Um 09.00 Uhr begann die Eröffnungszeremonie, gehalten unter anderem von Shihan Ueki. Thema war vor allem die Verbindung von Körper und Geist im Karate und das Ziel, durch Karate und durch die gelebte Dojo Kun ein Mensch zu werden, der Respekt und Wertschätzung ausstrahlt und dafür sorge, dass die Welt ein besserer Ort werden kann.
Anschließend ging es los mit der ersten Einheit bei Kurasako Shihan, von dem ich bisher ehrlich gesagt noch nichts gehört hatte! Ich schätze ihn auf ca. 70 Jahre. Seine Themen waren die Kata Tekki Nidan und Sandan. Wir starteten zunächst mit Kiba Dachi-Vorübungen - wie steht man? Vor allem: Wie steht man stabil? Das Geheimnis ist die Innenspannung trotz der außen stehenden Knie! Wir übten dann mit dem KB seitwärts zu gleiten und dann seitwärts zu gehen. Dann aus dem Shizen Tai heraus in den KB mit Hüfteinsatz (musste hierbei an André Sensei denken und an das, was er hierzu erklärt hatte). Dann KB mit Drehung um die rechte bzw um die linke Körperachse.
Zur Nidan gab es dann zwei nette Partnerübngen: Tori Angriff Ts Chudan, Uke steht 90 Grad mit der rechten Schulter zum Tor und geht mit dem linken Fuß zurück in KB, Block Moroto Uchi Uke .... (Torsten fragen...)
Tekki Nidan übten wir ebenfalls zunächst in Sequenzen, dann am Stück. Kurasako Sensei bat uns, die Kata nicht so durchzuhasten, sondern Technik für Technik bewusst und stark zu machen. Auch hier gab es Bunkai: Tori greift an mit Ts Chudan, Uke geht rechts raus in KB, blockt mit li Arm Uchi Uke, dann Tori Gyaku Tsuki, Uke anderer Arm Uchi Uke, dann geht Tori etwas zurück, greift an mit doppeltem Tsuki, Uke legt die Unterarme aufeinander und blockt damit den Schlag ab, dann mit re Uraken oder Ura Tsuki
In der Pause gab es für jeden, der bestellt hatte, Bento-Boxen, sehr lecker, aber eigentlich noch nicht nötig!
Danach Naka Sensei! Auf dem Programm standen Kihon Kumite Formen. Wir starteten aber mit Basis Kihon:
Beim Kihon lag der Fokus auf der „Budo Stärke“ – Budo Stärke
bedeutet, Kraft nicht aus der Muskulatur zu erzielen, sondern durch Atmung,
Einsatz des ganzen Körpers und Absenken des Körperschwerpunktes.
Wir starteten mit Choko Tsuki im Hachi Dachi (Shizen Tai)
Anschließend Tsuki aus dieser Position mit einer
Vorwärtsbewegung. Hierbei erklärte Naka Sensei, dass wir zuerst mit der Ferse
auftreten und dann den Fuß zum Ballen hin abrollen sollten. Den anderen Fuß
sollten wir sofort nachziehen. Der Tsuki sollte bereits beim Aufsetzen des
ersten Fußes erfolgen. Ich habe in Erinnerung, dass wir das bisher häufig
anders geübt hatten, nämlich so, dass der Tsuki mit dem „Schließen“, also mit
dem Ranziehen des zweiten Fußes erfolgt. Ich muss nochmal ausprobieren, ob die
eine Version stärker ist als die andere, ob beide gleich stark sind – oder in
wieweit sie sich ansonsten unterscheiden.
Weiter ging es mit Gohon Kumite. Wir starteten mit der
klassischen Version. Ich hatte hier einen Partner von „irgendwoher“, keine
Ahnung. Es war kein Japaner, seinen Attitüden nach zu urteilen hatte er ein
Problem damit, mit einer Frau zu trainieren, die auch noch beherzt angreift. Er
„wechselte“ mich dann auch später bei einer Übung aus, bei der wir einander von
hinten um die Taille umfassen und hochheben sollten (Unterschied erspüren, ob
wir „normal“ stehen oder mit der Atmung „schwer“ werden). Ich bekam dann eine
Frau als Partnerin von ihm „zugeteilt“.
Das Kumite war so aufgebaut, dass wir nicht versuchen
sollten, einander zu treffen, also einen Punkt zu machen / den anderen zu
überraschen o. ä. – wir sollten uns vielmehr „harmonisch“ bewegen und
miteinander arbeiten. Das hört sich so einfach an, war es dann aber irgendwie
doch nicht, denn sobald ich im „Kumite-Modus“ bin, habe ich auch irgendwie
immer eine „Absicht“ – und genau das sollten wir jetzt abschalten.
