Dienstag, 25. Oktober 2011

Karate-Doc-Seminar "Karate und Gesundheit"

Na, das ist doch mal was: Ein kostenloses Seminar zum Thema Karate und Gesundheit in einem historischen Schlosshotel, Kost und Logis frei! Wer kann dazu schon "nein" sagen? :-)
So machte sich auch ein fünfköpfiges Trainerteam des SKDM am 21.10.2011 auf den Weg ins Sauerland nach Olsberg-Gevelinghausen, um dort auf 13 weitere Karateka, darunter Karate-Doc Peter Schuler und einen Dozenten der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG), zu treffen. Die VBG war Veranstalter und Kostenträger dieses Seminars. Vermutlich war keinem von uns DJKB-Trainern bekannt, dass wir alle über unseren jeweiligen Verein gesetzlich unfallversichert sind, da wir den Status eines Arbeitnehmers haben. Hierüber unterrichtete uns der VBG-Dozent Christian Richter, der selber auch Kampfsportler ist (Aikido). So manches Mal während des Seminars hatte ich ein wenig den Eindruck, dass er gerne mehr aus seinem Fachbereich berichtet und sich über etwas mehr Interesse an seinen Themen gefreut hätte.
Allerdings stand für uns Trainer wohl das im Mittelpunkt, was der Karate-Doc zu berichten hatte. Peter Schuler ist ausgebildeter HNO-ler, seit vielen Jahren aber unter anderem als Wettkampfarzt für den DJKB tätig. Selber macht er auch schon seit bald 40 Jahren Karate und wenn er da so mitten im Seminar, ohne jegliche Aufwärmgymnastik und in Jeans so ganz locker mal Mawashis Jodan präsentierte, da klappte dem ein- oder anderen von uns wohl die Kinnlade runter. Kurz gesagt: Peter weiß, wovon er spricht - sowohl vom gesundheitlichen Aspekt her, als auch aus Sicht des Karateka.
Zunächst erfuhren wir viel über die biomechanischen Schlüsselregionen. Wer von uns hätte gewusst, dass sowohl jeder Fuß, als auch jede Hand über 26 Knochen verfügt? Die Knochen einer Hand werden im Regelfall mehr genutzt, als die der Füße, da die Füße ja meist in Schuhen stecken. Die Empfehlung lautet: viel barfuß laufen, um die Füße funktional und möglichst gelenkig zu halten. Nun, das tun wir Karateka ja schon im Training beinahe jeden Tag ;-) Peter wies aber insbesondere darauf hin, dass Karate-Anfänger die Füße häufig noch ungelenk aufsetzen, wenn sie sich z. B. im Zenkutsu-Dachi fortbewegen. Sie müssen erst lernen, die Füße richtig zu spüren und einzusetzen.
Peter riet uns, unsere Körperteile als Waffen zu betrachten und sie wie eine Waffe vor einem Einsatz im "Gefecht" vorzubereiten. Wenn unser Körper gut vorbereitet ist, fallen Unfälle aller Art nicht so dramatisch aus. Beim Stolpern ist man dann z. B. in der Lage, eher das Gleichgewicht wieder zu erlangen und nicht tatsächlich zu stürzen. Auch vor einem geplanten Bruchtest sollen wir den Körper vorbereiten, etwa durch gezieltes Makiwaratraining - so kann man die Biegefähigkeit der Knochen erhöhen. Brechen soll ja das Brett, nicht der Knochen! :-) Beim Bruchtest kann der Laie schlagen, der Profi muss das Brett halten können.

Nicht neu, aber doch wichtig war auch Peters Aussage, dass man auch den Stoffwechsel trainieren kann: Ein Körper, der es gewohnt ist, starr im Auto, auf dem Bürostuhl und auf dem Sofa zu sitzen, bewegt sich auch "innen" wenig. Folge ist, dass auch der Stoffwechsel verlangsamt abläuft, Schadstoffe nicht oder nur langsam abtransportiert werden und der Mensch über kurz oder lang (ggf. chronisch) krank wird. Hiergegen hilft natürlich der Sport und natürlich auch Karate. Peter verdeutlichte uns dies an einigen ganz banalen Übungen und Techniken - angefangen beim Schwingen der Arme im Stand bis hin zum Tsuki mit Hikite (Körper an einer Seite gespannt, geschlossen, an der anderen Seite geöffnet).

Eine super Vorbeugung gegen zahlreiche Haltungsprobleme oder auch gegen Stolperunfälle ist es, die Mukulatur zwischen Oberschenkel und Rumpf (die beim Mae-Geri-Ansatz benutzt wird) zu stärken (eine Übung hierzu ist übrigens Bestandteil von Ristos Powerpack!). Auch der Ausfallschritt hilft hier, die Muskulatur zu stärken, beweglich zu halten.
Use it or lose it - dieser Spruch war wohl Kernaussage des ersten Seminarteils. Lieber nicht ganz richtig  oder nur selten geübt , als gar nicht  (wobei schwere Trainingsfehler natürlich zu vermeiden sind, da sie langfrisitg zu Schäden am Bewegungsapparat führen können). Vorzubeugen ist der schleichenden Immobilisierung, unter der die meisten Menschen - aller Altersstufen - derzeit leiden. Auch das Gehirn wird immobil! Durch Bewegung wird das Lymphatische System angeregt, das selber keine "Pumpe" hat.

Arthrose - ein wichtiges Thema unter Karateka! Ursache sind entweder Minitraumata, also kleinste Verletzungen, die von Stoßbewegungen (des nicht ausreichend vorbereiteten Körpers) herrühren können, oder schlichtweg eine Übersäuerung des Körpers - insbesondere durch schlechte Ernährung, zuviel weißes Mehl, Industriezucker etc. Die Ernährung wurde auch im Seminar angesprochen, insbesondere wurden wir aber durch die sehr gesunden Zwischenmahlzeiten, bestehend aus Obst, Gemüse und Nüssen, für dieses Thema sensibilisiert. Auch die zu Seminarbeginn am Freitagabend (freiwillige!) Messung des Gewichts und des Körperfettanteils brachte vermutlich nicht nur mich zum Grübeln und bot wohl den ein- oder anderen Anlass für neue, gute Vorsätze, was Ernährung und Bewegung angehen.

Training trotz Krankheit und Schmerzen - geht das? Ein klares "Jein" war die Antwort. Kaderathlethen, Leistungssportler trainieren häufig trotz Erkältung. Allerdings sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass sie hier eine Verschlecherung ihres Gesundheitszustands in Kauf nehmen - bis hin zum Tod! Bei Schmerzen in den Gelenken (z. B. aufgrund von Arthrose) ist es ggf. möglich, um den Schmerz herum zu trainieren, also mit weniger tiefen Ständen und mehr Arm-, als Beintechniken.
Wie oft soll man Karate trainieren? "An jedem Tag, an dem Du etwas isst!" Peter gab uns die 724 Regel an die Hand: Karate an 7 Tagen in der Woche, 24 Stunden lang - wenn grade nicht im Dojo und im Gi, so doch durch ein bewusstes Leben, durch Kreativität, durch Ausprobieren - in allen Lebensbereichen, mit allen Sinnen. Und sei es, dass wir das Dojokun an der Kasse im Supermarkt leben ("sei geduldig und beherrscht") ;-)
In der Grundschule sollen wir auch als Schwarzgurt tief stehen, da wir sonst allmählich unsere Bewegungsfähigkeit aufgeben (Personen mit vorgeschädigten Knien müssen hier natürlich ihre Schmerzgrenze beachten!).
Karate-Do ist Bewegung, Entspannung/Anspannung, Mentalkraft, Beweglichkeit, Ernährung - und deckt so alle Bereiche der Gesundheitsprävention ab.

Der Samstagnachmittag forderte unsere Anwesenheit im Gi. Wir sollten in Kleingruppen verschiedene Techniken vom Gyaku-Tsuki bis zum Ashi-Barai erklären und genau beschreiben. Leider wurde das Nachmittagsprogramm mit sechs Gruppen dann doch etwas lang. Vielleicht hätte es auch gereicht, zwei oder drei Gruppen zum Vortragen zu bitten. Sinn und Zweck dieser Übung war es ja, uns Trainer für die Abläufe der einzelnen Techniken zu sensiblisieren, uns dazu zu bringen, uns selbst Gedanken zu machen, die Technik auseinander zu nehmen, zu studieren.
Unsere volle Aufmerksamkeit erhielt dann wieder Jörg Uretschläger, der eigentlich ja auch nur Seminarteilnehmer war - uns aber freundlicherweise einen Einblick in die Kyoshu-Thematik gewährte. Wir lernten hier einiges über Vitalpunkte, wie man einen Gegner durch die Aktivierung dieser Punkte ausschalten - oder auch Krankheiten durch die Stimulierung dieser Punkte lindern oder heilen kann! Ich beschloss spontan, Jörg im Frühjahr für ein Tagesseminar in das Shotokan-Karate-Dojo Münster einzuladen!
Der Karate-Doc gab uns auch am Sonntag noch wichtige Hinweise für unser tägliches Training und für unsere Wettkämpfe mit auf den Weg: Von der richtigen Fußpflege bis hihn zu  einem sinnvollen Aufwärmtraining (wobei wir hier durchaus kontrovers diskutierten!). Das Thema Krafttraining wurde ebenfalls angerissen und Peter versprach, dieses Thema in seinem Blog http://karatedoc.wordpress.com/  zu behandeln und zur Diskussion zu stellen.
Alles in allem war es eine tolle und sehr informative Veranstaltung, die ich wirklich jedem Karatetrainer nur wärmstens empfehlen kann! Wenn jetzt die Sauna des Schlosshotels noch funktioniert hätte, wäre das Wochenende wohl perfekt gewesen :-)

