Start beim JKA-Cup – und das als „grauer Panda“!
Die letzten zwölf Monate standen ganz im Zeichen meiner Sandan-Vorbereitung: mehrmals die Woche – in der Schlussphase sogar bis zu zweimal täglich – ging es ins Dojo, bei Wind und Wetter, bei Sonne, Regen und Schnee, zwischen minus 13 und plus 35 Grad! Der Begriff Dojo ist hier durchaus symbolisch zu verstehen – denn es wurde nicht nur in den „eigenen vier Wänden“ trainiert – sondern auch auf sage und schreibe 15 Lehrgängen innerhalb eines Jahres in ganz Deutschland und sogar auf einem in Crosne bei Paris. Hauptsächlich standen die höheren Katas auf dem Programm, aber auch Kumite und Kihon wurden fleißig geübt. Ein Jahr lang, dann kam am 11.09.2011 der Tag der Prüfung, die ich ganz gut bestand. Und jetzt? „Jetzt kommt der JKA-Cup“, so mein treuer Trainingspartner Torsten Uhlemann. Wie, jetzt? JKA-Cup? Die inoffizielle "zweite Deutsche Meisterschaft“? GENAU!
Und so starteten Torsten und ich mit Madeleine Essing in diesem Jahr für das Shotokan-Karate-Dojo Münster. Ein weiterer potenzieller Starter, Uli Steffens, fiel leider kurzfristig aus. Und Vereinskamerad, Holger Böing, der in diesem Jahr aus alter Verbundenheit mit dem Team Coesfeld starten wollte, kämpfte am Wettkampftag mit einer Erkältung, statt mit anderen Weißkitteln!
Ich pflege im Vorfeld einer Danprüfung regelmäßig an kleineren lokalen Wettkämpfen teilzunehmen – einfach mal, um zu sehen, ob ich auf dem richtigen Weg bin, ob ich das trainiert habe, „worauf es ankommt“, um hier einen bekannten finnischen Trainer zu zitieren. Auf dem Weg nach Bottrop, dem „Nabel der deutschen Karatewelt“, wie die örtliche Presse später schrieb, wurde mir dann aber trotzdem mulmig: Schließlich würden dort auch zahlreiche Kaderathleten starten und – anders als auf den kleineren Turnieren - auch zahlreiche Instructoren zusehen, viele meiner Trainer der vergangenen Wochen und Monate und schließlich auch `zig Karatefreunde, die mit mir ein gutes Stück meines jüngst zurückgelegten Karateweges gegangen sind. Würde ich mich blamieren? Ohje! „Du hast doch nichts zu verlieren“, machte mein Trainingspartner mir Mut. Nun, dann mal auf nach Bottrop!
Als wir die Dieter-Renz-Halle erreichten, wurden wir bereits von vertrauten Geräuschen begrüßt: Karateka-Kiais, sowie Kommentare und Klatschen der Zuschauer und Betreuer. Mein Puls beschleunigte sich und die Nervosität griff mit eiserner Faust nach meinen Innereien!
Wir hatten noch viel Zeit, denn meine erste Disziplin „Kumite Damen ab 1. Dan“ sollte erst in zwei oder drei Stunden stattfinden, Torsten war sogar noch später dran. Nur Madeleine war bereits mit ihren Kumite-Wettkämpfen (Einzel und Damen-Team) aktiv. Mir tat es gut, schon mal ein bisschen „Stallgeruch“ zu wittern, die Atmosphäre aufzunehmen. Schon mal den Gi anziehen? Warum nicht! Mein Trainingspartner, der ausschließlich im Kata-Shiai startete, zog wie immer formvollendet ein frisch gebügeltes Exemplar aus der Tasche – und hatte für alle Fälle noch ein weiteres dabei. Nun, auf sein Anraten hin hatte ich diesmal wenigstens dafür gesorgt, zwei zusammengehörige Anzugteile einzupacken :-)
Und irgendwie ging dann doch alles ganz schnell: Gleich zu Beginn meiner Wettkämpfe sollte ich in einem hochkarätigen Starterfeld zusammen mit zahlreichen Kaderathletinnen im Shobu-Ippon-Kumite starten. Ausgerechnet ich, der "kuschelige, pummelige Pandabär"! Dieser neue Spitzname hatte sich in den vergangenen Monaten für mich wohl durchgesetzt - seine Geburtsstunde war der Moment, als ich mich auf einem Videoclip sah, der bei einer Kumite-Einheit im Januar aufgenommen wurde - ganz in Weiß mit schwarzem Gürtel, scheinbar ungelenk herumhopsend, hatte ich doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kungfu Panda ;-) Spöttisch-liebevoll gemeint folgt mir der Ruf des "gemütlichen Bambusknabberers" seitdem und zu meiner bestandenen Sandanprüfung bekam ich sogar ein passendes Plüschtier mit maßgeschneidertem Karategi geschenkt. Der Spitzname hatte dann inzwischen einige Varianten erhalten - unter anderem (in Anspielung auf mein "reifes" Alter) den des "Grauen Pandas".
