Samstag, 18. Februar 2017

Ippon is it! - Lehrgang mit viel Power im Fuji San

Bereits zum zweiten Mal hatten wir in diesem Jahr Giovanni Macchitella und Emanuele Bisceglie eingeladen - zwei Schüler Risto Kiiskiläs und inzwischen selbst mehrfache deutsche und Europa-Meister. Die beiden überzeugten uns bereits im vergangenen Jahr mit ihrem Trainingskonzept, das genau in unsere Linie passt, da es sich an den aktuellen Lehr-Inhalten der JKA anlehnt und natürlich auch vieles enthält, was "unser" Risto uns stets vermittelt.

Trotz der in diesem Jahr intensiven Grippewelle strömten bereits am ersten Trainingstag des Lehrgangs über 50 kleine und große Karateka vom Anfänger bis zum Danträger in das Dojo und ließen sich je eine Stunde lang von den beiden Karate-Meistern inspirieren, instruieren und auspowern! Besonders erfreulich war in dieser Einheit die große Disziplin unserer kleineren Karate-Kinder, die zum großen Teil zum ersten mal an einem Lehrgang teilnahmen. Da in dieser Einheit alle Graduierungen gemeinsam trainierten, waren die Inhalte und Bewegungsmuster für die Kinder schon eine echte Herausforderung, die sie aber tapfer angenommen und umgesetzt haben.

Giovanni startete mit Basistraining und achtete auf die optimale Körperhaltung und den korrekten Hüfteinsatz. Er legte auch Wert auf den Gegensatz zwischen lockeren, geschmeidigen Bewegungen und Kime am Ende der Technik. Viele von uns waren ihm noch zu angespannt in der Ausführung, was dann zu etwas uneleganten Techniken führte. Nach einer kurzen Pause ging es bei Emanuele weiter mit dem Grundlagentraining, jetzt allerdings schon auf einem etwas höherem Niveau, da wir uns ein wenig vom klassischen Kihon-Training verabschiedeten und uns  einwenig in Richtung Jiyu-Ippon bzw. Jiyu-Kumite bewegten: Aus dem klassischen Zenkutsu Dachi sollten wir den hinteren Fuß "eine Zehenlänge" weit an den vorderen heran ziehen. Es war wichtig, den Fuß nicht bis an den Standfuß heran zu setzen, da sonst die Gefahr besteht, dass man gefegt wird. Die Hüfte sollte unbedingt Hanmi bleiben, damit der Gegner die Bewegungsabsicht nicht sofort erkennen kann. Dann gingen wir weiter vor mit dem vorderen Bein und führten Gyaku Tsuki aus.

Dieses Bewegungsmuster entwickelten wir unter der Anleitung Emanueles wie folgt weiter:
- erst (wie oben beschrieben) in der Vorwärtsbewegung
- dann zwei Steps vor (wie oben) und nach dem GyTs wieder zurück auf die Ausgangsposition - je zehnmal und dann Seitenwechsel
- dann zwei Steps vor, zurück auf Ausgang und Sprungwechsel, andere Seite genauso - viele Wiederholungen
- dann auf der Stelle zweimal mit beiden Beinen gleichzeitig vor uns wieder zurück und dann die Kombination dranhängen, Wechselsprung und andere Seite

Wir waren alle rechtschaffen erschöpft nach den knapp zwei Stunden Training und freuten uns auf asiatisches Buffet im Asia City, wo wir bis kurz vor Mitternacht verweilten.

Am nächsten Tag ging es los mit einer proppevollen Unterstufe: Erneut knapp 50 Karateka tummelten sich in einer gemeinsamen Einheit mit Giovanni und Emanuele! Die zwei Trainer teilten die Gruppe zunächst einmal in Alters- und Leistungsgruppen auf und so gab es zielgerichtetes Training für alle Beteiligten. Auch hier waren unsere Kinder wieder einmal sehr artig! Aber das reibungslose und effektive Training war zum größten Teil dem großartigen Einsatz der beiden Trainer zu verdanken, die geduldig und gleichwohl konsequent die Gruppe zum schwitzen brachten.

Die Oberstufe war leider nicht so gut besucht, hatte dafür aber ein paar externe Karate-Gäste zu verzeichnen. Einige Karateka hatten sich leider kurzfristig krankheitsbedingt abgemeldet und zudem fanden parallel zum Lehrgang der Gichin Cup in Prag sowie unser Landeskadertraining statt - sonst hätten wir sicherlich wieder auf ein so hochkarätiges Teilnehmerfeld blicken können wie im vergangenen Jahr. Aber in einer kleinen Gruppe lässt es sich ja auch viel intensiver trainieren und so kamen wir alle mehr als auf unsere Kosten!

Emanuele legte mit anspruchsvollen Kihon-Kombinationen los, bei denen mir bald schon der "Verdacht" aufkam, dass es die Vorbereitung auf die Kata Gankaku sein könnten - und so war es dann auch! Wir trainierten Gankaku mit dem Fokus auf viele Besonderheiten der aktuellen JKA-Ausrichtung. Diese spannende Einheit garnierte Emanuele dann mit dem für ihn schon traditionellen Ende: je 50 Wiederholungen Kizami-/Gyakutsuki pro Seite bis zur totalen Erschöpfung der Gruppe.

Nach der nächsten Unterstufeneinheit legten wir dann mit Giovanni los - wir ahnten schon, dass jetzt Kumite auf dem Programm stand! Wir übten verschiedene Kombinationen, die zu einem sehr geilen Gesamtkonzept fusionierten: vor mit Kizami-Tsuki li, nach li ausweichen und gleichzeitig Sprungwechwel und von da in die offene Körperseite des Opponenten vor mit Kizami Tsuki (leichter fiel mir: Gyaku Tsuki, möglich wäre aber auch jede beliebige andere Technik - Mae Geri o. ä.). Das übten wir mit vielen Partnerwechseln. Zum Abschluss ergänzten wir die Kombination noch um die Variante mit dem überlaufenen Gyaku Tsuki.

Jetzt mussten wir die Einheit aber abschließen, denn vor der Tür warteten schon ungeduldig unsere 14 Prüflinge zum 9. bis zum 6. Kyu! Nach knapp eineinhalb Stunden waren dann auch diese endlich erlöst und wir konnten uns mit Giovanni und Emanuele zum Abschlussessen ins Lido begeben, wo wir bis Mitternacht verweilten.

Fazit: Ein Lehrgang der Spitzenklasse, der sich vom Niveau her hinter keinem Angebot anderer Instructoren verstecken muss! Wir haben beim Abschied beschlossen, uns weiterhin von Giovanni und Emanuele inspirieren zu lassen und werden im kommenden Jahr unseren Jubiläumslehrgang mit den beiden und möglichst auch ihrem Freund und Team-Kollegen Davor Vranjes ausrichten!