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Sonntag, 5. Juli 2015

Czech Gasshuku - ein Sommermärchen in Prachatice

Erlebt und geschrieben von Andrea Haeusler und Torsten Uhlemann

Andrea: Sommer, Sonne, Ferienzeit – halb Deutschland fährt zum Sonnenbaden in südliche Gefilde und wir zum Karate nach Tschechien! Nicht nur die Römer spinnen, könnte man meinen! Für Torsten und mich gibt es allerdings nichts Schöneres, als bei weltbesten Karate-Instructoren und mit netten Freunden dreimal täglich zu trainieren: Morgens um 8 ein Stündchen Kata, kurz vor Mittag und am Nachmittag dann noch mal je eineinhalb Stunden Kihon, Kata Kumite. Unsere tschechischen Nachbarn hatten bereits zum 10. Mal zu diesem Sommerevent eingeladen – jedes Mal mit hochkarätigen Instructoren, wie Shihan Ochi, Shihan Sugimura und Naka Sensei – oder einige Male auch die Instructorin Sensei Yuko Takahashi. In diesem Jahr wurde das Training wieder von einer absoluten Trainingselite geleitet: Naka Sensei, seinem Schüler Okuma Sensei und dem Newcomer am Instructorenhimmel, den 1987 geborenen Chubachi Sensei, der in 2014 einen Weltmeistertitel im Kumite erkämpfte (und dabei seine Vorderzähne einbüßte). Nur drei Ton angebende Senseis (unterstützt von den besten Karatekas des Gastgeberlandes) – dafür aber Karate aus „einem Guss“.Wenn man bei anderen Gasshukus mit einer umfassenderen Trainerriege von der Vielfalt der Eindrücke profitiert, liegt der Reiz bei dem – auch hinsichtlich der Anzahl der Trainierenden – erheblich kleineren, tschechischen Pendant grade darin, dass die Einheiten inhaltlich stark aufeinander abgestimmt sind. Ich persönlich ziehe aktuell einen besonders großen Nutzen, wenn ich mir bekannte Trainingselemente erweitern und vertiefen kann. Und da fühle ich mich beim Czech Gasshukku sehr gut aufgehoben!Die Anreise war diesmal – trotz der Gesellschaft unserer charmanten Reisegefährtin Margot – eine ziemliche Tortur! So schön das Städtchen Prachatice auch ist – idyllisch gelegen im Böhmerwald und so .... aber es ist mit knapp 800 km schon echt eine Strecke bis dahin! Das war aber eigentlich schon der einzige Aspekt, der ein kurzes Jammern rechtfertigt – denn sonst passte einfach alles: Das schöne Hotel Albatros Sport hielt mit seiner Nähe zu der Sporthalle (ca. 300 m Fußweg – einmal über den Sportplatz), was der Name verspricht! Das Personal war mehr als bemüht, uns alle Wünsche von den Lippen abzulesen. Die Preise für Essen und Getränke waren für uns ein „Witz“ und selbst über die hochsommerlichen Temperaturen konnten wir nicht klagen – denn während zu Hause fast die 40 Grad-Marke erreicht wurde, pendelte sich das Thermometer bei uns im Anfang-30-er-Bereich ein. Und das allerbeste war die Air-Condition in der Halle: Etwa alle 20 Minuten erhob sich ein ohrenbetäubendes Getöse und die Temperatur in der Halle sank um gefühlte 10 Grad! Vermutlich wurde hierfür so viel Energie benötigt, dass im Ort in dieser Zeit alle Lampen ausgingen – aber war uns in diesem Moment egal – wir hatten die besten Trainingsvoraussetzungen!  

Torsten: Am ersten Tag starteten wir mit Katatraining bei einem unserer tschechischen Freunde, Sensei Richard Ruzicka. Nach einem Aufwärmen mit Fokus auf die Hüftarbeit gab es die Kata Bassai Dai. Auch hier gab es natürlich einen Fokus auf die Hüftarbeit, aber Richard hatte auch noch andere  Besonderheiten für uns auf Lager: so z.B. bei Technik sechs, dem Umsetzen um 90 Grad von Migi Uchi Uke zu Migi Soto Uke. Wichtig ist hier, dass kein Stopp in Heisoku Dachi mit Gedan Nagashi Uke gemacht, sondern fließend am Standbein vorbei direkt in Zenkutsu Dachi mit Soto Uke gewechselt wird. Ebenso verzichtete er vollständig auf die Ausholbewegung mit dem linken Arm. Die nächste Korrektur betraf dann die Folgetechnik nach dem Gedan Nukite. Diese sollte nur mit sehr kurzer Kimephase ausgeführt werden und unmittelbar danach der Manji Uke in Heisoku Dachi schnell begonnen und langsam auslaufen gelassen werden. Sehr gute und interessante Hinweise, deren Umsetzung sich als deutlich schwieriger gestaltete, als deren Beschreibung. Insgesamt ein sehr lehrreiches Training und toller Auftakt fürs diesjährige Czech-Gasshuku! Sehr spannend ging es dann weiter in Einheit 2 bei Okuma Sensei. Wir begannen recht unspektakulär mit der Anfänger-Kata Taikyoku Shodan, die der Sensei nach und nach mit uns zu einer Vorbereitung auf das Kumite ausarbeitete: Varianten mit Tai Sabaki, Suri Ashi, Uraken/Gyaku Tsuki, Kizami Maeashi Geri und so weiter. Der Sensei bat uns, auf drei Komponenten zu achten, die unsere Techniken stark machen: Atmung, Bewegung der Körperachse und Gewichtsverlagerung. Wirklich erstaunlich, was man alles aus so einer doch recht schlichten Kata machen kann!