Nun, ob grau oder nicht, der Panda hatte jetzt zum Drachenkrieger zu mutieren - andernfalls würde er wohl bereits in der ersten Runde rausfliegen. Wer war noch gleich meine erste Gegnerin? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall spürte ich gleich zu Beginn des Kampfes eine unglaubliche Energie! Die Tatsache, dass neben meinem lieben Sensei Jochen Glass und seiner Familie auch Hanskarl Rotzinger, Karate-Doc Peter Schuler und weitere mir wichtige Karatefreunde an der Kampffläche standen, machte mir plötzlich gar nichts mehr aus, im Gegenteil, es spornte mich an! Jetzt mein Bestes geben! Und Wazari und Ippon - Wahnsinn! Ich hatte tatsächlich den Kampf gewonnen! Meine nächste Gegnerin war Alessa aus Tamm. Ich hatte sie bereits im Januar kennengelernt beim Training in Risto Kiiskiläs Dojo. Eine tolle Karatefrau und Tamm ist ja sowieso der Garant für Erfolg im Fight. Nun, was soll ich sagen - offenbar hatte ich auch in dieser Gegenüberstellung die Oberhand, denn schließlich überzeugte ich auch hier die Kampfrichter! Als nächstes stand mir Nationalkadermitglied Malin Gereke gegenüber, aus Toribio Osterkamps Dojo in Hamburg. Ihr Sensei nahm auch direkt am Rand der Kampffläche Platz, um seinen Schützling zu beobachten. Der Kampf begann wie die vorigen aber vielleicht war ich angesichts meiner prominenten Gegnerin doch etwas zu aufgeregt und daher nicht so konzentriert wie vorher? Ich weiß es nicht. Jedenfalls wurde dieser Kampf für sie entschieden und ich war raus. Dummer Weise hatte meine Nebenniere das das Ende der Kampfphase offenbar noch nicht mitbekommen, denn sie pumpte weiterhin munter Adrenalin in meine Blutbahn! Es dauerte tatsächlich noch einige Minuten, bis die Anspannung aus meinem Körper gewichen war. .
Leider wich sie dann auch voll und ganz! Im anschließenden Kampf in Gruppe Ü 30 schied ich trotz meiner Bemühungen, die Leistung von vorher aufrecht zu erhalten, in der ersten Runde aus.
Und als es dann an die Disziplin "Kata ab 1. Dan" ging, hatte ich plötzlich überhaupt keine Lust mehr! Es fiel mir total schwer, meine Konzentration jetzt noch einmal zu fokussieren! Und Kata ist ja generell meine "zweitliebste" Disziplin.....
In der ersten Runde hatte ich eine Karatefrau aus Frankreich neben mir. Im Flaggensystem gegen eine zierliche, junge Französin zu stehen - davon hatte ich ja schon immer geträumt! :-/ Heian Sandan. Nun, ich weiß nicht, was meine Gegnerin gemacht hatte, aber schließlich winkten die meisten Fähnchen zu meinen Gunsten. Wie jetzt? War ich tatsächlich eine Runde weiter? Aber mein Glück währte leider nicht lange - in Runde zwei schied ich mit der Heian Nidan aus
Ich glaube, ich startete neben Nicole Salama und wir mussten die Heian Godan laufen. Ausgerechnet! Hätte es nicht die Jondan sein können? Oh je, ein Panda kann doch nicht springen! Der Sprung war dann zwar nicht das Problem, aber die Landung, wie ich später hörte, und so flog ich leider direkt raus.
