Freitag, 28. September 2007

Berlin - wie im Movie-Park!

Herbstferien - sie bieten sich an für einen Urlaub oder für eine Kurz-Städtereise, warum nicht mal nach Berlin?

Darum hatte ich kurzer Hand Bahn-Tickets für meine Kids und mich besorgt (mit BahnCard 75 Euro für alle zusammen, Hin- und Rückfahrt) und einen praktischen Reiseführer.

Berlin liegt ja nicht grade vor den Toren Münsters und darum hieß es am Donnerstag, den 27.09.2007 morgens früh um 04.30 Uhr aufstehen, denn um 05.38 Uhr sollte der Zug losfahren. Glücklicher Weise brachte uns die Oma zum Bahnhof und der Zug wartete schon auf uns, da er erst in Münster startete. Wir konnten uns also in Ruhe Plätze suchen (reserviert hatten wir wegen der frühen Zeit nicht) und uns niederlassen.

Ich hatte müde Kinder erwartet, die die kurze Nachtruhe durch ein Nickerchen im Zug ausgleichen. Daher hatte ich extra Kuschelkissen mitgenommen, die aber mehr auf dem Boden herumflogen, als dass sich jemand sein Köpfchen darauf gebettet hätte - natürlich waren meine Kids hellwach und sorgten dafür, dass alle anderen Reisenden es auch bald waren. Um uns die "gefühlte" Fahrzeit zu verkürzen, begaben wir uns dann hinter Hannover in das Board-Restaurant, um uns einen Kakao bzw. einen Kaffee zu gönnen.

Der neue Hauptbahnhof Berlin beeindruckte vor allem wieder mal Felix, der versuchte, seine Begeisterung auf Johanna zu übertragen. Für die kleine Maus war alles aber wohl "unfassbar" groß und gewaltig und sie konnte darum gar nicht nachvollziehen, was denn jetzt genau so toll an diesem Bauwerk sein sollte.

Um halb 10 morgens sollte doch wohl noch keine so lange Schlange vor dem Eingangsbereich des Reichstagsgebäude sein, oder? Oh doch! Und so erwogen wir kurz, den Insider-Tipp mit der linken Tür ("für Gruppen oder Vorstellungen") zu nutzen. Die Schlange war aber genau so lang und wir entschlossen uns daher, an der "richtigen" Schlange anzustehen. Ein Mann mit Informationsprospekten zum Reichstag sprach mich an, wie alt denn Johanna sei. "7", war die Antwort. "Na, für Familien mit Kindern bis 6 Jahre ist der Eingang rechts vorgesehen, damit die nicht so lange anstehen müssen", sagte er und zwinkerte mir vielsagend zu. "Sagen sie einfach, dass ich sie geschickt habe und dann dürfen Sie da auch durch." Na, das nenn ich Service im Sinne des Bürgers - und so zogen wir ohne Wartezeit an der langen Schlange vorbei in das geschichtsträchtige Gebäude. Mit dem Aufzug ging es hinauf in die Kuppel. Dort gab es allerhand Informatives rund um die Geschichte des Reichstages zu sehen. Über den spiralförmigen Aufgang ging es dann zum Kuppeldach. Felix war ganz fasziniert davon, dass dieses oben offen ist und dass es quasi hineinregnen kann. "Das Loch ist für die Abluft aus dem Plenarsaal", klärte uns ein Angestellter auf. Und man weiß ja, wie viel "heiße Luft" Politiker fabrizieren können ;-) "Manchmal regnet es tatsächlich bis unten hinein und die oberen Sitze sind nass." Johanna musste plötzlich Pipi und Felix lief mit ihr ganz unbedarft (und ohne zu Fragen) in das angrenzende Nobel-Café Käfer. Den ausdrücklichen Hinweis an der Eingangstür "Toilettennutzung nur für Gäste des Cafès" hatten sie wohl übersehen. Beim Café Käfer hatte Franziska ihren ganz persönlichen kleinen Triumph - hatte ich doch aus irgendeinem Grund mit ihr gewettet, dass wir allerhand zu sehen bekommen werden "bloß keinen Marienkäfer" - und hier war nun Café Käfer mit vielen Marienkäfern auf den Servietten und sonstigen Deko-Utensilien!

Anschließend wollten wir zum nahe gelegenen Brandenburger Tor laufen. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich jedoch Hinweisschilder zum Jüdischen Denkmal, welches sich unweit des Stadttores befinden sollte. Also erstmal dorthin. Die unterschiedlich hohen grauen Stelen luden natürlich Johanna geradezu dazu ein, zwischen ihnen Verstecken zu spielen! Der Besuch des zum Denkmal gehörenden Museums hätte eine Wartezeit von 30 Minuten zur Folge gehabt, auf die wir gerne verzichteten. Also kein Jüdisches Museum, sondern stattdessen ab zum Alexanderplatz, genauer genommen zum Fernsehturm. Der Weg dorthin zog sich ganz schön hin, obwohl wir den "Telespargel" schon von weitem sehen konnten. Die relativ langweilige Umgebung auf der Parallelstraße zu "Unter den Linden" förderte dann natürlich das Quengeln der Kids, vor allem bei Johanna. Aber endlich war der Turm - pünktlich zur Mittagspause - erreicht. Im Vergleich zu den Frankfurter Main-Towers war der Turm zumindest designtechnisch eine herbe Enttäuschung: vermutlich erbaut in den 1960er Jahren strahlte das Innere im Spießerdesign mit Resopal-Wandverkleidung, grünem Teppich im Aufzug und ziemlich hässlichen Butzenglasscheiben. Da es leicht diesig war, konnten wir die tolle Aussicht von der Panoramaetage nur bedingt genießen. Immerhin wiesen uns aber Hinweisschilder auf die von oben zu sehenden Gebäude bzw. Stadtbezirke hin. Da konnte man sogar den Ost-Bahnhof und den Stadtteil Marzahn sehen (kann das wirklich sein???)! Wie gerne hätte ich jetzt dem dortigen Karate-Dojo einen Besuch abgestattet! Die wahre Attraktion war allerdings nicht nur die atemberaubende Aussicht, sondern das sich auf einer Drehplattform befindliche Restaurant. Hier waren die Kinder nicht mehr zu bändigen und tobten aufgeregt herum. Einem Herrn am Nachbartisch platzte daraufhin der Kragen und er rief sie zur Raison. Ich fragte mich nur wieder einmal, warum andere Kinder still und artig mit ihren Eltern am Tisch sitzen und essen, während meine so lebhaft herumquietschten. Temperament? Schlechte Erziehung? Seufz!

Nachdem wir in luftigen Höhen jeder ein Getränk genossen und die Kids mal von meiner Berliner Weiße mit Waldmeister-Schuss gekostet hatten, zogen wir weiter, erst einmal beim gegenüberliegenden Nordsee-Restaurant etwas essen (ungleich preiswerter als im Fernsehturm-Restaurant!).

Nun hieß es, langsam den Rückweg antreten, denn um 15.30 Uhr wollten wir auf Johannas ausdrücklichen Wunsch hin mit einem Ausflugsboot noch einmal professionelles Sightseeing genießen! Für den Rückweg nutzten wir die Prachtallee Unter den Linden. Felix war beeindruckt ob der vielen historischen Gebäude. "Sieht aus wie im Movie Park, Mama!", meinte er (dort war er kürzlich gewesen und fand es witzig, dass die Kulisse aus nachgebauten Weltstädten bestand). Unterwegs kamen wir an der Museumsinsel vorbei. Hier lockte uns das Historische Deutsche Museum und wir machten eine kleine Stippvisite bei Karl dem Großen, Martin Luther und co. Leider drängte die Zeit und wir mussten schon nach einer Dreiviertelstunde weiter. Jetzt aber flott Richtung Brandenburger Tor! Wir mussten wirklich rennen und bald versagten Johanna die kleinen Füßchen! Also nahm ich sie auf die Schultern und rannte mit ihr weiter. Ganz knapp erreichten wir das Boot und als wir endlich saßen und Luft holten, froh, das Boot noch erwischt zu haben, kam Johannas Kommentar: "Boh - ist das hier langweilig!" Also, manchmal könnte man sie ja......! Ich fand die Fahrt dann aber sehr schön, denn über Lautsprecher wurden interessante Details zu den an uns vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten mitgeteilt. Wir fuhren zunächst zurück Richtung Unter den Linden. Dort am Palast der Republik vorbei, "Erichs Lampenladen", der wegen Asbestverseuchung derzeit abgerissen wird. Interessant auch Details zu den verschiedenen Brücken, unter denen wir her fuhren. Leider fuhren wir nicht durch die Schleuse, sondern drehten kurz vorher um, um wieder zurück zu fahren. Wir fuhren dann am Startpunkt (dem Hauptbahnhof gegenüber) vorbei durch das Regierungsviertel. Dort erfuhren wir z. B., dass ein aufwändiges, eigens für Regierungsangestellte errichtetes Wohngebäude nur zum Teil von diesen bewohnt wird und nun auch an Externe vermietet wird. Im "Garten" des Kanzleramts konnte man ein ca. 10 Meter hohes, graues Metallgebilde sehen: ein Glockenturm, und zwar der höchste freistehende Glockenturm Europas. Dieser wurde Berlin zur 750 Jahrfeier geschenkt und zwar von der Firma Daimler Chrysler. Im Volksmund wird das Glockenspiel daher "Big Benz" genannt.

Nach einer Stunde war die Bootsfahrt beendet und wir stiegen im leichten Nieselregen aus. Wir hatten noch knapp 90 Minuten Zeit, bis der Zug ging und nutzten diese, um zum dritten Mal an diesem Tag zum Brandenburger Tor zu laufen. Dort machten wir ein paar typische Touristenfotos und bewunderten die Wechselskulptur auf dem Vorplatz des Tores. Anschließend ging es noch in den -recht günstigen- Souvenir-Shop, wo sich jeder ein Andenken aussuchen durfte und ich mir ein Buch über die Berliner Mauer zulegte.

Nun wieder im Pendlerstrom Richtung Bahnhof, schnell noch ein Eis auf die Hand und ab zum Gleis 13. Ganz schön naiv hatte ich erwartet, nun müde, ruhige Kinder bei mir zu haben - aber sie waren durch das Erlebte nun so überdreht, dass sie echt anstrengend waren. Als ich es satt war, sie zur Ruhe zu rufen und mich aufzuregen, weil sie nicht hörten, flüchtete ich irgendwann einfach in das Zugrestaurant, genoss dort einen Kaffee und mein neues Buch und versuchte, die abwechselnd in verschiedenen Richtungen an mir vorbei fliegenden Kinder zu ignorieren!

Der Zug hatte eine kleine Verspätung. Der Fahrkartenkontrolleur teilte uns aber mit, dass unser Anschlusszug in Hamm auf uns warten würde, dies sei soeben per sms bestätigt worden. Auf dem Bahnsteig in Hamm fragten wir noch schnell das dortige Bahnpersonal nach dem richtigen Gleis. "Gleis 4, aber sie müssen sich beeilen, sie haben noch genau 30 Sekunden!" Interessant, was die Bahn unter dem Begriff "warten" versteht! Nun also im gestreckten Galopp von Gleis 10 zu Gleis 4. Felix und Franziska rannten vor und ich mit der armen kleinen Johanna am Ärmel hinterher. Die Treppe hoch hörten wir schon den Pfiff für die Abfahrt! Felix hatte glücklicher Weise schon fast die Lok erreicht und der Schaffner stand noch davor und wies uns an, schnell zu ihm zu kommen! Wie die Blöden starteten wir zum Endspurt und - erreichten in letzter Sekunde die Tür! Mit zum Platzen geweiteten Lungen sanken wir japsend aber glücklich auf die Sitze!

In Münster holte uns dann Frank vom Bahnhof ab. Daheim erst mal ein Pott Nudeln gekocht und vom Erlebten erzählt. Gegen 23 Uhr fielen die Kids dann komatös in ihre Bettchen und konnten am nächsten Tag zum Glück ausschlafen!

Dienstag, 25. September 2007

Montag, 24. September 2007

Selbstverteidigung mit aktuellem Hintergrund

Auf ausdrücklichen Wunsch einer Teilnehmerin des vorigen Karate-Anfängerkurses führten Thorsten Rabeneck (4. Dan Shotokan Karate) und ich einen Kurs zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren durch. Dieser fand an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden je samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr statt. "Unglücklicher Weise" sollte ausgerechnet an diesen Tagen der in diesem Jahr sehnsüchtig vermisste Sommer ein bombastisches Gastspiel geben. Die Teilnehmerzahl bewegte sich zwischen 17 und 12 Personen. Bei schlechterem Wetter wären sicher einige mehr erschienen, zumal der Kurs ja für Vereinsmitglieder kostenlos war. Immerhin nahmen aber sieben Frauen und Mädchen teil, die zuvor noch nichts mit Kampfsport zu tun hatten.

Zu Beginn des Kurses wurden Schlagübungen an der Pratze durchgeführt, damit besonders die kampfsportunerfahrenen Frauen ein Gefühl der eigenen Kraft bekamen und lernten, die Hemmschwelle zu überwinden, feste irgendwo gegen zu schlagen. Diese Übungen wurden dann auch in jeder Einheit zum Aufwärmen wiederholt. Allmählich wurden die einfachen Basisschläge zu Schlag-Tritt-Kombinationen ausgebaut, bei denen die Kursteilnehmerinnen auch dazu angehalten wurden, die eigene Körperdeckung nicht zu vernachlässigen.

Als Tritttechniken lernten die Teilnehmerinnen seitliche Low-Kicks in das Kniegelenk des Angreifers und Frontal-Kicks oder Kniestöße in die Genitalien. Auch diese Tritte wurden ausgiebig an Pratzen geübt.

Ein wichtiger Trainingsaspekt war das Lösen von Griffen und aus Umklammerungen. Wichtig hierbei: die Übungen nicht zu komplex werden lassen, so dass jede Teilnehmerin am Kursende in der Lage ist, sich ohne groß zu überlegen, zu befreien. Oder: schnell Alternativen parat zu haben wie z. B. Schläge und Tritte mit freien Armen oder Beinen.

Zum Abschluss der Übungsreihe wurde dann das Befreien aus der Bodenlage geübt. Wenn es soweit kommt, ist die Situation schon sehr verfahren und problematisch. "Einen kühlen Kopf bewahren und nicht in Panik verfallen," riet Kursleiter Thorsten. Einfacher gesagt, als getan, dachte sich wohl die ein oder andere Kursteilnehmerin. Denn grade in der Vorwoche war es unweit des Dojos zu einem Überfall mit Vergewaltigung auf eine Inlineskaterin gekommen. So übten alle umso eifriger und es war wirklich erstaunlich, wie besonders auch die stets wiederholten Schläge und Tritte der Teilnehmerinnen ohne Vorkenntnisse immer bestimmter und kräftiger wurden!

Dass man bzw. frau sich auch ohne viel Kraft selbst verteidigen kann, zeigten die Übungen, bei denen es darum ging, vitale Schmerzpunkte zu treffen und/oder dem Gegner z. B. kurzfristig die Atmung zu unterbrechen. Ansonsten hieß es aber auch: "Nicht zimperlich sein!" So sollte frau sich an die Vorstellung gewöhnen, dem Angreifer ruhig den ein oder anderen Finger zu brechen oder ihm mit den Fingern in die Augen zu greifen.

Selbstverteidigung mit Waffen wurde nicht geübt, aber besprochen. So wies Thorsten Rabeneck darauf hin, dass das Mitführen von Tränengas, Schockgeräten oder Messern auch Nachteile habe, denn diese Waffen könnten entrissen und dann gegen einen selbst verwendet werden. Ungünstig auch, wenn sich z. B. die Spraydose mit dem Tränengas in der Handtasche befindet und nicht schnell parat ist. Eine trügerische Sicherheit!

Neben juristischen Aspekten ("Was passiert, wenn ich -als Kampfsportlerin- den Angreifer ernsthaft verletze?", "Wo hört die Notwehr auf und wird zum Gewaltdelikt?") wurden den Frauen und Mädchen auch ganz einfache und praktische Tipps mit auf den Weg gegeben: Nicht vor lauter Angst daheim bleiben. Aber: "Wenn ihr nachts z. B. mit dem Fahrrad unterwegs seid, fahrt möglichst mindestens zu zweit. Nehmt lieber den Umweg über stärker frequentierte Straßen als die Abkürzung durch den Wald. Und: weg mit mp3-Player und co! Wenn Ihr unterwegs Musik hört, seid Ihr wie taub und blind und jederzeit ein leichtes Opfer!"

So rundum mit handfesten Übungen, juristischem Hintergrund und praktischen Tipps versorgt, ließ man - pardon: frau - den letzten Übungstag noch auf der dojoeigenen Terrasse mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen ausklingen.

Fazit: SV-Kurs haut rein! Und: machen wir mal wieder. Vielleicht nächstes mal einen eintägigen Crash-Kurs und für externe "Wiederholerinnen" zum halben Preis oder so.

Andrea Haeusler
Pressereferentin
Shotokan-Karate-Dojo Münster e. V.
1. Dan

Freitag, 14. September 2007

Karate als Gesundheitstraining

Karate als Gesundheitstraining –
nicht nur für junge Menschen

War Karate bis vor einigen Jahren als reine Kampfkunst oder als Kampfsport bekannt, so ist der Öffentlichkeit heute meist schon bewusst, dass Karate nicht nur den Körper, sondern auch den Geist trainiert. Das Eine ist hier nicht ohne das Andere denkbar – ein guter Karatekämpfer ist ohne Kampfgeist und ohne gesunden Menschenverstand nicht vorstellbar. Schließlich gilt es doch, seinen Gegner zu respektieren und fair miteinander umzugehen. All dies bedarf natürlich eines kontinuierlichen Trainings und in den wenigen Wochen des Anfängerkurses kann hiervon höchstens ein erster Eindruck vermittelt werden.

Karate kann aber noch mehr bewirken: Wie die meisten Sportarten fördert es die Gesundheit. Dies gilt nicht nur für junge Karateka, sondern erst recht im reifen und fortgeschrittenen Alter.

Karate wirkt sich positiv aus auf
- Beweglichkeit und Gelenkigkeit
- Muskelaufbau
- Verbesserung der Herz- und Kreislauffunktionen
- Koordination und geistige Fitness
- seelische Ausgeglichenheit.

Das Training
- beginnt mit einer Aufwärmphase und –gymnastik
- berücksichtigt die unterschiedlichen Leistungsgrade
- fordert Einsatz des gesamten Körpers
- löst Verspannungen
- enthält Partnerübungen, bei denen miteinander trainiert wird und nicht gegeneinander
- macht Spaß und gibt Selbstbestätigung

Unterstützt wird das Training durch eine passende Atemtechnik. Ist es anfangs noch ungewohnt, sich –ähnlich wie beim Autogenen Training- auf die Atmung zu konzentrieren, so geschieht dies mit zunehmender Trainingshäufigkeit mehr und mehr automatisch. Wird der Kampfschrei „Kiai“ zu Beginn noch etwas „verschämt“ und schüchtern ausgestoßen, so stößt der regelmäßig Trainierende diesen bald schon bei manchen alltäglichen Handlungen unwillkürlich aus.

Für jung und alt, für Frauen und Männer eignet sich Karate gleichermaßen zur Entwicklung und zum Erhalt der körperlichen und geistigen Fitness.

Sonntag, 2. September 2007

Blue Man Group 31.08.2007

Am 31.08. diesen Jahres hatte ich die Möglichkeit mir die Blue Man Group anzuschauen. Die Karte war Teil einer Incentive-Veranstaltung: Zusammen mit einigen Kollegen hatte ich im vergangenen Jahr an einem Projekt mitgearbeitet und für dieses gab es nun zur "Belohnung" einen Abend mit lecker Essen, Getränken - und eben der Vorstellung der Blue Man Group. Bereits im Vorfeld hatte man ja schon einiges über diese Performance gehört. Zuletzt schließlich von meiner Kollegin Vroni, die einräumte, sie hätte selten etwas so sehr bereut, wie den Kauf dieser Eintrittskarten! Meine Erwartungen waren daher eher gedämpft. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.

In aufgeräumter Stimmung fuhr ich dann zusammen mit meinen 6 männlichen Kollegen und meinem Abteilungsleiter in zwei Autos nach Oberhausen. Ich stehe ja grundsätzlich nicht so auf Shopping-Malls wie das oberhausener Centro. Aber der Begriff Centro wird auch dort wohl inzwischen vermieden und man schreibt viel mehr von der "Neuen Mitte". So tobte dort auch an diesem Freitagabend schon recht emsig der Bär: die Promenade, an der sich neben vielen anderen Gastronomiestätten auch das von uns gewählte Steakhaus befand, erinnerte etwas an Playa del Ingles auf Gran Canaria und allein schon die Milieustudie der dort herumlaufenden Leutchen war diesen Abend wert - ist schon echt ein anderes Völkchen dort im Ruhrgebiet!

