Donnerstag, 31. März 2011

Ein kleiner Beitrag zur Ehrenrettung der Karate-"Hobbygruppe" beim SKDM

Training gestern um 20.30 Uhr. Wie oft habe ich schon angeregt, die Einheit mit dem unmotivierenden Namen "Hobbygruppe" umzubenennen! Das hört sich doch total nach Thekenfußball an und nach Karate-Schonkost! Dementsprechend schlecht ist die Einheit auch meist besucht. Völlig zu Unrecht, wie ich finde, denn Trainer Matthes Elzinga gibt ein super Training! Zugegeben - die späte Anfangszeit schreckt ab und auch bei mir sind die Systeme schon beinahe heruntergefahren, ein gemütlcher Abend auf der Couch wäre eine echte Alternative. Dennoch raffe ich mich gerne auf, um an der Einheit teilzunehmen, denn im Regelfall ist das Training sehr fordernd und vor allem auch abwechslungsreich.

Gestern waren wir zu viert: eine Gelbgurtfrau, Bettina (3. Kyu), Katamann Torsten und ich. Mehr aus Spaß forderte ich Matthes auf, mit uns eine Vorbereitung für das Turnier in Billerbeck am kommenden Sonntag zu machen. Naja, Torsten und ich waren die einzigen im Training gestern, die sich überhaupt für Billerbeck angemeldet hatten - Torsten für die Disziplin Kata und ich für Kata und Kumite - wobei in meinen Gruppen "weiblich Ü35" wohl  mangels Masse keine Wettkämpfe stattfinden werden :-( Dennoch stand das gestrige Training voll im Fokus des Kumite! Wir starteten mit Randoi in verschiedenen Versionen. Bei der Gelbgurtfrau hieß es natürlich immer besonders Rücksicht zu nehmen. Bettina kann einen als Braungurt hingegen schon ordentlich anfunkeln ;-)

Naja und besonderen Pfeffer hatten natürlich immer die Partnerübungen, bei denen Torsten und ich uns gegenüberstanden. Matthes schien unsere Kämpfe immer mit besonderer Spannung zu verfolgen und auch uns machte es augenscheinlich viel Spaß :-)

Eigentlich trägt Torsten ja den Spitznamen Katamann und ist wohl auch nicht mal so unglücklich darüber. Aber auch in dem von mir so geliebten Kumite zeigt er mir oft genug, wo's langgeht ;-) Oft genug musste ich gestern ordentlich einstecken, kam beim Austeilen nicht so recht zum Zuge oder schlug vor seine Deckung. Am Ende der Einheit hatten wir eine halbfreie Aufgabe zu lösen: Angriff Kizami-/Gyakutsuki aus der Bewegung und aus größerer Distanz mit Blocks und Konter - und viel zu oft ließ ich mich von Torstens Finten ins Boxhorn jagen. Trotzdem - oder grade drum: Es hat mir total viel Spaß gemacht. Und wie herrlich grün und blau heute die Haut schimmert ;-)

Hey, was für eine schöne Überraschung: eine ganze Hobbygruppeneinheit nur Kumite! Das hatte sich doch wirklich gelohnt. Zum Ausgleich gibts heute Abend wieder Kata - wobei man sich bei Trainer "Seibel" nie so ganz sicher sein kann, ob nicht vielleicht auch ein kleines Gemetzel daraus wird ;-)

Tja, soviel zum Thema "Hobbygruppe", die gestern absolut kumitelastig war, herausfordernder und anstrengender als so manche "normale" Trainingseinheit.

Mittwoch, 30. März 2011

Crosne - Techniques

Okuri-Kumite

1. Vorübung Kihon: Kizami-Tsuki/Gyaku-Tsuki, einen Schritt zurück mit Age-Uke/Gyaku-Tsuki, wieder vor mit Mae-Geri.

Kumite:
A: Kizami/Gyakutsuki
B: zurückgleiten mit Suri-Ashi, beide Angriffe mit dem vorderen Arm blocken, Konter Gyaku-Tsuki
B: Angriff Tsuki Jodan
A: Schritt zurück mit Age-Uke/Gyaku-Tsuki
A: Mae-Geri
B: seitlich rausgehen mit Suri-Ashi in Kiba DAchi, Block Gedan-Barai, Konter Gyaku-Tsuki im Kiba Dachi


2. Kihon-Vorübung:
Oi-Tsuki Jodan im ZK, Schritt zurück im ZK mit Gyaku-Nagashi-Uke Jodan, im Stand Nagashi Uke Jodan (also mit dem anderen Arm), mit dem zweiten Arm dann Gedan-Barai und Mae-Geri.

A: Tsuki Jodan im ZK
B: rückwärts mit KK / Shuto-Uke, Konter Nukite im ZK
B: Angriff mit Mawashi-Geri Jodan, beim Absetzen des Fußes gleich Uraken und Gyaku-Tsuki
A: Schritt zurück in ZK und Block mit Gyaku-Nagashi-Uke Jodan (Mawashi-Geri), Nagashi-Uke-Jodan (Uraken) und Gedan Barai (Gyaku-Tsuki)
A: Mae-Geri
B: seitlich um das vordere Bein herumdrehen aus dem Angriff heraus in Kiba-Dachi mit Gedan-Barai, Konter Gyaku-Tsuki


3. Kihon-Vorübung:
Angriff Mae-Geri, absetzen im ZK. Angriff Ura Mawashi Jodan, Absetzen in ZK. Dann einen Schritt zurück in ZK mit Gyaku Gedan-Barai. Vorderes (linkes) Bein ranziehen, rechtsrum drehen, dabei Block Gedan Barai (in dem Moment, in dem die Füße parallel stehen), weiterdrehen (einmal ganz herum) und Absetzen im ZK (rechts vorne) mit Uraken Jodan. Wieder vorderes (rechtes) Bein ranziehen, links rum drehen, Block Jodan Uchi Uke, weiterdrehen, absetzen im KB mit Empi.

A: Mae-Geri
B: Block durch ranziehen des vorderen (linken) Beines, Drehung rechtsrum, Block Gedan Barai, wenn Füße nebenainander, weiterdrehen und absetzen rechts vor im ZK mit Konter Uraken Jodan.
A: Blockt Uraken-Jodan mit Nagashi-Uke Jodan (?)
A: neuer Angriff Ura-Mawashi Jodan
B: Block durch heranziehen des vorderen (rechten) Beins und Drehung links rum mit Jodan Uchi-Uke, weiterdrehen und Absetzen in KB mit Empi
B. Ausrichten für Ushiro Geri und Runde damit beenden.

Als nächstes eine Art Standübung, bei der es darauf ankam, das Standbein möglichst unbeweglich (also am Platz bleibend und das Knie möglichst im selben Winkel lassend) zu belassen. Es ging los links vor im ZK mit Oi Tsuki. Als nächstes rechts raus in KK mit Shuto-Uke (hier also das linke, das Standbein möglichst gleich gebeugt am Platz belassen). Als nächstes wieder den rechten Fuß versetzen und mit dem Gesicht nach vorne in Kiba-Dachi mit Tsuki linker Arm. Rechts vor mit Zanshin-Dachi und Uchi-Uke und schließlich rechten Fuß ranziehen zum Neko-Ashi-Dachi und rechts Kizami-Tsuki (den Uchi-Uke-Arm strecken). Dann das ganze rechts vor und schließlich zu zweit, wobei der Partner das Standbein kontrollieren sollte. Junge, waren wir anschließend warm!

Anschließend gab es wieder Kumite. Jean-Michel wollte uns in dieser Einheit vermitteln, dass es drei unterschiedliche Zeitpunkte gibt, an denen man mit dem Konter ansetzen kann: danach, währenddessen (Deai) und davor. Zunächst Angriff Kizami, Block rückwärts mit Suri-Ashi, Jodan Nagashi-Uke, DANACH Konter Gyaku-Tsuki. Als zweites: Ein Partner "zuckt" mit der Hüfte vor und der andere schlägt deai Gyaku-Tsuki. Schließlich: Zucken mit dem Kopf/Kinn und noch vor einer weiteren Bewegung Angriff mit Kizami-Tsuki.

Mae-Geri. Auf das Zurückschnappen des tretenden Beines sollten wir achten.

Einige Bahnen Kizami-Mae-Geri und Mae-Geri (beide vorne absetzen).

Dasselbe dann mit Mawashi-Geri.

"Üramawashi"-Kombination: Kizami-Uramawashi-Ushiro-Uramawashi

A: Angriff Mae-Geri
B: Block durch Rückwärtsgleiten mit Suri-Ashi und Nagashi-Uke, Konter Gyaku-tsuki
B: Mawashi Jodan
A: Block seitlich raus mit Tai Sabaki und Uchi Uke Jodan, Konter Heito Uchi
A: Angriff mit Ura Mawashi Geri
B: Block Soto-Uke Jodan, Konter Gyaku-Tsuki (?)
B: weiterer Angriff Yoko-Geri-Kekomi
A: Ausweichen zur "falschen" Seite mit Tai Sabaki und Gedan Barai, Konter Gyaku Tsuki
Auf meine Bemerkung, dass wir hier zur "falschen", weil gefährlicheren Seite ausweichen sollten, meinte Sandrine:"Jean-Pierre möchte offenbar, dass wir uns bemühen, besonders schnell zu sein." Und das kann gut sein.

A: Angriff Tsuki Jodan
B: rechts vorwärts am Partner vorbei mit Jodan Nagashi Uke, umdrehen (dabei nah am Partner bleiben!), den rechten Arm von A fassen und mit der Ferse unter dem Arm her Ura-Mawashi vor die Brust des Partners kicken
A: dreht sich auch um und greift seinerseits an mit Mawashi Jodan
B: Deai-Konter Kizami Tsuki Jodan, danach unmittelbar rechts am Partner vorbeigehen, Konter Shuto-Uchi
A: dreht sich auch
B: neuer Angriff mit Tsuki Jodan
A: Deai-Konter Ushiro-Geri


Paris, mon amour! - Karate und die Seinemetropole

Lehrgang in Crosne bei Paris mit den Senseis Jean-Pierre Fischer und Jean-Michel Blanchard

Vor ein paar Wochen fand ich in meinem facebook-Briefkasten eine Einladung von Sensei Jean-Pierre Fischer, dem ehemaligen französischen Nationalcoach und Kata-Europameister. Ich hatte ihn bereits einmal auf einem Gasshuku als Trainingspartner und als Trainer beim Kata-Spezial im vergangenen Jahr vor mir und fand ihn sehr charismatisch. Vor allem das Training beim Kata-Spezial hatte mich sehr beeindruckt und außerdem sollte das Training in Crosne stattfinden, einem Vorort von Paris. Es dauerte gar nicht lange, bis ich meinen treuen Trainingspartner Torsten dafür begeistern konnte, dorthin zu fahren. Wer, außer uns, ist schon verrückt genug für einen Lehrgangsbesuch so weit weg und mit fremden Leuten?

Nach insgesamt knapp 12 Stunden Fahrt mit einem längeren Stopp in Köln näherten wir uns gegen Abend der Hauptstadt Frankreichs. Da Torsten ziemlich erkältet war, beschlossen wir kurzer Hand, dass wir erst ab Samstagmorgen am Training teilnehmen würden. Wir fuhren statt dessen aber auch nicht zu unserem Hotel am Flughafen Orly, sondern  mitten ins Herz der Großstadt - zum Louvre! Die vielen Eindrücke der Stadt und des Museums kann ich jetzt unmöglich hier alle in Kürze zusammen fassen. Aber nicht nur gedanklich folgte ein "Wow" dem anderen und "he, wie schön" war dann die wohl am zweithäufigsten gebrauchte Beschreibung :-) Als wir kurz vor Mitternacht am Hotel ankamen, hatten wir noch nicht zu Abend gegessen und freuten uns über eine weitere Überraschung: Unmittelbar nebenan befand sich ein spitzenmäßiges portugiesisches Restaurant, in dem wir es uns bei Fisch und einer Flasche Sancerre gut gehen ließen.

Samstag gings dann nach dem Frühstück auf nach Crosne, das sich nicht, wie Torsten zu ermitteln haben glaubte, in ca. 6 km Entfernung befand. Vielmehr hatten wir 16 km durch regen Verkehr zu fahren  und kamen erst kurz nach dem offiziellen Trainingsbeginn an der Sporthalle an. Ich hasse es, zu spät zu kommen! Und dann auch noch als Gast in einer fremden Stadt, zu fremden Leute! Aber - wir waren ja nicht in Deutschland, nicht in Japan oder einem anderen Land, in dem großen Wert auf Pünktlichkeit gelegt wird - und durften uns darüber freuen, dass das Training noch nicht begonnen hatte.

Trainiert wurde jeweils in zwei Gruppen: weiß bis grün und violett bis Dan, insgesamt waren wir etwa 50 Karateka. Wir wurden jeweils abwechselnd von Jean-Pierre und Jean-Michel unterrichtet. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die beiden lange Jahre international auf Turnieren für Frankreich gestaret sind. Da es damals noch keine Nationalmannschaft gab, haben sie sich immer gegenseitig korrigiert. Thematisch wechselten sich beide jeweils mit Kata und Kumite ab, so dass wir von beiden Trainern auf beiden Gebieten viel lernen konnten. Ehrlich gesagt war ich vor dem Training ganz schön aufgeregt, präsentierten wir doch zu zweit nicht nur unser Dojo, sondern waren - als einzige Deutsche - zudem auch noch die Shotokan-Fraktion Deutschlands! :-)

Nach dem Aufwärmen durch einen Karateka aus der Gruppe übernahm zunächst Jean-Pierre das Training der Braun- und Schwarzgurte. Schwerpunkt der ersten Einheit waren Kihon und Kihon-Kumite. Ich stand zunächst einem männlichen Trainingspartner gegenüber, wurde von Jean-Pierre aber Sandrine, einer Danträgerin, zugeteilt. Alle Kumiteübungen wurden vorab ohne Partner als Kihon geübt. Es gab drei verschiedene Durchgänge Okuri-Kumite, also: Angriff-Block/Konter, neuer (anderer)Angriff durch den Konternden-Block-Konter, neuer (wieder anderer)Angriff usw. Die technischen Anforderungen steigerten sich von Durchgang zu Durchgang und Jean-Pierre forderte uns zu zunehmender Dynamik und Geschwindigkeit auf. 

Nach einer knappen Stunde gab es "deux minutes" Pause und die Trainer tauschten die Gruppen, so dass wir es mit Jean-Michel zu tun bekamen. Jean-Michel ist Leiter des Dojos in Crosne und war lange Jahre lang zusammen mit Jean-Pierre Mitglied der französischen Nationalmannschaft. Mit ihm übten wir jetzt die Kanku Sho und zwar mit zahlreichen Bunkai-Sequenzen. Wir stellten uns hierfür in zwei Reihen auf und anders, als wir es kennen, übten nicht immer beide Partner beide Positionen der Bunkai-Übung. Jean-Michel achtete vielmehr darauf, dass das Embusen beibehalten wurde. Jeder übte also immer nur in eine Richtung und verschiedene Techniken. Das war einerseits vielleicht etwas schade, da man nicht in den Genuss aller Bunkai-Übungen kam, andererseits aber auch ein ganz interessanter Ansatz.

Die zweite Einheit startete um 16 Uhr mit Jean-Michel. Wir begannen nach der Gymnastik mit zwei Vorübungen, quasi als fortgesetztes Warm-Up. Zunächst stehen im Kiba-Dachi, Tsuki links und rechts; dann auf der Stelle links 45  Grad in ZK raus drehen mit Gyaku-Tsuki, rechts raus (also 90 Grad im Verhältnis zum vorangegangenen Gyts.) und wieder KB nach vorne mit Rentsuki (schneller hintereinander als zu Beginn der Folge).

Als nächstes eine Art Standübung, bei der es darauf ankam, trotz wechselnder Stände (Zenkutsu-Dachi, Kokotsu-Dachi, Kiba-Dachi, Zanshin-Dachi und Neko-Ashi-Dachi) das Standbein möglichst unbeweglich (also am Platz bleibend und das Knie möglichst im selben Winkel lassend) zu belassen. Dann das ganze erst links, dann rechts vor und schließlich zu zweit, wobei der Partner das Standbein kontrollieren sollte. Junge, waren wir anschließend warm!

Anschließend gab es wieder Kumite. Jean-Michel wollte uns in dieser Einheit vermitteln, dass es drei unterschiedliche Zeitpunkte gibt, an denen man mit dem Konter ansetzen kann: danach, währenddessen (Deai) und davor. Zunächst Angriff Kizami, Block rückwärts mit Suri-Ashi, Jodan Nagashi-Uke, DANACH Konter Gyaku-Tsuki. Als zweites: Ein Partner "zuckt" mit der Hüfte vor wie bei einem Angriff und der andere schlägt deai Gyaku-Tsuki. Schließlich: Zucken mit dem Kopf/Kinn und noch vor einer weiteren Bewegung Angriff mit Kizami-Tsuki.

Nach der Zweiminuten-Zäsur und dem Trainerwechsel kamen wir in den unendlichen Genuss, Kata bei Jean-Pierre zu trainieren. Der Mann bewegt sich wie ein Panther und allein dafür, ihm beim Vormachen der Katas zuzusehen, hatte sich schon die Fahrt gelohnt! Es gab die Bassai Dai und Sho. Er zeigte uns zahlreiche Details zur Bassai Dai, von denen sich bei vielen ein Achja! oder Achso! einstellte.

Dann die Bassai Sho, die mir ehrlich gesagt (noch?) nicht so liegt. Das merkte ich allein schon daran, dass Jean-Pierre mich doch hierbei wesentlich mehr im Focus hatte, als bei ihrer großen Schwester. Am beeindruckendsten und ein absoluter Augenschmaus war es für mich, als Jean-Pierre die Passage mit den Ashi-Barais in Zeitlupe vormachte. Was für eine Körperbeherrschung!

Nach dem Training fix duschen und aufbrezeln, schließlich hatte Torsten für uns einen Tisch im Le Fumoir reserviert, einem edlen Restaurant direkt am Louvre! He, was sahen wir gut aus an diesem Abend :-) Das Essen war dann ein weiterer - wenn nicht DER Höhepunkt dieses Paris-Trips! Die anschließende Tour mit Torstens Mini führte uns vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten und fand ihren Höhepunkt am Eiffelturm. Hier stellten wir das Auto ab und gingen auf das beleuchtete Wahrzeichen von Paris zu. Plötzlich begann der eiserne Riese scheinbar Funken zu sprühen! Einem Feuerwerk gleich glitzerte und blinkte er - er war über und über mit kleinen Birnchen versehen, die ihn in ein zauberhaftes Licht hüllten und diesen unvergesslichen Moment wohl für immer in meine Erinnerung gebrannt haben! Ich war total ergriffen! "Hey, das hast Du aber toll arrangiert, Torsten!", war meine spontane Reaktion.

Auf der anderen Seite des Turms waren gerade einige Läufer mit Startnummern angekommen. Ich fand hinterher heraus, dass an dem Abend direkt am Eiffelturm wohl ein 80-km-Lauf endete. Hier kamen also die erschöpften Läufer an - und liefen zum Abschluss der Tour noch mal eben die Treppen des Turms hinauf! Wahnsinn! Gegen 1.30 Uhr waren wir zurück in unseren Zimmern. Das war auch gut so, denn die Nacht war ja durch die Zeitumstellung eine Stunde kürzer als normal.

Das Aufstehen um halb 8 fiel mir dann auch entsprechend schwer! Schnell noch die Sachen packen, frühstücken und ab zur Trainingshalle. Dort begrüßten uns schon einige unserer neuen Karatefreunde und die erste Hälfte der Einheit begann mit Jean-Pierre. "Quel Kata nous faisons?", fragte ich. "Pas de Kata! Kumite!" Aber vor das Kumite hat nicht nur Gott in Frankreich ein zünftiges Warm-Up gelegt, sondern auch Jean-Pierre. Wir starteten mit Kihonbahnen und hier mit verschiedenen Geri-Kombinationen – vom Mae- über Mawashigeri bis hin zu Ura- und Ura-Mawashi-Geri (auf Französisch wird daraus ein herrlicher Üramawash :-) Bei der letzten dieser Übungen hatte wohl nicht nur ich ein gequältes Grinsen im Gesicht :-/

Dann ging es endlich los mit "face-à-face", also Kumite mit dem Partner und ich hatte wieder die Ehre, mit Sandrine zu trainieren, die bei diesem Durchgang viel sicherer wirkte, als beim ersten Mal und mit der ich viel Spaß hatte! Es gab wieder einige Durchgänge des hier offenbar beliebten Okuri-Kumite. Der Sensei forderte uns jetzt häufig auf, nicht "einzuschlafen" und dynamischer zu sein, das Kampfgeschehen in Intensität und Härte zu steigern. „Plus forte! Pas dormir!“ Stärker - nicht einschlafen! Also, ich glaube, wir haben ganz gut Gas gegeben, aber ob es dem Sensei gereicht hat?

