Montag, 9. Juli 2007

Moargut - der Mercedes unter den Urlauben!

Vom 23.6. bis 07.07.2007 verbrachten wir wieder einmal unseren heiß ersehnten Urlaub in Großarl. Bei Sepp und Liesbeth im Hotel Moargut ist es doch immer am Schönsten! Ungelogen, denn wo kann man sich mehr entspannen und den Alltag außen vor lassen, als in einem Hotel, bei dem man schon bei der Ankunft von Koch Alex und Allround-Servicetalent Markus gedrückt und geherzt wird? Wie kann ein Urlaub noch getoppt werden, bei dem einem alle Wünsche bereits von den Augen abgelesen werden, noch bevor man sie selber kennt? Ein Beispiel: Gleich bei der Ankunft begrüßte mich Koch Alex mit den Worten: "Andrea an einem Tag werd ich extra für Dich das Rollschinkenmousse* machen!" Und das tat er auch - am Donnerstag der zweiten Woche gab es eine Portion Rollschinkenmousse, NUR FÜR MICH! Schade, dass Frank da schon abgereist war, er hätte das auch sehr genossen!

So freuten wir uns also wieder auf einen Super-Urlaub - mit den Kids und doch auch ohne, denn wenn sie nicht mit auf die Berge wollten, blieben sie halt im Hotel bei der Kinderbetreuung. Ein Urlaub im Moargut ist halt der Mercedes unter den Urlauben!

Vom Wetter waren wir in Deutschland nicht grade verwöhnt worden diesen Sommer! Der April war ungewöhnlich heiß gewesen und pünktlich zur Öffnung der Freibäder schlug das Wetter Anfang Mai um. Seitdem hatten wir wettertechnisch in die Röhre geguckt! Welch Überraschung, als uns dann in den österreichischen Alpen der Hochsommer begrüßte! Aber selbst als das Wetter nach gut einer Woche umschlug, machte uns dies fast nichts aus. Wanderten wir halt bei Wolken und auch mal bei leichtem Nieselregen. Schade nur, dass die (extra für mich?!?!?!) als Hotelführung geplante Gletschertour dann doch dem Schneefall zum Opfer fiel! Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und so hoffe ich, dass ich hier im kommenden Sommer auf meine Kosten komme.

Die Kids waren wie immer sehr gut zufrieden. Kindertechnisch war es also fast wieder ein "Selbstläufer" und genau richtig für uns "Rabeneltern" ;-)) Johanna und Franziska genossen alle nur erdenklichen Aktivitäten der Kinderbetreuung, wie z. B. Heuhüpfen mit anschließender Übernachtung in selbigem, Treckerfahren bei Sepp in der Treckerschaufel (als Versicherungsfachwirtin und Möchte-Gern-Juristin muss ich ja sagen: ganz schön mutig, Sepp!), T-Shirt-Gestalten und Vieles mehr. Felix war ja nie wirklich für die Kinderbetreuung zu erwärmen, da er ja wie auch daheim, im Urlaub gerne seinen eigenen Weg geht. Dieser Weg führte in diesem Urlaub jedoch nicht selten an unserer Seite entlang, da Felix es sich nicht nehmen ließ, etliche Bergwanderungen mit zu machen, vor allem, wenn sein Freund Tom Belling aus Detmold mit dabei war. An einem Tag wurde Felix von Familie Belling mit zum Fernsehbauernhof Gut Aiderbichel genommen. Tom und Felix wurden so dicke Freunde, dass Felix Tom in den Herbstferien sogar einen 5-tägigen Besuch in Detmold abstattete!

Franziska wollte unbedingt gerne in das Salzbergwerk nach Hallein und so unternahmen wir mit der Familie (außer Felix, der da grade am Gut Aiderbichel war) und Oma einen Tagesausflug. Das Wetter war ziemlich mies an dem Tag, aber wir weilten ja unter Tage, ließen uns die Geschichte des Salzbergwerkes erzählen, hörten von Kelten und Kaisern, Knechten und (Salz-)Kammern, ließen uns mit einem Boot über einen unterirdischen Salzsee fahren und überquerten unter Tage sogar die österreichische Grenze. Durch die Erzählungen der Führerin wurde Franziskas Interesse an der Geschichte der Kelten geweckt, so dass wir an einem anderen Ferientag noch einmal nach Hallein fahren mussten, um das Keltenmuseum anzuschauen. Diesmal war auch Tom mitgefahren und wir konnten uns etwas für den Ausflug zum Gut Aiderbichel revanchieren. Bei diesem Ausflug nutzte ich auf dem Rückweg einen kurzen Stadtbummel, um mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen: ich schenkte mir quasi selber ein hübsches Dirndl zum Geburtstag!

