Montag, 27. April 2009

Bahnfahren

Am Wochenende bin ich nach Freiburg und zurück gefahren. Auf dem Hinweg fuhr ich mit einem Schweizer EC. Es gab wohl einen "Unfall mit Personenschaden am Gleis zwischen Duisburg und Düsseldorf" und danach eine Verspätung von 45 Minuten (die dann letztlich auf 30 Minuten geschmolzen ist). Für mich war klar - ich hätte den Anschluss-ICE verpasst. Das wäre schade gewesen, da mir doch der Komfort des ICE im Vergleich zu dem des rappeligen Schweizer EC lieber gewesen wäre. Der EC fuhr aber auch bis zu meinem Zielort Freiburg durch und so trug ichs mit Fassung. Wie das Schicksal es so wollte, hatte dann auch der ICE dieselbe Verspätung und ich konnte doch noch passend umsteigen!

Auf dem Rückweg saß ich wieder im EC und hatte keine Umstiegmöglichkeit. Also volle sechs Stunden "Rappelkiste". Eigentlich ist der EC mit dem deutschen IC vergleichbar aber wenn man das fast lautlose Schweben des ICE gewohnt ist....also ich kam mir vor allem an meinem Sitzplatz vor wie in einem südländischen Verkehrsmittel: Vor, neben mir und schräg gegenüber ältere Frauen, deren Deo allmählich versagte. Eine von ihnen hatte noch eine Katze dabei, die permanent gequält miaute und die Frau mir gegenüber hatte einen permanenten Hustenreiz (für den sie sicher nichts konnte, die Arme, aber nerven tats trotzdem). Die Enge war beklemmend: Meine Zeitung musste ich umständlich falten, bevor ich sie lesen konnte und ich wagte kaum, mal an meinen Rucksack zu langen, um etwas zu trinken rauszuholen, weil ich meine Nachbarin nicht fortwährend anstupsen wollte. Mein Gegenüber las in der Bild der Frau grade einen Artikel zu dem Thema "Gewichtsprüfung beim Hamster?", als ich dachte: Das halte ich jetzt nicht mehr aus! Ich brauch jetzt hier ne Auszeit - wo ist das Zugrestaurant?

Ich lief zwei Waggons weiter, zu Wagen 260, in dem sich das Bistro befinden sollte. Vor der letzten Tür stutzte ich - war hier der Zug zuende? Sah so komisch aus....zum Glück täuschte aber der erste Eindruck. Vielleicht hatten mehrere Leute, wie ich beinahe auch, vor dem Ziel kehrt gemacht - jedenfalls war das Bistro dann eine volle Entschädigung für Omis, Katzen und Hamster: purer Luxus mit (Kunst?-)Ledersitzen und viiiiiel Platz. Dazu ein Schweizer Kellner, bei dem ich nicht richtig einschätzen konnte, ob sein Verhalten genervt war oder ob er komödiantische Einlagen bot und uns auf den Arm nahm mit seinen empörten Bemerkungen, z. B. dazu, ob wir tatsächlich schon zahlen wollten o. ä.

Irgendwann am Rhein setzte sich eine Frau zu mir an den Tisch und wir begannen ein nettes Gespräch. Wir quatschten sicher ne Stunde lang und es war total interessant! Da fiel mir doch glatt das Gespräch mit der Frau ein, die ich auf der Fahrt nach München Ende Januar kennengelernt hatte - Katharina, die Zen-Meisterin, die ich ja tatsächlich anschließend in Bottrop besucht hatte! Beide Frauen total interessant und beide in etwas im selben Alter, so Ende 50, Anfang 60. Ich fragte mich kurz, warum ich nur mit älteren Menschen im Zug ins Gespräch kam - aber die Lösung fiel mir dann sofort ein, als ich wieder zu meinem Platz kam: Die Omis waren nebst Haustieren verschwunden und die "Besetzung" hatte sich während meines Bistro-Besuchs um 30 Jahre verjüngt. Mir frontal sowie schräg gegenüber und neben mir saßen Leute in meinem Alter und etwas jünger - und alle hatten einen "Knopf im Ohr" und sich so von der Außenwelt abgeschottet. Jeder blieb in seiner Welt und in seinen Gedanken - kein Wunsch zur Kommunikation. Schade, sie wissen nicht, was sie verpassen....

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