Mittwoch, 2. Juli 2014

Czech Gasshuku

Tag 1
1. Einheit - Kata Training
Klasse Trainingsstart beim Czech Gasshuku! Heute früh um 08.00 Uhr ging es los mit Katatraining bei einem tschechischen Shihan Karel, der uns mit Impressionen zur Gankaku in den Tag begleitete. Er verwies an einigen Stellen auf das Training bei Izumiya Sensei beim Kata Special Course und rief einige dieser Trainingsansätze wieder ins Gedächtnis. Zwei Stellen in der Kata fanden meine Karatefreunde und ich dann in der Pause allerdings durchaus diskussionswürdig - es ging um Drehungen (die erste Drehung zu Beginn der Kata, bei der man vom Kokotsu Dachi um 180 Grad in den Kiba Dachi dreht, möglichst ohne das Gewicht vorher zu verlagern. Karel Shihan bestand darauf, dass wir hier auf der Ferse drehen sollten (wie es ja meist bei Karatewendungen gefordert wird). In unserem kleinen Karatesgrüppchen drehten wir allerdings alle automatisch und ohne Nachteile erkennen zu können, hier auf dem Ballen. Zweite Stelle war die Position nach den drei Manji Ukes, bei der man die Ellenbogen zur Seite rausstellt und erst rechts, dann links die Hüfte dreht und so mit den Ellenbogen blocken kann. Auch hier macht m. E. eine Drehung auf beiden Fersen keinen Sinn - ich würde es hier eher wie in der Bassai Dai bei der Tsuki-Uchi-Uke-Kombination machen und je mit einem Fuß auf der Ferse, mit dem anderen auf dem Ballen drehen. Insgesamt hat mir die Einheit, die auch etliche Bunkai-Sequenzen beinhaltete, sehr gut gefallen.

2. Einheit,
Nach einer kurzen Pause, in der ich für einen Karatefreund aus Stade schnell meinen zweiten Obi aus dem Hotel holte, ging es weiter mit meinem ersten Training bei Sensei Okuma, einem Schüler Naka Senseis. Okuma sprach mich sofort durch seine sympathische und fast hemdsärmelige Art an. Wir starteten sehr zur Freude meines Trainingspartners Torsten mit der Taikyoku Shodan. Diese wurde von Okuma stufenweise ausgebaut - zunächst führten wir sie "normal" aus, dann mit je einem Step nach hinten und dann nach vorne, um die Idee einer Kumite-Bewegung mit einem ganz kurzen Step bei der Rückwärtsbewegung zu erarbeiten. Schließlich wurde die Kata noch mit einigen Keris "gewürzt", so dass hier wohl jeder in der Halle irgendwie auf seine Kosten kam :-) .

Nach einer kurzen Trinkpause ging es weiter mit Gohon-Kumite - Tsuki Jodan, Tsuki Chudan und Mae Geri. Hier fand ich in Frank Köhler meinen Meister und habe mir fest vorgenommen, diese Kumite-Form, die mir von allen Kumite-Formen irgendwie am wenigsten liegt, mehr zu üben ^^ Mist - beim Mae Geri hat weder Nagashi Uke, noch Gedan Barei beim Training mit Frank richtig funktioniert.

Im Anschluss gab es dann dann Jiyu-Kumite mit ständig wechselnden Partnern. Zunächst sollte Tori mit dreimal mit Tsuki Jodan angreifen, Uke sollte mit Nagashi Uke Jodan (ich hätte jetzt spontan gesagt, dass es ein Soto-Uke mit offener Hand ist, aber vermutlich wird dieser Block dann (gewischt und mit offener Hand) zum Nagashi Uke) geblockt werden, dann Konter. Anschließend sollte Tori den Konter seinerseits wieder blocken und gegenkontern.

Schließlich gab es noch eine Mae-Geri-Übung: Zunächst sollten wir uns partnerweise im Wechsel Mae Geris seitlich Chudan verpassen mit leichtem Kontakt. Dann sollte Uke den Keri seitlich mit Tai Sabaki rausblocken und mit Gyaku Tsuki kontern. Im letzten Durchgang sollte der Konter wiederum ein Mae Geri sein, also zweimal Kick mit demselben Bein - hier kam es besonders auf ein stabiles Standbein an!

Ach, das hat mal wieder richtig Spaß gemacht, schön ne knappe Stunde Kumite und dabei den Kopf frei kriegen! Herrlich! Was hab ich das vermisst! Bei allem Ärger darüber, dass meine besten Karatezeiten wohl hinter mir liegen und es ein harter und langer Weg wird, das mal Gekonnte einigermaßen wieder aufzubauen, überwiegt doch die Dankbarkeit, endlich wieder an intensiven Trainings und Lehrgängen teilnehmen zu können.