Frank war in der zweiten Woche bereits am Donnerstagmorgen zu einem Motorradtreffen in den Schwarzwald aufgebrochen. Er hatte aber bis dahin auch schon allerlei erlebt. So waren wir unzählige Kilometer gewandert, teils alleine, teils mit unserer Freundin Doris aus Coesfeld, teils mit Felix und/oder anderen Hotelgästen. Felix hatte sich gleich am ersten Tag vorgenommen, den "Badeschlappenweg" zur Aigenalm (hier gibt es -leider- einen neuen Güterweg) mit dem Fahrrad hinaufzufahren. Mann, hat der Gas gegeben! Auch wenn er einige Etappen schieben musste, so war das dennoch eine beachtliche Leistung! Als ich ihn auf dem Rückweg mit Vollgas den Hang hinunter fahren sah, bat ich Frank besorgt, ihm bitte schnell zu folgen und für seine Sicherheit zu sorgen. Felix war allerdings längst schon -im wahrsten Sinne des Wortes- über alle Berge und gar nicht mehr zu sehen!

Wie immer hatte der Sepp pro Woche eine Familienwanderungen geplant: Die erste war gleich eine echte Herausforderung! Es ging zur Filzmoosalm, Lohsbühelalm, Weißalm und Groß Elmaualm. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch knalle heißes Sommerwetter und Franziska war total am Ende und bekam kurz vor der letzen Alm einen hysterischen Anfall! An einem Freitag gab es ein Kaffeetrinken auf der Bachalm. Sepp und Liesbeth hatten dort für uns eine Kaffeetafel mit Apfelstrudel und anderen Leckereien angerichtet! Viele waren hier mit den Autos hinauf gefahren. Thomas (Papa von Zissis Freundin Nathalie) und ich waren jedoch den gesamten Weg gelaufen - und froh, als wir wieder unten waren! Wir hatten hier echt Vollgas gegeben und konnten wegen des -langweiligen- Güterwegs fast hinauf und hinab joggen!

Auch für die „Großen“ gab es spezielle Wandertouren. Eine führte uns die bereits bekannte Strecke zum Frauenkogel hinauf. Ich war etwas enttäuscht, weil wir erst mit Autos zur Bachalm gefahren waren. So richtig ausgelastet war ich dann ja vom Wandern nicht. Was mir eher zu schaffen machte, war die an diesem Tage herrschende Witterung: das Wetter war umgeschlagen und oben erwarteten uns nicht nur Schneefelder, sondern auch Schneegriesel! Und ich blöder Flachlandtiroler war ganz unbedarft mit kurzer Hose hinaufgegangen! Das sollte mir nicht wieder passieren! Eine weitere Wanderung ging dann am letzten Donnerstag zum Draugstein. Leider ging es mir nicht so gut an dem Tag. Zudem war Frank bereits abgereist. So musste Felix alleine mit wandern und tat das auch. Er war wohl wieder nur voran gelaufen. Leider hatte er keine Jacke dabei und das Wetter ließ wieder mal nur zu wünschen übrig. Aber ihm machte das nichts aus und er kehrte glücklich und stolz zum Hotel zurück.

Frank und ich hatten einige weitere schöne und auch nicht so schöne Wanderungen bewerkstelligt. Es ist doch erstaunlich und irgendwie auch enttäuschend, wie sich das Großarltal seit unserem letzten Sommerurlaub teilweise verändert hatte! So wollten Frank und ich zur Kreealm mit Kreehütte und Bichlhütte hinauf. Diese Tour hatten wir noch so gut in Erinnerung, da wir von dort aus doch einmal an einem zweiten Urlaubstag ganz naiv bis zum Murtörl gekraxelt waren. Das Wetter war recht wechselhaft und wir hatten diesmal nicht vor, so hoch zu steigen. Wir wollten nur den schönen Kraxelsteig bis zu den Almhütten nehmen - aber - der war weg! Statt dessen begrüßte uns der frische Kiesweg mit seitlich deutlich sichtbaren Sprengspuren! Ein weiterer, ganz neuer Güterweg also! Wie blöd! Nun ja, aber die Almbauern müssen ja auch leben und es ist eben kein alpines Disneyland, wo alles nur auf die Touristen abgestellt ist!

Mit Doris, Jan, Tim und unseren Kids hatten wir noch einen schönen Ausflug auf der anderen Talseite: Am Vorderstadtluck parkten wir und gingen auf zwei verschiedenen Wegen zur Saukaralm und zum Teil sogar zum Saukarkopf. Jan hatte doch erhebliche konditionelle Probleme und ging darum mit Doris eine einfachere Strecke. Tim marschierte derweil mit uns. Auf dem Saukarkopf verloren wir Felix wieder einmal, weil er einfach schon wieder unten war, als wir ihn noch oben suchten...

Schön war auch Franks und mein Aufstieg zur Höllwand! Selbst Doris ließ sich von dem schaurigen Namen nicht abschrecken und kam mit, unter dem Vorbehalt, nicht die eigentliche Höllwand zu besteigen. So kraxelten wir, obgleich wir einen skelettierten Kuhkopf auf einer Wiese hinter uns gelassen hatten, entschlossen am Schuhflicker vorbei und näherten uns der Höllwand. Diese machte dann, besonders auf den letzten Metern, ihrem Namen alle Ehre! Hui, war das hoch und steil! Ich musste mich quasi am Berg festkrallen, um die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz zu schaffen! Bloß nicht runtergucken jetzt! Und dann wäre es beinahe doch passiert - vor lauter falschem Ehrgeiz wäre ich doch glatt abgeschmiert! Ich griff nämlich in den Hang und spürte einen stechenden Schmerz, als mir nichts außer einem Büschel Brennnessel Halt bot! Als ich dann auf dem Kamm saß, klopfte mein Herz wie wild! Ich beschloss, noch nicht an den Abstieg zu denken und die atemberaubende Aussicht zu genießen! Das war echt toll, wie man weit über die Gipfel und Täler blicken konnte! Selten hab ich so einen schönen Ausblick gehabt! Nachdem ich dann die ersten Meter des Abstiegs geschafft hatte, war dann auch alles wieder ganz easy!

Am Folgetag beschlossen wir, auch noch den Schuhflicker zu "schaffen", an dem wir zuvor ja nur vorbei gelaufen waren. Da dieser alleine aber keine echte Herausforderung für uns darstellte, beschlossen Frank und ich, anschließend vom Schuhflicker zum Kreuzkogel zu wandern und von dort aus in unser „Heimattal“, in dem sich die Aigenalm befindet, zu laufen. Morgens hatten wir den Sepp gefragt, ob wir oben vom Kamm ins Tal steigen könnten, es war dort nämlich kein Wanderweg eingezeichnet. "Klar, des passt, ist allerdings etwas unwegsam. Ihr schaffts des schon!". Nun konnten wir Doris aber nicht mehr überreden, mit uns zu gehen. Hinterher war ich ehrlich gesagt ganz froh, denn nachdem wir den Schuhflicker mal eben "abgefrühstückt" hatten, sollte unser ganz großes Urlaubsabenteuer beginnen.....

