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Sonntag, 29. Juli 2018
Learning From A Legend - zeitloses Training mit Tanaka Shihan
Nur 100 Teilnehmer/innen-Plätze standen zur Verfügung für das nach 25 Jahren Deutschland-Pause erste und bis auf weiteres wohl einzigartige Seminar mit Tanaka Masahiko Shihan! Da mein Katamann Torsten und ich eigentlich seit April 2018 schon wieder beinahe ununterbrochen auf Karate-Fortbildungen unterwegs waren (Training in Japan, beim Kata Special, in Berlin beim Naka-und-Risto-Lehrgang, bei André Bertel, in Tschechien) und auch am diesjährigen Gasshuku in Baden-Baden teilnehmen wollten, hatten wir uns nicht sofort nach Bekanntwerden des Termins um Karten gekümmert und erhielten später die Auskunft: ausgebucht!
Glücklicher Weise erhielt ich über eine Warteliste dann doch noch einen Platz und fuhr in den Hochschwarzwald ins kleine Örtchen Schluchsee. Die meisten der teilnehmenden Karateka musste ich eigentlich nicht begrüßen, da wir uns alle grade erst auf einer oder mehreren der aufgeführten Veranstaltungen gesehen hatten: die Petra, die Kringes, den Stefan aus Dresden, Tobias und, und, und! Sehr gefreut hatte mich, auch unseren verehrten Jean-Pierre Fischer Sensei in der Trainingsgruppe zu entdecken! Allerdings tat er mit etwas Leid, da er vermutlich nicht viel vom Japanischen des Shihan und auch nicht von der deutschen Übersetzung René Winklers verstand. Aber vermutlich reichte ihm das Zusehen aus, um folgen zu können.
Im Vorfeld hatte es durch den Veranstalter Anton Salat einige "Anweisungen" für Verhaltensweisen vor und während des Trainings gegeben. Zum Teil waren es selbstverständliche Dinge, die etwas mit gutem Benehmen und Dojoetikette zu tun hatten - Dinge, die bei einem Instructor-Lehrgang (so war der Lehrgang beim DJKB ausgeschrieben) selbstverständlich sein sollten: So wurden wir gebeten, uns im Dojo leise zu verhalten (hat leidlich geklappt), Taschen in einem Nebenraum (Geräteraum der Sporthalle) zu lassen. Zum Anderen ging es um speziellere Trainingsetikette, wie dem von Tanaka praktizierten Seiza, Rei und einigen spezielleren Ausführungen speziell im Kata-Training. Für mich waren viele dieser Dinge nichts Neues, da wir auch im eigenen Dojo so trainieren.
Tanaka Shihan verkörpert für mich eine Karate-Ära, die für Härte, Kompromisslosigkeit und Pioniergeist steht. Er wurde mehrfach Kumite(welt)meister und überzeugt auch heute noch durch mentale Stärke und Präsenz.
Der Instructor-Lehrgang in Schluchsee stand zwar weniger unter dem Stern eines harten Schleifer-Trainings, gleichwohl war die "alte Schule" der Kompromisslosigkeit zu spüren, wenn der Shihan von uns forderte: moikai! Nochmaaaal! Die Kata war zu schwach, zu schlecht und vor allem: mit zu wenig Spirit, zu wenig Kampfgeist! Ich bin mir sicher, dass niemand zufällig in dieses Seminar gerutscht ist und so wird kaum jemand erwartet haben, dass der Shihan mit der für die modernen JKA-Instructoren wie Naka Sensei und Okuma Sensei üblichen Freundlichkeit und deren Enthusiasmus und ihrem positiven Feedback das Training leiten würde. Vielmehr war das Korrektur-Symbol in Form eines (Rohr)Stocks mit im Spiel und wurde häufig begleitet von einem unwirschen Brummen und einem Blick, dem man sich untern aussetzt. Der Gipfel der Missbilligung war die Reaktion des Shihan auf eine Demonstration eines Trainingspaares, als er sich unvermittelt umdrehte und mit den Worten: "I go home!" andeutete, den Raum verlassen zu wollen.
