Mann, Mann, Mann, da hat es das Trainerkollegium aber vor mir mir in diesem Jahr! Als das wöchentliche Katatraining auf alle Trainer verteilt wurde, blickte unser Sportlicher Leiter Thorsten mich zweimal erwartungsvoll an: allgemeines Katatraining irgendwann im Oktober und dann noch Kata Sochin am 29.12.2007. Das allgemeine Katatraining war kein Problem und ich verband in dieser Einheit Kata- und Sandsacktraining so ausgiebig, dass meine Leute sich schließlich sehr erschöpft in die Sauna schleppte. Aber die Sochin.....nun ja, das soll ja eigentlich meine Prüfungskata zum 2. Dan werden und vom Ablauf her ist sie kein Problem. Auch die Bedeutung der Techniken ist mir vertraut. Aber selber schulen? Ich weiß ja nicht! Vielleicht hätte ich, die bisher nur Heian-Katas geschult hatte, lieber erst einmal eine Sentei-Kata immer im Programm gehabt.
Im Vorfeld hatte ich mich natürlich eingelesen: Sochin bedeutet Ruhe und Kraft. Der Sochin-Dachi hat seinen Namen wohl aus der Kata, die wohl von Meister Funakoshis Sohn in das Shotokan-System eingebracht wurde, und nicht umgekehrt. Der Stand hieß ursprünglich Fudo-Dachi. Das alles wusste ich. Ich hatte mir Übungen zum Stand überlegt und auch einige Kihon-Kombinationen, die vorab gelaufen werden sollten und aus denen sich die Kata dann schließlich zusammensetzt. Ich rechnete mit einigen Braun- und Violettgurten und hoffte, die Kata in der Einheit vom Ablauf her abschließen zu können.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Die Gürtelfarben Braun und Violett waren tatsächlich vertreten - genau je einmal. Dazu gab es dann als kleines Extra noch vier Dan-Träger, die mir alle in Bezug auf Kata-Kenntnisse und Dan-Graduierung überlegen waren. Na, toll! Was soll ich denen über den Sochin-Dachi erzählen? Hoffentlich blamier ich mich nicht mit meinen Vorübungen! Entspricht es überhaupt der (japanischen...) Dojoetikette, wenn ich das Training gebe, obwohl z. B. ein 3. Dan anwesend ist? Grinsend wiesen alle Befragten das Angebot zurück, selber das Training zu leiten. Ohje, da stand mir aber wohl eine wahre Prüfung bevor! Ich war echt total nervös. Zunächst begann ich mit dem geplanten Randori zum Aufwärmen und einer ausgiebigen Gymnastik. Wenn fast alle den Ablauf eh schon kennen, kann ich sie wenigstens mit Gymnastik verwöhnen (und für mich den schwierigeren Teil etwas aufschieben...). Dann ging aber kein Weg mehr daran vorbei, das eigentliche Kata-Training zu beginnen. Die erste Kombination aus der Kata: Block Gedan-Uke und Gyaku-Age-Uke. Ich machte meine Kombination vor und merkte gleich, wie ich mich beim Beschreiben der Techniken verhaspelte. Das gab meiner Nervosität natürlich neues Futter! Ich stellte mich, um ggf. zu assistieren, vor die Violettgurtfrau und merkte irgendwann, dass die Dan-Träger zu mir rüberschielten, weil ich vergessen hatte, eine Übungsergänzung zu erklären und einfach eine weitere Zähl-Zeit hinzugefügt hatte. Peinlich! Mir wurde richtig heiß - aber nicht wegen der physischen Anstrengung! Die letzte Kihon-Bahn sollte schnell und stark gelaufen werden. Aber meine Leute machten kein Kiai! Ich war echt verzweifelt! Keine Stimmung - kein Kiai! Ohje, wo soll das enden?
Dann die nächste Kombination: Manji-Uke (Doppelblock Uchi-Uke Jodan, Gedan-Barai im Kokotsu-Dachi). Das lief schon besser und ich kam nicht durcheinander. Auch die Kihon-Bahn Kokotsu-Dachi Sto-Uke mit Drehungen vor- und rückwärts wurde schnell und stark ausgeführt, so dass ich mich langsam sicherer fühlte. Als letztes kam eine Bahn im Sochin-Dachi mit Uchi-Uke, Gyaku-Uchi-Uke, Mae-Geri (Knie oben halten) und beim Absetzen langsamen Oi-Tsuki links, der rechte Arm zieht bis zur Brust, die Faust mit der Rückseite nach oben und schließlich Doppeltsuki, zweite mit Kiai. Das lief dann wie geschmiert, da vor allem die Dan-Träger die Übung genau so aus der Kata kannten. Jetzt konnte man endlich auch Energie in der Dojo-Luft spüren!
OK, zur Kata jetzt. Allmählich setzte ich die Puzzleteile zusammen. Aus der Dan-Ecke kam kein wesentlicher Einwand bei der Erklärung der Techniken. Ich hatte mir auch zuvor die Benennung der Techniken genau angesehen, so dass ich es einigermaßen gut erklären konnte. Wir liefen die Kata sicher 20 mal teilweise und 3 mal komplett und ich merke erst heute, wie anstrengend es war, die ganze Zeit im Sochin-Dachi zu stehen. Am Ende der Einheit orientierte ich mich hauptsächlich an der Violett-Gurt-Frau und die Dan-Träger liefen schon wie übermütige junge Fohlen an meinem Zählen vorbei zum letzten Kiai!
Im Grunde hatte es funktioniert, mein erstes Oberstufen-Kata-Training. Ich war genau mit meiner Trainingszeit ausgekommen und selbst die Violett-Gurt-Frau konnte die Kata auf eigene Zeit mitlaufen. Dennoch war das Training noch sehr unsicher und ganz bestimmt nicht perfekt! Sollte ich noch einmal die Ehre haben, so eine Einheit zu leiten, muss ich mich wohl noch mehr vorbereiten - und schon im Vorfeld mit einigen höher graduierten Dan-Trägern rechnen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen