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Freitag, 17. Mai 2019

Vom Wesen verschiedener Tachikata - Seminar in Wilhelmshaven

Bereits zum zweiten Mal hatte ich die Ehre, von der Budo Akademie Europa (BAE) als Trainerin eingeladen worden zu sein. Meine beiden engsten Kontakte sind Barbara und Claus, denen ich inzwischen auch auf zahlreichen André-Bertel-Lehrgängen begegnet bin. Barbara war vor etwa drei Jahren auf meine Aufzeichnungen in diesem Blog aufmerksam geworden - sie hatte jemanden in Deutschland gesucht, der die Trainingslinie von André Bertel Sensei verfolgt. Ehrlich gesagt ist es mir immer noch befremdlich, wenn mein Name im Zusammenhang mit André Bertel Sensei genannt wird! Da liegen noch so viele Welten zwischen seinem Können und meinen Fähigkeiten und Gedanken .... Es ist daher eine große Ehre und auch Verantwortung für mich, in diese riesigen Fußstapfen zu steigen.

Ich war in 2017 bereits einmal für einen Lehrgang von der BAE eingeladen worden. Damals war es der Wunsch der Verantwortlichen, dass ich Training zu den Themen Kraftübertragung und Dynamik abhalte. Diesmal stand das Thema Tachkata - also alles rund um Stellungen, Positionen, Stände, im Vordergrund. Vor das Seminar zum traditionellen Shotokan Karate stand mir aber noch ein Schnuppertraining im Ju Jutsu bevor sowie eine Selbstverteidigungs-Einheit für Kinder, die ich leiten sollte.

Im Anschluss an ein Jiu Jiutsu Schnuppertraining, welches mir meine KaratefreunInnen Barbara und Claus als sehr liebe Gegenleistung ermöglich hatten, gab es ab 20 Uhr traditionelles Shotokan Karate für Jugendliche und Erwachsene. Man muss wissen, dass das klassische JKA-Karate in der BAE nicht bzw. nur am Rande trainiert wird. Das ASD Karate besteht aus sieben eigenen Kata, karateorientierter Selbstverteidigung mit dazu passenden Kihon-Elementen sowie Fallschule. Das Kihon oder die Kihon-Kumite-Formen, wie wir sie kennen, werden so gut wir gar nicht thematisiert. Auch die Shotokan-Kata sind nicht oder nur rudimentär bekannt. Mein Training beschränkte sich daher auch diesmal weitgehend auf Grundlagen: Ich startete mit "Leihgaben" von Risto Sensei (Mäusefüßchen) und Emanuele Sensei (Schrittfolge mit den wichtigsten Bewegungsrichtungen bei der Beinarbeit (Suri Ashi, ganzer Schritt vor und zurück, Tai Sabaki, Wendung auf der Stelle, große Wendung).

Im Anschluss stellte ich einige der wichtigsten Stellungen des Shotokan Karate vor: Zenkutsu Dachi, Kokotsu Dachi, Kiba Dachi sowie auf speziellen Wunsch der Einladenden: Sochin Dachi und Sanchin Dachi. Bei allen Stellungen erklärte ich zunächst die korrekte Ausführung: den korrekten Abstand zwischen Füßen und Knien, die Ausrichtung der Füße, Oberschenkelinnen- oder -außenspannung, Schrittlänge, Gewichtsverlagerung etc.

Im Anschluss beschäftigten wir uns mit den Wesen bzw. dem Nutzen der verschiedenen Stellungen:

Der Zenkutsu Dachi hat als "Vorwärtsstellung" oder "nach vorne gebogene Stellung" (Schlatt "Enzyklopädie des Shotokan Karate") für mich einen offensiven Charakter - selbst bei Rückwärtsbewegungen mit Block: Die Körperausrichtung bleibt tendenziell immer vorne mit dynamischem Vorwärtsdruck. Wir probierten dies in der Vorwärtsbewegung mit Oi Tsuki aus sowie im einfachen Kihon-Ippon-Kumite (Angriff Oi Tsuki Jodan, Block Age Uke).

Kokotsu Dachi (Rückwärtsstellung, nach hinten gebogene Stellung) hat durch den Schwerpunkt auf dem hinteren Bein eher eine defensive Ausrichtung bzw. bietet selbst beim Angreifen bzw. Konter z. B. mit Shuto Uke noch einen größeren Sicherheitsabstand zwischen Gegner/in und dem eigenen Kopf, als bei Annäherung im Zenkutsu Dachi. Hier mussten wir bereits etwas intensiver die korrekte Stellung üben - die Stände waren zum Teil zu kurz oder viel zu lang, das Körpergewicht "zu mittig" ausgerichtet. Auch das korrekte Vorwärtsgehen von einem Kokotsu Dachi in den nächsten musste geübt werden.

Die Übungen zum Kiba Dachi, von meinem geschätzten Trainingspartner Torsten in einem Essay als "Mutter aller Stände" bezeichnet, werden wohl in den nächsten Tagen bei dem/der ein oder andren Teilnehmenden für ordentlich Muskelkater in den Oberschenkeln sorgen :-) Auch hier wurde auf die korrekte Standbreite, Ausrichtung der Knie etc. geachtet. Der Kiba Dachi als Stellung, die starke Stabilität bietet, dafür aber wenig dynamisch ist, sorgt schon für ordentlich "Groundpower" - erfordert aber bei korrekter Ausführung auch einen ausgeprägten Krafteinsatz. Wir übten hier die Übergänge aus dem Kiba Dachi in den Zenkutsu Dachi und Kokotsu Dachi, möglichst ohne die Fersen zu bewegen, damit die Schrittlänge sich nicht verändert.

Fudo Dachi oder Sochin Dachi - der "Master of Groundpower" - ließ sich dann auch gut aus dem Kiba Dachi erklären: aus der seitlichen Stellung das Gewicht auf eines der Beine verlagert, den Druck dadurch in diese Richtung verlagert, den hinteren Fuß leicht in Kraftrichtung eingedreht - und fertig ist der Sochin Dachi! Das hintere Bein bleibt gebeugt, selbst wenn die Hüfte auf "Shomen" eingedreht ist. Wir übten auch hier zunächst die korrekte Ausführung, dann das Vorwärtsgehen im Sochin Dachi. Anschließend ließ ich einige kurze Passagen aus den Kata Bassai Dai, Chinte und Unsu intensiver üben, bei denen ein Wechsel vom Sochin Dachi mit Tate Shuto Uke in Zenkutsu Dachi mit Gyaku Tsuki oder Tate Tsuki bzw. Hasami Tsuki (Sochin Dachi) in Oi Tsuki (Zenkutsu Dachi) erfolgt. Für großen "Spaß" sorgte dann die vierfach-Kombination Tate Shuto Uke / Gyaku Tsuki mit Viertelkreis- bzw. Halbkreisdrehung aus der Kata Unsu :-)

Abschließend gingen wir noch auf den Sanchin Dachi ein. Sanchin Dachi wirkte für die meisten der anwesenden Karteka wohl wie eine Stellung von einem anderen Stern! Eigentlich verwunderlich, da es sich m. E. um eine Position handelt, die im Selbstverteidigungsfall beinahe intuitiv eingenommen wird, um den Unterleib zu schützen! Dies hatte ich grade am Nachmittag bei einem Spiel in der Kindergruppe ("Kinderklau") noch gesehen: Mein Co-Trainer Kilian hatte ein Kind "geschnappt", dass sich - der Spiel-Vorgabe gemäß - zappelnd, schreiend und windend aus dem Griff zu befreien suchte. Als er in der Körpermitte getroffen zu werden drohte, drückte er intuitiv die Oberschenkel zusammen - und stand im Sanchin Dachi! Beim Sanchin Dachi ist durch die kraftvolle Innenspannung der Oberschenkel der Gedan-Bereich abgedeckt. Die Stellung ist sehr kurz (die Fußspitze des hinteren Fußes soll sich auf der Höhe der Ferse des vorderen Fußes befinden) und eine Vorwärtsbewegung von einem Sochin Dachi in den nächsten bringt daher keinen großen Raumgewinn. Ohne dass ich dies explizit gefordert hätte, erfolgte die Vorwärtsbewegung bei allen Teilnehmenden eher langsam. Mir kam der Gedanke, ob der zweite Name der Stellung ("Sanduhrstellung") vielleicht nicht nur auf das Bodendiagramm zurück zu führen ist, sondern auch noch einen Bezug zur Geschwindigkeit der Fortbewegung hat :-)

Nachdem die verschiedenen Merkmale und "Charaktere" der unterschiedlichen Stellungen im Einzelnen wahrgenommen worden waren, bot ich der Gruppe noch die Gelegenheit, die Unterschiede durch die Ausführung der Kata Taikyoku Shodan in verschiedenen Durchgängen - jeweils ausschließlich in einer der Stellungen - wahrzunehmen.