3. Einheit
Jetzt hatten wir das Vergnügen mit Naka Sensei! Wir begannen mit einer Übung "zur Koordination von Armen und Beinen", wie Naka Sensei es einige Male betonte: Wir starteten im Kiba Dachi mit der rechten Hand im Tate Shuto Uke - die erste Bewegung war, den linken Fuß an den rechten zu ziehen, ohne die Höhe des Standes zu verändern, und gleichzeitig mit der linken Faust einen Tsuki auszuführen, dann das rechte Bein wieder in den KB setzen, und mit rechts Tsuki, Kamae war dann im Stand die linke Hand zum Tate Shuto Uke zu führen, das Ganze wurde dann auch nach links ausgeführt. Die Übung wurde nach und nach ausgebaut: zunächst kam nach dem ersten Tsuki bei der Bewegung nach rechts ein Yoko-Geri Kekomi mit rechts, nach links dann entsprechend anders rum. Hinterher ging es nach dem ersten Tsuki im Heisoku Dachi nach rechts rechts vor in ZK mit Gyaku Tsuki und nachfolgend Yoko Geri mit rechts, andersrum genauso.

Hauptthema der Einheit war Oi Tsuki / Gyaku Tsuki bzw. Kizami Tsuki Gyaku Tsuki, je nachdem, welche Distanz zu überbrücken war.

Wir übten zunächst alleine Oi Tsuki / Gyaku Tsuki. Später wurde daraus folgende Partnerübung: Angreifer kommt vor mit einer großen Bewegungsabfolge Oi Tsuki, Gyaku Tsuki, der Abwehrende geht ohne Block einen Schritt zurück. Dann steppt der Angreifer kurz einen Schritt zurück (es wurde auch gesagt "mit Kiri Kaeshi", was m. E. bedeuten würde, einen Schrittwechsel auf der Stelle auszuführen, aber vorgemacht hat Naka Sensei eigentlich immer "einen Schritt zurück". Hier sollte nicht lange pausiert werden, sondern der Angreifer macht sofort wieder Druck nach vorne, jetzt auf kurzer Distanz Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki. Für mich diese im Grunde nicht wahnsinnig komplizierte Übung nach meiner langen Kumite-Abstinenz ein bisschen wie "wieder laufen lernen": Es lief nicht richtig rund und obwohl mir die Übung theoretisch klar war, war ich absolut nicht zufrieden mit der Ausführung. Allerdings tat sich auch mein Trainingspartner sichtlich schwer mit der Abfolge - vielleicht war uns doch der "Schritt zurück" einfach zu ungewohnt. Eine super Übung, aber sie hatte wirklich ihre Tücken!

Bei dem Partnertraining wurden wir übrigens richtig schön geschliffen! Hey, das war echt mal wieder Moving Zen! Denn Naka trieb uns zu einem Höchstmaß an Geschwindigkeit an, in dem er bei dieser Übung plötzlich eine Trillerpfeife hervorzauberte, die er bis dahin hübsch unter seinem Gi-Oberteil verborgen hatte :-) Beide Partner hatten ohnehin schon einige Male die Übung ausgeführt, als es plötzlich hieß:"Just 10 more times!" Ohje! Hey, das war mal echt eine konditionelle Herausforderung und machte so richtig schön die Birne frei!

Anschließend übten wir Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki mit Suri Ashi und diese Übung gab es dann in Formationen zu je drei Personen: Der in der Mitte griff einen der Außenstehenden an mit Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki, dann schnelle Drehung und den anderen angreifen. Hier ließ uns Naka Sensei je 10 bzw. 15 Sekunden agieren, bevor der Angreifer wechselte.

Schließlich sollten wir bei der Übung zu dritt mit den Distanzen variieren: Einer der Außenstehenden hatte die Aufgabe, beliebig einen Schritt weiter auf den Angreifer zu zu gehen oder einen Schritt zurück. Der in der Mitte sollte jetzt sofort erkennen: "Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki oder Oi Tsuki / Gyaku Tsuki".

Wow, was hatten mir diese letzten Partnerübungen Spaß gemacht! Das ist für mich die Seele des Karate - Partnertraining mit Biss! So macht es Spaß :-)

Zum Abschluss der Einheit ließ uns Naka Sensei noch einige male die Jion ausführen. Er wies darauf hin, dass die meisten Techniken auch nichts anderes sind als "Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki" und das haben wir ja auch von unserem Trainer und Karatefreund Andreas Klein schon oft gehört! Wir versuchten dann, Naka Senseis Anleitungen zur Jion zu befolgen und freuten uns nach einem Cool Down dann einfach noch auf die Dusche :-)

Tag 2:
Kata (Naka Sensei): Kanku Sho: Neu: nach der Wendung kein Gedan Barei, sondern den Arm kreisförmig absenken.