Ich übte – wie gesagt – zunächst mit dem Mann. Es war
schwierig, denn er wählte von vornherein einen zu großen Abstand und wir kamen
so im wahrsten Sinne des Wortes nicht zueinander. War ich mit dem Angriff dran,
wich er zurück, nachdem ich den Abstand gewählt hatte. Passte also dann auch
nicht. Aber er wählte ja dann ohnehin einen anderen Partner und ich bekam meine
neue Partnerin zugeteilt.
Zwischendurch demonstrierte Naka Sensei mit einer
Assistentin die Wirksamkeit des Angriffs ohne offenkundige Absicht: Die
Assistentin streckte ihre geöffnete Handfläche Naka Sensei entgegen und der
Sensei hob den rechten Arm, offenkundig mit der Absicht, aus der Hand „einen 500-Yen-Schein“
zu greifen. Die Assistentin schloss rechtzeitig die Faust, so dass Naka Sensei
nichts hätte entnehmen können. Anschließend demonstrierte er, wie es wirkt,
wenn man „absichtslos“ und ganz langsam – wie zufällig – in die Hand greift ...
und bei jeder dieser Demonstrationen gelang ihm der Griff in die Hand! „Slowly
but fast“ bekundete er uns. Und der absichtsvolle Griff war „fast but slowly“.
Hiernach wurde weiter geübt und wir gingen über zum Sanbon
Kumite. Ich bekam wieder meinen ersten Partner zugeteilt. Im Sanbon Kumite
übten wir zunächst „klassisch“ Jodan und Chudan. Dann sollte Tori den Konter
des Uke wiederum blocken und erneut kontern – wahlweise mit Tai Sabaki und
Gedanbarei, anschl. Gyaku Tsuki – oder (wohl bei Angriff Chudan gemeint, aber
es funktionierten im Grunde beide Reaktionen bei beiden ursprünglichen
Angriffsstufen, denn der Konter war ja immer Chudan Gyaku Tsuki) Tai Sabaki und
Block und dann reingleiten im KB mit Yoko Empi.
Eine weitere Ausbau-Stufe war dann Sanbon-Kumite mit „Kiri
Kaeshi“, wobei ich unter Kiri Kaeschi eigentlich immer eine Bewegung auf der
Stelle verstanden habe, also Heranziehen des vorderen Beins und direkt wieder
vor mit dem anderen Bein. Aber Naka Sensei erklärte es so, dass nach dem
dritten Angriff durch den ersten Angreifer der andere einen Schritt vor geht
(das Paar also die Richtung ändert) und seinerseits mit derselben Technik
angreift. Nun sollte der ursprüngliche Angreifer blocken und kontern. (So eine
ähnliche Übung hatten wir bei Toribio Sensei auf dem Gasshuku auch schon
gemacht.) Wir übten dies mit zahlreichen Partnerwechseln, so dass es noch
einmal anspruchsvoller wurde, da man sich nicht auf einen Partner „einschießen“
konnte.
Zuletzt übten wir Jiyu Ippon Kumite – direkt mit einem neuen
Partner und gleich im ersten Durchgang Tsuki Jodan, Chudan, Mae Geri Chudan,
Mawashi Jodan – aber ohne „announce“, also ohne Anzusagen. Hier kam es einem
jetzt zugute, wenn man den Geist wirklich frei hatte, wenn man wirklich nicht
versuchte, zu erahnen, was der andere vorhatte, das „Leer“ des Begriffes Karate
auf den Geist bezogen! Herrlich! Und es hat auch noch geklappt J
Anschließend gingen wir direkt ins Hotel zurück und
duschten. Danach legte sich Torsten ins Bett (um 15 Uhr) und ist bisher
(nächster Tag 08.30 Uhr) nicht wieder aufgestanden – die Erkältung, die ihn
seit ein paar Tagen plagt, hat sich wohl durch das Training derart
manifestiert, dass er heute nicht trainieren wird. Ach, Mist! Der Arme!
Ich selbst bin auf der Suche nach einer Fußpflege nachmittags
etwas durch die Gegend gestromert, habe dem Tokyo Dome Hotel einen Besuch
abgestattet, bin durch Nebenstraßen flaniert und habe abends für Torsten und
mich im 7/11 ein Abendessen besorgt: u. ä. Instant-Miso-Suppe mit Tofu – gar
nicht schlecht! Man kann auch preiswert essen in Japan J
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen