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Sonntag, 26. November 2023

JKA-Nederland - Peter-Wewengkang-Memorial-Lehrgang

Von Freitag bis Sonntag (24. – 26.11.23) fand in Beek (in der Nähe von Maastricht) der inzwischen 11. JKA-Lehrgang der Niederlande statt – der Peter Wewengkang Sensei Memorial Lehrgang (in Gedenken an den 2012 verstorbenen Peter Wewengkang Sensei). Seine Kinder Ramon und Tamara organisieren seit viele Jahren dieses Event – Torsten und ich waren diesmal mit dabei. Ebenfalls aus der Fuji San Delegation dabei war Uta Hinkelmann, die zusammen mit zwei Freundinnen dort am Samstag teilnahm. 


Torsten und ich genossen die vollen drei Tage mit den Senseis Sawada Shihan (JKA-Chief-Instructor Belgien), den aus Japan angereisten Honbu-Instruktoren Okuma Sensei, Kurihara Sensei, Shimizu Sensei und Nemoto Sensei, unterstützt aus den Reihen des veranstaltenden Dojos durch Ramon Wewengkang Sensei. Seine Schwester Tamara sitzt seit einigen Jahren wegen einer Nervenerkrankung im Rollstuhl – was sie nicht davon abhält, den Dogi zu tragen und am Lehrgang nach ihren Möglichkeiten teilzunehmen. Äußerst beachtlich ist ihre positive Ausstrahlung und ihr herzliches Willkommen an alle Gäste!

 

Wie viele der anderen waren wir im Van der Valk Hotel in Urmond-Stein untergekommen, etwa 2:15 Autostunden von Münster und 10 Autominuten von der Trainingshalle entfernt. Das Hotel machte zunächst einen sehr positiven Eindruck – allerdings hatten wir vom Balkon aus einen „herrlichen Blick“ auf die örtliche Raffinerie und das Autobahndreieck :-D Ansonsten war das Hotel aber ok, zumal am Samstagabend dort die Lehrgangsfeierlichkeit stattfand 

 

Am späten Freitagnachmittag fand bereits die erste Einheit statt: Ein großer Anteil der insgesamt über 400 Teilnehmenden aus 13 Nationen fand sich am ersten Tag in unserer Halle und in einer weiteren kleineren Halle ein. Es war schon gut voll und in unserer Halle trainierten drei der insgesamt fünf Gruppen. Alle Senseis stellten sich in rund 20 Minuten dauernden Sequenzen vor. Ein besonderer Fokus lag auf dem "Einrasten" der Hüfte bei den Shomen-Hanmi-Wechseln. 

 

Abends trafen wir uns mit unseren Karate-Freund*innen Tobias Prüfert und Silvana Moreno im Hotel-Restaurant und ließen den Abend ausklingen. 

 

Am nächsten Morgen ging es um halb 10 weiter. Wir hatten zunächst Sawada-Sensei, der uns nach dem offiziellen Warmup einige „lustige“ Aufwärmübungen ausführen ließ: auf einem Bein stehend das andere zum Mae-Geri anheben und halten – dabei zehn Tsuki mit Kiai ausführen und davon pro Bein drei Wiederholungssätze – dasselbe dann mit Yoko-Geri! Sawada Sensei beobachtete unsere wackeligen und ziemlich armseligen Bemühungen mit einem schelmischen Lächeln 

Danach ging es los mit Kumite Übungen: Angriff mit Oi Tsuki, die abwehrende Person gleitet zurück in Kokotsu Dachi mit Block Uchi Uke. Die angreifende Person sollte dann nach dem Mae Geri (eigentlich gleichzeitig mit dem Absetzen des Maei Geri) einen Oi Tsuki ausführen – der sollte dann durch einen Kizami Mae Geri der abwehrenden Person im Entstehen gestoppt werden. Alternativ zum Kizami Mae Geri konnte auch ein Kizami Mawashi Geri oder Kizami Uchi Mawashi Geri ausgeführt werden. 

 

Danach ging es in Anwendungen aus der Kata Gankaku, die bei der JKA zu den Standard Gata zählt (Heian Gata, Tekki I-III, Bassai Dai, Jion, Enpi, Kanku Dai ??? und Gankaku). Ich hatte hier - wie auch schon bei der vorigen Kumite-Übung - das Vergnügen, mit Silvana trainieren zu können. Im Anschluss an die Bunkai-Sequenzen wurde die Kata noch einige Male ausgeführt. Zwischen durch wurde noch etwas Theorie abgefragt, z.B., über wieviele Zählzeiten sich die Gankaku erstreckt (Antwort: 42). Infos wie diese werden leider im DJKB zur Zeit noch gar nicht unterrichtet, so dass diese Hintergründe und die korrekten Zählungen in Deutschland wohl noch nicht so verbreitet sind. Drei Karateka führten die Kata dann noch vor, wobei sie darauf achten sollten, sich nur je auf einer Linie vor und zurück zu bewegen (Enbusen der Gankaku). 

 

Nach einer nur viertelstündigen Pause ging es mit Shimizu Sensei weiter mit einer Art „klebende-Hände-Übung“: Zunächst standen sich je zwei Personen gegenüber, drückten die Handflächen gegeneinander und bewegten sich immer einen Schritt vor und zurück im Zenkutsu Dachi, im Folgenden dann auch zwei oder drei Schritte. 

Anschließend sollten wir auf der Stelle stehen bleiben, aber – auf den Druck an den Handflächen reagierend – das Körpergewicht vor und zurück bewegen. 

Im nächsten Durchgang sollten wir die Körper aus dieser Position horizontal kreisend bewegen, im dritten Durchgang vertikal. 

Durch das Brechen des Rhythmus' - so demonstrierte Shimizu Sensei – konnte man nun eine Lücke schaffen, um einen Angriff zu platzieren. 

Aus dieser Idee heraus wurde dann eine Kumite-Übung generiert: A schiebt die eigene Hand so weit vor, bis die Hand von B berührt wird. Nun sollte die Vorstellung entstehen, sich an der Hand von B nach vorne ziehen zu lassen und dadurch schnell nach vorne katapultiert zu werden. 

 

Im Anschluss an das Training bei Shimizu Sensei gab es eine Dreiviertelstunde Pause. Die Organisator*innen hatten Lunch-Boxen mit Brot, Obst und Wasser bereit gestellt. Das kam insgesamt sehr gut an und sorgte für die nötige Energie für Einheit Nummer drei. Nach der Pause unterrichtete uns nämlich Kurihara Sensei mit Details zur Kata Jion. Hier gab es unter anderem eine „hübsche“ Fangfrage: „Wie gleitet man im Kiba Dachi seitwärts?“ Wir zeigten es alle – aber es war falsch! Es ging dem Sensei nicht nur ums Seitwärtsrutschen, sondern darum, zunächst das entsprechende Bein seitlich auszustellen (ähnlich wie nach Ristos-Idee vor einem Gyaku Tsuku) und dann erst das Gewicht verlagern! 

 

Nach dem dritten Training beschlossen Torsten und ich, einen kleinen Ausflug nach Maastricht zu unternehmen, welches nur etwa eine Viertelstunde Fahrzeit mit dem Auto entfernt war. Leider war es bereits dunkel, als wir endlich da waren. Wir schlenderten durch belebte Shopping-Straßen und über die Brücke, die über die Maas führt und gönnten uns dann in einem Sushi-and-Ramen-Restaurant direkt am Bahnhof jeder eine Portion Ramen-Suppe zum Aufwärmen. Anschließend fuhren wir zum Hotel zurück und ließen den Abend mit einigen Karateka ausklingen. 

 

Am  Sonntag startete wegen vorheriger Danprüfungen und JKA-Lizenz-Examina die erste Einheit erst mittags um 11.30. Okuma Sensei ließ uns zahlreiche: Kumite-Variationen ausführen. Meine Partnerin war wieder Silvana, Torsten trainierte erneut mit Tobi. Die Atmosphäre in der Halle war extrem laut, weil an diesem Tag ALLE Gruppen in der kleineren der beiden Trainingshallen zusammen trainierten. Von den  400 Personen waren sicher noch 300 da, darunter auch viele Kinder. Es war dadurch auch sehr eng und es standen viele Taschen an der Seite, Sachen lagen auf dem Boden. Man musste ständig aufpassen, niemanden umzurennen oder umgerannt zu werden und nicht auf den Sachen auf dem Boden auszurutschen. Einmal hob ich etwas ärgerlich einen auf dem Boden liegenden Sportanzug auf und warf ihn etwas ungehalten auf eine Bank – prompt gab es eine verärgerte Reaktion von Jean-Pierre Sensei, dessen Anzug es wohl war :-D Später bat ich ihn um Verzeihung dafür, seinen Anzug recht achtlos geworfen zu haben – aber zum Glück lachte der Sensei nur und beteuerte, es sei „pas de problème“!  Die beiden Trainings am Sonntag waren auf jeden Fall wegen der vielen Menschen in der Halle eine echte Herausforderung und es fiel schwer, sich zu konzentrieren. Die Gohon-Kumite-Kombinationen bei Okuma Sensei waren wie folgt:

 

Tsuki Jodan / Age Uke – Gyaku Tsuki

Tsuki Jodan - Gyaku Tsuki / Age Uke – Soto Uke mit selben Arm – Gyaku Tsuki

Sanbon Tsuki / Age Uke – Soto Uke – Gedan Barei mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Mae Geri / Gedan Barei – Gyaku Tsuki

Mae Geri – Oi Tsuki / Gedan Barei – Age Uke  mit selbem Arm – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki -  Jodan Soto Uke mit offener Hand (ohne zu Patschen :-D ) – Gyaku Tsuki

Kizami Tsuki - Suri Ashi Gyaku Tsuki / Jodan Soto Uke – Osae Uke mit selbem Arm – Gyaku Tsuki 

Kizami Tsuki - GyakuTsuki - Mawashi Geri / Jodan Soto Uke - Te Osae Uke + einen Schritt zurück  und Konter mit Ushiro Geri

 

Nach der Einheit gab es eine halbe Stunde Pause, in der weitere Karateka (darunter auch Tobias und Silvana) abreisten. Die letzte Einheit leitete dann Nemoto Sensei. Wir hatten in seinem Training alle fest mit Kumite gerechnet – es gab aber Kata Heian I-V und Tekki I mit je zwei Bunkai-Sequenzen. Das war ein recht entspannter Ausklang, bevor wir dann auch die Heimreise antraten. 

 

Fazit: Ein mehr als gelungener Lehrgang, den wir sicher mit in unsere künftige Jahresplanung nehmen werden!