Die Vorbereitung auf den kleinen Lehrgang sowie die Durchführung und vor allem auch die Offenheit der Karateka für die traditionellen Shotkoan-Impulse haben mir wieder einmal viel Freude gemacht! Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit der Budo Akademie Europa und bin glücklich darüber, hier viele neue Freundinnen und Freunde gefunden zu haben!

Samstag, 18. Februar 2017

Ippon is it! - Lehrgang mit viel Power im Fuji San

Bereits zum zweiten Mal hatten wir in diesem Jahr Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie eingeladen - zwei Schüler Risto Kiiskiläs und inzwischen selbst mehrfache deutsche und Europa-Meister. Die beiden überzeugten uns bereits im vergangenen Jahr mit ihrem Trainingskonzept, das genau in unsere Linie passt, da es sich an den aktuellen Lehr-Inhalten der JKA anlehnt und natürlich auch vieles enthält, was "unser" Risto uns stets vermittelt.

Trotz der in diesem Jahr intensiven Grippewelle strömten bereits am ersten Trainingstag des Lehrgangs über 50 kleine und große Karateka vom Anfänger bis zum Danträger in das Dojo und ließen sich je eine Stunde lang von den beiden Karate-Meistern inspirieren, instruieren und auspowern! Besonders erfreulich war in dieser Einheit die große Disziplin unserer kleineren Karate-Kinder, die zum großen Teil zum ersten mal an einem Lehrgang teilnahmen. Da in dieser Einheit alle Graduierungen gemeinsam trainierten, waren die Inhalte und Bewegungsmuster für die Kinder schon eine echte Herausforderung, die sie aber tapfer angenommen und umgesetzt haben.

Giovanni startete mit Basistraining und achtete auf die optimale Körperhaltung und den korrekten Hüfteinsatz. Er legte auch Wert auf den Gegensatz zwischen lockeren, geschmeidigen Bewegungen und Kime am Ende der Technik. Viele von uns waren ihm noch zu angespannt in der Ausführung, was dann zu etwas uneleganten Techniken führte. Nach einer kurzen Pause ging es bei Emanuele weiter mit dem Grundlagentraining, jetzt allerdings schon auf einem etwas höherem Niveau, da wir uns ein wenig vom klassischen Kihon-Training verabschiedeten und uns  einwenig in Richtung Jiyu-Ippon bzw. Jiyu-Kumite bewegten: Aus dem klassischen Zenkutsu Dachi sollten wir den hinteren Fuß "eine Zehenlänge" weit an den vorderen heran ziehen. Es war wichtig, den Fuß nicht bis an den Standfuß heran zu setzen, da sonst die Gefahr besteht, dass man gefegt wird. Die Hüfte sollte unbedingt Hanmi bleiben, damit der Gegner die Bewegungsabsicht nicht sofort erkennen kann. Dann gingen wir weiter vor mit dem vorderen Bein und führten Gyaku Tsuki aus.

Dieses Bewegungsmuster entwickelten wir unter der Anleitung Emanueles wie folgt weiter:
- erst (wie oben beschrieben) in der Vorwärtsbewegung
- dann zwei Steps vor (wie oben) und nach dem GyTs wieder zurück auf die Ausgangsposition - je zehnmal und dann Seitenwechsel
- dann zwei Steps vor, zurück auf Ausgang und Sprungwechsel, andere Seite genauso - viele Wiederholungen
- dann auf der Stelle zweimal mit beiden Beinen gleichzeitig vor uns wieder zurück und dann die Kombination dranhängen, Wechselsprung und andere Seite

Wir waren alle rechtschaffen erschöpft nach den knapp zwei Stunden Training und freuten uns auf asiatisches Buffet im Asia City, wo wir bis kurz vor Mitternacht verweilten.

