Freitag, 21. Dezember 2012

Lehrreiches Training mit Andreas Klein im Dojo

Erstmals war Landesstützpunkttrainer Andreas Klein auch einmal unter der Woche bei uns zu Gast. Er leitete heute das Training in der Unter- und Oberstufe. Alle Trainer/innen des Vereins waren auch ausdrücklich dazu eingeladen, am Training der Unterstufe teilzunehmen.

Zunächst übten wir reine "Basics" - erst Tsuki, später Age-Uke im Stand. Wie auch Sensei Micha in den vergangenen Wochen, achtete auch Andreas darauf, dass wir beim Zurückziehen des jeweils vorderen Armes immer den Ellenbogen eng am Körper führten. Beim Tsuki war hierfür die Faust schon vor dem Zurückziehen einzudrehen. Auch beim Age-Uke zogen wir direkt den Ellenbogen des Arms nach dem Block zum Körper, so dass der Unterarm quasi senkrecht neben dem Kopf stand, bevor wir den Ellenbogen weiter zur Hüfte führten.

Beim Vorwärtsgehen im ZK legte Andreas Wert auf denselben Schwerpunkt wie auch schon Sensei Micha am Dienstag und wie wir es von Risto kennen: belasten - fließend am Standbein vorbei - hinteres Bein strecken!

Der erste Impuls beim Rückwärtsgehen im ZK war die Gewichtsverlagerung nach hinten durch das Einknicken des hinteren Beins, also auch wieder "belasten - fließend am Standbein vorbei - strecken". Andreas ließ die Unterstufenkaratekas das immer und immer wieder üben. Er wies darauf hin, dass diese Bewegungsmuster schon in der Heian Shodan vorkämen und dass diese Kata dadurch im Grunde eine gute Vorbereitung für das Kumite sei - wer hätte das gedacht!? :-)

Es gab hierzu auch eine kurze Partnerübung mit Okuri Kumite: A geht rechts zurück mit Gedan Barei, Angriff Tsuki Jodan - B blockt mit Age-Uke, greift wieder an mit Tsuki Chudan, A blockt Soto-Uke und greift gleich wieder an mit Mae-Geri, den B mit Nagashi-Uke leicht seitlich raus blockt. Wie gesagt lag hierbei der Fokus nicht auf den korrekt ausgeführten Blocktechniken, sondern ausschließlich auf der korrekten Rückwärtsbewegung.

Anschließend übten wir Heian Sandan - und zwar unter Beachtung der grade vermittelten Basics. Zudem wies Andreas darauf hin, dass wir bei den Drehungen für den folgenden Block keine unnötig großen Ausholbewegungen machen sollten: einfach in die Ausholbewegung hineindrehen! Bei der Drehung aus ZK mit Nukite in Kiba Dachi sollten wir darauf achten, nicht zu weit zu drehen, sondern "in der Richtung" zu bleiben. Apropos drehen: immer schön auf der Ferse!

Zur letzten Technik der Kata hört man oft, dass man mit der oberen Faust möglichst weit über die Schulter schlagen soll (da dahinter ja der imaginäre Gegner steht). Andreas hat hier eine andere Herangehensweise: Wir sollten an den Hikite-Arm denken und durch eine ausgeprägte Rumpfrotation ein besonders starkes Hikite ausführen - der obere Arm geht dann wie automatisch weit über die Schulter!

Zum Abschluss der Einheit gab es noch eine kurze Bunkai-Sequenz: Tori links zurück mit Gedan Barai - Angriff Tsuki Chudan. Uke dreht sich aus Shizen Tai mit links 90 Grad nach hinten raus und blockt mit dem Ellenbogen, danach - im Sinne der "klebenden Hände" am Gegner dranbleiben und Uraken Jodan ausführen. In der Kata gehts jetzt weiter vor in ZK mit Oi Tsuki. Wir gingen jetzt mit dem linken Bein am vorderen Bein des Angreifers vorbei und den linken Arm nutzten wir, um den Angreifer zu Boden zu werfen. Es war hierbei darauf zu achten, dass man mit dem Bein nicht zu weit am vorderen Bein des anderen vorbei gingen - Knie an Knie, das war optimal!

Auch bei der Oberstufeneinheit ging es zunächst an die Basics, allerdings mit anderem Fokus: Wie könnte ich es besser beschreiben als mit der "Risto-Hüfte"? Andreas fragte uns zwar nicht, wo die Hüfte liegt ("Im Oberschenkel"), aber er beschrieb die Bewegungen genauso wie der Finne. Wir übten einige Male Hüftein- und -ausdrehen im ZK. Dann hatte Andreas hierzu ein paar Zusatzaufgaben: Zunächst sollten wir auf die bewusste Belastung der Fersen achten: Beim Hüfte-Eindrehen kam der Druck von der hinteren Ferse, beim Ausdrehen von der vorderen. Anschließend übten wir dies mit angehobenen Fersen - eine Übung, die wohl auch Sensei Okuma so ausführen läßt.

