Pfingstlehrgang in Berlin
10.-12. Mai 2008
Bericht von Sensei Jürgen Mosler, 3. Dan, Bushido Dojo Berlin
Wieder einmal hatte das Bushido-Dojo zum interkulturellen Tsukiaustausch nach Berlin geladen. Während im Herzen der City der Karneval der Kulturen tobte, lieferten sich in einer Marzahner Sporthalle Karate-Enthusiasten aus 7 Bundesländern über die Pfingsttage einen Wettstreit der Kulturen. Der Preis für die weiteste Anreise ging an unsere 5 Karatefreunde aus Estland. Als Trainer durften wir auch dieses Jahr wieder Sensei Kiiskilä vom Frankfurter Ippon Dojo sowie Sensei Akita aus England begrüßen. Obwohl man bei genauer Betrachtungsweise große Unterschiede in der Lehrauffassung dieser Trainer feststellen konnte, hat dies der eigenen Horizonterweiterung und dem Hinterfragen manch heiliger Gebote überhaupt nicht geschadet. Ganz im Gegenteil.
Während Sensei Akita sein Augenmerk auf eine korrekte Ausführung der Grundtechniken, einen festen und ausbalancierten Stand legte, erweckte Risto in bekannter Manier die Grundschule zum Leben. 30 minütige Aufwärmgymnastik und Stretching meets Hüft- und Koordinationsbewegungen mit Suri Ashi bis die Sohle qualmt. Standübungen zur Festigung der Körperbalance vs. dynamische Schwerpunktverlagerung mit Ganzkörpereinsatz. Rotation und Haraspannung contra Belasten und Abdrücken, Beschleunigung aus den verlängerten Hüften mit den 5 Zehen dran. Zwei konträre Ansatzpunkte möchte man meinen. Doch eigentlich ist Letzterer nur die konsequente Umsetzung der von allen gleich erlernten Grundschule.
Was nutzt die schönste Kata oder die sauberste Grundschule, wenn sie zum Kämpfen nichts taugt? Wozu all diese Übungen, wenn sie beim Kumite nicht funktionieren oder ich keine Schlagkraft entwickeln kann? Laut Ristos Auffassung sollten Kata und Grundschule den eigenen Kampfstil schulen, prägen und vor allem voran bringen. Dazu gehört meines Erachtens auch, mal unkonventionelle Wege oder Methoden zu benutzen, auszuprobieren und eben auch zu lehren. Aber der Weg in den Siebten Karatehimmel ist ja bekanntlich steil und steinig und wahrscheinlich auch mit dem einen oder anderen Irrweg verbunden. Getreu dem Motto das Ziel bestimmt den Weg sollten wir daher alle den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumen, um unserem Ziel ein Stück näher zu kommen und die Tradition unseres Shotokan mit Leben zu füllen. In diesem Sinne war dieser Kulturaustausch sehr produktiv und inspirierend.
Auch die kulturellen, sinnlichen und kulinarischen Genüsse kamen an diesem Wochenende nicht zu kurz. Der Anspruch der sonnabendlichen Freizeitgestaltung pendelte zwischen Saunaaufgusskelle, flüssiger, zart gegrillter und variantenreich angerichteter Gaumenverführungen sowie visueller Videoanimation am großen Flat Screen. Der Sonntag war einem Ausflug ins Berliner Umland vorbehalten. Nach dem letzten Training verteilten wir unsere Gäste auf mehrere Autos und ab ging die Post an die Woltersdorfer Schleuse. Der kurze, steile Aufstieg durch üppige Vegetation hinauf zum Aussichtsturm auf dem Kranichsberg wurde mit einer fantastischen Sicht auf die umliegenden Seen und Wälder bis hinein nach Berlin belohnt.
Das anschließende Abendbrot im Biergarten an der Schleuse war auch für die unzähligen Mücken ein geselliges Beisammensein. Die phonetisch, linguistische Vielfalt der illusteren Runde bescherte uns am Abend so manch tränendes Auge. So wollten unsere estnischen Freunde Forelle „Müllerin Art“ probieren und bestellten glatt die Müllerin (vielleicht danach noch was zum Essen…). Auf eine Anfrage unserer Freunde aus Leipsch, ob se Ihr Rumstääk dorsch ham könn, gab die Kellnerin zu verstehen, daß Dorsch nicht auf der Speisekarte sei. Tja, wie man sieht, auch hier im normalen Leben gibt es Wirrungen und Missverstände. Aber wie gesagt, es irrt der Mensch so lang er strebt und wer aufgehört hat Fehler zu machen der hat aufgehört zu streben.
Oss, der Jürschen
Mittwoch, 14. Mai 2008
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