Seit gut 20 Jahren versuche ich, meinen Mann für gemeinsame Kulturgenüsse zu begeistern. Ob Theater, Konzerte, Filme oder Bücher, die man nacheinander liest - es war und bleibt ein schwieriges Unterfangen. Umso erfreuter war ich, als im vergangenen Herbst die Initiative einmal von ihm ausging: Spontan besorgte er für uns zwei Karten für Monty Python's Spamalot in Köln! Mein Mann ist ein eingefleischter Monty Python's Fan! Das Leben des Brian, Die Ritter der Kokusnuss, Der Sinn des Lebens und natürlich auch Monty Python's Flying Circus - mein Mann kennt alle Szenen, alle Gags! Ganz so ein eingefleischter Fan bin ich nicht und ich war echt gespannt, wie man den schrägen Humor der britischen Truppe auf die Bühne bringen kann!
Reichlich vor Beginn der Show waren wir am Musical Dome und so war noch Zeit für ein Getränk und ein wenig "Athmosphäre-Schnuppern". Das Publikum war im Schnitt 40+ aber es waren durchaus auch Anfang-Zwanzig-Jährige dabei. Im Foyer wurden wir von bekannten Python-Songs begrüßt, etwa dem Titelsong von Brian oder auch "Every Sperm is useful" aus Der Sinn des Lebens.
Der Besucherraum füllte sich nach und nach aber ausverkauft war die Vorstellung wohl nicht. Ich weiß nicht, ob es an der Akustik lag oder daran, dass das Publikum eher etwas steif war - aber der Szenenapplaus war jeweils nicht grade ohrenbetäubend. Obwohl wir in der letzten Reihe saßen, hatten wir einen guten Blick auf die Bühne.
Die Show begann mit einem Auftritt des "Geschichtenerzählers", der von niemand geringerem als Alfred Biolek dargestellt wurde. Das stimmt nachdenklich, denn wenn eine recht unbedeutende Rolle wie diese mit dem einzigen Promi besetzt wurde, dann scheint die Show ja einen Publikumsmagneten gebraucht zu haben...
Der Geschichtenerzähler führte uns gedanklich in die Welt des frühen Mittelalters, die sogenannten "Dark Ages", also die Zeit des legendären König Arthus. Für die, die sich noch gar keine Gedanken gemacht hatten, was es mit dem Begriff Spamalot auf sich hatte, kam jetzt die Auflösung: Es war natürlich eine Anspielung auf das legendäre Camelot. Der Erzähler berichtete von den damaligen Zeiten und kündigte eine Szene aus dem fernen England an. Auf der Bühne dann eine bunte Wald-und-Wiesen-Kulisse und Menschen in bunten Trachten, die mir sofort irgendwie bekannt vorkamen. Männer und Frauen bei der Waldarbeit und beim Fischen sangen ein fröhliches Lied, das Finnland-Lied, bis Alfred Biolek sie unterbrach und aufklärte, dass nicht das Finnland-Lied, sondern das England-Lied hier richtiger gewesen wäre. Wenn man es hier so liest, sieht der Gag vielleicht etwas platt aus, aus der Situation heraus war es allerdings ganz witzig. Außerdem offenbarte sich hier im Prinzip schon das Hauptproblem des Monty-Python-Humors: Der Humor ist flach, zotig und in der Regel nicht politisch korrekt. Das muss man mögen und verstehen, sonst ist man hier falsch und ärgert sich über den nicht ganz preiswerten Eintritt (Karte auf unseren "billigen Plätzen" bereits knapp 50 Euro pro Person).
Die Geschichte ist schnell erzählt: König Artus sammelt Ritter um sich. Dann fragen sie sich, wozu sie eigentlich zusammen sind. Die "Schöne" aus dem See, eine geheimnisvolle Frau, die schließlich Artus ehelichen wird, schlägt vor, dass sich die Truppe auf die Suche nach dem heiligen Gral begeben soll, der natürlich schlließlich - nach dem Übewinden aller erdenklichen Hürden und Schwierigkeiten - auch gefunden wird. Der Gral ist dann nicht nur der heilige Kelch der Apostelrunde, sondern wird zur Metapher für den Sinn des Lebens eines jeden der beteligten Hauptpersonen (Artus, Schöne, Lancelot...).
Die Ritter der Kokusnuss sind natürlich vertreten und "Always look on the bright side of life" wird auf deutsch übersetzt (wobei ich gelernt habe, dass es "to look at something" heißen müsste....naja, egal). Viele Szenen aus den Filmen und dem Flying Circus wurden adaptiert. Wegen der Zotenhaftigkeit und der manchmal etwas anstrengenden Plattitüden war dieses Hintergrundwissen schon wichtig, um sich nicht gelangweilt oder angewidert abzuwenden. Zum Beispiel die Szene, als die Ritter der Kokusnuss an die Pforte einer französischen Burg klopfen und zur Begrüßung erst mit Exkrementen und schließlich mit einer Kuh beworfen werden, das ist schon vom Niveau her ganz unten!
Mich besonders beeindruckt haben zweierlei Aspekte: Brilliant war tatsächlich die Umsetzung der bekannten Filmszenen! Wie z. B. die Ritter vom Nie durch den Zauberwald geistern oder das Duell, bei dem der eine Ritter alle Gliedmaßen verliert und anschließend für "Unentschieden" plädiert! Dann die Kulissen- und Kostümwechsel, einfach toll, das mal auf einer Bühne zu sehen, denn im Film kann das ja jeder! Außerdem abslout erwähnenswert ist die Übersetzung der englischen Texte ins Deutsche, ohne deren Sinn und Boshaftigkeit zu verfälschen! Die Seitenhiebe auf die Juden ("am Broadway kann man nur als Jude Erfolg haben"), die Anspielung auf die Verklemmtheit der englischen Gesellschaft in Bezug auf Homosexualität - das kam schon alles klasse über.
Fazit: eine abslout gelungene Bühnenshow mit typischem Monty-Python's-Humor, witzigen Liedern und tollen Bühnenbildern und Kostümen. Ein echtes Muss für alle Fans des schrägen Humors - alle anderen sollten aber besser daheim bleiben. Da die Show speziell etwas für Insider und Kenner ist, wird der Erfolg allerdings wohl leider nicht an We Will Rock You oder die andere aktuelle Musical-Hits anknüpfen können.
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