Andrea: Ich hatte in dieser Einheit das spezielle Vergnügen, mich genau zwischen den beiden Top-Karatekas Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie zu befinden, die diese Übung ausführten, als hätten sie die letzten 20 Jahre nichts anderes gemacht und - sich gegenseitig anfeuernd - mit einem sichtlichen Spaß zur Sache gingen! Es war fantastisch anzusehen – auch wenn ich zwischen den beiden etwas hilflos hin und her stolperte J

Torsten: Nachmittags gab es dann Training bei Naka Sensei. Wir machten eine Vorübung im Stand mit Choku Tsuki, bei der es um den richtigen Einsatz von Atmung und Hüfte ging – unter anderem auch mit Fokus auf den Naka-typischen Double-Twist. Diesen sollten wir auch bei schneller Ausführung der Tsukis umsetzen – 1 Tsuki, 2 Tsukis, 3 Tsukis, jeweils so schnell wie möglich hintereinander. Das Tempo war enorm und wer noch nicht warm war, der wurde es jetzt! Als nächstes ließ uns auch Naka Sensei die Taikyoku Shodan laufen – erst normal, dann in einer Variante, bei der wir üben sollten, den Körper auch auf einem Bein stehend fest und stabil zu haben. Im Anschluss setzten wir dieses Prinzip (Risto nennt es „auf einem Bein landen“) im Kumite um: Wir bildeten eine „japanische Reihe“: Gruppen zu acht Personen, bei denen vier hintereinander im Zenkutsu Dachi stehen und die vier anderen nacheinander mit Kizami Tsuki angreifen. Danach ging es weiter in 12er Gruppen, hier griffen sechs Karateka an, die anderen standen als Ziel in der Reihe. Hier wurde abwechselnd mit Kizami Tsuki und Gyaku Tsuki angegriffen, jeweils Fokus auf Belastung des vorderen Beins („landen“). Zum Abschluss der Einheit gab es die Kata Jion.

Andrea: Am nächsten Morgen gabs Kata bei dem Kumite-Weltmeister Chubaci Sensei – und zwar ganz nach meinem Geschmack – Sochin! Das war für mich der perfekte Start in den Tag! Und gleich darauf ging es weiter mit Naka Sensei, der an die Inhalte des Vortags anknüpfte und diese ausbaute, bis wir auch in einem finalen Kumite-Rausch endeten! Einfach klasse!

Torsten: Am Nachmittag gab es Tekki Shodan und Nidan. Die Katas haben für Okuma Sensei je verschiedene Schwerpunkte: Bei der Tekki Shodan soll der Fokus auf die Hüftbewegung gelegt werden. Tekki Nidan dient der Schulung der Gewichtsverlagerung im Kiba Dachi (und die Tekki Sandan „is for speed“)!

Andrea: Tag 3 - hach, ein Traum – Chinte bei Naka Sensei zum Frühstück! Aber was war das? Das erste Kiai verschoben? Dafür Kiai auf dem letzten Tate Tsuki? Nun, diese Variante ist offenbar nicht neu, sondern bereits seit einiger Zeit JKA-Standard. Das bekommt man aber nur mit, wenn man auch mal aus dem heimischen Dojo raus geht. Bei uns werden wir jedoch auch weiter die Variante von Ochi Sensei trainieren!
In der zweiten Einheit hatten wir Chubachi Sensei. Ich mag sein Training sehr, auch wenn ihm offenbar noch ein bisschen die Übung beim Training größerer Gruppen fehlt. So ließ er uns z. B. bei längeren Erläuterungen nicht zusammen nach vorne kommen, sondern erklärte, während wir noch alle an der Stelle standen. Leider dachten nicht alle Karateka daran, sich abzusetzen, so dass von hinten manchmal kaum etwas zu sehen und zu hören war. Ein oder zweimal erklärte er auch Feinheiten, während wir ihm grade alle übungsbedingt mit dem Rücken zugewandt waren. Abgesehen davon war es aber ein super Training. Chubachi Sensei startete mit Kihon-Übungen zur Gewichtsverlagerung als Vorbereitung zur Kanku Dai. Und anschließend gab es dann die Kata noch in „Scheibchen“ und schließlich auch am Stück.
Nachmittags machte Okuma Sensei mit uns alle drei Tekkis – die Sandan führten wir mit Partner aus – einer „normal“, der andere gegenüberstehend und spiegelverkehrt. Torsten und ich bekamen das schon ganz prima hin! Zudem gab es noch Bunkai aus Tekki Shodan und Nidan – wir hatten einen Mords-Spaß!

Torsten: Der vierte Tag startete mit Hangetsu bei Okuma Sensei mit vielen Feinheiten! Und auch am Nachmittag stand Kata auf dem Programm: Gankaku bei Chubachi Sensei! Die Gankaku übernahm dann auch Naka Sensei am Nachmittag – allerdings gab es vorher noch eine Wiederholung der Inhalte vom Vortag: Tsukis mit Double-Twist und Taikyoku Shodan mit zahlreichen Variationen. Auch einige knackige Partnerübungen standen auf dem Programm, die unsere Reaktionsfähigkeit schulten und unser Distanzgefühl.
Der fünfte Tag war ebenfalls sehr Kata-fokussiert: Morgens starteten wir mit Nijushiho bei Richard Sensei. In Einheit zwei legte Chubachi Sensei den Fokus auf Gojushiho Sho und am Nachmittag erschöpfte uns Naka Sensei mit den seiner Meinung nach „18 wichtigsten Katas des Shotokan Karate“: Er überraschte viele von uns mit den Taikyoku-Varianten Nidan und Sandan. Die Heian Katas und alle drei Tekkis ließ er uns vor den Sentei Katas ausführen und schließlich nahm er noch Gankaku und Jitte mit in die Einheit auf. Als „Bonus“ gab es dann sogar noch die Ji’in. Alle Katas waren zweimal zu absolvieren, so dass wir ziemlich platt zum Hotel gingen.

Andrea: Den letzten Abend ließen wir – wie die anderen Abende auch – mit unseren Karatefreunden in der hübschen Stadt und am Hotel ausklingen. An diesem Abend genossen wir die Gesellschaft von Chubachi Sensei, der auch noch bei uns blieb, nachdem Naka Sensei und Okuma Sensei schon gegangen waren. Chubachi Sensei war für jeden Spaß zu haben und erklärte uns in aller Offenheit, warum ihm Europa und das Training hier so gefällt.
Am nächsten Morgen genossen wir noch das Kata Training mit Meikyo bei Naka Sensei, der wieder auf einige JKA-Spezialitäten hinwies: nur noch ein Kiai (beim Sprung) in der Kata, Ausholbewegung am Anfang nur bis Kinnhöhe, Bo Uke im Kokotsu Dachi langsam, Blick beim „Entreißen des Bo“ nach vorne, Absetzen mit Doppelblock nach Mikazuki Geri langsam und den linken Arm nicht zur Seite, sondern über dem vorderen Bein. Sehr interessant, das alles und gut, es mal im „Hinterstübchen“ abzuspeichern.
Nach zahlreichen Fotos mit allen Senseis traten wir dann den Heimweg an. Für das nächste Czech Gasshuku haben wir schon Zimmer reserviert – es findet in 2016 nicht ganz so weit entfernt statt: im Örtchen Kadan, für uns knapp 100 km näher. Nun, eigentlich egal – für dieses Karate-Event der Spitzenklasse nehmen wir wohl auch wieder einmal diese Reisestrapazen auf uns, denn es lohnt sich in jedem Fall!








Mittwoch, 1. Juli 2015

Czech Gasshuku 2015 in Prachatice

Die doch recht lange Anfahrt lohnte sich schnell beim Anblick der wunderbaren Landschaft in und um Prachatice! Das ist doch kein Vergleich zum Czech-Gasshuku-Ort in Sporice letztes Jahr! Wunderschön! Zusammen mit unserer Karatefreundin Margot machten Tosten und ich am Abend erstmal einen kleinen Rundgang durch den Ort und trafen natürlich an jeder Ecke auf bekannte Karateka! In einem Restaurant gesellten wir uns zu einer Gruppe und aßen dort zu Abend.

Am ersten Morgen hatten wir dann das Vergnügen bei Sensei Richard Ruzicka zu trainieren, einem exzellenten tschechischen Karateka, der u. a. in 2014 Europameister war. Zunächst gab es eine Übung zum korrekten Hüfteinsatz, die sehr banal wirkte, es aber dann doch irgendwie in sich hatte! Wir starteten im Shizen Tai mit der klassischen Hüft-Rotation im Stand. Die meisten von uns hatten hierbei den Oberkörper locker und die Arme unbeteiligt gelassen. Als nächstes sollten wir die Arme in Kamae-haltung nehmen und die Ellenbogen jetzt analog zur Hüfte bewegen. Schließlich sollten wir die Ellenbogen durch den Hüft-Kick strecken und die Faust nach vorne schießen lassen. Dies ein-, zwei- oder dreimal hintereinander - wir sollten darauf "hören", was uns die Hüfte vorgibt. Klingt einfach - war es aber nicht. Am besten gelang es mir, wenn ich mich darauf konzentrierte, dass "die Hüfte im Oberschenkel" liegt.

