Heute fanden sich nochmal 30 nimmermüde Karateka zum Grande Finale des SV-Kurses ein. Im Vorraum präsentierten wir - halb Mitleid heischend und halb voll Stolz - gegenseitig unsere Spuren des Vortages. Dem einen taten die Knie weh, dem anderen der Rücken, fast alle hatten blaue Handgelenke und Unterarme und zusätzlich noch Muskelkater von intensiven Angriffen, Blocks und Kontertechniken.
Aber Sensei Jochen kannte mit uns kein Pardon - wir wiederholten intensiv noch einmal die Inhalte des Vortages und verfeinerten sie zum Teil auch noch. Mein Trainingspartner und ich grinsten uns gequält an, als es wieder ans Würgen von vorne ging, war der Hals von den zahlreichen Wiederholungen des Vortages doch noch recht empfindlich. Insgesamt muss ich sagen, dass ich bei den vielen Wiederholungen, die jetzt schon etwas routinierter abliefen, recht schnell "auf Touren" kam, so dass es mir ein Leichtes war, mich bei einer anderen Übung mit meinen verschwitzten Handgelenken aus dem Griff meines Partners zu lösen.
Rund dreißig Minuten vor Lehrgangsende unterzog Jochen uns dann wieder der "mentalen Abschlussprüfung": Gut die Hälfte der Teilnehmer bildete ein Spalier und etwa acht von uns einen Kreis. Die übrigen mussten zunächst das Spalier passieren, um sich dann in den Kreis zu begebeben. Die Leute im Spalier ließen einen natürlich nicht ohne weiteres hindurch, sondern machten das Durchkommen durch Schubsen, Treten, Am-Anzug-Ziehen, Beschimpfen und Schlagen so schwer wie möglich. Anschließend ging es direkt in den Kreis. Hier hieß es: "Auf den Boden mit Dir, Karateka!" Nun galt es, möglichst schnell und heil aus der Rückenlage hoch- und dem Kreis zu entkommen. Die Kreis-Leute waren noch eine Spur härter, als die im Spalier: Sie traktierten den am Boden liegenden mit den Füßen. Und so mancher von uns musste durch ein Yame befreit werden, damit niemand verletzt wurde oder die Grenze des Erträglichen erreichte. Es sollten ja alle heile bleiben und nur einmal vage den Eindruck erhalten, wie es ist, wenn man bei einer Schlägerei zu Boden geht. So dramatisch, wie es sich vielleicht jetzt liest, war es allerdings nicht - alle hatten wieder eine Menge Spaß und es war toll, sich auch mal so richtig auspowern zu können!
Jochen gab uns zum Abschluss des Lehrgangs noch ein paar Ratschläge. Der wichtigste war wohl, Techniken im Ernstfall niemals halbherzig auszuführen, sondern mit aller Konsequenz. "Halbherzigkeit ist der Tod", so seine Devise. Beim Training sollte man zwar nicht ganz ans Limit gehen, eine gewisse Härte dürfe aber auch nicht fehlen. Das schult zum einen den konsequenten Angriff, aber auch die Nehmerqualitäten und die eigene Leidensfähigkeit! Er riet uns, diese Aspekte auch regelmäßig ins Training zu integrieren - sei es in SV-Einheiten, im freien SV-Training vor und nach den Einheiten, oder auch im regulären Karatetraining, in dem man die Angriffstechniken auf den Punkt platziert und nicht, weil es ja so bequem ist, irgendwo daneben.
Einen neuen Termin haben wir noch nicht ausgemacht - aber ich hoffe, dass Jochen auch in 2011 wieder mit einigen Konstanzer Freunden unser Gast sein wird. Wir haben nämlich noch gar keinen Bodenkampf gemacht....
Sonntag, 10. Oktober 2010
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