Donnerstag, 23. Dezember 2010

Lost in Shops!

Es ist erst ein paar Tage her, da hatten wir aufgrund technischer Probleme keinen Internetzugang. Und mir fiel auf, wie sehr dieses Medium mein Leben doch inzwischen schon beeinflusst! Chatten, shoppen, Briefe schreiben, Informationen einholen, Bankgeschäfte erledigen, Urlaub buchen .... kaum ein Lebensbereich, der nicht via Mail und Netz erledigt werden kann! Besonders komfortabel finde ich pesönlich ja das Einkaufen via amazon und co! Im Grunde könnte ich amazon als Startseite benutzen! Einfach einen Suchbegriff eingeben und nach Angeboten suchen, ein, zwei Klicks und schon ist ein Paketchen zu mir unterwegs, bezahlt wird per Kreditkarte. Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal in der Stadt war, um z. B. Bücher, Kleidung oder CDs zu kaufen. Heute war es aber so weit. Ich wollte doch, zum Zwecke einer möglichst gerechten Geschenkeverteilung am Heiligen Abend, noch ein paar Geschenkchen für die Kids kaufen. Unter anderem eine ganz bestimmte DVD, die ich leider vergessen hatte, bei amazon zu bestellen und die bei jetziger Bestellung mit Sicherheit erst nach den Feiertagen hier eintreffen würde.

Also mit dem Rad in die Stadt, ab zu Kaufhof oder Karstadt, dort gibts ja eine CD-Abteilung. So war es zumindest "damals" noch, als ich zum letzten Mal in der Stadt zum Shoppen war....jetzt: Fehlanzeige! Weder in dem einen, noch in dem anderen Kaufhaus gab es Ton- oder Datenträger! Und nun???? Voller Verzweifelung rief ich meinen Mann via Handy an. Er war auch ganz überrascht, schlug dann aber vor, ich sollte zu Saturn gehen. Ah ja, guter Einfall! Also, ab in Münsters einzige Shopping-Mall, die so genannten (warum auch immer) Arkaden. Rolltreppe rauf zu Saturn. Suchende Blicke....Kameras, Fernseher, Bügeleisen....Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf! Aber wo sind CDs.....mit großen Augen stellte ich fest, dass Saturn in der Stadt sogar zweistöckig ist. Also, ab nach oben. Dort begrüßte mich eine bunte Flut an Spielen für PC, Wii oder Playstation. Nachdem ich mich durch diesen Dschungel an Artikeln und Menschen gekämpft hatte, fand ich in einer hinteren Ecke des Geschäftes doch tatsächlich CDs und auch DVDs - in Regalen, die ungefähr denen eines US-amerikanischen Supermarktes ensprechen! Wie stolz war ich doch, als ich nach einigem Suchen bei den Kinderfilmen noch das begehrte Objekt fand! Jetzt weiter zu den Musik-CDs. Auch hier wurde ich schnell fündig und erstand sogar noch ein Hörbuch für meinen Mann. Aber was war das? Auch hier DVDs.....beim Anblick der Cover durchströmte mich eine sentimentale Wärme - da gab es doch tatsächlich alle möglichen Fernsehsendungen aus meiner Jugend! Die Profis - mit dem unglaublich attraktiven Lewis Collins (Martin Shaw war der Favorit meiner Freundin und schied allein deshalb schon aus, aber auch, weil er für meine Begiffe zu "hübsch" war mit seinen Löckchen). Voller Freude stöberte ich hier bei den alten Serien und Filmen noch herum und erstand nebenbei noch die Rocky Horror Picture Show für unsere "Sammlung" daheim.

Dann musste ich mich wieder auf den Weg machen. Es waren noch einige Dinge zu erledigen. Ein paar Würfelspiele für den Familienurlaub und - finde ich noch ein Paar Schuhe für meine Große? Zufällig kam ich bei Malefiz vorbei, einem Shop, in dem ich mit 20 meine ersten, vermutlich von mexikanischen Kinderhänden genähten Cowboystiefel gekauft hatte. Den Shop gibts immer noch! Und die Klamotten sind immer noch so schön schräg wie damals. Ich fand sogar schöne Schuhe - wenn Franzi sie nicht will, nehm' ich sie :-)

Wieder auf der Straße fühlte ich mich, als hätte ich allmählich die Orientierung wieder. Zwar war es ein recht ungewohntes Gefühl, mit TÜTEN am Fahrradlenker durchs Schneegestöber nach Hause zu fahren (sonst krieg ich ja immer alles von DHL gebracht), aber ich nahm mir trotzdem vor, jetzt wieder öfter in die Stadt zum Einkaufen zu fahren - oder einfach nur mal, um in einem der vielen Cafés einen Capuccino zu trinken. Das geht nämlich bisher noch nicht "online".

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Paradigmenwechsel

Ganz aktuell, vor wenigen Tagen erst, habe ich mich beim Lesen einer kurzweiligen kleinen Sokrates-Biografie in dieses Wort verliebt! Und gestern leitete Thorsten Rabeneck das Kumitetraining hiermit ein. Das Vereinsturnier sei vorbei, es sei jetzt Zeit für einen Paradigmenwechsel. Unter einem Paradigmenwechlel versteht man die Änderung einer Grundlage, eines Musters oder Vorbilds für eine Weiterentwicklung - so stand es über Sokrates, der forderte, dass jeder Mensch die Verantwortung über sein Leben selber übernehmen müsse und letztlich das eigene Gewissen die höchste moralische Instanz sei. Schon sehr philosophisch, dieser alte Grieche!

Das Training am Dienstag gestaltete sich dann allerdings zunächst ganz und gar nicht philosophisch, sondern absolut real und handfest! Vor einem augiebigen Grundschul-Teil starteten wir wie üblich mit einigen Runden Randori, wobei die Traininsintensität hier von Runde zu Runde zunehmen sollte. Thorsten wies uns an, dass es jetzt Zeit sei für den eingangs erwähnten Paradigmenwechsel: Das Vereinsturnier ist vorbei - nun sollten wir nicht mehr primär die Techniken üben, die wir am punktsichersten ins Ziel bringen könnten, sondern auch einmal Neues ausprobieren und eher auch mal Bewegungsmuster üben, die wir noch nicht so gut beherrschten.

Nach dem Kihon gingen wir über zu Kumite-Basics: Kihon- und Jiju-Ippon-Kumite. Direkt nach dem ersten Durchgang ermahnte Thorsten uns, in der Wachsamkeit, im Sanshin, nach dem Abschluss der Techniken nicht nachzulassen. Wachsam bleiben, war die Devise! Und so durften wir bereits im Kihon-Ippon-Kumite noch einige Zusatzübungen machen. Thorsten wies darauf hin, dass im Dojo von Shihan Ochi regelmäßig alle Kumiteformen geübt würden und dass man sich auch als Schwarzgurt nicht zu schade sein sollte, zurück zum Ursprung zu gehen. Die Kumite-Übung, die mir persönlich am "unliebsten" ist, nämlich das Gohon-Kumite, ließen wir dann allerdings in dieser Einheit weg. Wir hatten diese Form jedoch grade noch beim Ochi-Lehrgang in Saarbrücken geübt. Hier fiel mir auch in der Tat auf, dass man bei einem starken Trainingspartner hier einem extrem starken Druck unterliegt. Eigentlich ist dies eine besonders gute Möglichkeit, die Wachsamkeit aufrecht zu erhalten! Hmmm, ich denke, ich werde das mal bei meiner künftigen Trainingsplanung berücksichtigen....

Thorsten wies zudem darauf hin, dass es beim Kihon-Ippon-Kumite und auch beim anschließenden Jiju-Ippon-Kumite keine Ausrede für einen schwachen Konter gäbe! Wenn die Angriffstechnik bekannt sei, müsse im Grunde jeder von uns in der Lage sein, stark zu blocken und präzise zu kontern. Ganz eindeutig schien das leider nicht allen klar zu sein, denn "unser" Marc verpasste seinem Trainingspartner Holger doch tatsächlich eine blutige Lippe beim Konter mit Gyaku-Tsuki Jodan! Sollte eigentlich nicht passieren!!

Die Zeit verging beim Training mit verschiedenen Partnern wie im Fluge. Zudem wurden uns verschiedene Aufgaben gestellt: Konter nur mit Faust- oder ausschließlich mit Fußtechniken oder - was wohl für die meisten von uns die schwierigste Aufgabe war - ausschließlich mit Shuto- oder Heito-Uchi, Empi oder Hiza-Geri.

Auch gegen Ende der Einheit war Thorsten mit der Stärke unserer Kontertechniken noch nicht ganz zufrieden. Diese genauso stark auszuführen wie den Angriff, das wird zumindest für mich die Aufgabe der nächsten Trainingseinheiten sein. Hier wird neben meinem eigenen Gefühl für die Stärke der Technik die Reaktion meiner Trainingspartner wohl die höchste Instanz sein :-)

Montag, 13. Dezember 2010

Shotokan Wesel dominiert das SKDM!

Am 11.12. fand das diesjährige Vergleichsturnier zwischen dem Shotokan-Karate-Dojo Münster und dem befreundeten Verein Shotokan Wesel statt.

Der Vergleichskampf ist für die Karateka eine ausgezeichnete Möglichkeit, die eigene Leistungsfähigkeit und das jeweils persönliche Trainingsergebnis des letzten Jahres festzustellen. Dass Karate eine Kampfkunst für Jung und Alt ist, bewiesen die großen Altersunterschiede zwischen dem jeweils jüngsten und ältesten Starter: Der jüngste Starter war der vierjährige Philipp Witt, der eine ganz beeindruckende Leistung zeigte, obgleich ihm in der Gruppe Kumite Kinder bis 14 Jahre auch gleich als erste Gegnerin die aus Wesel kommende 14-jährige Janet Kauka gegenüberstand. Hier unterlag er zwar, sicherte sich aber einen festen Platz in den Herzen der Zuschauer. In der Disziplin Kata zeigte er eine fehlerfreie Heian Shodan, kam aber wegen zahlreicher überlegner Gegner über die Vorrunde nicht hinaus. Insgesamt bereicherten vier kleine Weißgurtträger im Alter von 4 bis 10 Jahren mit ihrem Charme den Nachmittag. Der mit 66 Jahren älteste Starter war Gerhard Stansch. Auch er kam zwar über die Vorrunden nicht hinaus, trug dies aber, ganz dem olympischen Prinzip entsprechend, mit großer Gelassenheit.

Insgesamt musste sich der gastgebende Münsteraner Verein in diesem Jahr der Übermacht vom Niederrhein geschlagen geben: In fast allen Disziplinen belegten die Freunde aus Wesel erste und/oder zweite und dritte Plätze. Lediglich die Gruppen Kata und Kumite Unterstufe der Erwachsenen wurden komplett von den Sportlern aus Münster dominiert: Die ersten Plätze gingen an Anna-Maria Imholz (Kata) und Sergej Witt (Kumite). Den zweiten Platz sowohl im Kumite, als auch in der Disziplin Kata erkämpfte sich jeweils Marcel Bahnemann. Die Brüder David (Kumite) und Marius (Kata) Zeiger konnten jeweils einen dritten Platz erreichen.

Auch ohne die starke Leistung von Madeleine Essing, die in diesem Jahr nicht am Turnier teilnahm, gewann Münster mit der Starterin Mareike Linke die Disziplin Kumite Damen Oberstufe, die bei den Erwachsenen als Freikampf ausgetragen wird. In der Disziplin Kata-Mannschaft Unterstufe, in der es vor allem auch auf eine synchrone Darstellung ankommt, konnte Münster mit den Teams "Prinzessin Wu" und "110" den ersten und zweiten Platz belegen. In der Oberstufe reichte es hier nur zum dritten Platz.

"Alles in allem bin ich mit dem Turnier sehr zufrieden", äußerte sich Hauptkampfrichter Michael Jarchau (5. Dan Shotokan-Karate). Jarchau ist Leiter des Weseler Vereins und gleichzeitig auch Trainer der Oberstufe des Münsteraner Vereins. "Es gab faire Kämpfe und keine Verletzungen. Das ist das Wichtigste." Dies nicht auch zuletzt deshalb, weil diese Tatsachen auch diejenigen Karateka für einen Turnierstart im nächsten Jahr motivieren, die jetzt noch gezögert haben.


(Presseinfo)

Donnerstag, 2. Dezember 2010

"Ich sei, gewährt mir die Bitte, ...

