüfungen bestehen. 

Für die Vorbereitung auf die DJKB-Prüfungen sind für uns zunächst einmal die Vorgaben des Dachverbandes die Mindestvoraussetzungen: Der DJKB schreibt zeitliche Wartezeiten zwischen den einzelnen Stufen vor. Uns ist sehr daran gelegen, den Begriff Wartezeit nicht wörtlich zu nehmen - es gilt nicht "abzuwarten, bis die Zeit herum ist", sondern sich intensiv übend weiterzuentwickeln. Anfangs sind hier zwischen dem Weiß- und Gelbgurt mindestens zwei Übungseinheiten pro Woche zu absolvieren. Diese Übungsfrequenz sollte konstant gehalten und spätestens auf dem Weg zum 3. Kyu erhöht werden. Zur Vorbereitung auf eine Dan-Prüfung sollte generell die Freizeit auf das Karate-Training fokussiert sein. Die Warte- bzw. Vorbereitungszeiten sehen wir zudem als absolute MINDEST-Zeiten an. Im Regelfall sollte die Zeit zwischen zwei Prüfungen nach unserer Vorstellung etwa ein Jahr betragen. Für Karateka, die besonders fleißig oder sportlich talentiert sind und denen die technische Weiterentwicklung leicht fällt, mag diese Frist lang und ungerecht erscheinen. Hierbei ist allerdings u.a. zu beachten, dass es beim Wechsel auf verschiedene Graduierungsstufen unterschiedliche Reifeprozesse gibt. Beim Wechsel in die Mittel- und Oberstufe muss vor allem bei Kindern auch die körperliche Konstitution und auch die Körpergröße berücksichtigt werden. Aber auch zunehmende Anforderungen an körperliche Übungselemente dürfen hier nicht außer Acht gelassen werden. Und es darf schließlich nicht vergessen werden, dass es zur Erlangung des ersten Meistergrades auch einer mentalen/geistigen Reife im Sinne des Karate-Do bedarf. Hierzu gehört auch das Warten-Können und die Ausbildung von Geduld, die Reduzierung des eigenen Ego und der eigenen Befindlichkeiten. Auch wenn es verständlich ist, dass gelegentlich private Umstände eine vorgezogene Kyu- oder Dan-Prüfung wünschenswert erscheinen lassen, so ist gelegentlich genau dies der richtige Zeitpunkt dafür, inne zu halten, sich Zeit zu nehmen und sich im Dojo auf einen inneren Fortschritt zu konzentrieren, indem jede Übung bewusst und ohne Ausrichtung auf eine mögliche Prüfung ausgeführt wird. Die hier erreichten Fortschritte gehen weit über die vermeintlich durch eine Gürtelprüfung erlangten hinaus. 

In der Karateschule Fuji San Münster können DJKB-Prüfungen abgelegt werden. Über den Zeitpunkt der nächsten Kyu- oder Dan-Prüfung entscheidet unser lizensierter Prüfer bzw. unsere lizensierte Prüferin. Grundsätzlich legen wir auch Wert darauf, dass externe Prüfer*innen Prüfungen abnehmen. Darin sehen wir in den meisten Fällen eine Qualitätssicherung unserer Arbeit. Im Regelfall haben wir gut im Blick, wer für eine anstehende Gürtelprüfung in Frage kommt. Wir möchten jedem Prüfling in Aussicht stellen, möglichst gut vorbereitet in eine Prüfungssituation zu gehen und anschließend das Gefühl zu haben, diesen neuen Schritt gut und verdient gemeistert zu haben. Sobald wir angesprochen werden, wann eine neue Prüfung ansteht, werden wir mit unseren Prüflingen die Prüfungsvorbereitung individuell planen und durchführen. Die Anfrage sollte daher nicht unmittelbar vor einem angekündigten Prüfungstermin gestellt werden, sondern bereits einige Wochen/Monate zuvor. Bei allem Trainingseifer darf nicht vergessen werden, dass Karate-Do kein Wettrennen ist und der Do keine Abkürzung kennt, siehe auch hier: Der Do kennt keine Abkürzung 

Literatur: Werner Lind, Der geistige Weg des Budo, Barth Verlag, 2004

Sonntag, 12. Februar 2023

Der Do kennt keine Abkürzung

Viele Jahre lang hatte meine Familie gemeinsam mit einer befreundeten Münsteraner Familie Skiurlaub in den Alpen verbracht. Die An- und Abreise mit Autos erfolgte in etwa zeitgleich und dennoch getrennt. Im Regelfall nahmen wir verschiedene Wege: Die andere Familie bevorzugte den Weg über Kassel und wir nahmen meist die „Sauerlandlinie“ über die A45: Gelegentlich gab es mal einen „Zwischenstand“, wo man grade eine Rast einlegte, und irgendwann schrieb jemand „Sind jetzt da“ oder „Sind zu Hause“. Nicht selten dachte ich mir: „Wieso sind die schon da? Warum sind die schneller?“ Sobald ich bewusst darüber nachdachte, wurde mir klar, wie unsinnig diese Gedanken waren und sind! Und so wird es vermutlich auch jeder Person gehen, die diesen Text liest: Fahrten mit dem Auto sind doch kein Wettrennen, man soll sich hier nicht stressen und unter Druck setzen! Im Zweifelsfall kann ein Hetzen hier zu Unachtsamkeit führen und schlimmstenfalls zu einem Unfall mit existenzbedrohenden Folgen! 

 

Wir können diese Reise mit unserem Karate-Weg vergleichen. Zunächst möchte ich vor allem denjenigen, die sich erst seit kurzer Zeit mit Karate beschäftigen, beschreiben, was wir unter Karate verstehen: Karate kann als sportliche Betätigung ausgeübt werden – gelegentlich höre ich aus den Kinderkursen ein fast entsetztes „Ich schwitze ja!“ 😏 Karate als körperliche Ertüchtigung, als physische Anstrengung, Training – ja, ganz unbestritten. Und noch viel mehr. Wer einige Monate oder Jahre Karate praktiziert, wird irgendwann feststellen, dass sich Bewegungen und Kata-Abläufe automatisieren, dass man nicht mehr über die nächsten Techniken nachdenken muss, sie sich fast automatisch einstellen. So kann es vorkommen, dass sich bei der Nennung einer nun auszuführenden Kata durch den Trainer spontan vor dem inneren Auge die Anfangssequenz der Kata einstellt – und die weiteren Bewegungen dann quasi von selbst ablaufen. Dies ist eine sehr produktive Trainingsphase, da nun nicht nur die technischen Abläufe "sitzen", sondern die Kata mit Ausdruck und „Leben“ gefüllt werden kann. Hierdurch kann Kata zu einer Form der Meditation werden. Beim Kumite gibt es parallele Phasen: Anfangs werden die japanischen Kumite-Begriffe erlernt und die Basis-Angriffs- und Blocktechniken. Anschließend werden mögliche Bewegungsmuster, Ausweich-Optionen oder ähnliches erlernt und ausprobiert, bis sie sich – ohne darüber nachdenken zu müssen – automatisch einstellen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Herausforderung im eher athletischen Freikampf oder in anderen Kumite-Formen gesucht wird. Das höchste Level, das ich beim Kumite bisher erlebt habe (und es gibt sicher noch höhere Ebenen, die mir noch verschlossen sein mögen), ist eine absolute innere Leere bei einer Begegnung: Kein inneres Wollen, keine Angst, keine Überlegenheit – das ist pures Zanshin oder eben die Leere, nach der unsere Kampfkunst benannt ist. Aber bis hierhin war es für mich ein weiter Weg. Und der Weg ist noch lange nicht zuende. Für diesen Karate-Weg braucht es viel Geduld und eine gute Resilienz, um mit Scheitern und Frustrationen umgehen zu können. Weit über Techniktraining hinaus und über den Versuch, körperliche Fähig- und Fertigkeiten zu optimieren, geht es auch um das Auseinandersetzen mit sich selbst, um inneres Wachstum und um das Erforschen der persönlichen Werte. Mein Weg dauert nun fast 40 Jahre. Wieviele Jahre mögen noch folgen? Wenn ich gesund bleibe – vielleicht weitere 15? Dann wäre ich 70 Jahre alt und könnte auf rund 55 Jahre Karate zurückblicken. 

 

55 Jahre sind eine lange Zeit und – um auf das Reisen zurückzukommen – ein langer Weg. Beim Reisen kürzt man gerne die Reisezeit ab: Man kann, statt zu gehen, das Fahrrad nehmen. Statt mit dem Rad zu fahren, kann man autofahren oder den Bus, die Bahn nehmen. Die Bahn dauert zu lange? Dann nehmen wir das Flugzeug. Mit dem Flugzeug kann man ruckzuck von einem Ende der Welt zum anderen gelangen – das macht Sinn, wenn man es eilig hat. Allerdings verpasst man auf dem Zwischenweg die Landschaft, lernt die fremden Kulturen und Menschen auf dem Weg nicht kennen, versucht keine neuen Speisen in den Ländern, die man „überflogen“ hat. Vielleicht kommt man plötzlich am „Ziel“ an – einer tropischen Insel mit schwül-warmem Klima, einer fremden Sprache und ungewohnten Ess-Gewohnheiten. Oft genug fühlt man sich fremd und fehl am Platz und sehnt sich nach etwas Vertrautem und Bekanntem – zum Glück gibt es in der Club-Anlage kontinentales Frühstück „wie zu Hause“ und auf dem Hotelzimmer gibt es WLAN, so dass man vertraute Filme streamen und mit den Freund*innen zu Hause chatten kann. Das Hotelpersonal spricht neben der Landessprache Englisch oder vielleicht sogar Deutsch. Und nach zwei Wochen geht es wieder zurück nach Hause, wo man vom herrlichen Urlaub erzählen kann in einem fremden Land, das man im Grunde gar nicht kennengelernt hat. 