Jetzt wieder Kata mit Jean-Michel. Er legte diesmal besonders viel Wert auf Perfektion. Die Braungurte machten Kanku Dai und wir die Sho. Wir sollten jetzt auf alle Einzelheiten achten und im Gegensatz zu der Forderung nach Power und Geschwindigkeit Jean-Pierres kam jetzt der Befehl, "très doucement", also ohne Kraft und langsamer als gewohnt, zu trainieren. Abdruck aus dem hinteren Bein; sauberes Hikite, korrekte Haltung beim Kokotsu-Dachi....es gab viel zu tun! Am Ende der Einheit wurden die Träger ab drittem Dan aufwärts auf eine Seite gebeten. Sie sollten sich einen von uns anderen aussuchen und den dann etappenweise die Kata vormachen lassen. Dann gab es Korrektur. Bei mir gabs viel zu meckern, obwohl ich mit Luis einen wirklich netten Kritiker hatte. Hinterher kam auch noch Jean-Michel zu mir und gab mir Hinweise - ich sag ja, dass wir hier eine Spezialbehandlung bekamen :-) Mein Katamann Torsten bekam von seinem Partner Eric nur Lob! Na, da hat ja wenigstens er die Ehre des Dojos im Ausland gerettet!


Dann  hieß es auch schon Abschied nehmen! Alle waren sehr herzlich und wir versprachen, bald wieder nach Frankreich zu kommen. "Meine Mädchen" Sandrine, Maud und Geraldine fragten direkt, ob sie nicht einmal nach Münster kommen könnten - wobei sie mit dem Namen unserer Stadt allerdings immer einen würzigen Käse verbanden.

Jetzt steuerten wir noch einmal die Metropole an und unser Ziel war Sacre Coeur. Dort verbrachten wir unsere Mittagspause in einem netten Restaurant mit Blick auf eine bunte Menschenmenge, bestehend aus vielen Malern, Straßenkünstlern und unzähligen Touristen. Nach dem Essen flanierten wir noch einmal um die Kirche herum und warfen einen letzten Blick auf Paris, bevor wir – zum sicher hundersten Male Gary Moores Parisienne Walkways aus den Boxen dröhnen lassend - wieder heimwärts fuhren.

Welche Erkenntnis(se) ziehen wir aus den Erlebnissen des Wochenendes? Paris ist immer eine Reise wert! Jean-Pierre und Jean-Michel sind super Trainer und die französischen Karatekas sind an Gastfreundlich- und Herzlichkeit kaum zu überbieten! Paris, mon amour, ich komme wieder! :-)

Donnerstag, 17. März 2011

Wankan - mit Fortsetzung

Kata der Woche: Wankan

Ich habe beschlossen, jede Woche einer bestimmten Kata zu widmen. Ich fange mit der Wankan an. Die Kata ist zwar relativ kurz, hat aber einige Besonderheiten. Der Name bedeutet etwa Krone des Königs oder König und Krone. Der Name soll von den ersten drei Techniken abgeleitet sein, da sie im Embusen wie die drei Zacken einer Krone aussehen.Auf dem Kata-Spezial 2010 habe ich bei Jean-Pierre Fischer die Wankan durchgenommen. Es war sehr lustig: Er kündigte zu Beginn der Einheit an, wir würden die Wankan und die Gankaku machen. Wir begannen mit der Wankan und bauchten wegen umfangreicher Bunkai-Sequenzen eine Stunde für diese kurze Kata.  Die wesentlich längere und technisch komplexere Gankaku wurde uns dann noch in einer halben Stunde vermittelt (ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob da auch Bunkai-Passagen vorkamen).