Okuma Sensei: Patrnertraining Zen (gleichzeitig)
Go no Zen (danach)
Zen (gleichzeitig Block und Konter, wenn der Gegner kommt, Doppelarmtechnik Irikimi?) Sochin: aus Kamae Kiri Kaeshi, mit links Nagashi Uke und statt Uraken mit rechts Tsuki sowie Age Uke, chudan Tsuki (normal und Ura) und anschließend abtauchen und von hinten an die Oberschenkel fassen, gleichzeitig mit der Schulter gegen den Oberkörper drücken und weghebeln
,mit Kiri Kaeshi und Yoko Geri den Angriff abstoppen
Zen no Zen: dem Angriff zuvor kommen, einen Angriff provozieren (Samatag?)

Nachmittags Naka Sensei: Im Stand Kizami Tsuki 45 Grad und Gyaku Tsuki, dann Kizami Tsuki in die andere Richtung 45 Grad
In Bahnen vorwärts: Kizami Tsuki / Gyaku Tsuki , Gyaku Tsuki / Kizami Tsuki, Gyaku Tsuki / Gyaku Tsuki
Anschließend mit Partner
Enpi

Tag 3:
Jitte mit Okuma Sensei ("Last year we did Jitte, this year we do....Jitte." ;-) )
Am Anfang: Hüfte!
Mit Bunkai (2 Sequenzen vom Anfang der Kata)

Nijushiho mit Okuma Sensei
Besonderheit: Am Anfang Empi mit 90 Grad zw Unterarm und Oberarm
In der Anwendung Hasami Uke seitlich links (sonst zu gefährlich, noch getroffen zu werden)
Maki Otoshi und nachfolgendem Teisho Awase Tsuki in einer fließenden Bewegung
Einheit sehr kurzweilig

Dritte Einheit mit Naka Sensei: 
Aufwärmen: Vorwärts laufen (spazierengehen, ganz normal, nicht im ZK oder so) mit Tsuki  und rückwärts zurück
Dann mit Age Uke, Gyaku Tsuki
Dann mit Mae Geri auf jeden dritten Schritt
Im Stand Tsuki auf 1: ein Tsuki, auf 2: zwei Tsuki, auf 3 drei Tsuki
Da wurde man echt gut warm, das hätte als Erwärmung eigentlich gereicht, davor wäre nichts weiter nötig gewesen.

Gravity –Schwerpunkt
1.     nur Kizami (re/li im ZK vor und zurück)
2.     nur Gyaku
3.     Kizami Gyaku
4.     Gyaku Kizami
5.     Dann 3 und 4 aneinanderfügen
6.     Kizami gyaku / gyaku Kizami, gyaku gyaku (drei Schrittwechsel)


Tag 4: 

Sochin mit Richard Sensei, dem Präsidenten des Czech Gasshuku. Karate beginnt und endet mit Respekt und Höflichkeit - umso verwunderlicher ist es, dass einige der deutschen Karateka das Dojo wieder verlassen haben, nachdem feststand, dass kein japanischer Instructor das Training leiten würde. Richard Sensei hat ein tolles Training gegeben und wie wir hinterher erfuhren, ist er vor einigen Wochen bei der EM der Veteranen mit dieser Kata Europameister geworden. 

In der Pause bis zur nächsten Einheit habe ich das Unterstufentraining von Naka Sensei beobachtet. Es lehrte die Kata Heian Sandan und hatte ein tolles Trainingskonzept mit Kihon aus der Kata und Partnerübungen, die dann das Verständnis für die Kata ermöglichten. Am Ende ließ Naka Sensei die Heian Sandan "am Stück" einige Male ohne Pause hintereinander ausführen - und zwar abwechselnd "normal" und "ura".