Am nächsten Tag ging es los mit einer proppevollen Unterstufe: Erneut knapp 50 Karateka tummelten sich in einer gemeinsamen Einheit mit Giovanni und Emanuele! Die zwei Trainer teilten die Gruppe zunächst einmal in Alters- und Leistungsgruppen auf und so gab es zielgerichtetes Training für alle Beteiligten. Auch hier waren unsere Kinder wieder einmal sehr artig! Aber das reibungslose und effektive Training war zum größten Teil dem großartigen Einsatz der beiden Trainer zu verdanken, die geduldig und gleichwohl konsequent die Gruppe zum schwitzen brachten.

Die Oberstufe war leider nicht so gut besucht, hatte dafür aber ein paar externe Karate-Gäste zu verzeichnen. Einige Karateka hatten sich leider kurzfristig krankheitsbedingt abgemeldet und zudem fanden parallel zum Lehrgang der Gichin Cup in Prag sowie unser Landeskadertraining statt - sonst hätten wir sicherlich wieder auf ein so hochkarätiges Teilnehmerfeld blicken können wie im vergangenen Jahr. Aber in einer kleinen Gruppe lässt es sich ja auch viel intensiver trainieren und so kamen wir alle mehr als auf unsere Kosten!

Emanuele legte mit anspruchsvollen Kihon-Kombinationen los, bei denen mir bald schon der "Verdacht" aufkam, dass es die Vorbereitung auf die Kata Gankaku sein könnten - und so war es dann auch! Wir trainierten Gankaku mit dem Fokus auf viele Besonderheiten der aktuellen JKA-Ausrichtung. Diese spannende Einheit garnierte Emanuele dann mit dem für ihn schon traditionellen Ende: je 50 Wiederholungen Kizami-/Gyakutsuki pro Seite bis zur totalen Erschöpfung der Gruppe.

Nach der nächsten Unterstufeneinheit legten wir dann mit Giovanni los - wir ahnten schon, dass jetzt Kumite auf dem Programm stand! Wir übten verschiedene Kombinationen, die zu einem sehr geilen Gesamtkonzept fusionierten: vor mit Kizami-Tsuki li, nach li ausweichen und gleichzeitig Sprungwechwel und von da in die offene Körperseite des Opponenten vor mit Kizami Tsuki (leichter fiel mir: Gyaku Tsuki, möglich wäre aber auch jede beliebige andere Technik - Mae Geri o. ä.). Das übten wir mit vielen Partnerwechseln. Zum Abschluss ergänzten wir die Kombination noch um die Variante mit dem überlaufenen Gyaku Tsuki.

Jetzt mussten wir die Einheit aber abschließen, denn vor der Tür warteten schon ungeduldig unsere 14 Prüflinge zum 9. bis zum 6. Kyu! Nach knapp eineinhalb Stunden waren dann auch diese endlich erlöst und wir konnten uns mit Giovanni und Emanuele zum Abschlussessen ins Lido begeben, wo wir bis Mitternacht verweilten.

Fazit: Ein Lehrgang der Spitzenklasse, der sich vom Niveau her hinter keinem Angebot anderer Instructoren verstecken muss! Wir haben beim Abschied beschlossen, uns weiterhin von Giovanni und Emanuele inspirieren zu lassen und werden im kommenden Jahr unseren Jubiläumslehrgang mit den beiden und möglichst auch ihrem Freund und Team-Kollegen Davor Vranjes ausrichten!




Sonntag, 17. Mai 2015

Technik Details Samurasi Spirit und Osterlehrgang


Freitag, 1. Mai (zwei Einheiten von 16 bis 19 Uhr mit einer Stunde Pause zwischendurch) und Samstag, 2. Mai (vier Einheiten von 10 bis 18 Uhr mit Pausen)

Malcolm: Schwerpunkt auf anwendungs- und selbstverteidigungsbasiertes Karate - wie man es in Johannesburg braucht! Drop and execute - Schwerpunkt senken und angreifen. Weiterer Schwerpunkt: Maximale Hüft-Rotation (sehr ungewohnt, weil fast schon zu viel für unseren Geschmack, vielleicht sogar schon etwas "gegen die Bewegung"). Ganzheitliches Karate-Konzept, das funktioniert und in allen Bewegungsmustern wiederzufinden ist, sei es im Kihon, in der Kata oder im Kumite

Freitagabend: Einleitung mit einem Mondo.
Richtiger ZK: hüftbreiter Stand, vorderer Fuß leicht nach innen gedreht, hinterer Fuß möglichst weit nach vorne, Winkel nach außen maximal 20 Grad. Vorderes Knie über dem großen Zeh. Spannung nach innen und unten.

