Sonntag, 7. Oktober 2012

Kata-Bunkai-Lehrgang mit Andreas Klein beim SKDM

Am 22. und 23. September war Landesstützpunkttrainer Andreas Klein wieder bei uns zu Gast. Nachdem er im Juli bereits exklusiv für die Mitglieder des SKDM einen eintägigen Katalehrgang geleitet hatte, bei dem es überwiegend auf die korrekte Ausführung verschiedener Katas ankam, sollte bei dem jetzt zwei Tage dauernden Lehrgang der Schwerpunkt auf Kata-Bunkai, also den in der Form versteckten Anwendungen, liegen.

Die Unterstufe wurde in den Katas Heian Nidan und Heian Yondan unterwiesen. Andreas erklärte sehr anschaulich den Ablauf und verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Die Resonanz der Unterstufe war durchweg positiv. Sehr erfreulich war die hohe Anzahl der Jugendlichen, die hier sehr engagiert und diszipliniert teilnahmen.

Die Oberstufenkaratekas konnten sich auf die Katas Chinte und Tekki Nidan freuen. Sollte dem ein- oder anderen der Ablauf einer der Katas noch nicht ganz geläufig gewesen sein, so war dies binnen kürzester Zeit "Geschichte".  Andreas hatte einen ganz speziellen Fokus auf den korrekten Hüfteinsatz bei den Katas. Aber es gab auch viele weitere interessante Details, an denen wir arbeiteten. Wie sagt ein bekannter Karate-Instructor immer so schön? Es kommt auf die Kleinigkeiten an.

Sehr interessant fand ich Andreas' Ausführung der  Techniken 15 und 16 der Chinte: Bisher bekam ich immer erklärt, die Arme müssten während einer Seitwärtsbewegung mit Suri Ashi kreisförmig bewegt werden. In der Fachliteratur habe ich zu dieser Stelle folgendes gefunden: In Albrecht Pflüger's "27 Shotokan-Katas" heißt es etwa:"Nach rechts weggleiten mit Gedan Haito-Uke, dasselbe in die andere Richtung". In Fiore Tartaglia's "Bunkai der Shotokan Katas ab Schwarzgurt" habe ich dazu gefunden: "Sokumen haito uke - chudan Kamae in Kiba Dachi...und kreisförmig die Armbewegung fortsetzend im Chudan-Bereich kontern".  Andreas führt die Stelle in beide Richtungen als Bo-Ukes aus - ähnlich der Passage gegen Ende der Enpi. Dieser Ansatz war für mich ein Anlass, mich neu mit dieser Technik zu beschäftigen.

Ich war wohl nicht die Einzige, die sich im Vorfeld ein bisschen sorgte, ob sie den Ansprüchen eines Landesstützpunkttrainers hinsichtlich des Kata-Bunkai gerecht werden würde. Diese Sorge war aber absolut unbegründet. Andreas machte gleich zu Beginn deutlich, dass er nicht viel von "durchchoreografierten" und nachmittagsausfüllenden Bunkaisequenzen hält. Man kann so weit ohnehin im Ernstfall nicht vorausplanen und wozu soll das Partnertraining aus einer Kata heraus dienen, wenn nicht zur effektiven Selbstverteidigung?

Andreas begann damit, uns aus jeder Kata eine Technikfolge von maximal fünf Einzeltechniken vorzugeben, aus der dann ein Partnertraining entwickelt wurde. In der nächsten Stufe gab er vor, dass wir aus dem grade Erarbeiteten die Selbstverteidigung auf eigene Faust so weiterentwickeln sollten, wie es sich aus der Situation grade ergibt. Mir persönlich passiert es leider häufig, dass ich im Eifer des Gefechts plötzlich mit dem anderen Bein vorne stehe, als in der Kata vorgesehen. Und jetzt? Es muss ja trotzdem irgendwie weitergehen! Ich persönlich wurde durch das Wegfallen der ganz starren Vorgaben unbefangener, mutiger und hatte nicht mehr die Sorge, es nicht mehr machen zu können "wie in der Kata". In der dritten Einheit (am Sonntagmorgen) waren dann nur noch der Angriff und die erste Verteidigungstechnik vorgegeben, der Rest durfte frei "erfunden" werden. Hier hatte ich Matthes als Trainingspartner - und zahlreiche blaue Flecken als Erinnerung an diese 90 Minuten ;-)

Fazit: Andreas' Training war für meine Begriffe perfekt aufgebaut und hat mir persönlich das Thema Kata-Bunkai sehr viel näher gebracht, als es bisher jeder andere Trainer geschafft hat. Die Intensität des Trainings und das Verständnis für die Katas und deren Anwendungen wuchs für mich persönlich in jeder Einheit. Andreas ist für mich derzeit eine der höchsten Instanzen in Sachen Kata uns ich hoffe, ihn sehr bald wieder bei uns begrüßen zu können.

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