In der zweiten Einheit hatten wir wieder eine vollständige Kata Einheit und zwar bei Okuma Sensei. Er lehrte uns Bassai Sho. Die JKA-Version hat einige Elemente, die von der uns bekannten Version abweichen: Die Greifbewegung vor dem ersten Kiai (Kaeshi Dori) war bislang immer anders als bei der Bassai Dai, nämlich so, dass in der Sho das Handgelenk ganz umfasst wird. Heute erklärte Okuma Sensei, dass wir die Technik genauso ausführen sollten, wie bei der Bassai Dai. Die andere Version sei den Kanku-Katas vorbehalten. Außerdem wird nach dem zweiten Manji Uke der linke Fuß nicht mehr unter den Körperschwerpunkt gezogen, sondern es wird direkt mit rechts vor in Kokotsu Dachi mit Shuto Uke vorwärts bewegt. Wir führten die Bassai Sho gegen Ende der Einheit dann in zwei Gruppen je neunmal aus und einmal noch gemeinsam. 

Nachmittags hatten wir wieder das Vergnügen mit Naka Sensei. Der Sensei wärmte uns wieder ähnlich auf, wie gestern. Anschließend sollten wir wieder einige Kizami-Tsuki / Gyaku-Tsuki-Versionen aus dem Shizen Tai ausführen: Kizami, Gyaku, Kizami-Gyaku, Gyaku-Kizami und Gyaku-Gyaku. Das hatte es schon ganz schön in sich und wir führten das dann noch an einem Partner aus, der als "Target" einfach im Shizen Tai stand. 

Dann machten wir eine Art "Tipp-Kick", wie wir es bei uns im Dojo auch machen: durch das Antippen verschiedener Körperstellen (Schulter, Oberschenkel), werden bestimmte Techniken ausgeführt. In diesem Fall stand der "Roboter" im Kamae und der andere tippte auf die Schulter und löste entweder einen Kizami oder einen Gyaku Tsuki aus. Beim Tipp auf den Oberschenkel des hinteren Beins gab es Mae Geri und beim vorderen Mawashi Geri. Es sollten maximal zwei Techniken unmittelbar hintereinander "programmiert" werden. Im Verlauf der Übung sollten die "Roboter" zunehmend stark agieren. 

Dann gab es noch eine Übung zu dritt, die wir so oder ähnlich schon in Berlin gemacht hatten: zu viert zusammen, einer steht in der Mitte, vor diesem steht ein Karateka und re/li neben ihm auch. Die äußeren stehen im Kamae, der in der Mitte steht aufrecht und lässt die Hände li und re neben dem Körper hängen. Der Mittlere streckt dann eine oder beide Fäuste nach vorne oder zur Seite und die Partner müssen schnell reagieren und Kizami oder Gyaku Tsuki jodan oder chudan ausführen. Das dann mit steigender Geschwindigkeit und bis jeder einmal dran war. Im Verlauf konnte der Mittlere noch vor- oder rückwärts laufen und dadurch die Arbeit der anderen erschweren.

Zum Abschluss gab es noch einige Male Gankaku. 

Abends haben wir zunächst mit einem kleinen Kreis von Karatefreunden bei einigen Getränken und/oder Essen zusammen gesessen und zum Teil schon Abschied genommen. Die Lehrgangsparty fand leider ohne Torsten und mich statt, muss aber wieder sehr schön gewesen sein!

Nach einer mal richtig ausgeschlafenen Nacht gab es am letzten Trainingstag noch Gojoshiho Sho mit Naka Sensei. Das Aufwärmtraining übernahm diesmal eine andere Tschechin und ich dachte erst: Hey, sie ist auf dem aktuellen Stand, was das Warm Up angeht - aber leider fing sie gegen Ende des Warm Up dann doch wieder an, statisch zu dehnen.

Naka Sensei ließ uns zunächst die Kata zweimal komplett ausführen. Dann sollten wir uns zu viert zusammen tun - möglichst Danträger mit Farbgurten gemischt - und die Kata in Sequenzen ausführen, die zunächst vom Sensei vorgegeben und dann einige Male in den Gruppen ausgeführt wurden. Es gab einige JKA-Besonderheiten, z. B. die Schlussstellung der Kata im Kosa Dachi, statt im Neko Achi Dachi. Die Schlussbewegung (Morote Tate Uchi, sagt Torsten ;-) ) sollte wellenförmig erfolgen. Das übten wir dann auch am Partner (Partner greift an die Oberarme, wir befreien uns und stoßen den Partner weg), was mir ziemlich schwer fiel. Torsten und ich stellten fest, dass es half, wenn man die erste "Welle" schon beim Abwehren der Greifbewegung ausführte und nicht erst anschließend.

Für uns war dann nach dieser Einheit der Lehrgang zu Ende. Die letzte Einheit opferten wir einer zeitigen Heimkehr nach Münster. Vor der Abfahrt gab es natürlich noch ein großes Abschiednehmen und eine kleine Fotosession mit den Senseis. Schön war's, Sporice! Czech Gasshuku ist absolut zu empfehlen! Oss! 

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