Als der Sensei mit uns hinsichtlich dieser Übung einigermaßen zufrieden war, führten wir die Bassai Dai aus. Die Stunde war da schon etwa halb herum - aber dennoch gelang es Richard, uns auf zahlreiche Feinheiten hinzuweisen: Dass wir den zuvor geübten Hüfteinsatz bewusster ausführen sollten, versteht sich von selbst - ebenso die Gleichzeitigkeit der Bewegungen von Hüfte und Ellenbogen. Interessant war die Ausführung des Nagashi Uke und des fünften Soto Uke mit der Drehung nach rechts - Richard wies uns an, den Nagashi Uke nicht mit zu viel Kime auszuführen, also nicht mit geschlossenen Füßen die Blocktechnik zu stoppen. Wir sollten vielmehr mit den Beinen rechts zur Seite gleiten - also quasi "fließend am Standbein vorbei" - habe ich das nicht schonmal irgendwo gehört? :-) Wichtig war dem Sensei zudem auch, dass wir nach dem Gedan Nukite nicht zu lange warten, sondern auch dort nach einer ganz kurzen Kime Phase wieder rauskommen und uns aufrichten. Bei der nachfolgenden Wendung sollten wir darauf achten, die hintere Schulter möglichst spät zu bewegen und dann den rechten Arm nicht als Gedan Barei auszuführen, sondern als Otoshi Uke, also nicht mehr am Ohr ausholen, sondern direkt von oben nach unten schlagen. Beim Yama Tsuki sollten wir  darauf achten, dass nicht nur die Arme nach vorne geworfen werden, sondern auch hier der Impuls aus der Hüfte kommt, der ganze Körper eingesetzt wird.

Die Einheit war technik-fokussiert und bot so rein konditionell keine Herausforderung. Ob sich das in Einheit zwei ändern würde? Ich kann mich noch gut an das Czech Gasshuku im vergangenen Jahr erinnern: Hier wurden wir an den ersten beiden Tagen so lang gemacht, dass ich dachte, ich übersteh' die Woche nicht! Die weiteren Trainingstage waren dann allerdings erheblich "entspannter"!

In der zweiten Einheit hatten wir Okuma Sensei. Der sympathische Japaner begeistert mich immer wieder! "We do Taiykoku Shodan", begrüßte er uns. Da diese Kata eigentlich in den Anfängerbereich gehört, dachten sich wohl schon die meisten von uns, dass die Kata hier nur ein Mittel zum Zweck sein würde! Schließlich hatten wir auch bereits bei Naka Sensei und auch bei den Senseis Nakayama und Heselton die Heian Shodan zur Übung bestimmter Schwerpunkte genutzt! Und so war es auch hier: Nachdem wir den einfachen Ablauf zweimal durchexerziert hatten, wies uns Okuma Sensei an, nicht mit dem linken Bein links seitlich raus zu starten, sondern mit dem rechten Bein zurück nach rechts raus in ZK (mit Blick aber nach links, wie gewohnt). Bei jeder Wendung sollten wir so verfahren, wobei (nicht nur) mir bei den folgenden Wendungen manchmal etwas durcheinander ging! :-)

Im Folgenden versuchten wir uns dann an diesen Übungsvariationen:
- den Übergang vom Gedan Barei zum Oi Tsuki fließender - ohne abgehackten Stopp zwischen den Positionen
- Start nicht mit Gedan Barei, sondern rechten Fuß nach rechts hinten gleiten mit Uraken, dann überlaufenen Gyaku Tsuki (NICHT: Oi Tsuki, auch wenn das hier häufig verwechselt wurde!), im Stand Kizami Tsuki, vor mit Gyaku Tsuki - hier bestand schnell mal die Gefahr, dass man mit dem falschen Bein vorne stand, weil man einen Schritt vergaß
- Start nicht mit Gedan Barei oder Uraken, sondern mit dem rechten Fuß wieder kurz nach rechts steppen und das Gewicht verlagern, um mit dem vorderen Bein Mawashi Geri zu treten, dann .....?
- Schließlich wurde der Schwierigkeitsgrad etwas zurückgeschraubt und wir machten Kizami Mawashi Geri und nachfolgend Mae Geri mit dem hinteren Bein

Ich hatte bei dieser Einheit das spezielle Vergnügen, mich genau zwischen den beiden Top-Karatekas Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie zu befinden, die die Übung ausführten, als hätten sie die letzten 20 Jahre nichts anderes gemacht und - sich gegenseitig anfeuernd - mit einem sichtlichen Spaß zur Sache gingen!

Da Okuma Sensei zu Beginn der Einheit voraussagte, dass wir auch Kumite machen würden, hätte ich wetten können, dass wir aus den Richtungswechseln der Kata in Verbindung mit der geübten Gewichtsverlagerung eine Okuri-Kumite-Geschichte entwickeln würden. Vielleicht war es auch nur der zum Ende der Einheit knapp werdenden Zeit geschuldet, dass es nicht dazu kam, sondern wir nur mit einem Partner folgende Übungen machten:

A steht im Kamae, B steht seitlich zu A, ihm die linke Schulter zuwendend, Bewegung also nach links ausgerichtet, wie zu Beginn der Kata; B berührt ein-, zweimal mit der offenen Hand die vordere Faust des A und steppt mit dem linken Fuß in Richtung A. Dann führt B mit rechts einen überlaufenen Gyaku Tsuki aus und überrent A dabei quasi.

Als nächstes sollte A mit Kizami angreifen, B blockt den Kizami nach unten weg und kontert mit dem überlaufenen Gyaku Tsuki. Als Variante sollten wir versuchen, beim Konter ein wenig aus der Achse zu gehen, also uns leicht nach rechts zu bewegen. Wir sollten bei dieser Übung ganz extrem darauf achten, dass der vordere Fuß sich nicht von der Stelle bewegt, wir beim Block des Kizami nur unser Gewicht nach hinten verlagern ("Kokotsu Dachi") und dann wieder nach vorne ("Zenkutsu Dachi"). Ich persönlich fand es irre schwer, den Kizami nach unten zu blocken, da ich ja meist Partner habe, die größer sind als ich. Aber wenn man den Kizami mit Soto Uke Jodan wegwischte, passte der überlaufene Gyaku Tsuki nicht mehr. Da man bei dieser Übung sehr nah an den Partner ran kommt, erforderte der Konter ein Höchstmaß an Kontrolle bzw. der Tsuki konnte oft nicht ganz ausgeführt werden.

