.....dann weiß ich das künftig sehr zu schätzen! Die Bedeutung des kleinen Fingers erläuterte uns nämlich JKA-Instructor Shihan Anki Takahashi, 8. Dan Shotokan-Karate, bei dem Lehrgang in Freiburg Ende April. "Der kleine Finger ist bei vielen Kampfkünsten sehr wichtig. So wird beim Schwertkampf z. B. das Schwert überwiegend mit dem kleinen Finger gehalten." Anki-Sensei, wie ihn seine Schüler liebevoll nennen, berichtete weiter, dass Mitgliedern der japanischen Mafia "Yakuza" bei einem starken Verstoß gegen die Regeln der "Familie" der kleine Finger abgeschlagen wird. So sind sie nicht mehr in der Lage, stark zu kämpfen. Wir sollten also auch dem kleinen Finger eine besondere Beachtung schenken und das Einrollen der Finger zur Faust mit diesem beginnen - so wird nicht nur die Faust besonders fest, sondern die Stabilität und Stärke überträgt sich auch auf den restlichen Körper.
Diese und andere Nuancen unseres Kampfsports bekamen alle übungswilligen Karateka vermittelt, die sich vom 24. bis 26. April für insgesamt fünf Trainingseinheiten in Freiburg einfanden. Für Shihan Takahashi war uns fast kein Weg zu weit: Neben den Kampfsportlern aus dem ausrichtenden Dojo tummelten sich dort natürlich auch viele Karateka aus dem Umland, aber auch aus Ulm, Mainz, Zürich, München und Münster. Einige Trainingseinheiten wurden für alle Graduierungen gemeinsam abgehalten, andere aber nach Unter- und Oberstufe getrennt.
Shihan Takahashi ist ein unglaublich charismatischer Trainer. Dies mag an seiner jahrzehntelangen Karate-Praxis liegen - oder aber auch in seinem Studium des Zen. Wie auch immer - der Meister korrigierte uns mit einer schier unerschöpflichen Geduld und Aufmerksamkeit. Er nahm sich sehr viel Zeit dafür, möglichst jeden individuell zu korrigieren - was manchmal für den Rest der Trainingsgruppe recht erschöpfend war, wenn man z. B. grade in einer sehr anstrengenden Stellung verharren musste und sehnsüchtig auf die nächste (entlastende) Bewegung wartete!
Jede Trainingseinheit startete mit Tsukis im Stand. Bereits hier wurden wir fortwährend hinsichtlich Fauststellung und Armhaltung korrigiert. Neben Fausttechniken ließ uns der knapp 70-jährige Karate-Meister auch diverse Fußtritte im Stand üben, was wahrlich nicht immer einfach war - vor allem der Mawashi-Geri und der Yoko-Geri-Kekomi brachten den ein- oder anderen Karateka mächtig ins Schwanken! Beeindruckend wendig und geschmeidig wie eine Raubkatze machte hingegen unser Lehrmeister die Übungen vor.
Als zweite, ebenfalls äußerst fordernde Trainingsphase, die so manchen von uns sicherlich an die Grenze der Belastbarkeit brachte, schloss sich jeweils klassisches Kihon-Training an. Hier bekamen wir vom Weißgurt bis zum hohen Danträger weitere wertvolle Korrekturvorschläge.
Statt sich in die bunte Schar der Jogger an dem Freiburger Flüsschen Dreisam, welches fast unmittelbar an der Trainingshalle vorbeifloss, einzureihen, bestand unser nächster "Ausdauer"-Teil des Trainings in einer schier unendlichen Anzahl von Gohon- und Sanbon-Kumite-Bahnen. Je zweimal pro Partner und Angriffseite griffen wir Tsuki Jodan und Chudan an, blockten und konterten, was das Zeug hielt. Drohte die Konzentration vor Erschöpfung oder rasendem Puls nachzulassen, hieß es: Partnerwechsel und die Umstellung schärfte sofort wieder die Sinne, ließ keine Entspannung zu. Anki-Sensei ließ uns aber nicht nur Kumite á la Prüfungsprogramm laufen, sondern schlug auch unkonventionelle Kihon-Kumite-Kombinationen vor, die unser Koordinationsvermögen auf die Probe stellten: Angriff mit Mae-Geri, hinten absetzen und mit Mawashi-Geri, vorne absetzen, Uraken und Gyaku-Tsuki. Uke blockt mit Gedan-Barei/Tai-Sabaki nach rechts und geht anschließend quasi in den Mawashi-Geri hinein bzw. seitlich daran vorbei und bringt Tori, ihn mit der Handkante vor die Brust schlagend, aus dem Gleichgewicht.
So mancher blaue Fleck führt allerdings vermutlich auch von einer die ein- oder andere Einheit abschließenden Freikampfrunden, die meiner Meinung nach ruhig etwas länger hätten ausfallen dürfen.
Fast wäre der Wunsch meiner Freundin Heide in Erfüllung gegangen, die nach einer längeren Trainingsabstinenz erstmals wieder einen Karate-Lehrgang besuchte: Bitte keine eventuell inzwischen vergessenen Kata-Abfolgen! Außer der Taikyoku-Shodan wurden wir von einem weiteren Kata-Training verschont - bis Sonntagmittag. Da gab es dann für die Oberstufe doch noch Tekki Shodan, Kanku Dai und -Sho. Auch hier gab uns der Sensei wertvolle Hinweise zu den einzelnen Techniken, sah aber gnädig über ein eventuelles "Verlaufen" hinweg.
Abgesehen von einer anfangs etwas spärlichen Hallenbeschilderung hatte das Orga-Team des Freiburger Dojos eine tolle Arbeit geleistet. Schon der Tipp auf der Ausschreibung, in der örtlichen Jugendherberge zu nächtigen, war goldwert! Zwischen den Einheiten wurden wir mit Speisen und Getränken vor der totalen Erschöpfung bewahrt und abends ging es gemeinsam in urige Freiburger Lokale, um einander näher kennen zu lernen, neue Kontakte zu knüpfen und Verabredungen zu treffen für Kata Spezial, Gasshuku oder den nächsten Takahashi-Lehrgang in Freiburg!
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Montag, 27. April 2009
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