Metro, Bus und Bahn beinahe immer mega pünktlichTarifsystem der Metro erschließt sich nicht auf den ersten Blick, da viele Linien, viele Zonen und verschiedene Anbieter (u. a. JR-Line, die nicht zu den städtischen Linien zählt). Manchmal muss man dann beim Ausgang aus einer Metro-Station nachlösen. Die Höhe der Nachlösesumme hat sich mir nicht erschlossen. Ratschlag: Vor Lösen eines Tickets das Endziel angeben und dann den entsprechenden Betrag einlösen, dann klappt es meistens
Kein Diebstahlrisiko
Viele Türen unverschlossen bzw. es steckt sogar von außen ein Schlüssel drin! Wenn jemandem etwas aus der Tasche fällt, bücken sich gleich fünf Passanten, um darauf aufmerksam zu machen oder den Gegenstand hinterher zu bringen. In Großstädten findet man zudem an jeder Ecke eine police-box, ein kleines Büro, in dem die Polizei Präsenz zeigt - vielleicht mit dem klassischen Streifenpolizisten vergleichbar.
Sauberkeit und Ordnung in öffentlichen Bereichen
Auffällig war, dass Japan sehr sauber ist! Dies beziehe ich auf alle öffentlichen Bereiche. Selbst in Metrostationen, auf Bahnhöfen - Bereiche, die in westlichen Ländern häufig total vermüllt sind und - zumindest dem Geruch nach - gerne mal als "Gelegenheitstoilette" benutzt werden, sind in Japan auffallend sauber! Kein Müll, kein Unrat, kein unangenehmer Geruch beleidigen Auge und Nase und weit und breit ist niemand zu sehen, der bedrohlich wirken könnte oder in irgendeiner Form bettelt oder "abhängt".
Rauchen
Ein bisschen schade fanden es Torsten und ich, dass in japanischen Restaurants und auch in Hotels das Rauchen Gang und Gäbe ist! Das hat uns so manches Mal den Genuss des Essens verdorben oder verkürzt oder sogar komplett vom Betreten einer Lokalität abgehalten. Verfügte ein Restaurant über einen Nichtraucherbereich, so war dieser allenfalls durch eine hüfthohe Trennwand vom Raucherbereich abgetrennt und gerne in eine fensterlose Ecke verbannt! Hotelzimmer für Nichtraucher waren gerne in den allerobersten Stockwerken und meist gelangte durch die Lüftungsanlage dann doch noch der Qualm aus anderen Zimmern in die eigene Schlafstätte.
Witziger Weise ist auf der Straße das Rauchen meist strickt verboten! Klar, so hält man die Stadt ja auch sauber! Wer draußen rauchen möchte, muss sich dort eine spezielle Raucherzone suchen. In Zügen, Metrowaggons etc. ist das Rauchen zum Glück auch verboten.
Kein Trinkgeld
Das Geben oder Empfangen von Trinkgeld ist nicht nur unüblich, sondern kann sogar als Beleidigung aufgefasst werden. Selbst 3 Yen wurden mir erstattet (100 Yen = 1 Euro)!
Häufiger Schuhwechsel
Beim Betreten einer Wohnung Straßenschuhe ausziehen und Hausschuhe an, beim Betreten des Wohn/Schlafbereichs auch Hausschuhe aus (auf Tatamis auf Socken oder barfuß laufen); vor Betreten des Badezimmers / der Toilette, Hausschuhe ausziehen und "Kloschuhe" anziehen! Mit dem Kloschuhen niemals die übrige Wohnung betreten!!!
Die Badeanstalt
Hotelzimmer ohne Duschen sind in westlichen Ländern dem Low-Budget-Reisen vorbehalten. In Japan nicht. In Kyoto hatten wir etwa eine sehr schöne Unterkunft, allerdings nur mit Toilette und Waschbecken. Die Körperreinigung führte man in dem angeschlossenen Onsen durch - einem (in diesem Fall: öffentlichen) Badehaus, in dem nach Geschlechtern getrennt gebadet wird. Der Begriff "Badeanstalt" wird hier also noch seiner ursprünglichen Bedeutung gerecht! Den Weg vom Hotelzimmer zum Onsen beschreitet man in einem Yukata (einfacher Hausmantel), den man im Hotelzimmer vorfindet (und meist bekommt man jeden Morgen einen frischen Yukata). Man betritt die nach Geschlechtern getrennten Umkleideräume mit Schrankfächern oder Plastikkörben, in denen man seine Kleidung und Habseligkeiten (auch Zimmerschlüssel etc., denn es klaut ja keiner!) verstaut und betritt unbekleidet und am Besten auch komplett ohne Handtuch o. ä. den Baderaum.
Hier befinden sich zahlreiche Waschtische mit Waschbecken und Brausekopf, vor denen man sich auf einem Plastikhocker niederlässt. Duschdas, Shampoo und Conditioner stehen ausreichend (und für meine Begriffe in guter Qualität) zur Verfügung, braucht man also alles nicht mitzuschleppen. Hier wird erwartet, dass man sich mindestens 15-20 min ausgiebig reinigt (mit Haarewaschen etc.), bevor man das große Badebecken betritt. Das Badewasser ist zuweilen sehr warm! Es entspringt (immer?) Thermalquellen, die in Japan allgegenwärtig sind. Meist gibt es Massagedüsen oder -brausen im Wasser, die man nutzen kann. Die Badehäuser sind ein Treffpunkt der Nationen, der Generationen, der Kulturen und eine schöne Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Manchmal gibt es auch noch eine Sauna. Ruheliegen oder Außenbereiche habe ich nirgends entdecken können. Die Stätte dient wohl tatsächlich in erster Linie der Körperreinigung. Nach dem Bad findet man im Umkleideraum Handtücher in Hülle und Fülle, die man nutzt und dann in einen aufgestellten Behälter wirft. Ein Traumort für diese Onsen soll der Ort Beppu auf der Halbinsel Kyushu sein. Leider konnten wir diesmal dort keine Unterkunft bekommen, sonst hätten wir das gerne ausprobiert.
Verbeugen, verbeugen, verbeugen
Das wird einem als Karateka ziemlich schnell zur Routine, so dass ich jetzt zu Hause aufpassen muss, es hier nicht weiter zu pflegen und meine Mitmenschen zu irritieren :-) Gelegentlich bietet jemand einen Händedruck an (Menschen mit viel Kontakt zu "Westlern"). Sehr selten gibt es mal eine freundschaftliche Umarmung. Körperkontakt in der Öffentlichkeit kommt beinahe nicht vor (außer zwischen Eltern und ihren kleineren Kindern). Das Verbeugen kann, wenn man es sehr "japanisch" betrachtet, recht kompliziert werden, da unter anderem die soziale Stellung darüber entscheidet, wie lange und wie tief man sich verbeugen soll, darf, muss. Als Faustregel gilt: je tiefer, desto ehrerbietiger. Ein Beugewinkel von 45 Grad ist z. B. für einen Schrein- oder Tempelbesuch, die Entschuldigung schwerwiegender Fehler oder besonders wichtiger Personen vorbehalten. Ein Winkel von 30 Grad ist bei einer förmlichen Bitte angebracht, gegenüber dem Boss, einem Lehrer (oder Karate-Sensei) oder einer deutlich älteren Person. Neutral werden Gleichgestellte, Kollegen, Freunde und Familienmitglieder begrüßt (Beugewinkel etwa 15 Grad) und für alle anderen reicht eine Oberkörperbeugung von 5 Grad aus. Japaner lernen das Verbeugen von Kindesbeinen an und haben es tief verinnerlicht. So ist es nicht ungewöhnlich, wenn man Japaner beobachtet, die sich während eines Telefonats mehrfach verbeugen (beim Entgegennehmen eines Telefonats meldet man sich übrigens mit "moshi, moshi").
Japanische Küche
Es wäre vermessen von mir, hierüber etwas zu schreiben, das den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllt! Ich kann nur so viel sagen: lecker, lecker, lecker, meist sehr sättigend und sehr, sehr frisch! Wir haben sehr viele Speisen getestet, die mit unserer fleischlosen Ernährung kompatibel waren (und manchmal auch nicht ganz, das hat man dann erst beim Essen gemerkt ;-) ). Sushi war allgegenwärtig, aber dadurch, dass wir das hier in Deutschland auch in Hülle und Fülle genießen können, nicht spektakulär. Die Verpflegung während des JKA-Spring Camps (musste bei der Anmeldung bestellt werden) erfolgte mittels Bento-Boxen, in denen sich Sprossen, Fisch und Gemüse tummelten. Beim Frühstücksbuffet war die "Delikatesse" Natto allgegenwärtig, eine kleine Portion vergorener Bohnen, die beim Essen schleimige Fäden zieht und "gewöhnungsbedürftig" riecht und schmeckt. Nach allem, was ich im Vorfeld darüber gelesen hatte, fiel der Schritt, es auszuprobieren, sehr schwer! Aber ich habe es getan (anders als Torsten, der sich nicht getraut hat ;-) ). Und es war nicht sooooo schlimm :-) Wann mal einen Blick auf die Tabletts der japanischen Hotelgäste warf, sah man überall die kleinen Natto-Töpfchen, die vor dem Verzehr der Paste luftdicht mit Folie überzogen sind.
Tee in zahlreichen Variationen gehören zum japanischen Alltag und kosteten mich einiges an Überwindung. Aber irgendwann freut man sich nach einem langen Tag des Ansehens und Umherlaufens oder Trainierens im Appartement doch über eine Tasse frisch aufgebrühten grünen Tees! Zum Glück gibt es aber an Frühstücksbuffets und in zahlreichen Cafés (Caffees) ausreichend koffeinhaltige Heiß- oder Kaltgetränke (Eiskaffee ist wohl sehr populär!).
Das geilste Sashimi (roher Fisch) hatten wir wohl in Kyoto, in einer kleinen Eckkneipe unweit unseres Hotels - daumendicke Stücke Thunfisch und Lachs, Oktopus und weitere Fischarten, die ich nicht zuordnen konnte, verwöhnten unsere Gaumen. Noch vor wenigen Wochen hätte ich nicht geglaubt, jemals so große Stücke rohen Fisches verspeisen - und genießen! - zu können! In dieser kleinen Restaurant-Kneipe lernte ich Ochazuke kennen: Reis vom Vortag (oder auch nicht) kann mit heißem grünen Tee aufgewärmt werden. Hinzufügen kann man alles, was Spaß macht: Tofu, Lachs, Reiscracker, Algen .... da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt!
Eine weitere Spezialität war Okonomiyaki: Okonomi bedeutet „Geschmack“, „Belieben“ im Sinne von „was du willst“; yaki bedeutet „gebraten“ oder „gegrillt“.Traditionell wird Okonomiyaki am Tisch auf einer heißen Eisenplatte (jap. Teppan) mithilfe eines Spatels gebraten. Die Grundzutaten sind Wasser, Kohl, Mehl, Ei und Dashi (Fischsud). Weitere Zutaten werden nach Belieben hinzugefügt; sie variieren je nach Region Japans. Dafür eignen sich unter anderem alle Fleisch- und Fischsorten, Gemüse, Mochi oder Käse. Man mischt die Zutaten in einer Schüssel und leert diese auf den heißen, gefetteten Teppan, wo der Fladen durchgebraten wird. Okonomiyaki haben in etwa die Form eines Eierkuchens. Gewürzt wird mit einer speziellen Okonomiyaki-Sauce und Katsuobushi (getrockneter und zerriebener Thunfisch). Aufgrund der Zubereitungsweise und den variablen Zutaten wird das Gericht auch Japanische Pizza genannt, allerdings hat das Gericht sonst keine Ähnlichkeit mit Pizza. Bei der Version aus Hiroshima (wo wir das Gericht aßen) auch Hiroshima-yaki (広島焼き) genannt, wird zuerst ebenfalls eine Art Crêpe auf dem Teppan zubereitet. Auf diesem wird der in feine Streifen geschnittene Kohl und die Gewürze, darauf klein geschnittenes Fleisch und Meeresfrüchte geschichtet und zusammen gegart. Während dessen werden gekochte Soba (Buchweizennudeln) gesondert auf dem Teppan gebraten und anschließend auf dem Fladen verteilt. Das Ganze wird auf der Platte gewendet und mit den Nudeln nach unten weiter gebacken. Dann wird das Okonomiyaki auf ein extra vorbereitetes Ei gelegt, gebraten und anschließend noch einmal umgedreht. Die Portionen werden mit einem Spachtel portionsweise abgestochen und auf das eigene Essgeschirr gelegt und mit Okonomiyaki-Sauce verzehrt.
Sanitäre Sauberkeit
Aus dem Reiseführer kannten wir schon das ausgeklügelte Toilettensystem: In Japan nutzt man traditionell Toiletten, bei denen man sich für das große und kleine "Geschäft" abhocken muss. Diese Variante wird größtenteils inzwischen durch "westliche" Toiletten-Modelle abgelöst. Für "Anfänger" ist auf den "Hock-Toiletten" meist noch eine piktografische Anleitung vorhanden.
Auch die "westlichen" Toiletten sind meist etwas "anders", als wir sie kennen: Sie verfügen größtenteils über eine oder mehrere Bidet-Funktionen, bei denen man zum Teil nicht nur die Sprüh-Funktion wählen kann, sondern auch die Temperatur und meist noch weitere Attribute. In der japanischen Kultur sind Körpergeräusche aller Art verpönt und daher ertönt meist bei der Toilettenbenutzung so einer High-Tech-Toilette ein Wasserplätschern vom Band oder Musik, die eigene Körpergeräusche übertönt. Fanden wir diese Toilettenarten am Anfang vielleicht befremdlich oder witzig, so gewöhnten wir uns doch schnell daran und lernten sie zu schätzen. Aber: immer schön an die Klo-Schuhe denken :-)
Mundschutz
Viele Japaner tragen einen Mundschutz und Mundschützer sind in allen Supermärkten in Hülle und Fülle erhältlich! Grund ist zum Einen eine panische Angst vor Infektionen aller Art! Zum Anderen dient der Schutz auch der Verbreitung eigener Keime. In Japan ist z. B. Naseputzen verpönt. Es gibt auch keine Tempotaschentücher zu kaufen. Statt dessen wird die Nase hinter dem Mundschutz verborgen.
Kirschblüte
Torsten und ich hatten das große Glück, zur Zeit der Kirschblüte in Japan zu sein. Die Kirschblüte, Sakura genannt, verzaubert das Land und bedeutet für Japan eine ähnlich festliche Zeit wie bei uns die Adventszeit! Die ganze Welt scheint in ein rosarotes Blütenmeer getaucht zu sein! Menschen fotografieren einander oder sich selbst vor, unter, zwischen Kirschblüten und wer Zeit hat, veranstaltet ein Hanami, ein Picknick unter Kirschbäumen! Herrlich!
Donnerstag, 20. April 2017
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