Die letzten Wochen und Tage waren geprägt von Stunden des Lernens: Mathe, Englisch, Französisch aus den Gymnasialklassen fünf und sieben. Bruchrechnen, Prozentrechnen, Dreisatz. Passé Composé, direktes und indirektes Objekt. Vokabeln, Vokabeln, Vokabeln. Dazwischen noch: Wie schreibt man eine Gruselgeschichte möglichst gruselig. Und (das "Beste" kommt zum Schluss): Englisch. Englisch war seit meiner Kindheit mein Lieblingsfach. Und - mal abgesehen von einem kleinen "Hänger" in der 6. oder 7. Klasse, als ich eine Arbeit, bei der es um Groß- und Kleinschreibung im Englischen ging, die einzige Sechs meiner Schullaufbahn geschrieben habe, stand ich immer zwischen Eins und Zwei. Abi: Eins. Zudem diverse Freundschaften, bei denen ich ausschließlich auf Englisch kommuniziere und diverse Auslandsaufenthalte im englischsprachigen Raum. Ich kann also wohl mit Fug und Recht behaupten: Englisch? Kann ich!
So, jetzt zum Englisch-Stoff meiner Tochter, 7. Klasse. Die erste Arbeit in der siebten Klasse war schonmal der Hammer. Es ging unter anderem um das present perfect. Und um since und for. Eigentlich nicht schwer. Aber im Englischbuch (Cornelsen Verlag) war es so verwirrend beschrieben, dass selbst ich nicht mehr durchblickte. Statt mal die Grundsätze zu erklären, wurden gleich sämtliche Ausnahmen genannt. Die armen Kinder (und Eltern...)! Die Arbeit fiel entsprechend aus: keine Eins, zwei Zweier, wenige Dreier, viiiiele Vieren und auch Fünfen und Sechsen en masse.
Jetzt steht die zweite Arbeit vor der Tür. Zum present perfect wird das simple past wiederholt und natürlich auch present tense. Present progressive wird scheinbar als im Schlaf zu können vorausgesetzt. Dazu kommen dann noch Conditional I und II und - es könnte ja langweilig werden - Futur. Futur aber bitte schön als will-future, going-to-future und (das kannte ich selbst noch gar nicht und ich dachte erst, die Lehrerin habe einen Fehler auf dem Arbeitszettel eingebaut) das present-progressive-future. Im Buch gibt es dann ein paar an den Haaren herbeigezogene Begründungen, wann welche der Futur-Formen zu wählen sei. Ich glaub, da schert sich kein Engländer drum! Möchte mal gerne wissen, welche Begründungen in den in England benutzten Deutsch-Lehrbüchern für unsere Grammatik zu finden sind! Ja, und dann kommen noch Fragen hinzu. Fragen nach unterschiedlichen Satzgliedern in den entsprechenden Zeiten, bitte schön jeweils mit to do in der richtigen Form und Zeit oder halt im progressive.....also, ich finde, das ist absolut zu viel!
Ach ja, wo wir grade bei Satzgliedern waren. Also, ich habe das so gelernt, dass es verschiedene Satzglieder gibt, die drei wichtigsten waren immer Subjekt, Prädikat, Objekt. So lernen es die Kids auch in der Grundschule (immerhin!). Dann gibt es noch unterschiedliche Wortarten, z. B. Nomen, Verben, Adjektive. Es ist in der Regel so, dass ein Subjekt gleichzeitig auch ein Nomen ist und ein Prädikat ein Verb. Klingt komisch, is aber so. Was man aber der Systematik nach meiner Meinung nach NICHT tun sollte, ist, Wortarten mit Satzteilen durcheinander zu werfen. Im Lateinischen kann das z. B. verheerende Folgen haben! Wie stehts aber im Englischbuch? Statt SPO jetzt SVO: subject, verb, object! Der Cornelsenverlag meinte auf meine Anfrage hin, das stünde jetzt so im Lehrplan!
Ach, und nochwas. Meiner Meinung nach sollten sich die Lehrer der Grundschulen mal mit denen der weiterführenden Schulen absprechen. In der Grundschule wird beinahe ausschließlich mündlich Englisch unterrichtet und dazu noch recht spielerisch. Kommen die Kids dann auf Gymnasium oder Realschule, gehts dann gleich richtig los - denn die Kids haben ja seit der zweiten oder dritten Klasse Englisch! Also, entweder muss meiner Meinung nach schon spätestens in Klasse vier mit Englisch in Schriftform begonnen werden, oder man sollte auf der weiterführenden Schule weniger voraussetzen.
Ganz bestimmt nicht geholfen ist den Kindern mit der schwachsinnigen Idee, direkt mit Abkürzungen und Kurzformen zu arbeiten. So geht es gleich in der ersten Arbeit der Klasse fünf los mit I'm, you're und he's, wobei natürlich die Unterscheidung zum Possesivpronomen his für einen Sextaner phonetisch kaum machbar ist. Im Lehrbuch wird betont, dass die Kurzform nur in der Umgangssprache oder in der Schriftform unter Freunden benutzt wird. Na, dann lasst es doch in der Schule weg! Wer ist schon mit seinem Lehrer/seiner Lehrerin befreundet?!? Außerdem würde ich auch nie sagen we're....da bricht man sich ja die Zunge!
Herrlich auch der Blick auf die Liste mit den unregelmäßigen Verben. Beispiel: to set, ach, sorry, das to läßt man ja jetzt weg, damit man bloß nicht mehr erkennt, welches die Infinitivform ist! Set, also, weitere Formen: set, set. Bei mir hieß die Übersetzung früher: setzen, stellen, legen. Heute steht im Buch als Grundform "set a trap" und als Übersetzung "eine Falle stellen" - super! Ja, bin ich denn im Wald? Manchmal hab ich wirklich das Gefühl. Vielleicht sehe ich auch einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
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1 Kommentar:
Ich glaube da wären englischsprachige Hörbücher (meinetwegen Anfängerlevel) angesagt. Da kommt man wenigstens phonetisch gut rein...
Mein Mitleid - wegen der Grammatik.
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