 

So oder ähnlich kann man auch ein Karateleben gestalten: Die im Training vermittelte asiatische Kultur hat ein exotisches Flair und wenn ich in kurzer Zeit meine kleinen Erfolge in Form von Gürtelprüfungen habe, ist das vergleichbar mit einer Flugreise: Ich komme „schnell voran“, die schnellen Erfolge schmeicheln meinem Ego. Ich kann stolz berichten, Träger*in eines Farbgurtes oder des sounsovielten Dan zu sein. Aber im Grunde bleibt meine Reise oberflächlich, auf ein exotisches Ziel fokussiert und ohne (Er)Leben. 

 

Bei Kindern ist  Ungeduld meiner Meinung nach gut verständlich und bereits hier gilt es im Sinne nachhaltigen Lernens, zu schnelles „Reisen“ zu vermeiden. Ganz unbestritten: Kinder müssen das Warten lernen und vor allem lernen, auf ein erwünschtes Ziel hinzuarbeiten. Und auch Erwachsenen tut es gut, über die eigene Reisegeschwindigkeit und das „Reisemittel“ nachzudenken. In einigen Dojos ist es absolut verpönt und vielleicht sogar verboten, den oder die Sensei zu fragen, wann denn der Zeitpunkt für die nächste Prüfung gekommen sei. Diese Strenge legen wir bei uns im Dojo nicht an den Tag und bei uns ist es zulässig und auch erwünscht, zwischendurch eine „Standortbestimmung“ abzufragen. Gerne bieten Torsten und ich dann an, auf der "Karate-Weltkarte" zu schauen, wo unsere Schüler*innen grade stehen  und was sie benötigen, um die nächste Reise-Etappe zu bewältigen, die nächste Station auf dem Do zu erreichen. 

 

Wer gerne mit dem Flugzeug reist, um die Reisezeit abzukürzen, sieht auf der Reise oftmals nur Flughäfen und  Hotels. So ähnlich ist es auch auf dem Karate-Do: Wer den Weg abkürzen will, sieht oft nur die nächste Gürtelfarbe. Mein Tipp: Reise lieber langsam und nimm die Umgebung um Dich herum wahr. Geh zu Fuß und atme den Duft des Waldes ein, spüre die Steine unter Deinen Schuhen, höre das Rauschen des Windes in den Baumkronen und lausche dem Gesang der Vögel. Und dann entscheide im Anschluss, welche Art zu reisen Dich wirklich weitergebracht hat. Was wird eher im Gedächtnis bleiben – der 2-Wochen-All-Inclusive-Urlaub in den Tropen oder die herausfordernde fünftägige Wanderung in der Natur eines Mittelgebirges? 

 

Entscheide selbst, wie Du auf Deinem Karate-Do und letztlich auf Deinem Lebensweg reisen willst. Wir sind Dir gerne Reisegefährt*innen und unterstützen Dich auf Deinem Do. Allerdings kannst Du bei uns immer nur den Weg der nächsten Etappe „buchen“. Die Reisedauer kannst Du nicht beschleunigen und Pauschalreisen bieten wir leider nicht an. Und was gar keinen Sinn macht, ist zu vergleichen, ob andere auf ihrer Lebensreise schneller oder langsamer unterwegs sind als Du selbst. Vielleicht ist am Ende die Person, die den längeren Weg gewählt hat, von der Reise mehr bereichert, als Du, wenn Du die Abkürzung gewählt hast. 

 

Ein paar Fragen zum Schluss: Wohin willst Du denn überhaupt auf Deinem Do und was glaubst Du, was passiert, wenn du „angekommen“ bist? Was ändert sich mit der nächsten Gürtelfarbe? Was ist besser, wenn Du den „schwarzen Gürtel“ endlich hast? Ich kann verraten, wie es bei mir war und ist: Mit jeder erreichten Etappe wurden und werden die spürbaren Erfolge kleiner und seltener. Also lass Dir Zeit auf Deinem Weg. Storniere Deine Flugreise und zieh die Wanderschuhe an. Und dann geh Deinen Weg. Schritt für Schritt. 