Beim Gyaku Tsuki noch deutlichere Spannung nach innen, ohne das Knie nach innen fallen zu lassen.  Malcolm möchte aber nicht, dass die Schulter nach vorne ragt - auch beim Gyaku Tsuki soll die vordere Faust nicht weiter rausragen, als die andere, wenn wir zur Kontrolle den anderen Arm strecken.

Bei allen Uke Bewegungen, z. B. auch beim Gedan Barei, soll das Hikite, die Vorspannung, so groß sein, dass der Oberkörper fast 90 Grad zur Laufrichtung einnimmt. Das hintere Knie kann ruhig gebeugt sein, es muss aber nach vorne, in Laufrichtung zeigen.

Übung Selbstverteidigung: kein Tsuki, sondern Haken von außen - ich hatte einen sehr großen, starken Karateka als Partner (Helmut aus Siegen). Sensei wollte auswechseln, aber ich wollte bei meinem Partner bleiben, da mir diese Konstellation (für mich) realistisch erschien. Mein Dickkopf urde mit starken Hämatomen "belohnt"... Aber realistisch war es wohl ;-)

Übung: Schwinger mit rechts und mit links. Tori dreht sich maximal zur Hamni Seite ein und blockt auf Kopfhöhe mit beiden Armen, Handflächen offen (mein Partner hatte leider immer mit den Handkanten geblockt, was in der Selbstverteidigung sicherlich effektiver ist - man sollte es aber im Partnertraining nicht zu oft üben....). Dann maximale Drehung zur anderen Seite mit demselben Block und dann Konter mit rechts. Die zweite Drehung kann auch gesprungen werden.

Später: Konter Gyaku Tsuki mit Gedan Uke und gleichzeitigem Konter Chudan

Übungen von Malcolm mit Yahara-Style: Angriff Tsuki Chudan, Block Soto Uke, Drehung (mit Drehung des kompletten vorderen Fußes!) und Uraken und nochmal Drehung zurück mit Uraken

Hieraus wurde dann Okuri-Kumite-Übung zu fünft: Angriff jeweils Tsuki Chudan - erster Block der Doppelblock von eben, zweiter Angreifer ist im Uhrzeigersinn der nächste - dafür Drehung hinten rum um 270 Grad mit Yoko Geri sofort um die eigene Achse drehen, Knie des tretenden Beins oben lassen, der nächste Angreifer steht in 180 Grad vom vorigen (auf "neun Uhr" vom ersten Angreifer aus gesehen). Tsuki mit Mae Tobi Geri stoppen, dann Drehung links rum auf "6 Uhr" und Block mit Soto Uke und weit ausgedrehter Hüfte - Vorspannung - und dann nach vorne schnellen zum Gyaku Tsuki.

Thomas Schulze:
Schrittfolgen von Thomas und Kumite von Thomas: Tori Angriff Tsuki Chudan, dann Druck auf vorderes Bein und 45 Grad rausgleiten mit demselben Arm Gedan Barei, dann Gyaku Tsuki

Variante: Tori Angriff Tsuki Chudan, vorderes Bein schräg nach hinten ziehen und mit dem anderen Arm Gedan Barei, Gyaku Tsuki.

Das dann mit Partner, wobei der Partner nur zurück geht mit Soto Uke und kontert
Die zweite Tori-Kombination war erheblich schwieriger am Partner auszuführen, da die Distanz meist nicht optimal war. Habe mir ein schönes Ründchen mit Vladi gegönnt ;-)

In der letzten Einheit: gab es direktere Konter, mehr auf dem Weg zum Freikampf hin: Angriff Kizami Tsuki, Block Soto Uke Jodan mit Gewichtsverlagerung und direkt mit demselben Arm rausschießen Kizami Tsuki und Gyaku Tsuki