Erst zögerten wir noch, an welcher Stelle wir den Abstieg in "unser" Tal wagen sollten. Dann sahen wir bereits vom Kamm aus die Almhütten - na, dann kann ja nix mehr schief gehen! - Wie sehr man sich doch irren kann! Wir gingen ein kleines, recht gut bezwingbares und überschaubares Gefälle hinab. Dann veränderte sich der Untergrund. Das Gras wurde höher - Moment - Gras? Da war alles andere, aber nicht mehr das, was man sich als Flachlandtiroler als Gras vorstellt! Zwar bin ich botanisch ohnehin nicht so unglaublich bewandert, die Namen der sich mir dort nun präsentierenden Pflanzen stehen aber bestimmt in keinem handelsüblichen Biologiebuch! Und es waren ja nicht nur nett anzuschauende Blühpflanzen - nein: ungefähr 80 % der floralen Umgebung bestanden aus bedrohlich ausschauenden, mit Dornen und Stacheln bewehrten ganz bestimmt mindestens Fleisch fressenden Pflanzen! Hier fühlte ich mich nicht erst unwohl, als Frank meinte: "Guck mal, eine Schlange!" Quiekend suchte ich nach einem anderen Weg und glaubte mich in einer nahen Nadelwaldschonung in Sicherheit. Dort angekommen, atmete ich auf - um gleich darauf auf dem schmierseifenglatten Tannennadeluntergrund auf den Po zu fallen. Frank, der mir inzwischen gefolgt war, schlitterte mit mir auf dem steilen Gefälle zum nächsten Baum. Hier also auch nicht gut. Während einer Pause hörte ich ein Plätschern. Ein Bachlauf! Ja, ich hatte noch genau vor Augen, wie unser Sohn Felix am Vortag bei der Wanderung mit seinem Freund Tom lustig durch einen Bachlauf spazierte. Das wäre doch jetzt optimal: die sich im Bach befindlichen Steine würden uns sicheren Halt geben. Durch das pieksende, urwaldähnliche Gestrüpp wagten wir uns Richtung Plätschern. Gut, dass ich mir just an diesem Morgen eine superteure lange Wanderhose gekauft hatte! Diese schonte die Haut an meinen Beinen und gab mir die Illusion, vor Schlangen, Spinnen, Zecken und Co. einigermaßen sicher zu sein. Da! Der Bach! Voller Vorfreude und mit der Gewissheit, es bald geschafft zu haben, retteten wir uns in das kühle Nass und wurden gleich mit einer Rutschpartie auf dem Hosenboden belohnt! Das Bild des Vortages (Felix und Tom idyllisch im Bach....) zerfiel schlagartig in tausend kleine Trümmerstücke! Halb rutschend und schlitternd und zwischendurch immer wieder einen Weg am Festland ausprobierend, kamen wir nur langsam etwas weiter ins Tal. Langsam bekam ich Panik: Was, wenn einer von uns sich hier verletzt, den Fuß verknickt oder tatsächlich von einer Schlange gebissen wird? Wie sollen wir hier jemals wieder weg kommen? Wie sollte uns hier jemand finden oder retten können? Aber es half ja nichts, wir mussten irgendwie weiter. Gegenseitig machten wir uns immer wieder Mut, versuchten der Situation etwas Komisches abzugewinnen und etwas Galgenhumor aufzubringen. Und dann endlich - der erste Kuhfladen! Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so über den Anblick eines Kuhfladens gefreut zu haben! Jauchzend trat ich mit meinen ohnehin total zugesauten Wanderschuhen feste hinein! Jetzt konnte nicht mehr viel schief gehen! Nach nur mehr wenigen Minuten erreichten wir dann die Almhütte und stießen mit einem kühlen Bier auf unser zweites Leben an! Eins war sicher: so leichtsinnig würden wir nicht so schnell wieder sein. Der Almwirt zollte uns auch seine hohe Anerkennung für unseren Abstieg. Das würden nur geübte Bergsteiger schaffen! Jaja....
Der Sepp nahm unseren kleinen Vorwurf, er hätte uns ja warnen können, gelassen hin: "I hoab ja g'sogt, des des unwegsam is!" So, so, unwegsam....

Nun, mal schauen, was wir uns im nächsten Jahr für feine Strecken aussuchen...ich glaub, der Ankogl-Gletscher ist noch nicht ganz vom Tisch....

*das Rollschinkenmousse hat eine Vorgeschichte: Im Moargut werden stets die feinsten Schmankerl serviert. Dies gilt natürlich besonders, seit Koch Alex an den Töpfen steht. Aber auch zuvor war die Speisekarte äußerst erlesen. So gab es, und diese Bezeichnung werden wir wohl nie vergessen, "das Rollschinkenmousse, ins Schusterleibchen dressiert". Das Schusterleibchen entpuppte sich dann als zwei kleine Brotscheiben und das Rezept des Rollschinkenmousses wollte uns Mutter Prommegger leider nie verraten...

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