 

Osu, Andrea

Dienstag, 3. Januar 2023

Fortbildung: „Nutzung kampfsportspezifischer Trainingsmittel im Unterricht“ - Modul 1

 


Fortbildung für Karate-Trainer*innen

 „Nutzung kampfsportspezifischer Trainingsmittel im Unterricht“

Aufbaumodul zur Ausbildung in der Karateschule Fuji San Münster

 

Modul 1: Nutzung von Pratzen/Schlagkissen im Unterricht

Dauer: 6 UE

Curriculum: T = Theorie, P = Praxis (TN ausprobieren/erfahren lassen)

-          Warum Pratzen/Schlagkissen im Unterricht?                                                          2 UE

Ziel: TN sollen lernen, zu welchem Zweck Pratzen/Schlagkissen im Unterricht eingesetzt werden können.

o   T Kontakttraining mit Personen nur begrenzt möglich, da Verletzungsgefahr

o   T Aufprall-/Einschlagstärke ist abhängig von Geschwindigkeit, Kraft und Größe der Trefferfläche

o   Je größer das Schlagkissen, desto mehr verteilt sich die Aufschlagenergie und desto weniger muss der Körper der haltenden Person aufnehmen.

o   Passende Zuordnung von Partner*innen:

§  Etwa gleiche Körpergröße

§  Etwa gleiche Kraft

§  Grundsätzlich kann die Zuordnung unabhängig vom Alter und/oder Geschlecht erfolgen – bei speziellen Gruppen-Zusammensetzungen kann hierauf ggf. dennoch Wert gelegt werden.

o   P Möglichkeiten, Verletzungen zu vermeiden sind:

§  Training mit etwas Abstand zum Partner/zur Partnerin

§  Training mit Kontakt aber in Zeitlupe

§  Training mit Schutzausrüstung (z.B. Schlagkissen)

o   P Wenn ein Faustschützer die Faust der schlagenden Person schützt, schützt ein Schlagkissen in erster Linie den Körper der den Schlag oder Tritt empfangenden Person.

o   Umgang mit Überlastungen / Verletzungen

§  Erinnerung an Erste-Hilfe-Basis

§  PECH-Formel

§  Hinweis auf Cool-Packs und Sanitätskoffer

§  Trainingspause, Trainingsstopp

§  Basiswissen Trauma: Umgang mit Trigger-Situationen

-          T Verschiedene Arten von Pratzen/Schlagkissen und mögliche Einsatzbereiche vorstellen                                                                                                                    1 UE

Ziel: TN sollen die verschiedenen Einsatzbereiche von Pratzen/Schlagkissen kennenlernen.

o   Handpratzen

§  Kleine, runde Handpratzen, weich

§  Kleine, Handpratzen, verschiedene Härtegrade

§  Kleine, Handpratzen, gebogen (ergonomisch an Handhaltung angepasst)

§  Einsatzmöglichkeiten

·         Training mit Partner*in (mindestens zwei Personen)

·         Fausttraining

·         Reaktionstraining auch mit Fußtritten

o   Unterarmpratzen

·         Training von Fußtritten

o   Große Pratzen, verschiedene Härtegrade

·         Training von Schlägen

·         Training von Tritten

-          P Techniktraining an der Pratze/am Schlagkissen                                                   3 UE

TN sollen die Ausführung verschiedener Kampfsporttechniken an der Pratze/am Schlagkissen kennenlernen. Hierbei wird sowohl die Position der haltenden Person als auch die der ausführenden Person betrachtet. Hierbei werden Hinweise gegeben, um Verletzungen durch falsche Halte- oder Ausführungs-Techniken zu vermeiden. Zudem soll darauf geachtet werden, körperliche Schäden durch Überlastung zu vermeiden.

o   Handpratzen (Grundposition, z. B. für Ausführung Tsuki Waza)

§  Haltende Person:

·         Beide Hände in die Pratzen schieben und Pratzen ggf. mit Klettverschluss verschließen (evtl. Trainingspartner*in um Hilfe bitten)

·         Hände mit den Handflächen zum Partner/zur Partnerin auf Höhe der Schlüsselbeine vor dem Körper halten, hierbei leichte Spannung in den Oberarmen

·         Der Abstand der Hände zum Körper sollte so groß sein, dass man die Rückseiten beider Hände bzw. Pratzen gerade noch sehen kann. Sind die Hände zu weit vom Körper entfernt oder zu nah dran, belasten die ankommenden Schläge oder Tritte möglicherweise die Gelenke zu stark oder die Schlagkraft kann nicht optimal absorbiert werden.

