Am Donnerstag, den 26.05.2016
(Fronleichnam) veranstalteten wir wieder eine Zen-Meditation im
Jugendkloster Bottrop Kirchhellen. Neben Ines, Matthes und mir fuhren weitere 7
Fujis & friends mit nach Bottrop, um dort fünf Stunden lang zu sitzen und
zu schweigen; „zu sitzen“ deshalb, weil die Meditation überwiegend sitzend – z.
B. auf einem Kissen, auf einem Meditationsbänkchen oder auch auf einem Stuhl –
abgehalten wird. Aber es gibt auch Meditation im Schreiten, Kinhin genannt oder
auch im Liegen.
![]() |
Klostergarten - Foto: M.Elzinga |
Wir wurden durch unsere liebenswerte und geduldige Zen-Lehrerin Katharina Gaßmann durch alle drei Meditationsformen geführt, wobei wir erstmals das Kinhin auch im schönen Klostergarten praktizierten. Die Meditation erfolgt meist schweigend und in einer bestimmten Position verharrend. Herumrutschen auf dem Bänkchen oder Stuhl sollte vermieden werden, auch wenn die gewählte Position nach einer Weile unbequem erscheint. „Wenn es irgendwo zwickt oder der Körper sich sonst wie meldet, dann ist das vermutlich nur Euer Ego, das um Aufmerksamkeit bettelt“, so Katharina bei einer Meditations-Einführung in den vergangenen Jahren. Wir sollten also versuchen, in den Phasen der stillen Meditation, eventuelle „Störsignale“ des Körpers oder der Außenwelt zu ignorieren bzw. sie wahrzunehmen, ihnen aber keine Bedeutung zuzumessen. Um zu seinem inneren Ich zu gelangen, so Katharina, müsse man lernen, das Ego auszublenden. Was wie ein Widerspruch scheint, hat bei genauerer Betrachtung seine Berechtigung: Wir sollen üben, Gedanken wie „ich will“, „ich muss“ oder „ich möchte“ außer Acht zu lassen und uns für die Dauer der Meditation nur auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. Gedanken, die uns dabei in den Kopf kommen, sollen wir ziehen lassen, vielleicht kurz betrachten, aber nicht weiter verfolgen. „Es ist wie im Kino: Stellt Euch vor, die Gedanken tauchten auf der Leinwand auf. Ihr könnt sie ansehen, aber ihr seid keine Schauspieler in dem Film, ihr spielt nicht mit.“ Auf diese Weise und durch andere Gleichnisse und Metaphern wurden wir regelmäßig erinnert, uns wirklich nur auf diese beiden Momente im Hier und Jetzt zu konzentrieren: Einatmen. Ausatmen.
Sorgen, Ängste, Bedürfnisse – all dies
könnten wir schließlich mit ausreichender Übung hinter uns lassen, denn: „Das
Ego stirbt auf dem Kissen.“
![]() |
Foto: M.Elzinga |
„Wo bist Du mit Deinen Gedanken?“, rief
Katharina gelegentlich in den Raum hinein. Und wie schön war es für mich an
diesem Tag, dass ich durch diese Erinnerung tatsächlich nicht aus irgendwelchen
Gedankengängen gerissen wurde! Tatsächlich war es mir diesmal gelungen, mein
Sein auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. „Wir sind im Alltag viel zu
hektisch und meinen, immer alles auf einmal machen zu müssen. Das sorgt für
innere Unruhe. Versucht einmal, auch im Alltag eins nach dem anderen zu tun.
Man kann im Grunde nicht mehrere Sachen gleichzeitig machen – das ist genauso
wie beim Ein- und Ausatmen. Auch hier geht immer nur eines von beidem zur
selben Zeit!
Ich lernte Katharina im Jahr 2008
auf einer Zugfahrt nach München kennen. Wir kamen ins Gespräch und waren uns
sofort sympathisch! Wir tauschten Kontaktdaten aus und vereinbarten seit diesem
Tag zweimal jährlich Meditationstermine mit Karateka und Freunden in
Bottrop. All die Jahre hatte ich die
Meditation als Aufgabe empfunden, als Disziplinierung für mich und meinen
umtriebigen Geist. Anders als die meisten Teilnehmenden konnte ich bei den
Abschluss-Gesprächsrunden nicht von „tiefer Stille“ berichten, die mich umfasst
hatte oder von einem „unglaublich schönen Gefühl“. Ich war meist einfach nur
frustriert, weil es mir nie gelungen war, hier zu „funktionieren“. Beim
vorletzten Termin im November 2015 hatte ich dann endlich einen Weg eingeschlagen,
der mir ein bisschen so etwas wie inneren Frieden gab – ich war nicht mehr so
ärgerlich auf mich selbst, sondern schaffte es, über mich zu lächeln, weil ich
meine Gedanken, mein Ego offenbar immer noch nicht im Griff hatte. Und an Christi Himmelfahrt war es dann
tatsächlich so weit: Bei den letzten beiden Sitzungen vor der Heimfahrt spürte
ich das zwicken im Rücken, das Drängen meines „Ego“ nach einer bequemeren
Körperhaltung, Das Flüstern der inneren Stimme: “Komm, las gut sein, jetzt,
mach’s Dir bequem, lass die Gedanken fliegen!“ Da lächelte mein Ich,
streichelte das Ego kurz und schickte es wieder in seine Ecke. Einatmen.
Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Ich war fast enttäuscht, als die Meditation
beendet war und freute mich unglaublich über das belebende und befreiende
Gefühl, das mich noch den Rest des Tages begleitete.
Die nächste Meditation ist für
November geplant. Wer gerne noch dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen.