Budo-Kampfkünste sollen neben dem Körper auch mentale Kräfte stärken und hier vor allem die Willenskraft. Japanische Budo-Meister hatten sich in der Vergangenheit hierzu spezielle Verschärfungen der Übungsmethoden (Tokubetsu-geiko) erdacht, die zum Teil an bestimmte Jahreszeiten gebunden waren – und die teilweise in traditionell ausgerichteten Dojos auch heute noch praktiziert werden.
Tokubetsu-geiko (Spezialtrainings im Budo)
- Auch Jigoku-geiko („höllisches Training“)
- Spezielles Training in den traditionellen Kampfkünsten
- Trainings müssen bei extremen Witterungsbedingungen abgehalten werden
- Oder die Übungen müssen besonders schwierig sein, um bestimmte Wirkungen zu erzielen
- Dabei kann z.B. Kampf mit gefesselten Händen oder verbundenen Augen gefordert werden
Kan-geiko
- Kan= Winter
- Keiko=Übung
- Kan-geiko daher: Wintertraining, Training bei extremer Kälte und/oder Dunkelheit
- Auch: Kan-shugyo
- Von Kano Jigoro 1884 im Judo eingeführt
- Findet immer ab dem 6. Januar in der kältesten Zeit eines Jahres statt
- Dauert einen Monat lang
- Ursprünglich fand das Training immer von 05.00 Uhr bis 07.00 Uhr morgens statt, wobei alle Fenster des Dojos geöffnet waren.
- Ziel des Intensivtrainings ist es, den Körper so zu konditionieren, dass er auch unter extremen Bedingungen effektiv bleibt
Shochu-geiko
- Auch Natsu-geiko oder Doyo-geiko
- Sommertraining
- von Kano Jigoro im Jahr 1896 eingeführt
- findet immer ab dem 15.07. eines Jahres statt
- dauert einen Monat lang
- trainiert wird zu den heißesten Stunden des Tages
Keiko Osame
- das letzte Training eines Jahres
- Osame eigentlich „Rückführung“ (Habersetzer)
- In der Enzyklopädie Habersetzers findet sich der Begriff Keiko Osame nicht. Er wird aber offenbar allgemein für das Jahresabschlusstraining benutzt.
Seigan-tachigiri-geiko
- aus dem Kenjutsu
- Trainingsmethode, die Yamaoka Tesshu (1836-1888) in seinem Dojo Shumpukan entwickelte, um die Schüler bis an ihre äußersten Grenzen zu treiben (er nahm ihnen den Eid ab, bis zum Äußersten zu gehen und dabei den Tod in Kauf zu nehmen)
- Es gab drei Grade beim Seigan
- Erster Grad: An einem Tag 200 Schwertkämpfe zu vollführen
- Zweiter Grad: 200 Kämpfe pro Tag an drei aufeinanderfolgenden Tagen
- Dritter Grad: 200 Kämpfe pro Tag an sieben aufeinanderfolgenden Tagen auszuführen
- Damit wurde das Menkyo-kaiden errungen (höchster Schülertitel eines Uchi Deshi in einer klassischen Kampfkunst)
Ergänzende Grundlagenbegriffe:
Keiko/Geiko: Übung im Budo; das zuvor Erreichte (ko) überschreiten (kei)
Renshu:
- Einfaches Training der Technik
- Ohne spirituelle Tiefe
- Modernes Japanisch: toreningu statt renshu (abgeleitet von dem englischen Begriff Training)
Keikoba
- Trainingsstätte, die nicht unbedingt die spirituellen Dimensionen eines Dojos beinhaltet
- Kann sich im Inneren eines Gebäudes oder auch im Freien befinden.
Quelle: Enzyklopädie der Kampfkünste des Fernen Ostens, Gabriele und Roland Habersetzer, Palisander Verlag, 2019
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