...in Eurem Bunde der Dritte." War ich zu Oberstufenzeiten doch eher seinem Weimarer Nachbarn Goethe verbunden, so wurde mir bei der heutigen Abendveranstaltung im H1 "Görner spricht Schiller" der in Marburg geborene Dichterfürst  näher gebracht. Na klar, waren auch mir Gedichte wie "Die Glocke", "Der Taucher" und natürlich auch "Die Bürgschaft" vertraut. Und "Maria Stuart" hatte ich mir mit meinem Mann vor ein paar Jahren im Theater angesehen. Sogar sein Wohnhaus in Weimar habe ich bereits zweimal besucht. Heute verschaffte uns nun der in Weimar lebende Rezitator Lutz Görner einen unterhaltsamen und äußerst kurzweiligen Einblick in das Leben des Dichterfürsten. Unterstützt wurde er von dem Gitarristen Stefan Sell.Mann, Mann, Mann, was war das für ein Hallodri, der Herr von Schiller! Naja, all das ist - wie ja eigentlich bei all jenen Kreaturen, bei denen Genie und Laster dicht beieinander liegen - wohl auf Ereignisse in der Kindheit zurückzuführen: Schiller wollte und sollte ja eigentlich Pastor werden und war auch bereits einem Stift zugewiesen. Dann aber musste er eine Militärakademie besuchen, wurde dort erst zum Juristen, dann zum Militärarzt ausgebildet. Er verlebte seine komplette Jugend kaserniert und lernte daher keinen Umgang mit Geld oder dem anderen Geschlecht. Als er die Enge nicht mehr aushielt und ihm zu allem Übel noch das Dichten verboten wurde, riss er aus und floh nach Mannheim. Dort verschuldete er sich zum ersten - aber nicht zum letzten - Mal in seinem Leben so richtig ordentlich: Er brauchte Geld, weil er sein erstes Werk "Die Räuber" drucken lassen wollte. Der Erfolg ließ zunächst auf sich warten. Erst, als das Stück uraufgeführt und höchst emotionale Reaktionen bei den Zuschauern auslöste, begann die Welt, Schiller wahrzunehmen. In Mannheim hatte er dann ein Verhältnis mit der verheirateten Charlotte Kalb, die für ihn Jahre später in Weimar sogar ihren Mann verlassen wollte. Als sie und auch seine Gläubiger zu eng auf den Pelz rückten, nahm Schiller die Einladung vier junger (heute würde man wohl sagen) Fans aus Dresden an. Einer von ihnen lieh Schiller immer wieder größere Summen Geld - die aber irgendwie nie ausreichten! In Dresden, nun, kam der junge Dichterfürst völlig auf die schiefe Bahn: Alkohol, Opium, Bordellbesuche - also, ich bin doch jetzt echt etwas desilusioniert. Der war ja ein wahrer Junkie! So ein Lotterleben, auch! Kein Wunder, dass er jetzt in eine kreative Krise rutschte und kein Werk mehr gelingen wollte! Wieder floh er. Jetzt nach: Weimar. Hier kam er allerdings auch erst nicht so richtig an, spürte aber zumindest, dass er unmöglich weiter so ein Lotterleben führen konnte. Er sehnte sich nach einer Frau, die ihm zur Seite steht! Jetzt kam wieder Charlotte Kalb ins Spiel - aber zum Heiraten war sie ihm zu kapriziös. Viel verlockender fand er das Geschwisterduett Charlotte und Caroline von Lengefeld. Schiller verliebte sich in beide und - schlug ihnen doch tatsächlich eine ménage à trois vor! Das also ist die wahre Bedeutung des berühmten Schluss-Zitats aus der "Bürgschaft": Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte."! Nun, aus dem flotten Dreier konnte aber auf Dauer nichts werden. Es müssen ja auch nicht alle Träume verwirklicht werden. Immerhin heiratete Schiller eine der Schwestern, Charlotte, und schien mit ihr auch in den ersehnten, ruhigen Hafen der Ehe eingefahren zu sein. Jetzt klappte es auch mit dem Schreiben wieder, bis - ja, bis er schwer erkrankte und ihn wiederkehrende Krankheitsschübe mehrfach an den Rand des Todes brachten. Eigentlich heißt es ja "totgesagte leben länger" - aber auf ihn traf das leider nicht zu: Eine Stuttgarter Zeitung hatte wenige Monate vor seinem Tod verkündet, Schiller sei gestorben (gab es damals schon die BILD??), obwohl er noch lebte. Dann aber, am 9. Mai 1805, starb das Genie, das nicht nur Dichter, sondern auch noch Historiker und Philosoph war - ermutlich an den Folgen einer Tuberkulose. Als man seinen Leichnam obduzierte, fand man fast alle Organe außer Blase und Magen total zerstört! Er muss in seinen letzten Lebensjahren Höllenqualen gelitten haben. Er hinterläßt neben seinen großartigen Werken eine Biografie, die ihn  uns grade wegen seiner Widersprüche und all seiner Unvollkommenheit noch näher bringt.