Am Ende der Einheit gab es noch eine kurze Kihon-Sequenz, bei der wir uns wieder in Erinnerung rufen sollten, was wir den Abend über vermittelt bekamen: fünf mal vor mit Tsuki, dann rückwärts mit Soto-Uke, Umsetzen in KB mit Yoko-Empi und Tate Uraken, wieder umsetzen in Gyaku-Tsuki: Beim Soto-Uke sollten wir nicht zu weit hinten ausholen,. Das Umsetzen in KB sollte durch Gewichtsverlagerung erfolgen und beim abschließenden Gyaku-Tsuki sollten wir auf keinen Fall den vorderen Fuß ranziehen, sondern eher weiter nach vorne. Das hatten wir doch alles schonmal gehört? Der Risto läßt grüßen! ;-)

Dazwischen gab es die Nijushiho: Es gab viele Bestätigungen des auch bisher schon von uns Geübten. Die Anfangsbewegung führt Andreas aber etwas schlichter aus als wir sie in unserer sonntäglichen Kata-Einheit machen: Der linke Arm holt grade vorne aus mit geöffneter Handfläche (und nicht im großen Bogen). Den Empi sollten wir höchstens auf Kinnhöhe stoßen und hierbei in einem sehr kurzen ZK stehen - den hinteren Fuß also nicht zu nah an das vordere Bein heranziehen.

Einen Fokus legte Andreas dann auf die nun folgende Drehung, die wir stark aus der Hüfte ausführen sollten. Nach der Drehung erfolgte ein Akzent durch das Heranziehen der Fäuste an die Hüfte und die Arme wurden dann durch einen erneuten Hüftimpuls nach vorne gestoßen.

Bei dem nun folgenden Age-Uke sollten wir bereits die Ausholbewegung als Block ansehen. Der Age-Uke sollte dann als Angriff gedeutet werden, also als Age-Uchi. Achtung beim folgenden Age-Empi: bitte nicht zu hoch schlagen und die Rumpfdrehung nicht zu sehr übertreiben - sie sollte nicht ausgeprägter ausfallen, als beim Gyaku-Tsuki und wir übten diese Passage tatsächlich auch ein paar mal mit Gyaku-Tsuki vor dem Age-Empi.

Viele von Andeas' Erklärungen waren Wiederholungen von Aspekten, die ich persönlich schon gehört hatte. Eine Besonderheit war noch die Ausführung des Zanshin-Dachi, den Shihan Ochi derzeit so ausführt, dass man fast auf einer Linie steht - mindestens die Ferse des einen Fußes in einer Linie mit den Zehen des anderen.

Zum Abschluss der eine Eindreiviertelstunde dauernden Einheit gab es noch drei Bunkai-Sequenzen:

1. Haisho-Uke mit links im KK, vor mit Empi in die offene Hand im KB, Gedan-Barai mit rechts (linker Arm bleibt), linker Fuß geht am rechten vorbei in KB mit Haisho-Uke: Partner rechts vor im ZK, Angriff mit links Oi Tsuki, Abwehrender weicht nach hinten rechts aus mit Suri Ashi in KK, linker Arm Tate-Shuto-Uke, vorgleiten mit Yoko-Empi an den Rumpf/die Rippen des Partners, Gedan Barai vor die Genitalien, rechten Arm strecken, weiter am Partner vorbei gehen und den Partner so zu Fall
2. Sequenz beim ersten Kiai: Drehung mit (Gedan Shuto-Uke) und nachfolgendem Jodan Heito-Uchi, Hände öffnen und nach unten stoßen ("Mae Geri blocken"), Fäuste zur Hüfte ziehen und nach unten stoßen ("auf das Knie/Schienbein).

2. Sequenz am ersten Kiai: Partner stehen hintereinander, A fasst B mit rechts von hinten an die Schulter. B dreht sich um und schlägt den Arm des A mit dem gestreckten linken Arm weg, gleich darauf Heito-Uchi vor den Hals des A. Die folgenden Techniken nicht wie in der Kata als Block und Konter gegen Mae-Geri nutzen, sondern als Angriff zum Hals / Gesicht des Partners: rechte Hand greift in den Nacken, links ins Gesicht, eventuell mit geöffneten Fingern, so dass man die Augen trifft. Die rechte Hand wird jetzt nach vorne gegen den Kopf geschoben und die linke zieht z. B. an der Jacke dagegen. Ggf. noch einmal nachstoßen.

3. Letzte Techniken: Partner fasst den anderen mit rechts am Revers. Der andere greift mit der rechten Hand die Faust am Revers und schlägt mit dem linken Arm von außen gegen den Ellenbogen des fassenden Arms. (An dieser Stelle war eigentlich für Seibel und mich schon die Übung beendet - wir hätten jetzt entweder einen Tritt gegen das Knie durchgeführt oder den anderen einfach weiter zu Boden gebracht, aber Andreas führte die Übung anders weiter:) Der rechte Arm übernimmt den gefassten Arm und beide Arme gehen zunächst zur Hüfte, bevor der Abwehrende einen Schritt vor geht und den Gegner mit gestreckten Armen nach hinten weg stößt.





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