Dan-Vorbereitung bei Risto Kiiskilä
Am 17.03.2007 reizte mich wieder einmal die Herausforderung: sollte ich mich dem kritischen Blick Risto Kiiskiläs stellen? Es sollte in seinem Dojo in Frankfurt ein Dan-Vorbereitungslehrgang stattfinden. Moment – Dan-Vorbereitung? Ich hab doch schon den „Schwarzen“. Aber der Kurs, den Risto regelmäßig im Frühjahr abhält, ist nicht nur für die Vorbereitung zum 1. Dan geeignet und gedacht. So fanden sich diesmal mit mir gleich vier Übungswillige ein, die schon die „Endfarbe“ erlangt hatten. Einer von uns bereitete sich gar auf die Prüfung zum 4. Dan vor.
Das Khion-Programm war jedoch auf die anwesenden Braungurte ausgerichtet. Zunächst wurde uns der einfache Tsuki „beigebracht“, dann Sanbon-Tsuki und schließlich wurden Kombinationen wie „Age-Uke, Mae-Geri, Kizami-Tsuki, Gyaku-Tsuki“ unter Ristos kritischem Blick ausgeführt. Vom 3. Kyu bis zum 3. Dan - es gab immer noch Verbesserungsvorschläge.
Risto machte uns zu Beginn des Kurses klar, dass wir für uns entscheiden müssten, was unser Ziel ist. Wollen wir nur auf das Bestehen der nächsten Prüfung hinarbeiten? Oder wollen wir unser Karate grundsätzlich und nachhaltig verbessern? Ich kann wohl für alle Teilnehmer sprechen: Wir wollten die zweite Option!
Wer Risto kennt, weiß: Es ist sehr schwer, in seinen Augen alles „richtig“ zu machen. Dies liegt sicher zum einen daran, dass Risto wirklich jeden Fehler sieht. Eine weitere Ursache liegt aber darin, dass Risto zumindest meiner Meinung nach das Karate "revolutioniert". Anstatt nur das Training und Lehrgänge durch Variationen von Übungen interessant zu gestalten, geht er noch einen Schritt weiter und hinterfragt das bisher Praktizierte. Kritiker könnten behaupten, dies sei ketzerisch und entspräche nicht der „wahren Lehre“ Funakoshis. Wer aber Ristos Erklärungen folgt, kann bald nachvollziehen, dass dies nicht zutrifft. Im Gegenteil. Ristos Interpretationen des Karate-Do sind vielmehr die logische Konsequenz der ursprünglichen Lehrmeinung. Wie sich auch in unserem Alltag jede technische Konzeption ständig weiterentwickelt, so muss auch dem Karate-Do die Möglichkeit gegeben werden, einen Fortschritt erleben zu können. Es ist ganz natürlich, dass hierbei Verwirrung bei allen aufkommt, deren bisheriges Karatebild dadurch ins Wanken gerät.
Glücklich ist dann derjenige, der Ristos Ideen schnell umsetzen kann. So war eine junge Dan-Trägerin unter uns, die sich auf den zweiten Meistergrad vorbereitete. Sie war technisch sehr gut und die Nidan-Prüfung wird eine gerechtfertigte Bestätigung ihrer Karatekenntnisse werden. Sie war nun zum ersten Mal bei einem Lehrgang von Risto Kiiskilä. Plötzlich erhielt sie eine solche Fülle an Verbesserungs- oder konkreter: Veränderungsvorschlägen, dass sie sichtlich überrascht war. Beneidenswerter Weise besaß sie nun aber die Fähigkeit, die in der letzten Ausgabe des JKA-Magazins von DJKB-Prüferreferent Rolf Hecking als „Gewandtheit“ bezeichnet wurde: Sie konnte Ristos Anweisungen sehr schnell umsetzen und ging so vermutlich nicht frustriert, sondern um eine Fülle neuer Erkenntnisse bereichert ins heimatliche Dojo. Sie hatte zudem das Glück, dass Risto ihr bei der Übung ihrer Kata Chinte eine ganze Weile seine volle Aufmerksamkeit widmete. Ich selbst saß zu dem Zeitpunkt leider bereits auf der „Verletztenbank“. Dennoch konnte ich allein durchs Zuschauen auch viel für mich mitnehmen.
Kihon, Kata, was fehlt noch? Na klar: Kumite! Auch hier hatte Risto den Schwerpunkt auf die Prüfung zum Shodan gesetzt. Es ging also um den Halbfreikampf, Jiju-Ippon-Kumite. Wie immer legte Risto hier viel Wert darauf, dass ein deutlicher Unterschied zum Kihon-Ippon-Kumite deutlich wird und dass diese Kumite-Form ein erkennbarer Schritt auf dem Weg zum Freikampf ist. Suri-Ashi, Block und Konter – Risto zeigte uns eine handvoll effektiver Abwehrtechniken, die für alle im Prüfungsprogramm vorkommenden Angriffstechniken ausreichen. Nur eine handvoll? Wer das nicht spektakulär findet, der sei daran erinnert, dass bei Risto nur das geübt wird, „worauf es ankommt“! Und hier reichen Age-Uke , Soto-Uke, Nagashi-Uke und Gedan-Barei. Risto erklärte, wann sich welche Technik empfiehlt und auch, dass es bei bestimmten Angriffstechniken einige „No-Go’s“ gibt. So sollte man z. B. einen vom Partner mit links getretenen Mae-Geri nicht mit Gedan-Barai nach links blocken, da man dann logischer Weise in den Tritt hineinläuft.
Mir persönlich erteilte Risto dann noch kurz vor der Abreise eine „Lektion“, indem er meinen Tsuki neu erfand. Ich stand schon vollständig umgezogen und reisebereit vor ihm, um eigentlich nur „tschüß“ zu sagen, da wurde ich noch mal eben so „in Form gedrückt“, bis ich im Zenkutsu-Dachi mit einem Oi-Tsuki vor ihm stand, der seinen Anforderungen im Ansatz entsprach. Ich konnte den Tsuki dann noch die gesamte Rückfahrt über spüren und weiß jetzt in etwa, wie er sich anfühlen sollte, wenn er richtig ist.
Auch sonst habe ich mir wieder viele „Hausaufgaben“ gemerkt, an denen ich arbeiten werde. Wer weiß, vielleicht stellt sich ja irgendwann ein gutes Karategefühl ein, wenn ich mich wieder einmal der Herausforderung stelle, bei Risto zu trainieren.
Oss, Icky
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1 Kommentar:
Hallo Icky,
schöner BLOG !!!
Christine
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