Meine Gefühle waren jetzt ambivalent: Im Grunde hätte ich gerne meine derzeitige Lieblingskata Sochin im Finale gezeigt - aber, so komisch es klingt - irgendwie war ich jetzt auch erleichtert, alles hinter mir zu haben. Auf so einem hochkarätig besetzten Turnier zu starten war für mich von der Anspannung her schon etwas Besonderes und es fiel mir schwer, meine mentale und physische Energie über den ganzen Tag einzuteilen. Offenbar hatte ich wohl schon gleich in den ersten Kämpfen mein Pulver verschossen.
Umso mehr bewunderte ich dann am Abend die Finalrunden. Wenn die Reihenfolge des Geschehens (Kämpfe, Siegerehrungen, Kämpfe, Kata, Siegerehrungen, Kumite, ....) für meine Vorstellung auch etwas durcheinander war, so hatten alle Athletinnen und Athleten doch meinen uneingeschränkten Respekt für die erbrachten Leistungen. Gespannt warteten Torsten und ich eine ganze Weile auf unsere Karatefreundin Madeleine, die sich doch auch für das Finale qualifiziert hatte. Wo steckte sie bloß? Endlich begann das Finale im Kata-Einzel bis 1. Kyu und Madeleine betrat als Erste die Kampffläche. Nach einem langen Wettkampftag und am Ende einer langen Zeitspanne der Inaktivität stieg sie wie Phönix aus der Asche - und legte eine suptertolle Bassai Dai hin, die ihr den zweiten Platz bescherte. Neben dem dritten Platz mit dem Kumite-Team aus Konstanz hatte sie also noch eine weitere tolle Leistung abgeliefert. Wahnsinn!
Ein ereignisreicher Wettkampftag neigte sich dem Ende zu. Für mich persönlich war die Teilnahme an diesem Turnier eine sehr spannende Erfahrung. Die Wechselbäder der Gefühle, die vielen Begegnungen ....Nun, vielleicht ist in einem Jahr der Panda noch ein bisschen grauer geworden - aber es wäre doch gelacht, wenn man durch ein bisschen mehr Turnier-Routine die Aufregung bis zum nächsten JKA-Cup nicht in den Griff bekäme. Und mit ein bisschen Glück komme ich dann vielleicht noch die ein- oder andere Runde weiter :-)
"Kungfu-Panda" alias Andrea Haeusler, Münster
Und irgendwie ging dann doch alles ganz schnell: Gleich zu Beginn meiner Wettkämpfe sollte ich in einem hochkarätigen Starterfeld zusammen mit zahlreichen Kaderathletinnen im Shobu-Ippon-Kumite starten. Ausgerechnet ich, der "kuschelige, pummelige Pandabär"! Dieser neue Spitzname hatte sich in den vergangenen Monaten für mich wohl durchgesetzt - seine Geburtsstunde war der Moment, als ich mich auf einem Videoclip sah, der bei einer Kumite-Einheit im Januar aufgenommen wurde - ganz in Weiß mit schwarzem Gürtel, scheinbar ungelenk herumhopsend, hatte ich doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kungfu Panda ;-) Spöttisch-liebevoll gemeint folgt mir der Ruf des "gemütlichen Bambusknabberers" seitdem und zu meiner bestandenen Sandanprüfung bekam ich sogar ein passendes Plüschtier mit maßgeschneidertem Karategi geschenkt. Der Spitzname hatte dann inzwischen einige Varianten erhalten - unter anderem (in Anspielung auf mein "reifes" Alter) den des "Grauen Pandas".
Mein Maskottchen: der Kungfu-Panda |
Leider wich sie dann auch voll und ganz! Im anschließenden Kampf in Gruppe Ü 30 schied ich trotz meiner Bemühungen, die Leistung von vorher aufrecht zu erhalten, in der ersten Runde aus.
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Keine Chance mehr in Gruppe Ü 30 - mein Energie-Akku war leer! |
Und als es dann an die Disziplin "Kata ab 1. Dan" ging, hatte ich plötzlich überhaupt keine Lust mehr! Es fiel mir total schwer, meine Konzentration jetzt noch einmal zu fokussieren! Und Kata ist ja generell meine "zweitliebste" Disziplin.....