Die Einheit hatte es also in mancher Hinsicht in sich. Dadurch, dass sie von vorne bis hinten didaktisch erstklassig durchstrukturiert war, wurden wir aber sehr gut durch die Übungen geführt.

Das zweite Training am Nachmittag hatte ich meiner Knie-Gesundheit geopfert und mich sehr geärgert, als ich hörte, dass Naka Sensei die Gruppe mit herausfordernden Übungen zum Kochen gebracht hatte. Wie gerne wäre ich dabei gewesen! Aber es war sicher gut, vernünftig zu sein und auf diese Einheit zu verzichten, denn am nächsten Morgen konnte ich voller Elan und mit Vollgas zum Katatraining gehen.

Tag 2:
Es erwartete uns Chubachi Sensei, der mit uns die Sochin durch ging. Der erst 28 Jahre alte JKA-Instructor beeindruckt zunächst einmal äußerlich, da ihm die oberen Schneidezähne fehlen. Dies zeugt augenscheinlich von großem Kampfgeist und ich hörte aus meiner Trainingsgruppe, dass diese Zähne wohl bei einem World-Cup-Wettkampf geopfert wurden: Nach einem Jodan-Treffer sah der Arzt nach dem Rechten - Chubachi Sensei griff in den Mund, zog einen Zahn heraus, warf ihn weg - und kämpfte weiter! Hart im Nehmen, also, und ein Kumite-Mann durch und durch - so waren wir natürlich gespannt auf sein Kata-Training.

Wir gingen die Kata zunächst einige Male am Stück durch und anschließend in Etappen. Chubachi Sensei legte Wert auf verschiedene Aspekte, die uns im Grunde aber nicht neu waren: rechten Arm am Anfang der Kata ganz hoch heben und nicht nur auf Stirnhöhe; beim Ren-Tsuki jeden Tsuki gleich stark und mit vollem Hikite ausführen, das Bein nach den Yoko Geris nicht abfallen lassen, sondern die Zehen vor schieben und durch die Streckung des hinteren Beins den Empi in den anderen Arm schlagen - mit Einsatz des ganzen Körpers und nicht nur an die Arme denken. Einen besonderen Schwerpunkt legte der Sensei auf die Armhaltung beim ersten Kiai: Der Heiwan Nagashi Uke links sollte nicht mit der Faustrückseite nach außen ausgeführt werden, sondern die Knöchel sollten nach oben zeigen, der Ellenbogen sollte eng am Körper geführt sein und nach unten zeigen; auch der rechte Ellenbogen sollte bei der Ausholbewegung eng am Körper geführt sein. Eine große Herausforderung war wohl für die meisten von uns die Armhaltung bei der nun anschließenden Wendung: Der Arm mit der geöffneten Hand, die den Mikazuki Geri empfangen soll, wird nicht gestreckt, sondern im rechten Winkel gehalten, die Hand nach oben zeigend. Dies erfordert natürlich jetzt eine größere Gelenkigkeit und Anstrengung, wenn man mit dem Fuß die Hand treffen will! Ohauaha! Am Ende der Kata wies uns der Sensei darauf hin, dass wir nach dem Keri das Knie oben halten und langsam mit dem gezogenen Chudan Tsuki absetzen sollen, bevor wir abschließend mit dem Ren Tsuki explodieren. Insgesamt nicht viel Neues, aber ein sehr schönes Training, tolle Kata und sympathischer Trainer!

Zweite Einheit: Naka Sensei! Endlich hatte auch ich das Vergnügen! Wir starteten mit einer interessanten Tsuki-Übung: die Fäuste treffen sich beim Faustwechsel in der Mitte, dann geht die Faust, die bis zur Mitte nach vorne kam, wieder zurück, um dann wieder nach vorne zu stoßen. Dies machten wir in verschieden Tempi und Intensitäten. Anschließend gab es Tsukis mit hoch gezogenem Knie. Hier war es natürlich nicht ganz einfach, die Balance zu halten! Der Schwerpunkt musste unbedingt tief bleiben! Diese Technik bauten wir dann in die Taikyoku Shodan ein: Gedan Barei nach links, Schritt vor mit Oi Tsuki rechts, dabei das linke Knie angehoben, Wechsel um 180 Grad nach rechts mit Gedan Barei, Oi Tsuki vor mit links Tsuki, rechtes Knie hoch gehoben, Wechsel zur Shomen Seite mit Gedan Barei links, rechts vor Tsuki mit linkem Knie angehoben und so weiter die ganze Kata durch. Schließlich haben wir dann die Tsuki-Knie-Kombination auf den kurzen Bahnen je einmal und auf den langen je dreimal ausgeführt. Naka Sensei wies immer wieder darauf hin, dass dies alles Vorübungen fürs Kumite seien und demonstrierte das auch mehrfach durch Vorwärtsbewegungen mit verschiedenen Tsuki-Variationen. Unfassbar, wie schnell der Mann ist! Wow!

Nach einer kurzen Pause setzten auch wir das dann in Kumite-Bewegungen aus Kamae um: vor mit Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki - Oi Tsuki -Gyaku Tsuki, Oi Tsuki - Gyaku Tsuki

Dann wurden wir in Gruppen zu zehn Personen aufgeteilt - fünf von uns sollten sich versetzt gegenüber aufstellen, Gesicht je 45 Grad zur Mitte. Einer von uns begann beim ersten "Posten" und griff diesen mit Kizami Tsuki - Gyaku Tsuki an. Zum nächsten Posten ging es dann weiter mit Oi Tsuki - Gyaku Tsuki und hiermit auch weiter die ganze Bahn durch. Ich hatte eine tolle Gruppe mit Torsten, Mukki, Giovanni, Emanuele, Melissa und weiteren tollen Karateka, mit denen man richtig auf Touren kam! Einfach mal wieder in einen schönen Karaterausch abtauchen! Herrlich! :-)

Danach ging es wieder partnerweise zusammen und wir sollten immer je nach Distanz zum Partner entweder "kurz" mit Kizami Tsuki - Gyaku Tsuki angreifen oder lang mit Oi Tsuki - Gyaku Tsuki. Der Partner setzte den Impuls: Er ging vor oder zurück und sobald er in Kamae ging, musste der Aktive reagieren. Das war verdammt schwer und Torsten und ich überlegten, ob wir nicht im Kumite sowieso zu langsam sind für einen Oi Tsuki....however....Naka Sensei ist es nicht, das steht fest :-)

Am Ende gab es noch einige Male Jion und auch hier wurde aus der Bahn mit den Age Ue - Gyaku Tsuki bzw. Oi Tsuki eine Kihon-Kombination entwickelt.

Ich ärgerte mich etwas, als ich hörte, dass die dritte Einheit des Tages bei Okuma Sensei sich überwiegend mit Tekki 1 und 2 beschäftige und ich sie wohl gut hätte mitmachen können. Aber ich hatte sie wieder einer intensiven Regeneration geopfert. Insgesamt ist festzustellen, dass sich die Trainer sehr viel Mühe geben, die Trainings wetterangepasst abzuhalten. Kreislaufbelastende Trainingsphasen kommen in unserer Gruppe so gut wie gar nicht vor. Im Grunde schade, dass es bis jetzt nicht richtig anstrengend war - aber bei der Witterung vielleicht ganz vernünftig. Jedenfalls hatte Okuma Sensei auch angekündigt, dass in der nächsten Einheit Tekki Sandan dran sei und darauf konnte ich mich ja schonmal freuen.

Tag 3:
Kata bei Naka Sensei - ich hatte im Vorraum der Turnhalle schon herum gewitzelt, dass doch heute mit Sicherheit die Kata Chinte dran sei, auch wenn ich mit meinem ewigen Chinte-Wunsch natürlich mal wieder ausgelacht wurde. Aber es geschehen tatsächlich noch Wunder und mein Wunsch wurde erhört. Naka Sensei hatte einige Neuheiten für uns in petto – aber das Überraschendste für mich – und wohl auch viele andere war, dass das erste Kiai „verlegt“ wurde! Das Kiai vor der Wendung in Kokotsu Dachi entfällt, dafür wird der letzte Tate Tsuki jetzt mit Kiai betont. Offenbar wird diese Variante in Japan schon seit einigen Jahren so gelehrt und praktiziert – bis zu uns nach Deutschland hatte sie es aber noch nicht geschafft.


Das erste Kiai ist jetzt also auf dem Hasami Tsuki und die Technik davor wird jetzte als Ryu Yoko Gedan Barei ausgeführt.

Wie wir schon von Andreas Klein wussten, sind die Nihon Nukites mit einer Aufwärtsbewegung auszuführen und wie Andreas es uns als Anwendung erklärte, so wird es jetzt wohl auch in der Ausführung praktiziert: Der Daumen wird seitlich des Zeigefingers angelegt (nicht quer vor Zeige- und Mittelfinger) und gebeugt. Die Ring- und kleiner Finger werden angelegt, Zeige- und Mittelfinger werden möglichst weit gestreckt. Nach den Nihon Nukites geht es ja weiter mit der Drehung nach links und den beiden Teisho Ukes. Wir hatten uns in den letzten Monaten hier vor der  Ausführung des ersten Teisho eine Ausholbewegung mit der linken Hand angewöhnt. Diese soll jetzt komplett entfallen. Es geht nur der rechte Arm direkt vom Nihon Nukite in den Teisho, dann folgt der andere Handballen.

Es war viel Neues und die Sache mit dem Kiai war recht verwirrend für viele. Aber Naka Senseis Erklärungen waren wie immer motivierend und überzeugend!

In der zweiten Einheit hatten wir Chubachi Sensei. Ich mag sein Training sehr – auch wenn ihm offenbar noch ein bisschen die Übung und Erfahrung beim Training mit größeren Gruppen fehlt. So ließ er uns z. B. nicht zusammen nach vorne kommen, wenn er etwas erklären wollte. Leider dachten auch nicht alle Trainierenden in den vorderen Reihen daran, sich abzusetzen, so dass von hinten manchmal kaum etwas zu sehen und zu hören war. Gelegentlich hatten wir ihm auch grade in einer Übung alle den Rücken zu gekehrt, als er mit einer Erklärung ansetzte und wir mussten versuchen, über die Schultern einen Blick zu erheischen.

