Sonntag, 22. Januar 2023

Hara - Zentrierung - Erdung

 Schweißtreibendes "Ommmm" mit Anando Würzburger im UTA Cologne

Es ist mir ja tatsächlich peinlich: Knapp 40 Jahre Karate und bisher hatte ich mich noch nie tiefergehend mit den Aspekten des Hara beschäftigt. Natürlich weiß ich, dass Hara das Energiezentrum des Körpers ist, dass es ca. drei Finger breit unterhalb des Bauchnabels und im Inneren des Leibes sitzt, dass man stabil und im Karate quasi unbezwingbar ist, wenn man "gutes Hara" hat. Auch dass es eine besondere Verbundenheit zur Erde durch Hara gibt, war mir bekannt. Desweiteren ist nicht nur Karateka der Begriff Harakiri (kiri = schneiden) als vor allem unter den Samurai praktizierter Freitod bekannt. Aber gezielt trainiert oder gezielt beschäftigt hatte ich mich mit dem Phänomen Hara bisher noch nicht. Es war für mich bisher ähnlich dem Heiligen Geist in der katholischen Kirche: unverzichtbar und allgegenwärtig - und gleichzeitig unsichtbar, abstrakt, nicht greifbar und irgendwie mysteriös! 

Als mir im letzten Herbst das Seminar "Atmung, Erdung, Hara-Zentrierung" durch den Veranstalter UTA-Cologne, bei dem ich bereits eine andere Weiterbildung abgeschlossen hatte, vorgeschlagen wurde, wurde ich daher sehr neugierig und meldete mich an.

Und wie das dann so ist, wenn nach einigen Monaten dann der Seminartermin naht - irgendwie war es mir grade gar nicht Recht! Es lag ohnehin so viel an und zudem hatte ich auch noch eine fette Erkältung! Am Liebsten hätte ich alles abgesagt! Aber das Seminar war ja bereits bezahlt, Hotel und Zug gebucht - na komm, also raff Dich auf! 

Weil das Thema Hara ja viel mit Atmung zu tun hat, griff ich mir ein vor einigen Monaten gekauftes und noch ungelesenes Buch aus dem Regal mit dem Titel "Breath". Es gestaltete die Hinfahrt ziemlich unterhaltsam mit einem Mix aus Wissenschaft und lockerer Schreibweise. Mit Hara direkt hatte das Buch nichts zu tun - aber es wurde beleuchtet, welche Bedeutung korrekte Atmung für das Wohlbefinden und die Fitness, die Gesundheit und den Alterungsprozess - ja: die Lebensdauer - hat. Hochmotivert kam ich daher im UTA an. Ich war total überrascht, dass wir knapp 30 Teilnehmende waren! Finden dieses Thema so viele Leute interessant? Das hätte ich nicht gedacht! In einer kleinen Vorstellungsrunde zeigte sich, dass viele der Teilnehmenden das Modul im Rahmen einer Ausbildung zur Meditationslehrerin/zum Mediationslehrer belegt hatten. Ich selber gestand bei meiner Vorstellung etwas eingeschüchtert mein dürftiges Hara-Wissen als Karateka ein. Fünf Leute weiter im Kreis vermeldete ein Mann, er sei auch aus dem Karate und ihm ginge es wie mir! Puh, das brachte mir Erleichterung :-) Mit dem Karateka aus Geesthacht unterhielt ich mich in den Pausen viel und ich lud ihn und Leute aus seinem Dojo zu unserem Jubiläumslehrgang im September ein. 

Dann startete die unglaublich tolle Anando Würzburger das Seminar. Anando beschäftigt sich schon seit rund 40 Jahren mit Hara und mit dem Hara verknüpften Themenbereichen. Sie scheint ein ähnlicher Weiterbildungsfreak zu sein wie ich :-) Quasi ihr Lebenswerk dürfte das "Hara Awareness Konzept" sein, welches sich, wie bereits der Name verrät, ebenfalls mit Hara beschäftigt. 

In der Einladung zum Seminar wurde betont, wie wichtig es sei, sich warme, kuschelige Kleidung mitzubringen - ggf. ein Tuch zum Umhängen, in jedem Fall dicke Socken! So hatte ich mich für den ersten Tag mit einem Rollkragenpullover ausgestattet und rechnete mit viel "Sitzen und Hara-Atmen". Und dann kam es natürlich ganz anders! Nach einer kleinen theoretischen Einleitung, bei der wir unter anderem erfuhren, dass das Hara das Survivalzentrum des Körpers ist und für die Selbstregulation sorgt, dass die Hara-Atmung den Vagus aktiviert und damit für Entspannung und Stressabbau sorgt, sollten wir die Übung "Mandala" beginnen. Ich sah mich schon mit Stift und Zettel in der Ecke sitzen und kreisförmige Muster ausmalen, wie ich es aus den Schulzeiten meiner Kinder kannte! Aber weit gefehlt - Mandala heißt erst einmal nur "Kreis". Im Zentrum der Übung standen daher kreisförmige Bewegungen. Um gleichwohl zentriert im Sinne des Seminars zu bleiben, wurde vor den Kreis-Übungen eine Aktion mit zentrierter Ausrichtung ausgeführt - ganz simpel: Wir sollten zu Musik auf der Stelle laufen, die Knie vorne hoch ziehen - möglichst schnell und 15 Minuten lang! Uff! Und ich stand da mit meinem Rollkragenpullover, na toll! Ich legte los und dachte erst: "Boah, ist das anstrengend!", und sah auch die Leute um mich herum schwitzen, hörte sie keuchen. Doch dann besann ich mich und hörte auf die Musik - es war ein Trommelsong, der mich an Safri Duos "Played Alive" erinnerte - und plötzlich fühlte ich mich wie auf einer Party! Die Anstrengung war wie weggeblasen und ich rannte, was das Zeug hielt! 😃 Fast war ich traurig, als die Viertelstunde herum war! Im Anschluss setzten wir uns in Seiza und sollten zehn Minuten links herum aus dem Hara heraus mit dem Oberkörper kreisen. Diese zehn Minuten kamen mir schon etwas länger vor, waren aber gut machbar. Für die dritte Kreisübung legten wir uns auf den Rücken uns ließen die Augen kreisen - diesmal rechts herum, also im Uhrzeigersinn - fünf Minuten lang. Das war sehr unheimlich und kostete Überwindung. Es wurde mir ein bisschen schwindelig dabei. Anando betonte, wie wichtig es sei, auch die Augenmuskulatur regelmäßig zu trainieren - vor allem, weil wir als "zivilisierte Westeuropäer" oftmals stundenlang auf einen Bildschirm starren. Die Augen haben direkten Zugang zum Reptiliengehirn. Daher lässt sich durch gezielte Augenbewegung auch unser Spannungszustand verändern. Hier musste ich viel an die SOK-Ausbildung denken - auch dort gibt es vor einem ähnlichen Hintergrund ähnliche Übungen, allerdings nicht in dieser Länge und nicht so intensiv.

Auch am zweiten Tag gab es eine kombinierte Zentrier- und Kreisübung: zunächst 20 Minuten zentrieren durch ein bestimmtes Bewegungsmuster auf der Stelle und im Anschluss sollten wir uns fünf Minuten lang mit geöffneten Augen so schnell wie möglich auf der Stelle drehen. Normalerweise ist so eine intensive Körperdrehungsübung gar nicht oder nur schwer möglich, ohne herumzueiern und das Gleichgewicht zu verlieren. Aber durch die Zentrierung vorher gelang es tatsächlich! Zur Hilfestellung konnten wir in unsere linke Handfläche schauen, die wir beim Drehen auf Augenhöhe halten sollten. Fortgeschrittene könnten das aber auch ohne Hand-Hilfe, indem sie quasi "nach innen" schauten. Die Übung gelang mir erstaunlich gut, was auch an der Hintergrundmusik gelegen haben kann. Kurz vor Ende konnte ich meinen Arm nicht mehr oben halten und ich versuchte es erst mit dem rechten Arm bzw. der rechten Handfläche - aber das wollte gar nicht gelingen! Dann eben ganz ohne Hilfestellung versuchen und "nach innen" blicken - was auch immer damit genau gemeint ist - genau erklärt hatte Anando es vorher nicht. Ich versuchte, in mein Hara hineinzuatmen! Das ging! Oder ich konzentrierte mich auf den linken Fuß, der sich auf der Stelle drehte - ging auch! Als die fünf Minuten vorbei waren, lebten alle noch, waren unverletzt und einige fühlten sich sogar wie im Rausch. So einen Höhenflug hatte ich zwar nicht erlebt - aber immerhin war mir die Übung gelungen, ohne auf die Nase zu fallen. 

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Seminars waren Qi Gong Übungen. Hierbei schulte ich mich in der Nutzung des Ki - durch optimale Ausrichtung der Gelenke und Gliedmaßen ließ sich eine energetische Körperspannung aufbauen, die die Muskelkraft beinahe überflüssig machte! Fantastisch! Wir übten das "Eiserne Hemd", hielten den "Mond", umarmten einen "Baum" und standen als "Armleuchter" herum. Nach den Übungssequenzen, die drei bis fünf Minuten dauerten, sollten wir dem spontanen Bewegungsfluss unseres Körpers folgen - was unendlich gut tat, da die Übungen auch ohne bewusste Muskelanspannung recht anstrengend waren.

Apropos Bewegungsfluss: Neben den doch auch reichhaltigen Zazen Sitzungen und der einstündigen Morgenmeditation am Sonntag gab es mehrmals regelrechte Tanz-Sequenzen, bei denen die Bewegungsfreude ausgiebig ausgelebt werden konnte! Diese Lebensfreude, Energie und das schöne Miteinander haben das Seminar wunderbar abgerundet - und natürlich wieder für durchgeschwitzte Kleidungsstücke gesorgt! 

Zwischendurch gab es eine "Formenkunde", in der wir wichtige Hinweise zu unserer Haltung bzw. Stellung bekamen. Eine wichtige Grundstellung entspricht unserem Heiko Dachi. Zur korrekten Ausführung sollten wir erst mit geschlossenen Füßen stehen, dann die Zehen nach außen drehen (wie Musubi Dachi) und dann die Fersen hinter die Zehen drehen. Dieses Stellung sei perfekt, um das Hara zu spüren, zu trainieren. Im Hara sitzt auch der Wille des Menschen. Wer in der korrekten Stellung steht, kann seinen Willen eher spüren, äußern, durchsetzen. Soll der Wille unterdrückt werden, so wird eher der Heisoku Dachi oder Musubi Dachi eingenommen (mir fiel dabei ein, dass auch Soldat*innen so stehen in der Hab-Acht-Stellung - das kommt ja dann nicht von ungefähr!). Die korrekte Meditationsposition hingegen war nicht so streng vorgegeben, wie ich es aus der Zen-Meditation kenne. Wenn man in der Knieposition kniet, soll man die Oberschenkel nur eine faustbreit auseinander haben und die Zehen sollten sich möglichst hinter dem Meditationskissen berühren. Speziell die Qi-Gong-Übungen bedurften noch weiterer Erklärungen: wie die Armhaltung zu sein hatte, damit nur die Sehnen und Gelenke die Spannung tragen und wir möglichst wenig Muskelkraft brauchen, wie hierbei zu atmen haben (in unserer Vorstellung durch spezielle Punkte in den Händen und Füßen - außen am Körper ein- und hinten am Körper ausatmend - sehr speziell und nur zum Teil auf Anhieb nachvollziehbar). Spannend war für mich die Vorstellung der "Goldenen Locke" - auch ich sage z.B. den Karatekindern gelegentlich, sie sollten sich bei der Meditationsphase vorstellen, jemand habe ihnen wie bei einer Marionette ein Band am Hinterkopf befestigt und würde leicht daran ziehen. So ähnlich ist auch das Prinzip der "Goldenen Locke", die uns in unserer Vorstellung himmelwärts ziehen könnte - dies nicht nur bei der Meditation, sondern auch beim Gehen. Hierbei sollte der Hinterkopf etwas angezogen und das Kinn leicht Richtung Brustkorb gezogen werden. Ich probiere es nun aus, durch diese Idee aufrechter zu gehen - ohne meine Schultermuskeln bewusst einsetzen zu müssen. 

Am Samstagabend gab es als "Zugabe" noch ein Abendseminar - wir sollten uns zu zweit zusammentun und gegenseitig unser "Hara lesen". Ohne nun hier zu sehr in die Tiefe zu gehen, kann ich sagen, dass mich speziell diese Übung sehr überrascht hatte, da ich zunächst sehr skeptisch war, ob so etwas funktionieren kann. Es war erstaunlich, was jeweils "sichtbar" wurde und wie die gegenseitige Resonanz darauf war!

Insgesamt waren es drei sehr lehr- und ereignisreiche Tage mit wundervollen Menschen! Die Osho-Meditaion am Sonntagnachmittag, bei der wir zunächst 30 Minuten im Zazen verharrten und gemeinsam "Summten" (Summen beruhigt nämlich, habe ich gelernt 😏) mit anschließenden weiteren 15 Minuten Sitzen (in Verbindung mit einer Geben- und Nehmen-Armgeste) waren tatsächlich etwas lang und da konnte auch die anschließende Ruhephase nicht entspannen, so dass ich am Ende dann doch froh war, als das Seminar sich dem Ende zu neigte. 

Mein Fazit ist, dass sich für mich eine Tür zu einer neuen Karate- und Lebensdimension gezeigt hat, die ich ein stückweit geöffnet habe. Um sie ganz aufzuschieben braucht es vermutlich noch viel Kraft und Zeit und Hingabe. 


Montag, 9. Januar 2023

Kangeiko Osterburg mit Tobi Prüfert und Michael (Mukki) Reinhard

 1. Uke-Waza im Stand

Tsuki Waza im Stand

Age Uke, Soto Uke, Gedan Barei, Uchi Uke im Stand

nächster Durchgang auch noch im Heiko Dachi aber mit Hüfteinsatz

nächster Durchgang: beim Hüfteinsatz den Körper "verdrehen", also das "Hikite-Bein" beugen

Dann: Jede Uke Technik + "Gyaku Tsuki" (noch im Heiko Dachi)

Dann: den Gyaku-Tsuki-Arm als Ausholbewegung benutzen, also nach dem Age-Uke mit dem Age-Uke-Arm seitlich für Soto-Uke ausholen und den anderen Arm, der in der vorigen Übung den Gyaku Tsuki ausgeführt hat, für die gegenseitige Ausholbewegung nach vorne nutzen - dasselbe dann für alle anderen Uke-Waza auch.

2. Variante von oben im Gy Ts mit Hüfteinsatz

3. Im Heiko Dachi: re Tsuki, li Age Uke und und li Tsuki - beim Age Uke das gegenüberliegende Knie hochziehen - das mit allen vier Blöcken 

4. li vor ZK mit Gedan Barei, vor mit rentsuki, rückwärts mit ZK und GB, re raus KB Empi, Uraken, vorderen (rechten) Fuß an den linken zurückziehen und den linken Fuß nach hinten wegsetzen in KB mit  re GB (nach vorne), li Gy Ts im Stand (nach vorne) - darauf achten, dass der Gy Ts im KB sauber ist! Dann gings weiter mit KK-Variationen ....

5. Li vor Kamae stehen, li Kizami ts, Kiri Kaeshi mit Gyaku Tsuki (selber Arm), Kiri Kaeshi Gy Ts, Kiri Kaeshi Kizami Tsuki - immer derselbe Arm, dann Hantei ...

dasselbe mit Partne*in 

6. li vor in Gy Ts, Age Uke / Gy Ts im Stand, Mae Geri mit hinterem Bein und oben halten! Dort Gyaku Age Uke und Tsuki, dann Bein hinten absetzen mit Age Uke und Gyako Shuto Uchi

7. ählich wie 6. mit Soto Uke und Maei Empi, Mae Geri, halten, Absetzen mit Soto Uke und Gyaku Haito Uchi 

8. Körperausrichtung bei Gyaku-Techniken

a) Gewichtsverlagerung: li vor ZK, vorderer Arm Age Uke, Hüfte Hanmi; dann Gewicht verlagern (aufs hintere Bein "setzen") und Gyaku Age Uke, Hüfte Gyaku Hanmi - dasselbe mit Soto Uke, GB, Uchi Uke

b) Stand verkürzen: Start wie oben - statt Gewicht nach hinten zu verlagern, das vordere Bein durch Hüftrotation etwas ranziehen und dadurch Stand verkürzen - mit allen vier Techniken ausführen


Dienstag, 3. Januar 2023

Fortbildung: „Nutzung kampfsportspezifischer Trainingsmittel im Unterricht“ - Modul 1

 


Fortbildung für Karate-Trainer*innen

 „Nutzung kampfsportspezifischer Trainingsmittel im Unterricht“

Aufbaumodul zur Ausbildung in der Karateschule Fuji San Münster

 

Modul 1: Nutzung von Pratzen/Schlagkissen im Unterricht

Dauer: 6 UE

Curriculum: T = Theorie, P = Praxis (TN ausprobieren/erfahren lassen)

-          Warum Pratzen/Schlagkissen im Unterricht?                                                          2 UE

Ziel: TN sollen lernen, zu welchem Zweck Pratzen/Schlagkissen im Unterricht eingesetzt werden können.

o   T Kontakttraining mit Personen nur begrenzt möglich, da Verletzungsgefahr

o   T Aufprall-/Einschlagstärke ist abhängig von Geschwindigkeit, Kraft und Größe der Trefferfläche

o   Je größer das Schlagkissen, desto mehr verteilt sich die Aufschlagenergie und desto weniger muss der Körper der haltenden Person aufnehmen.

o   Passende Zuordnung von Partner*innen:

§  Etwa gleiche Körpergröße

§  Etwa gleiche Kraft

§  Grundsätzlich kann die Zuordnung unabhängig vom Alter und/oder Geschlecht erfolgen – bei speziellen Gruppen-Zusammensetzungen kann hierauf ggf. dennoch Wert gelegt werden.

o   P Möglichkeiten, Verletzungen zu vermeiden sind:

§  Training mit etwas Abstand zum Partner/zur Partnerin

§  Training mit Kontakt aber in Zeitlupe

§  Training mit Schutzausrüstung (z.B. Schlagkissen)

o   P Wenn ein Faustschützer die Faust der schlagenden Person schützt, schützt ein Schlagkissen in erster Linie den Körper der den Schlag oder Tritt empfangenden Person.

o   Umgang mit Überlastungen / Verletzungen

§  Erinnerung an Erste-Hilfe-Basis

§  PECH-Formel

§  Hinweis auf Cool-Packs und Sanitätskoffer

§  Trainingspause, Trainingsstopp

§  Basiswissen Trauma: Umgang mit Trigger-Situationen

-          T Verschiedene Arten von Pratzen/Schlagkissen und mögliche Einsatzbereiche vorstellen                                                                                                                    1 UE

Ziel: TN sollen die verschiedenen Einsatzbereiche von Pratzen/Schlagkissen kennenlernen.

o   Handpratzen

§  Kleine, runde Handpratzen, weich

§  Kleine, Handpratzen, verschiedene Härtegrade

§  Kleine, Handpratzen, gebogen (ergonomisch an Handhaltung angepasst)

§  Einsatzmöglichkeiten

·         Training mit Partner*in (mindestens zwei Personen)

·         Fausttraining

·         Reaktionstraining auch mit Fußtritten

o   Unterarmpratzen

·         Training von Fußtritten

o   Große Pratzen, verschiedene Härtegrade

·         Training von Schlägen

·         Training von Tritten

-          P Techniktraining an der Pratze/am Schlagkissen                                                   3 UE

TN sollen die Ausführung verschiedener Kampfsporttechniken an der Pratze/am Schlagkissen kennenlernen. Hierbei wird sowohl die Position der haltenden Person als auch die der ausführenden Person betrachtet. Hierbei werden Hinweise gegeben, um Verletzungen durch falsche Halte- oder Ausführungs-Techniken zu vermeiden. Zudem soll darauf geachtet werden, körperliche Schäden durch Überlastung zu vermeiden.

o   Handpratzen (Grundposition, z. B. für Ausführung Tsuki Waza)

§  Haltende Person:

·         Beide Hände in die Pratzen schieben und Pratzen ggf. mit Klettverschluss verschließen (evtl. Trainingspartner*in um Hilfe bitten)

·         Hände mit den Handflächen zum Partner/zur Partnerin auf Höhe der Schlüsselbeine vor dem Körper halten, hierbei leichte Spannung in den Oberarmen

·         Der Abstand der Hände zum Körper sollte so groß sein, dass man die Rückseiten beider Hände bzw. Pratzen gerade noch sehen kann. Sind die Hände zu weit vom Körper entfernt oder zu nah dran, belasten die ankommenden Schläge oder Tritte möglicherweise die Gelenke zu stark oder die Schlagkraft kann nicht optimal absorbiert werden.

·         Bei zu erwartenden Schlägen oder Tritten soll mit den Händen ein leichter Gegendruck aufgebaut werden.

·         Bei Anfänger*innen ist zu beachten, dass die Halteposition sehr anstrengend sein kann. Zudem kann eine psychische Belastung durch das ungewohnte Aushalten von Erschütterungen eintreten. Hier ist darauf zu achten, dass die Trainingsintensität und die Trainingsdauer mit Augenmaß gesteigert werden.

§  Schlagende Person

·         Korrekte Fausthaltung: Finger eng einrollen, Daumen schließt Faust auf Höhe der mittleren Fingerglieder ab.

·         Trefferfläche sind die ersten Fingerglieder, vorzugsweise von Zeige- und Mittelfinger.

·         Es ist darauf zu achten, dass Faustrücken und Unterarm eine grade Linie bilden und die Faust weder nach vorne, noch nach hinten abknickt.

·         Bei absoluten Anfänger*innen ist zu beachten, dass die Haut an den Faustknöcheln sehr empfindlich sein kann. Bei beginnender Rötung muss das Training zu nächst pausieren. Im Laufe der Zeit stellt sich zunehmend eine Unempfindlichkeit ein. Alternativ können im Anfänger*innen-Bereich oder bei sehr intensivem Handpratzentraining Faustschützer oder Boxhandschuhe getragen werden.

o   Unterarmpratze (Grundhaltung: Halten vor dem Rumpf, Tritt mit Trefferfläche Schienbein)

§  Haltende Person: Die Pratze wird über einen Unterarm gezogen, so dass die Pratzenfläche auf der Rückseite des Unterarms liegt. Die Pratzenfläche wird der schlagenden Person entgegengehalten. Ellenbogen des haltenden Arms wird ca. 90 Grad gebeugt, Unterarm etwa waagerecht um Fußboden.

Bei erwartetem Tritt muss ein leichter Gegendruck aufgebaut werden.

§  Tretende Person: Zur detaillierten Ausführung von Tritttechniken wird auf den Karateunterricht verwiesen. Bei Übung eines Halbkreisfußtritts soll die Unterarmpratze mit dem Fußspann oder dem Schienbein getroffen werden.

o   Große Schlagkissen (Grundhaltung: Halten des senkrecht ausgerichteten Kissens vor dem Körper)

§  Haltende Person: Die Schlagkissen sind möglichst an den Riemen zu halten und fest an den Körper zu drücken. Es sollte vermieden werden, einen Arm quer durch die Schlaufen zu schieben, da der Arm z. B. bei starken Fußtritten verletzt werden kann. Bei zu erwartendem Stoß oder Schlag ist mit dem Körper ein gemäßigter Gegendruck aufzubauen. Bei kleineren Kindern ist darauf zu achten, dass das Gesicht nicht von der Pratze bedeckt ist. Es muss auch das Kinn über den oberen Rand des Schlagkissens hinwegschauen, da bei Schlägen/Tritten ansonsten die Lippen/Zähne verletzt werden könnten.

§  Schlagende/tretende Person: Zur detaillierten Technikausführung wird auf den Karateunterricht verwiesen. Je nach Technik ist eine ausreichende und passende Distanz zu wählen. Es ist darauf zu achten, dass hinter der aktiven Person ein Sicherheitsabstand zu den wartenden Personen eingehalten wird, da z. B. bei Ausführung von Tsuki der Ellenbogen nach hinten stößt. Als Trainer*in muss beobachtet werden, ob die Kraftausrichtung optimal gegen das Kissen verläuft oder ob sich die aktive Person ggf. von dem Kissen „wegdrückt“. Bei Anfänger*innen ist die korrekte Fauststellung zu beachten (siehe Beschreibung oben) und ggf. die korrekte Fußhaltung und Auftreffer-Fläche (Fußspann, Ballen etc.).

o   Praktisches Training: Ausprobieren aller Pratzen-/Schlagkissenvarianten je als haltende und als aktive Person. Möglichkeit, sich gegenseitig zu korrigieren, Hinweise zu geben.

o   Reflexion in der Gruppe

§  Was hat gut funktioniert, was weniger gut?

§  Welche Fehler wurden bei den Trainingspartner*innen wahrgenommen? Konnte eine Korrektur erfolgen?

§  Gibt es Blessuren, Verletzungen?

§  Haben die TN weitere Hinweise, Tipps, eigene Ideen für die Bereicherung des Trainings?

o   Feedbackrunde

o   Abschied