Schrittfolgen Emanuele vom Osterlehrgang (alle 8 bei uns üblichen Bewegungsrichtungen enthalten):

li vor stehend:
1. vorgleiten Suri Ashi
2. zurück
3. einen Schritt vor im Zk
4. zurück
5. nach rechts hinten raus mit Tai Sabaki und Suri Ashi
6. das gleiche auf der Stelle gedreht rückwärts
7. einen Schritt rückwärts
8. einen Schritt vor und dabei um 180 Grad drehen
Wieder ausrichten nach vorne mit dem anderen Bein nach vorne

Sonntag, 3. Mai 2015

Samurai Spirit In Siegen 2015

Im Mai 2015 lud der Bushido Siegen e. V. zum dritten mal dazu ein, im Rahmen eines zweitägigen Karate-Lehrgangs den Geist der Samurai kennenzulernen: Unter dem Titel Samurai Spirit boten unser Nationalcoach Sensei Thomas Schulze (5. Dan) und sein Karatemeister, der aus Johannesburg in Südafrika stammende Shihan Malcolm Dorfman (8. Dan), einen erstklassigen Lehrgang. Eine Besonderheit für meinen Karatepartner Torsten Uhlemann und mich: Etwa vier Wochen vor dem Lehrgang meldete sich ein neues Mitglied bei unserer Karateschule an - der aus Südafrika und aus dem Dojo Malcolm Senseis stammende George! Auch unter diesem Aspekt war die Teilnahme am Lehrgang für uns und George natürlich "Pflicht"!

Südafrika, Johannesburg - ein raues Pflaster mit einer extrem hohen Kriminalitätsrate! So ist es kein Wunder, dass Malcolm Sensei seine Zeit nicht auf "schönes" Karate verschwendet, sondern sich darauf konzentriert, wie die Techniken "auf der Straße" funktionieren. Im Dojo mag man für seine nächste Gürtelprüfung trainieren - als Wettkämpfer für Medaillen oder Pokale ... aber all das nützt nichts, wenn man um sein Leben kämpfen muss. Zum Glück leben wir in unserer beschaulichen Westfalenmetropole ja grundsätzlich sehr friedlich und Münster ist sicher kein Vergleich zu Johannesburg. Aber dennoch sollten wir die Grundidee des Karate, "Ikken Hissatsu", nicht aus den Augen verlieren und immer so trainieren, als käme es jetzt auf genau diese eine Technik an, die wir grade ausführen!

Karate zum Überleben - aber auch: Karate ein Leben lang! Malcolm Sensei achtete penibel auf Bewegungsmuster, die es uns ermöglichen sollen, möglichst lange und ohne übermäßige Verschleißerscheinungen zu trainieren. Dies war ihm offenbar so wichtig, dass er zu Beginn des Lehrgangs ein etwa einstündiges Mondo mit uns abhielt, bei dem er uns auf die korrekte Ausführung verschiedener Techniken und die Stellung bzw. Haltung unserer Beine und Arme hinwies.

Das meiste ist jedem, der viele Jahre trainiert, wohl schon bekannt, aber eine Auffrischung in dieser Runde war sehr interessant, zumal man dann anschließend im Training wieder einen neuen Fokus auf die korrekten Bewegungen legte: Das Knie des vorderen Beins sollte über dem großen Zeh stehen, der hintere Fuß sollte maximal 20 Grad ausgedreht sein. Bei der Hanmi-Stellung kann das hintere Knie gebeugt werden, sollte aber dennoch in die Bewegungsrichtung zeigen. Auch auf die korrekte Gewichtsverteilung bei unseren Basis-Ständen Zenkutsu Dachi und Kokotsu Dachi wies der Shihan hin. Wichtig war ihm, dass wir den Körper beim Start einer Technik oder eines Angriffs im Rahmen einer Selbstverteidigungssituation zunächst ein wenig absenken: "drop and execute", so lautete seine Botschaft.

Sein Hauptaugenmerk lag aber mit Sicherheit auf dem korrekten - und für meine Begriffe: extremen  Hüfteinsatz. Die Hüfte sollte jeweils "bis zum Anschlag" ein- bzw. ausgedreht werden, so dass man z. B. bei der Hanmi-Stellung den Oberkörper im Winkel von 90 Grad zur Bewegungsrichtung ausgerichtet hat. Auch wenn ich diese Anweisung im vergangenen Jahr bereits vernommen hatte, so ist sie mir immer noch ungewohnt und scheint mir sehr extrem. Aber ich muss zugeben, dass Malcolms Techniken sehr präzise und stark wirken und mit Sicherheit durch seinen ausgeprägten Hüfteinsatz unterstützt werden.

Auch bei unserem Nationalcoach Sensei Thomas Schulze stand das konsequente und direkte Partnertraining ohne Schnörkel und Kompromisse im Vordergrund. Wir starteten mit auf den ersten Blick recht vertraut wirkenden Bewegungsmustern: vor mit Tsuki Chudan, dann Druck auf das vordere Bein und 45 Grad zurück rausgleiten und mit demselben Arm (dem, der grade den Tsuki gemacht hatte) Gedan Barei gefolgt von Gyaku Tsuki. Variante: Tsuki Chudan, vorderes Bein schräg nach hinten ziehen und mit dem anderen Arm Gedan Barei, Gyaku Tsuki. Dies wurde hinterher zu einer Partnerübung ausgebaut. Mir fiel hierbei die zweite Variante - die, bei der das vordere Bein schräg nach hinten gezogen wurde - erheblich schwerer! Zahlreiche Partnerwechsel hielten den Geist wach und erforderten eine erhöhte Aufmerksamkeit und Flexibilität. 

Thomas Sensei baute die Übungen dann mehr und mehr Richtung Freikampf aus, so dass wir in der allerletzten Einheit am Samstagnachmittag trotz unserer zum Teil schon recht großen Erschöpfung nochmal alle Sinne und Kraftreserven mobilisieren mussten, damit wir gegen unsere Partner bestehen konnten. Das sah nämlich dann z. B. so aus: Angriff Kizami Tsuki, Block Soto Uke Jodan mit Gewichtsverlagerung und direkt mit demselben Arm rausschießen Kizami Tsuki und Gyaku Tsuki - der andere hatte den Kizami zu blocken und konterte Gyaku Tuki Jodan. Ich stand hier der gesamten Siegener Karate-Elite gegenüber, die zum Teil auf Nationalkaderniveau trainieren. Da ging es gut zur Sache und ich durfte mir keine Unkonzentriertheiten erlauben!

Bei Malcolm Sensei erfolgte für mich persönlich der Trainings-Spannungsbogen nicht linear nach oben, sondern in Wellenbewegungen quasi in die Spitze und manchmal auch wieder etwas herunter in Phasen, bei denen ich kurz die Ressourcen schonen konnte. Wir starteten nämlich mit einer "Straßenkampf"-Übung, bei der nicht mit Karatetechniken angegriffen wurde, sondern mit zwei klassischen Schwingern von außen. Hier sollten wir als Uke den Oberkörper weit zur Seite drehen, wie es ja der Trainingslehre des Shihan entspricht. Dabei sollten wir den Angriff jeweils mit unseren Handflächen zur Seite wischen. Bei der Ansage, dass jetzt eine realistische Übung folgen würde, war ich froh, grade jetzt einem Karateka mit sicher 1,90 m Körpergröße und einer furchteinflößenden Statur gegenüber zu stehen. Denn: Wie würde in der Realität im schlimmsten Fall mein Angreifer aussehen? Genau SO! Versuche eines Gehilfen des Senseis, mich einem anderen Trainierenden meiner Größe oder vielleicht einer weiblichen Karateka zuzuweisen, schlug ich daher ziemlich mutig in den Wind. Mein Ungehorsam sollte dann ordentlich bestraft werden, denn ich bezog zwar nicht über Gebühr Schläge - meine Haken wurden allerdings mit Übermaß abgeblockt, und zwar erfolgte die Abwehr nicht wischend und mit den Handflächen, sondern wurden mit den Handkanten abgestoppt. Im Realitätsfall weiß ich jetzt, was ich machen muss, damit es dem anderen den Spaß verdirbt, mich anzugreifen - aber die Übung sollte schon anders aussehen und so trug ich durch die festen Handkantenschläge gegen meine Oberarme im Laufe des Tages zunächst vor allem an der rechten Seite große Schmerzen davon und wurde in den nächsten Tagen mit einem den kompletten Unterarm bedeckenden, in schillernden Farben leuchtenden Hämatom "belohnt".