Bezeichnend für die Wankan ist, dass sie nur 16 Techniken umfasst und nur ein Kiai hat. Katamann Torsten äußerte ja schon den Verdacht, der sie entwickelnde Meister sei vor ihrer Vollendung verstorben. Ebenfalls der Tod eines Meisters (nämlich Nakayamas) kann möglicherweise dafür verantwortlich sein, dass die Wankan neben der Jiin nicht in der von Nakayama herausgegebenen "Best-Karate"-Serie erwähnt wurde.

Die Wankan beginnt aus dem Shizentai links raus mit KK und Kakiwake Uke. Interessant ist, dass auf einem Video von Nakayama zu sehen ist, dass er aus dem Shizentai zunächst mit dem rechten Bein überkreuz nach links geht, bevor das linke Bein in den KK vorgeht. In moderneren Videos wird der erste Überkreuzschritt weggelassen. Ich habe nirgends gefunden (weder Buch, noch Video), dass der Kakiwake Uke vorher an der Hüfte ausgeholt wird, wie das etwa in der Heian Jondan der Fall ist. Auf den Block Kakiwake Uke folgt kein Konter. Im Kata-Bunkai-Buch von Fiore Tartaglia habe ich allerdings die Interpretation gefunden, dass bereits der Kakiwake Uke einen Ura-Tsuki zum Kinn beinhalten kann, mit dem man einem Würgeangriff zuvorkommt.

Nach dem zweiten Kakiwake Uke im KK (nach rechts) dreht sich der Körper um etwa eine Achteldrehung nach links. Hierbei wird das rechte Knie rangezogen und die Hände gehen in eine Stellung, die in meinem Katabuch Hasami-Uke genannt wird: Die Fäuste sind geschlossen und zeigen himmelwärts, die Unterarme sind parallel etwa vor Brust und Hals, so dass man noch über die Fäuste hinwegblicken kann. Der rechte Fuß setzt jetzt ab in einer Art "flüchtigen" Zenkutsu Dachi. Mein Katamann Torsten meinte, Sugi hätte diese Passage (die Bewegung wiederholt sich zweimal) mit dem Laufen durch knietiefes Wasser verglichen. Es ist ein weiches Vorwärtsschreiten, wobei die Arme die Position behalten. Erst beim letzten Schritt (rechtes Bein vorne) holt der linke Arm unter dem rechten zu Gyaku-Tate-Shuto-Uke aus. Im Stand jetzt Oi-Tsuki und Gyaku-Tsuki.

Die folgende Passage wird bei mir im Buch als "Wendung um 90 Grad nach links, wobei das linke Bein ein Stück rangezogen wird; gleichzeitig Ausholbewegung zu Gedan Sukui-Uke links und Gedan Teisho-Uchi rechts" beschrieben. Den Begriff Sukui-Uke habe ich ehrlich gesagt vorher noch nie gehört. In der Enzyklopädie von Schlatt wird er erwähnt und Schaufelblock genannt. Gemeint ist ein Block mit dem gebeugten Arm, der einen Geri fängt. Es gibt den Block mit geschlossener Faust, wobei er meiner Meinung nach einem Nagashi Uke ähnelt. Mit offener Hand wird er Sho-Sukui-Uke genannt und kommt dem Block in der Kata nahe. Auch der beidhändige Block, so wie in der Wankan ausgeführt, ist erwähnt und heißt bei Schlatt Morote-Sukui-Uke. Es folgt ein Gyaku Tate-Shuto-Uke links mit Oi- und Gyaku-Tsuki. Dann die Sukui-Uke-Tsuki-Kombination zur anderen Seite.

Schließlich zurück zum Ausgangspunkt mit rechts raus in Kiba-Dachi mit Tettsui-Uchi. Links vor mit Mae-Geri und absetzen in Zenkutsu-Dachi mit Tsuki Jodan. In dem besten Video, das ich zur Wankan gefunden habe (erscheint, wenn man auf den Titel dieses Blog-Eintrags klickt), wird es mit der Ausführung des Standes auch hier nicht so eng gesehen und auf das Durchstrecken des hinteren Beins nicht so viel Wert gelegt. Dieser Clip ist trotzdem der beste, weil er von der Darstellung her am meisten an "Karate", an Kampf erinnert. Zwei weitere Videos sehen eher so aus, als wollte jemand langsam und sorgfältig die Kata vorzeigen - von Kampfgeist keine Spur :-/ Kanazawa ist auch mit zwei oder drei Versionen vertreten. Er führt die Anfangssequenz aber anders aus, wie bereits erwähnt.