·         Bei zu erwartenden Schlägen oder Tritten soll mit den Händen ein leichter Gegendruck aufgebaut werden.

·         Bei Anfänger*innen ist zu beachten, dass die Halteposition sehr anstrengend sein kann. Zudem kann eine psychische Belastung durch das ungewohnte Aushalten von Erschütterungen eintreten. Hier ist darauf zu achten, dass die Trainingsintensität und die Trainingsdauer mit Augenmaß gesteigert werden.

§  Schlagende Person

·         Korrekte Fausthaltung: Finger eng einrollen, Daumen schließt Faust auf Höhe der mittleren Fingerglieder ab.

·         Trefferfläche sind die ersten Fingerglieder, vorzugsweise von Zeige- und Mittelfinger.

·         Es ist darauf zu achten, dass Faustrücken und Unterarm eine grade Linie bilden und die Faust weder nach vorne, noch nach hinten abknickt.

·         Bei absoluten Anfänger*innen ist zu beachten, dass die Haut an den Faustknöcheln sehr empfindlich sein kann. Bei beginnender Rötung muss das Training zu nächst pausieren. Im Laufe der Zeit stellt sich zunehmend eine Unempfindlichkeit ein. Alternativ können im Anfänger*innen-Bereich oder bei sehr intensivem Handpratzentraining Faustschützer oder Boxhandschuhe getragen werden.

o   Unterarmpratze (Grundhaltung: Halten vor dem Rumpf, Tritt mit Trefferfläche Schienbein)

§  Haltende Person: Die Pratze wird über einen Unterarm gezogen, so dass die Pratzenfläche auf der Rückseite des Unterarms liegt. Die Pratzenfläche wird der schlagenden Person entgegengehalten. Ellenbogen des haltenden Arms wird ca. 90 Grad gebeugt, Unterarm etwa waagerecht um Fußboden.

Bei erwartetem Tritt muss ein leichter Gegendruck aufgebaut werden.

§  Tretende Person: Zur detaillierten Ausführung von Tritttechniken wird auf den Karateunterricht verwiesen. Bei Übung eines Halbkreisfußtritts soll die Unterarmpratze mit dem Fußspann oder dem Schienbein getroffen werden.

o   Große Schlagkissen (Grundhaltung: Halten des senkrecht ausgerichteten Kissens vor dem Körper)

§  Haltende Person: Die Schlagkissen sind möglichst an den Riemen zu halten und fest an den Körper zu drücken. Es sollte vermieden werden, einen Arm quer durch die Schlaufen zu schieben, da der Arm z. B. bei starken Fußtritten verletzt werden kann. Bei zu erwartendem Stoß oder Schlag ist mit dem Körper ein gemäßigter Gegendruck aufzubauen. Bei kleineren Kindern ist darauf zu achten, dass das Gesicht nicht von der Pratze bedeckt ist. Es muss auch das Kinn über den oberen Rand des Schlagkissens hinwegschauen, da bei Schlägen/Tritten ansonsten die Lippen/Zähne verletzt werden könnten.

§  Schlagende/tretende Person: Zur detaillierten Technikausführung wird auf den Karateunterricht verwiesen. Je nach Technik ist eine ausreichende und passende Distanz zu wählen. Es ist darauf zu achten, dass hinter der aktiven Person ein Sicherheitsabstand zu den wartenden Personen eingehalten wird, da z. B. bei Ausführung von Tsuki der Ellenbogen nach hinten stößt. Als Trainer*in muss beobachtet werden, ob die Kraftausrichtung optimal gegen das Kissen verläuft oder ob sich die aktive Person ggf. von dem Kissen „wegdrückt“. Bei Anfänger*innen ist die korrekte Fauststellung zu beachten (siehe Beschreibung oben) und ggf. die korrekte Fußhaltung und Auftreffer-Fläche (Fußspann, Ballen etc.).

o   Praktisches Training: Ausprobieren aller Pratzen-/Schlagkissenvarianten je als haltende und als aktive Person. Möglichkeit, sich gegenseitig zu korrigieren, Hinweise zu geben.

o   Reflexion in der Gruppe

§  Was hat gut funktioniert, was weniger gut?

§  Welche Fehler wurden bei den Trainingspartner*innen wahrgenommen? Konnte eine Korrektur erfolgen?

§  Gibt es Blessuren, Verletzungen?

§  Haben die TN weitere Hinweise, Tipps, eigene Ideen für die Bereicherung des Trainings?

o   Feedbackrunde

o   Abschied