In der ersten Runde hatte ich eine Karatefrau aus Frankreich neben mir. Im Flaggensystem gegen eine zierliche, junge Französin zu stehen - davon hatte ich ja schon immer geträumt! :-/ Heian Sandan. Nun, ich weiß nicht, was meine Gegnerin gemacht hatte, aber schließlich winkten die meisten Fähnchen zu meinen Gunsten. Wie jetzt? War ich tatsächlich eine Runde weiter? Aber mein Glück währte leider nicht lange - in Runde zwei schied ich mit der Heian Nidan aus
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Mit Heian Nidan kam ich leider nicht weiter! |
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Ausgerechnet Heian Godan! Sieg für Nicole Salama! |
Wo war mein Trainingspartner? Er hatte doch eine große Flasche Wasser dabei! "Hast Du kein eigenes?" Hatte ich, aber das war schon längst aufgebraucht! Oh Mann, ich hatte einen tierischen Brand an dem Vormittag! Macht Aufregung durstig? Vermutlich. Nun, da ich nicht alle Wasservorräte meines Karatefreundes aufbrauchen wollte, lief ich fix die Tribüne hoch zum Shop, um für Nachschub zu sorgen. Auf der obersten Tribünenstufe begrüßte mich Risto mit aufmunternden Worten und kommentierte meine Katas. Ohje, hatte er ausgerechnet bei Kata zugesehen? Naja, aber er hielt sich freundlich mit Kritik zurück. Auch Julian Chees, der neben Risto saß, begrüßte mich freundlich. Was für eine schöne, familiäre Atmosphäre doch beim JKA-Cup herrscht! Mit zwei Wasserflaschen im Arm an der Kasse stehend hörte ich auf einmal, wie meine nächste Disziplin "Kata Ü 30" aufgerufen wurde. Mist! Ich darf doch nicht zu spät kommen! Hektisch drückte ich dem völlig verdutzten, zufällig neben mir stehenden Jochen Glass nicht nur das Wasser sondern auch mein Portemonnaie in die Hand mit der Bitte, für mich zu zahlen, und rannte zum Starterfeld.
Meine Gefühle waren jetzt ambivalent: Im Grunde hätte ich gerne meine derzeitige Lieblingskata Sochin im Finale gezeigt - aber, so komisch es klingt - irgendwie war ich jetzt auch erleichtert, alles hinter mir zu haben. Auf so einem hochkarätig besetzten Turnier zu starten war für mich von der Anspannung her schon etwas Besonderes und es fiel mir schwer, meine mentale und physische Energie über den ganzen Tag einzuteilen. Offenbar hatte ich wohl schon gleich in den ersten Kämpfen mein Pulver verschossen.
Umso mehr bewunderte ich dann am Abend die Finalrunden. Wenn die Reihenfolge des Geschehens (Kämpfe, Siegerehrungen, Kämpfe, Kata, Siegerehrungen, Kumite, ....) für meine Vorstellung auch etwas durcheinander war, so hatten alle Athletinnen und Athleten doch meinen uneingeschränkten Respekt für die erbrachten Leistungen. Gespannt warteten Torsten und ich eine ganze Weile auf unsere Karatefreundin Madeleine, die sich doch auch für das Finale qualifiziert hatte. Wo steckte sie bloß? Endlich begann das Finale im Kata-Einzel bis 1. Kyu und Madeleine betrat als Erste die Kampffläche. Nach einem langen Wettkampftag und am Ende einer langen Zeitspanne der Inaktivität stieg sie wie Phönix aus der Asche - und legte eine suptertolle Bassai Dai hin, die ihr den zweiten Platz bescherte. Neben dem dritten Platz mit dem Kumite-Team aus Konstanz hatte sie also noch eine weitere tolle Leistung abgeliefert. Wahnsinn!
Ein ereignisreicher Wettkampftag neigte sich dem Ende zu. Für mich persönlich war die Teilnahme an diesem Turnier eine sehr spannende Erfahrung. Die Wechselbäder der Gefühle, die vielen Begegnungen ....Nun, vielleicht ist in einem Jahr der Panda noch ein bisschen grauer geworden - aber es wäre doch gelacht, wenn man durch ein bisschen mehr Turnier-Routine die Aufregung bis zum nächsten JKA-Cup nicht in den Griff bekäme. Und mit ein bisschen Glück komme ich dann vielleicht noch die ein- oder andere Runde weiter :-)
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