Er startete mit uns mit Kihon-Übungen und zwar einem Wechsel vom Kokotsu Dachi mit Tate Shuto Uke in ZK mit Gyaku Tsuki. Hierbei kam es ihm in erster Linie wohl nicht so sehr auf korrekte Stände an, sondern eher auf die Gewichtsverlagerung. Wir übten dies pro Seite je 30 Mal mit steigender Intensität. Anschließend stellten wir uns mit der linken Schulter zu Shomen Seite, dann aus der Shizen Tai Position mit dem linken Bein nach links in den ZK mit Gyaku Tsuki gleiten, dasselbe dann auch mit rechts. Schließlich übten wir noch Mae Geri aus dem ZK heraus, Absetzen in KK mit Gedan Barei und dann wieder Gewichtsverlagerung in ZK mit Gyaku Tsuki. Nach dieser Kombination war es dann keine große Überraschung, als wir anschließend die Kanku Dai übten! Wir führten sie Stück für Stück aus und der Sensei erklärte seine Schwerpunkte anhand der einzelnen Sequenzen: Am Anfang der Kata sollten wir beim Anheben der Hände nicht nur den Blick mitnehmen, sondern den ganzen Kopf. Wir sollten die Hände dann schnell öffnen und langsamer zusammen führen. Sehr intensiv übten wir die Passage nach der zweiten Uchi-Uke-Tsuki-Kombination (Drehung und mit Morote-Ura-Tsuki zu Boden gehen) sowie den nachfolgenden Kokotsu Dachi mit Shuto Uke – selbstverständlich mit Fokus darauf, beim Kokotsu Dachi nicht hoch zu kommen.

In der dritten Einheit machte Okuma Sensei mit uns dann tatsächlich Tekki I und II sowie Tekki Sandan. Okuma Sensei betonte den Wert der drei Tekki Katas, da die korrekte Ausführung einschließlich Hüfteinsatz die Körpermitte, das Hara, stärke. Er erzählte uns, dass er persönlich zuweilen im Kiba Dachi stehend und ohne Seitwärtsbewegung eine Stunde lang die Armbewegungen mit korrektem Hüfteinsatz übe! Dies wirke sich letztlich auch auf den Hüfteinsatz im Kihon und Kumite aus.

Als nächstes dann die Tekki Sandan. Okuma Sensei schlug gleich vor, dass wir mit einem Partner / einer Partnerin die Kata üben sollten – eine/r macht sie richtig rum, der/die andere als Spiegelbild „ura“. Torsten und ich hatten hiermit erstaunlich wenig Probleme! Wir konnten beide Seiten gut umsetzen!

Gegen Ende der Einheit gab es dann noch Zwei Bunkai Übungen zu Tekki I und II:
Tori greift an mit Tsuki, Uke steht im Shizen Tai und geht beim Angriff mit links ein Stückchen zurück – blockt mit dem rechten Arm den Tsuki so weg, dass er außen steht (Anfang Tekki I). Jetzt mit dem linken Ellenbogen den Ellenbogen des Tori blockieren und mit dem rechten Bein hinten herum gehen, so dass Tori vorwärts zu Boden fällt. Da der rechte Arm des Tori noch fixiert ist und Uke ihn mit diesem auf den Boden führt, ist Tori dort „festgetackert“  - speziell, wenn der Arm in einem Winkel von etwa 90 Grad zum Oberkörper liegt. Sensei Richard Ruzicka schaute in den Trainingspaaren nach dem Rechten und kam auch zu uns, wollte bei dem bereits auf dem Boden liegenden Torsten den Arm noch korrigieren – und riss dabei Torstens Gi entzwei – also: ICH war’s NICHT! :-)

Die zweite Anwendung kam aus der Tekki Nidan: Angriff mit Mae Geri, Uke geht zurück und nimmt mit den Händen den Mae Geri mit (Anwendung aus der Kata: Das ziehen der Hände an die Hüfte – Koshi Kamae mit offener Handfläche) und kontert direkt mit Kizami Mawashi Geri Chudan. absetzen mit dem Bein, welches getreten hatte, hinter Toris vorderem Bein und dann die Achse wieder zurückziehen, so dass der Partner fällt. Okuma Sensei legte großen Wert darauf, dass dies alles sehr schnell und dynamisch ausgeführt werden sollte. Falls das nicht klappt: üben, üben, üben :-)