Dass bei diesem Lehrgang das Thema Kata nicht im Vordergrund stehen würde, hatte ich mir fast gedacht. Dennoch nahm sich Malcolm Sensei mit der Gojushiho Sho eine unserer höchsten Katas vor. Demonstrieren durfte sie kein Geringerer als unser Bundesjugendwart Tobias Prüfert, der mit dieser Kata bereits zahlreiche Wettkämpfe - darunter auch die Deutsche Meisterschaft - gewonnen hatte. Dass auch die besten Karateka gelegentlich korrigiert werden, tröstet vielleicht den ein oder anderen Anfänger - die Korrekturen der Kata von Tobias bezogen sich allerdings lediglich auf die realitätisbezogene Ausführung: Weglassen überflüssiger Schnörkel, die auf einem Wettkampf überzeugen mögen, in der Realität aber wertvolle Sekunden kosten, schnellere Drehungen, um einen Angriff abzublocken etc. pp. Es war sehr beeindruckend, was Tobias mit Malcolm Senseis Hilfe im Laufe der Einheit aus der Kata herausschälen konnte! Wir anderen waren natürlich aufgefordert, ihm nachzutun, was uns vermutlich nur ansatzweise gelang. 

Später folgten dann Übungen im Stile Shiahn Yaharas mit den für ihn typischen Rotations-Kombinationen: Angriff Tsuki Chudan, Block Soto Uke, Drehung (mit Drehung des kompletten vorderen Fußes!) und Uraken und nochmal Drehung zurück mit Uraken Chudan. Die zweite Drehung konnte dann wahlweise auch gesprungen werden, wobei man echt gut aufpassen musste, dass man dem anderen nicht die Faust vor den Kopf schleudert! Es war auf jeden Fall sehr gut nachvollziehbar, dass diese Rotationskraft immensen Schaden anrichten kann! 

Später entwickelten wir dann noch eine Okuri-Kumite-Übung zu fünft - Uke stand in der Mitte und die vier Angreifer außen, jeweils auf 12, 3, 6 und 9 Uhr. Angriff jeweils Tsuki Chudan - erste Uke-Reaktion: Gedan Uke mit gleichzeitigem Chudan Konter; zweiter Angreifer war der im Uhrzeigersinn Nächste: Für Abwehr und Konter musste sich Uke 270 Grad hinten herum drehen und den Angriff mit Yoko Geri Kekomi abstoppen. Das tretende Bein wurde zurück gezogen, Knie oben lassen, denn der nächste Angreifer steht in 180 Grad vom vorigen (auf "neun Uhr" vom ersten Angreifer aus gesehen). Dessen Tsuki sollte mit Mae Tobi Geri gestoppt werden, dann Drehung links rum auf "6 Uhr" und Block des letzten Angriffs mit Soto Uke und weit ausgedrehter Hüfte - Vorspannung - mit abschließendem, nach vorne schnellenden Gyaku Tsuki.

Nach vielen Monaten und Jahren verletzungsbedingter Schonung im Training war ich unendlich dankbar, alle Einheiten des Samurai Spirit Seminars mitnehmen zu können. Allerdings gebe ich zu, dass Torsten und ich kurz vor Ende der letzten Einheit einen schwachen Impuls verspürten, vorzeitig die Heimfahrt anzutreten - eineinhalb Tage Vollgas mit anwendungsorientiertem Karate, vielen Kumite-Sequenzen und zudem ja auch noch einer recht weiten Anreise pro Trainingstag hatten doch ihre Spuren (nicht nur in Form blauer Flecke) hinterlassen. Da aber unser Schüler George noch gut gelaunt und scheinbar top fit zwischen seinen verehrten Senseis hin und her schlenderte und keinerlei Anzeichen von Müdigkeit erkennen ließ, hielten es auch Torsten und ich für unsere Pflicht, bei der letzten Einheit unseren "Mann" zu stehen. Denn - gehört nicht auch dieses Kämpfen um die letzten Kraftreserven, dieser absolute Wille, etwas zu Ende zu bringen zum "Geist eines Samurai"? Ich denke schon und so hielten wir durch und kämpften und überlebten und zumindest ich für meinen Teil kann sagen, dass ich ziemlich stolz am späten Abend meine Pizza genießen konnte, bevor ich total verausgabt in die Daunen sank!