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Freitag, 8. November 2019

Der kleine Frühstückselefant

... inspiriert durch meine Tochter Johanna, die morgens im Schlafanzug und in eine grau-blaue Decke eingehüllt zu mir an den Frühstückstisch kam :-)

Mama und Papa Elefant wohnten seit einigen Jahren in einem kleinen Haus am Rande der Stadt. Sie hatten einen kleinen Sohn, den sie über alles liebten. Der Sohn hieß Ben - und war natürlich auch ein kleiner Elefant. So klein war Ben aber gar nicht mehr. Immerhin war er vor einigen Tagen in die Schule gekommen - in die Elefantenschule, versteht sich! Ben machte die Schule sehr viel Spaß. Er lernte dort das Elefanten-Einmaleins und lernte alle elefantastischen Buchstaben kennen. Seine Lehrerin, Frau Dickhaut, war sehr lieb und auch die anderen Elefantenkinder waren sehr nett, so dass Ben sich jeden Morgen mit der morgendlichen Elefantentoilette beeilte und auch ruckzuck mit dem Frühstück fertig war, damit er möglichst schnell in der Schule war.

Eines Morgens jedoch saßen Mama und Papa Elefant schon eine Weile am Frühstückstisch. Nur Ben fehlte. "Nanu, wo bleibt denn der Junge?", fragte Papa Elefant. "Ich wundere mich auch schon, dass er noch gar nicht da ist", antwortete Mama Elefant. "Ich werde ihn einmal rufen." Und sie holte tief Luft und trompetete dreimal kräftig, bevor sie laut den Namen ihres Sprösslings rief: "Ben, wo bleibst Du denn?"

Ui, das hörte der kleine Ben natürlich, der grade in seinem Zimmer seinen vierten Elefantensocken suchte. "Hm, gestern hatte ich noch vier gleiche Socken - und jetzt sind es nur noch eins, zwei, drei - es fehlt einer!" Ben stupste mit seinem kleinen Rüssel einige Spielsachen, die auf dem Boden herumlagen, herum, um nachzusehen, ob unter ihnen vielleicht der fehlende Socken lag. Aber Fehlanzeige!

Inzwischen wurde Papa Elefant langsam ungeduldig. Normalerweise nahm er den kleinen Ben morgens immer mit seinem Elefantenfahrrad ein Stück mit in Richtung Schule. Ben durfte dabei vorne auf der Elefantenfahrradstange sitzen. Bei Menschen ist so eine Transportmethode nicht erlaubt, aber in der Elefantenwelt war man schon so froh, wenn ein Elefant fahrradfahren konnte, da wurden solche Dinge hingenommen. Außerdem hatte Papa Elefant das Fahrradfahren mit mehreren Elefanten auf einem Fahrrad gelernt, als er noch während seines Studiums im Zirkus gejobbt hatte. "Hm, wenn der Junge heute so trödelt, kann ich ihn aber nicht mitnehmen. Ich muss jetzt los", sagte Papa Elefant, schob seinen Rüssel etwas zur Seite und gab Mama Elefant einen Schmatzer auf die Wange.

Mama Elefant begann schon einmal damit, das benutzte Elefantengeschirr vom Tisch in die Küche zu tragen. "Ben, wo bleibst Du denn?", rief Mama Elefant noch einmal. "Ich komme gleich!", trötete der Kleine. Er hatte inzwischen seinen vierten Socken gefunden und wollte ihn schnell überziehen, da verlor er das Gleichgewicht und stieß mit seinem kleinen dicken Elefantenpopo gegen einen Tisch - ausgerechnet gegen den Tisch, auf dem er gestern Abend das schwierige Puzzle mit Mama Elefant fertig gestellt hatte. Und Puzzlen ist für Elefanten gar nicht so einfach - es bedarf schon großer Übung, mit einem Elefantenrüssel die kleinen Puzzle-Teile zu fassen zu bekommen und exakt in die richtigen Lücken zu fügen! Aber mit Mama und ihrer großen Geduld hatte er es gestern Abend hinbekommen. Er war so stolz gewesen! Und nun stieß er gegen den Tisch - und der Tisch kippte um und das ganze Puzzle fiel herunter - und zerfiel dabei wieder in über hundert Einzelteile! Oh nein!

Erst stand Ben nur wie versteinert da. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber das war es: wahr! Als ihm das klar wurde, wurden ihm die kleinen Elefantenbeinchen weich und er plumpste auf den Boden. Dicke Elefantentränen kullerten über seine Elefantenwangen und er versuchte gar nicht erst, sie mit dem Elefantenrüssel aufzufangen. Seine Elefantenohren klappten nach vorne und am liebsten hätte er sich in sie eingewickelt wie in eine dicke Decke und hätte die vielen Puzzleteile dann nicht mehr sehen müssen.

Unten im Esszimmer machte Mama Elefant sich allmählich Sorgen. So kannte sie ihren Sohn gar nicht! Sonst war er immer als erster wach, hopste fröhlich die Treppe herunter und konnte kaum das Frühstück abwarten, damit er möglichst schnell in die Elefantenschule gehen konnte! Wo blieb der nur?

Anstatt noch einmal zu trompeten und zu rufen beschloss Mama Elefant, die Treppe hinauf zu gehen und nachzusehen, was mit Ben los war. Oben angekommen stupste sie mit dem Rüssel die Tür auf - und sah Ben ganz elendig auf dem Boden und vor dem umgekippten Tisch und den vielen Puzzleteilen sitzen. "Oh nein, was ist denn hier passiert!", rief sie ganz betroffen. "Ich - wollte ..." Ben konnte kaum sprechen, weil er immer weinen musste - "ich - wollte mir den vierten Socken anziehen und bin gegen den Tisch gestoßen. Dann ist der umgekippt und alle Puzzleteile ....!" Die Tränen liefen ihm über das Gesicht! Mama Elefant setzte sich zu ihm und nahm ihn fest in die Elefantenarme! Jetzt kullerten ihr auch zwei Tränchen übers Gesicht, weil sie gut nachvollziehen konnte, dass ihr Sohn sehr traurig war!

"Weißt Du was?", fragte sie, "was hältst Du davon, wenn ich Dich jetzt verzaubere." "Verzaubern?" "Ja - in einen Frühstückselefanten!" ""Einen was?" "Einen Frühstückselefanten!", Mama lächelte Ben an. "Ein Frühstückselefant ist ein kleiner Elefant, der für einen ganz kurzen Moment allen Kummer vergisst und zuallererst sein Frühstück ist. Leckeres Obst und Gemüse, Elefanten-Müsli - alles, was auch Du gerne isst!" "Das mögen auch Frühstückselefanten?" "Na klar!" "Wollen wir es ausprobieren?" Der kleine Ben überlegte einen Moment und spürte dabei, wie sein Magen knurrte. "Ja, aber, was ist denn hiermit?", fragte er und zeigte auf das Durcheinander auf dem Fußboden. "Ach, das bringen wir einfach heute nach der Schule wieder in Ordnung - was meinst Du?" Ben nickte erleichtert!

Dann erhoben sich beide und Mama Elefant wollte schon die Treppe herabsteigen. "He! Warte! Du musst mich doch erst noch verzaubern!", empörte sich Ben. "Ach, natürlich!", antwortete Mama Elefant und sprach einen geheimen Zauberspruch, den ich hier nicht verraten darf. Als sie fertig war, meinte Ben, ein kleines Rucken in seinem Körper zu spüren - und fühlte sich wirklich von seiner Trauer befreit und auf einmal richtig hungrig! Voller Freude auf das Frühstück hopste er die Treppe herunter und begab sich an den Frühstückstisch.

Und als er aus der Schule kam, hatte er wie von Zauberhand zusammen mit Mama-Elefant das Puzzle wieder fertiggestellt.