Donnerstag, 17. März 2011

Kata der Woche: Wankan

Ich habe beschlossen, jede Woche einer bestimmten Kata zu widmen. Ich fange mit der Wankan an. Die Kata ist zwar relativ kurz, hat aber einige Besonderheiten. Der Name bedeutet etwa Krone des Königs oder König und Krone. Der Name soll von den ersten drei Techniken abgeleitet sein, da sie im Embusen wie die drei Zacken einer Krone aussehen.Auf dem Kata-Spezial 2010 habe ich bei Jean-Pierre Fischer die Wankan durchgenommen. Es war sehr lustig: Er kündigte zu Beginn der Einheit an, wir würden die Wankan und die Gankaku machen. Wir begannen mit der Wankan und bauchten wegen umfangreicher Bunkai-Sequenzen eine Stunde für diese kurze Kata.  Die wesentlich längere und technisch komplexere Gankaku wurde uns dann noch in einer halben Stunde vermittelt (ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob da auch Bunkai-Passagen vorkamen).

Bezeichnend für die Wankan ist, dass sie nur 16 Techniken umfasst und nur ein Kiai hat. Katamann Torsten äußerte ja schon den Verdacht, der sie entwickelnde Meister sei vor ihrer Vollendung verstorben. Ebenfalls der Tod eines Meisters (nämlich Nakayamas) kann möglicherweise dafür verantwortlich sein, dass die Wankan neben der Jiin nicht in der von Nakayama herausgegebenen "Best-Karate"-Serie erwähnt wurde.

Die Wankan beginnt aus dem Shizentai links raus mit KK und Kakiwake Uke. Interessant ist, dass auf einem Video von Nakayama zu sehen ist, dass er aus dem Shizentai zunächst mit dem rechten Bein überkreuz nach links geht, bevor das linke Bein in den KK vorgeht. In moderneren Videos wird der erste Überkreuzschritt weggelassen. Ich habe nirgends gefunden (weder Buch, noch Video), dass der Kakiwake Uke vorher an der Hüfte ausgeholt wird, wie das etwa in der Heian Jondan der Fall ist. Auf den Block Kakiwake Uke folgt kein Konter. Im Kata-Bunkai-Buch von Fiore Tartaglia habe ich allerdings die Interpretation gefunden, dass bereits der Kakiwake Uke einen Ura-Tsuki zum Kinn beinhalten kann, mit dem man einem Würgeangriff zuvorkommt.

Nach dem zweiten Kakiwake Uke im KK (nach rechts) dreht sich der Körper um etwa eine Achteldrehung nach links. Hierbei wird das rechte Knie rangezogen und die Hände gehen in eine Stellung, die in meinem Katabuch Hasami-Uke genannt wird: Die Fäuste sind geschlossen und zeigen himmelwärts, die Unterarme sind parallel etwa vor Brust und Hals, so dass man noch über die Fäuste hinwegblicken kann. Der rechte Fuß setzt jetzt ab in einer Art "flüchtigen" Zenkutsu Dachi. Mein Katamann Torsten meinte, Sugi hätte diese Passage (die Bewegung wiederholt sich zweimal) mit dem Laufen durch knietiefes Wasser verglichen. Es ist ein weiches Vorwärtsschreiten, wobei die Arme die Position behalten. Erst beim letzten Schritt (rechtes Bein vorne) holt der linke Arm unter dem rechten zu Gyaku-Tate-Shuto-Uke aus. Im Stand jetzt Oi-Tsuki und Gyaku-Tsuki.

Die folgende Passage wird bei mir im Buch als "Wendung um 90 Grad nach links, wobei das linke Bein ein Stück rangezogen wird; gleichzeitig Ausholbewegung zu Gedan Sukui-Uke links und Gedan Teisho-Uchi rechts" beschrieben. Den Begriff Sukui-Uke habe ich ehrlich gesagt vorher noch nie gehört. In der Enzyklopädie von Schlatt wird er erwähnt und Schaufelblock genannt. Gemeint ist ein Block mit dem gebeugten Arm, der einen Geri fängt. Es gibt den Block mit geschlossener Faust, wobei er meiner Meinung nach einem Nagashi Uke ähnelt. Mit offener Hand wird er Sho-Sukui-Uke genannt und kommt dem Block in der Kata nahe. Auch der beidhändige Block, so wie in der Wankan ausgeführt, ist erwähnt und heißt bei Schlatt Morote-Sukui-Uke. Es folgt ein Gyaku Tate-Shuto-Uke links mit Oi- und Gyaku-Tsuki. Dann die Sukui-Uke-Tsuki-Kombination zur anderen Seite.

Schließlich zurück zum Ausgangspunkt mit rechts raus in Kiba-Dachi mit Tettsui-Uchi. Links vor mit Mae-Geri und absetzen in Zenkutsu-Dachi mit Tsuki Jodan. In dem besten Video, das ich zur Wankan gefunden habe (erscheint, wenn man auf den Titel dieses Blog-Eintrags klickt), wird es mit der Ausführung des Standes auch hier nicht so eng gesehen und auf das Durchstrecken des hinteren Beins nicht so viel Wert gelegt. Dieser Clip ist trotzdem der beste, weil er von der Darstellung her am meisten an "Karate", an Kampf erinnert. Zwei weitere Videos sehen eher so aus, als wollte jemand langsam und sorgfältig die Kata vorzeigen - von Kampfgeist keine Spur :-/ Kanazawa ist auch mit zwei oder drei Versionen vertreten. Er führt die Anfangssequenz aber anders aus, wie bereits erwähnt.

Die Geri-Tsuki-Jodan-Kombination wird zweimal wiederholt, so dass man am Ende links vor steht. Jetzt die Fäuste an der linken Hüfte stapeln und Drehung um 180 Grad in Sochin-Dachi mit Yama-Tsuki - Kiai. Dann ist die Kata offiziell zuende. Ich habe allerdings auf einer Homepage die Beschreibung eines zweiten Teils, einer Fortsetzung gefunden, für die ich einen eigenen Post anlege.

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