Montag, 24. Oktober 2011

(Karate-)Seminare mit der VBG

Vom 21. bis 23.10.2011 besuchte eine fünfköpfige Trainerdelegation des SKDM ein Seminar der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) zum Thema Fit for Work - Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren. Äh - Moment - was machen Karateka auf einem Seminar der VerwaltungsBG und warum zum Teufel "arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren"? Darüber und über einige andere Informationen, die den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz betreffen, wurden wir von Christian Richter, dem Dozenten der VBG (seines Zeichens Aikidoka, übrigens) informiert: Trainer eines Sportvereins haben im Regelfall den Status eines Arbeitnehmers, da sie ja vom Verein damit betraut sind, Tätigkeiten zu übernehmen, die dem Vereinszweck dienen. Dies bedeutet unter anderem, dass sie wie Arbeitnehmer im Berufsleben über eine Berufsgenossenschaft unfallversichert sind, und zwar über die VerwaltungsBG. Erleidet der Trainer eines Vereins während der Ausübung seiner Trainertätigkeit einen Unfall und wird dabei verletzt, so werden die Behandlungskosten übernommen und im Extremfall (z. B. im Fall einer bleibenden Behinderung) die Umbaukosten des Hauses, die Kosten von Rehamaßnahmen in Spezialkliniken und schlimmstenfalls auch Rentenzahlungen an den Verletzten oder die Hinterbliebenen. Ein Unfall (hähä, mit dem Wissen um diese Definition konnte ich ein bisschen angeben ;-) ist übrigens ein plötzlich mit mechanischer Gewalt von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis. Kein Unfall sind demnach innere Vorgänge wie ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder auch ein Bänderriss (es sei denn, dieser kommt etwa durch einen Fußfeger zustande). Ebensowenig sind ein schleichender Gelenkverschleiß oder eine Arthrose (nicht "plötzlich") ein Unfall. Nun, ich habe während des Seminars oft bei mir gedacht, dass Karate doch ein recht sanfter Zeitvertreib ist, denn ich konnte mich ad hoc jetzt nicht an so wahnsinnig viele Verletzungen dieser Art im Trainerteam des SKDM erinnern. Aber wenn man alleine bedenkt, dass ja auch Wegeunfälle, also Unfälle, die sich z. B. im Straßenverkehr auf dem Weg zum Training(geben) oder nach Hause ereignen, dann wird die Sache schon interessanter, finde ich! Nun, egal, ob die VBG nun häufig für uns einschreiten muss oder nicht - wir sind eh alle automatisch versichert. Und ein weiterer Pluspunkt der VBG ist ja neben der Zahlung der oben genannten Positionen auch die Organisation von Unfallverhütungsmaßnahmen und in diesem Rahmen eben auch von Seminaren wie dem grade von uns besuchten! Die VBG hat für dieses sehr karatespezifische Seminar nicht nur die Vergütung des Dozenten übernommen, sondern auch die Anreise (ein Weg), die Unterkunft (Schlosshotel Gevelinghausen - hätte die Sauna funktioniert, wäre es perfekt gewesen!) und das leckere Essen (einschließlich gesunder Snacks bestehend aus Obst, Rohkost und Nüssen).
Ehrenamtlich Tätige und gewählte Vorstandsmitglieder sind übrigens im Regelfall auch versichert, wenn der Verein Mitglied im Landessportbund ist. Im Zweifel mal nachfragen, denn falls das nicht der Fall sein sollte, kann ein Vorstandsmitglied für schlappe 2,73 Euro im Jahr versichert werden.
Auch für selbständige Karatelehrer besteht die Möglichkeit, sich bei der VBG zu versichern. Und die können es sicher gut gebrauchen, wenn sie doch so viel unterwegs sind, um ihre Seminare und Lehrgänge zu halten!
Diesmal war die VBG Gastgeber eines Seminars, das von unserem Karate-Doc Peter Schuler geleitet wurde. Mehr dazu gibts in einem speziellen Post. Aber es können auch allgemeine Seminare dort gebucht werden, die vielleicht auch in Gevelinghausen stattfinden oder in Lautrach, in Dresden oder Storkau (Nähe Berlin). Wer interessiert ist, schaue doch mal auf die Seite www.vbg.de/qualifizierung
Wie wäre es z. B. mit einem Seminar zum Thema Erste Hilfe im Sportverein oder Sportmedizinische Grundlagen?