Die Geri-Tsuki-Jodan-Kombination wird zweimal wiederholt, so dass man am Ende links vor steht. Jetzt die Fäuste an der linken Hüfte stapeln und Drehung um 180 Grad in Sochin-Dachi mit Yama-Tsuki - Kiai. Dann ist die Kata offiziell zuende. Ich habe allerdings auf einer Homepage die Beschreibung eines zweiten Teils, einer Fortsetzung gefunden, für die ich einen eigenen Post anlege.

Dienstag, 15. März 2011

Kumitetraining - mehr Beweglichkeit

Heute hat Sensei Micha wieder ein super Kumitetraining gegeben. Schade, dass mit mir nur fünf Leute da waren! Ob das am schönen Wetter lag? Bevor Micha eintraf, hatte ich das Aufwärmtraining übernommen. Als er dann eintraf, ging es direkt los mit Partnertraining. Ich hatte direkt den leicht vergrippten Andy Noll als Trainingspartner. Wir sollten uns an den Handgelenken festhalten und die Arme strecken, im Kiba-Dachi stehen. Der eine gibt die Richtung im Kreis vor - also entweder rechts- oder linksherum. Der andere muss zwangsläufig hinterher. Das machten wir dann jeweils mit jedem Partner und ich bereute bald, dass ich Zehen nicht getaped hatte!

Die nächste Übung bestand darin, dass wir dasselbe, nur ohne Festhalten machen sollten. Das gab ruckzuck einen Drehwurm! Im Folgenden wurde die Übung so ausgebaut, dass einer im ZK stehen sollte, der andere im KB. Der im KB sollte, die Arme zur Deckung gehoben, wieder im Kreis die Richtung bestimmen. Der andere sollte versuchen, der Richtung zu folgen und möglichst Gyaku-Tsuki zu platzieren.

Die Übung wurde weiter (alles immer schön mit drei Partnerwechseln) ausgebaut, so dass der Richtungsbestimmer schließlich auch von sich aus Kizami- oder Gyakutsuki schlagen durfte.

Schließlich gab es eine weitere Übungsform. Micha wies darauf hin, dass man in der Lage sein müsse, sich auf unterschiedliche Partner einzustellen - ohje, bis dahin ists für mich wohl noch ein weiter Weg! Wir sollten jetzt nicht mehr im Kreis ausweichen, sondern einer von uns sollte Druck machen oder wegnehmen, indem er vor- oder zurückgleitet. Hierbei sollte man möglichst auch mal den Rhythmus unterbrechen. Der andere sollte darauf reagieren und in dem Moment, in dem der Druck-machende entweder beginnt, sich rückwärts zu bewegen oder auch stehen bleibt, angreifen. Naja, das funktionierte noch nicht so gut....es führte bei mir dazu, dass ich einfach dann angriff, wenn ich meinte, dass die Distanz passte. So richtig das Auge dafür, wie mein Partner sich bewegt, ob vor- oder rückwärts, hab ich noch nicht...

Schließlich sollten wir nach dem ersten Angriff einfach in lockeres Randori übergehen, dabei schön beweglich sein, auch zu den Seiten, nicht immer nur zurück.

Leider musste ich eine Viertelstunde vor dem offiziellen Trainingsende fahren, da ich noch zum Klassenpflegschaftsabend meiner Tochter musste. Aber nächste Woche bin ich auf jeden Fall wieder dabei!

Donnerstag, 10. März 2011

Bloggen bringts!

Zu meinem Blog Nie wieder Ehrenamt vom 12.06.2010
Der Blog wurde gelesen und tatsächlich hat er Wirkung gezeigt: Die Firma Sportsandevent ist auf den Blog gestoßen und hat meiner Tochter als Wiedergutmachung ein kleines Smart-Modell geschickt. Ein Klick auf den Post-Titel führt auf den Blogeintrag Nie wieder  Ehrenamt.