Der Shihan hatte die beiden Lehrstunden, in denen viel erklärt wurde, der Meister uns häufig um unsere Meinung und sogar um Diskussionen gebeten hatte, das ein oder andere Mal auf seine eigenen, nicht rhetorisch gemeinten Fragen sogar selber mit "I don't know!" antwortete, mit den Worten eingeleitet, es handele sich hier eigentlich nicht um ein klassisches Training, sondern um eine Karate-Reise, um gemeinsames Training mit ihm und nicht von ihm. Und irgendwie hatte das Ganze tatsächlich den Anstrich eines gegenseitigen Austausches!
Zu Beginn gab es eine Überleitung, wie Karate unser Leben, unseren Alltag beeinflussen könnte: Der Shihan berichtete von einem spannenden Karate-Wettkampf, als er den entscheidenden letzten Punkt in den letzten 10 Sekunden des Endkampfes holen musste: Er musste hier blitzschnell eine Taktik entwickeln und dann mit voller Konsequenz vorgehen! Und das führte auch zum Ziel! (Es müsste sich m. E. um das Halbfinale der WM 1977 gehandelt haben, ich habe dazu dies hier gefunden: http://willrodt.de/wp-content/uploads/2013/01/1977_07_DKB-Fachorgan1.pdf Bitte auf Seite 12 schauen, da ist der Kampf, um den es sich m. E. handelte, zu finden - Halbfinale gegen Jürgen Willrodt). Wir sollten also auch im Alltag, wenn es zu "Kämpfen" kommt, wenn wir Entscheidungen treffen müssen, versuchen, biltzschnell Entscheidungen zu treffen und dann mit vollem Einsatz agieren!
Technisch war das Seminar ein "Back To The Roots": Am Anfang stand die korrekte Haltung beim Seiza sowie beim Aufstehen und Abnkien. Dann zeigte uns der Shihan, wie er sich Rei und den Start einer Übung vorstellte (Kata-Ansagen im Heisoku Dachi, erst dann Füße auseinander führen). Shizen Tai sollten wir im Soto Heiko Dachi einnehmen, also mit den Fußspitzen leicht nach außen. Es sei wichtig, so der Shihan, nicht zu breit zu stehen. Anhand des Beginns der Heian Shodan verdeutlichte uns der Karate-Großmeister, dass man bei einem zu breiten Stand im Shizen Tai keinen Druck in den ersten Zenkutsu Dachi bringen könnte, dass der rechte Fuß dann nicht richtig in die Bewegungsrichtung zeigen könne. Sehr simpel und sehr eindrucksvoll.
Und irgendwie simpel und doch eindrucksvoll ging es auch weiter: Zunächst fragte Tanaka Shihan uns beim Choku Tsuki, wohin der Tsuki träfe. Im Geiste formulierte sich blitzartig bei mir die Antwort: "Auf den Punkt!" Und während ich meinem Gedanken noch kurz nachhing, bemerkte ich den Blick des Übersetzers René auf mir, der dann sagte: "Ich glaube, er meinte mit der Frage Dich, Andrea!" Huuch! Ok, ich wusste jetzt nicht, ob der Shihan mit "auf den Punkt" etwas anfangen könnte und begann zu erklären, dass ein Chudan Tuki optimal vermutlich auf den Solar Plexus treffen sollte, die Faust sich also diagonal vorwärts in Höhe der eigenen Rumpfmitte befinden müsste, wenn beide Arme ausgefahren wären, müssten sie ein Dreieck bilden. Der Shihan nickte kurz und gab noch ein paar erläuternde Erklärungen und Varianten zum Besten - wenn man irgendwo anders treffen wollte, als auf den Solar Plexus, wenn man vor dem Makiwara steht etc. pp. und René subsummierte abschließend: "Also wie Du gesagt hattest, Andrea." Im Grunde also nix anderes als "auf den Punkt". :-)
Weitere Stichworte (Artikel wird fortgesetzt): Schmale Stände, kürzere Stände, Gedan Barei Höhe und Korrektur Tom, Andrea Tsuki, Bunkai Heian Sandan Hiza Geri (Angriff Oi Tsuki, Uke dreht sich zur blinden Seite raus und zur offenen Seite, Landen im Kiba Dachi mit Empi), Heian Godan vorletzte Techniken. Heian Godan Heisho Uke...mit Griff zur Kehle. "Pause" mit der Aufgabe, sich über Heian Jondan zu unterhalten.
Und Spirit, Kime, Speed.
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