Tag 4: 
Kata Hangetsu bei Okuma Sensei - in der JKA-Version ohne Zenkutsu Dachi, nur Hangetsu Dachi, Kokotsu Dachi und Neko Achi Dachi am Ende der Kata; die Anfangstechniken sollten schnell beginnen und dann langsamer auslaufen. Okuma Sensei erklärte, dass es mehrere Methoden gibt, die Starttechniken zu beatmen. Eine Version sei, beim Uchi Uke einzuatmen und beim Gyaku Tsuki auszuatmen. Seine persönlich bevorzugte Variante war aber die, die wir auch praktizieren: kurz einatmen, dann beim Uchi Uke ausatmen, kurz einatmen, beim Gyaku Tsuki ausatmen. Überraschend war für die meisten von uns, dass die Hände beim ersten Kiai im Ippon-Nukite gehalten werden sollten, anschließend mit der oberen Hand "Koko" - Tigermaul. Anschließend wurde der erste Uchi Uke zur Seite ohne Yori Ashi ausgeführt, die nachfolgenden jeweils mit Yori Ashi und alle drei Kombinationen - wie schon erwähnt - im ZK. Der Gedan Barei in den Kombinationen mit Mae Geri, Gyaku Tsuki und Age Uke wurde eher als Gedan Uke geschlagen und ohne Ausholbewegung ausgeführt. Der Gyaku Tsuki am Ende der Kata wurde Chudan geschlagen, nicht Gedan. 

Die zweite Einheit hatten wir bei Chubachi Sensei und wir starteten mit ziemlich erschöpfenden Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki Kombinationen, um die Hüfte zu aktivieren. Beide Tsukis wurden Chudan geschlagen. Anschließend gabs was für die Beine: Mae Geri, Knie oben halten, auf Zeit zwei hinten kurz absetzen, sofort wieder treten, absetzen, kicken, treten, halten.....endlose Wiederholungen, dann das andere Bein. Endlich war es mal richtig anstrengend! 

Die Vorübungen waren eine tolle Vorbereitung auf die nun folgende Gankaku, die der Sensei etappenweise mit uns durch ging! Bei der Kata an sich gab es jetzt keine großen Überraschungen. Für mich hieß es eigentlich nur "durchhalten", weil schon die Vorübungen nicht grade kniefreundlich waren und die Kata mit ihren Einbein-Drehungen und -Ständen natürlich hier auch kein Wellnessprogramm bot. Es war schön anzuschauen, wie Giovanni, Emanuele, Stefan Effler und Melissa Rathmann um uns herum ziemlich geniale Ausführungen der Kata demonstrierten. Ist schon super, dass man auf so einem Jedermann-Lehrgang die Gelegenheit hat, neben so erstklassigen Leuten zu stehen und sich inspirieren und motivieren zu lassen! Gegen Ende der Einheit gab es Bunkai zur Anfangs-Sequenz und Kombination mit Shuto Uke, Age Empi, Koshi Kamae und der Drehung. Das waren für uns bekannte Übungen, die wir auch im eigenen Dojo schon so gemacht haben. Wir probierten darum auch ein bisschen mit Varianten herum, mal einen Tsuki mehr im Angriff und eine Variante bei der Sequenz mit der Drehung, die so, wie der Sensei sie uns gezeigt hat, bei uns nicht funktionierte (der Arm des Tori, den Uke bei der Drehung über seiner Schulter im Ellenbogengelenk blockiert, war bei der gezeigten Variante "verkehrt" rum, also in Beuge-Position, so dass das Blockieren nicht klappte. 
Im Anschluss führten wir die Kata noch einige Male auf zählen und auf eigene Zeit aus.

Tag 5:
Am Sonntag nahm ich nur am sehr guten Katatraining bei Richard mit Nijushiho teil, bei dem es für mich keine großen Überraschungen gab. Den Nachmittag verbrachte ich dann im nahe gelegenen Freibad und am Abend genossen wir ein geselliges Beisammensein mit vielen Karatefreunden in unserem Hotel.

Tag 6:
Montag ließen wir uns von Naka Sensei in der Meikyo unterweisen. Der Sensei startete mit uns schon anders, als wir es gewohnt waren: Die Arme sollten nicht groß vor dem Körper kreisen, sondern nur mit geöffneten und überkreuzten Handflächen auf Höhe der Kehle bei gestreckten Armen   - dann die Fäuste wie gewohnt zur Hüfte zurück ziehend. So sollten wir die Arme auch bei den Wendungen einsetzen. Bei der Gewichtsverlagerung in Zusammenhang mit den Bo Ukes geht bei der zweiten Technik der Blick nicht über die Schulter in Richtung Arme, sondern quasi nach vorne. Das fand ich recht ungewöhnlich. In der Meikyo sollte nach Vorstellung Sensei Nakas jetzt nur noch ein Kiai vorkommen - das Kiai beim Mikazuki Geri entfällt! Die Armhaltung nach dem Tritt ist nicht seitwärts zu beiden Seiten, sondern die Arme sollen sich beide direkt über den Beinen befinden - der linke Arm also nach vorne, der rechte nach rechts. Zudem sollten die Armtechniken nach dem Tritt langsam ausgeführt werden. Auch den Sprung übten wir ausgiebig: zunächst alleine mit Fokus auf die korrekte Beinposition (in der Luft unter dem Körper gekreuzt, wie im Schneidersitz) und dann als Bunkai mit Partner: Angriff Tsuki Jodan, Block Age Uke, um Tori herumspringen und diesen zu Boden reißen.

Leider war auch dieses schöne Training irgendwann zu Ende. Torsten und ich bemühten uns noch, einige Fotos mit den Senseis und Freunden machen zu lassen und traten dann mit unserer Freundin Margot den langen Heimweg an, der uns in Siegen mit einem kleinen Boxenstopp bei Familie Kringe versüßt wurde.