Nach einem leckeren Essen und Bier in unglaublichen Schlagzahlen ging es dann wohl genährt und leicht angeheitert in das Metronom-Theater. Schnell noch ein Bierchen im Stehen und dann ab in den Veranstaltungssaal. Bereits vor der Vorstellung bekam man via Leuchtbänder einen kleinen Vorgeschmack auf die Show: Hier wurde gebeben, nicht zu filmen und keine Fotos zu machen. Aber auch, bitte nicht zu spät zu kommen (wir durften später erleben, was denen widerfuhr, die tatsächlich zu spät kamen: die Show wurde in Helge-Schneider-Manier unterbrochen, die Zu-Spätkommer angestrahlt und via Leinwand konnten wir alle verfolgen, wie sie sich peinlich berührt auf ihre Plätze begaben). Zudem waren -angeblich- einige Personen im Saal, die z. B. an diesem Tag Geburtstag hatten und wir sollten bitte Happy Birthday sagen (aber bitte nicht singen!). Ob das alles so der Wahrheit entsprach oder nur gefälliger Showgag war sei dahin gestellt - das oberhausener Publikum jedenfalls ging mit und war für jede Aktion zu begeistern.

Bei Betreten des Saales hatte jeder einen kleinen Streifen weißen Krepppapiers erhalten, ohne nähere Anweisung, wie hiermit zu verfahren sei. Während ich meinen Papierstreifen mehr oder weniger achtlos in meine Tasche steckte, wickelte sich unser Abteilungsleiter sein Zelluloseband um den Kopf. Wir erfuhren nie, wozu diese Streifen dienten, lediglich via Textanzeige, dass es sich bei dem während der Show verwendeten Papier ausschließlich um "Umweltpapier" handele. Gleich ging die schmunzelnde Diskussion los, was denn bitte schön Umweltpapier sei...Recyclingpapier, das kennt man - aber Umweltpapier.....entstammt nicht jedes Papier irgendwie der Umwelt? Besonders umweltbewusst produziert war es m. E. jedenfalls nicht, da es auf jeden Fall gebleicht war. Das Papier kam dann auch nie wieder zum Einsatz und erst zum Schluss der Vorstellung tauchte wieder Papier dieser Art auf: Es wurde in unzähligen Bahnen von hinten bis vorne quer über den Zuschauerraum gespannt, so dass wir nach und nach alle auf diese Art und Weise vernetzt waren! So war nun auch wohl der Bogen zu den kleinen Papierstreifen am Anfang gespannt!

Als erstes warfen sich die blauen Gestalten, die ausschließlich pantomimisch und ohne Dialoge aktiv waren, gegenseitig Kaugummikugeln in die Münder. Einer der Drei spuckte nach Empfang unverzüglich eine Kugel mit Farbeffekt aus. Der andere fing lediglich die Kugeln auf - bis die Kapazität seines Mundes erschöpft war. Anschließend ließ er die Kaumassse auf einem Stehtisch entweichen - sie ähnelte einem Haufen weißer Sch.....! Anschließend holte er aus dem Nichts eine Tafel mit der Aufschrift "4.000 €" hervor und bepreiste so sein "Werk". Sehr schön passend zu meinem derzeit recht ambivaltenten Kunstverständnis anlässlich der aktuellen Skulptur-Projekte in Münster!

Die Blauen Männer ähnelten alles in allem Außerirdischen, die zufällig auf der Erde gelandet waren und den hiesigen Begebenheiten und Gegenständen mit einer naiven Neugier und einem kindlichen Entstaunen entgegenblickten. Hierdurch wirkten sie clownesk und hatten schon durch ihre Mimik und Gestik viele Lacher auf ihrer Seite.

Vielleicht sollte man sich grundsätzlich nicht allzu viele Gedanken um einen eventuellen intellektuellen Hintergrund der Show machen - schließlich wurde bereits zu Beginn angekündigt, dass es sich um eine Rock'n Roll Show handelte - und nicht etwa um Schopenhauers gesammelte Werke! Aber die ein oder andere Aktion stimmte denn doch nachdenklich. So wurden wir in einem Teil der Vorstellung auf unterhaltsame Art und Weise über den Aufbau der Sehnerven informiert und auch über die Verarbeitung von Reizen. Es wurden verschiedene Textpassagen auf die Leinwand projeziert, die allgemein über die Menge der zu verarbeitenden Informationen unterrichteten, aber auch darüber, dass wir viele Dinge nur unbewusst wahrnehmen und grade mit diesem Phänomen (z. B. in der Werbung) gerne gearbeitet wird. So tauchte in diesem Info-Text mit biologischen Fakten plötzlich, ich zweifelte kurz, ob ich mir das nur eingebildet hatte, der Text "nackte Menschen" auf. Wenigstens einem anderen Kollegen war dies allerdings auch aufgefallen, so dass hier nicht von einer Sinnestäuschung meinerseits die Rede sein kann!

Vom Tempo und auch von der Lautstärke her erinnerte die Show mich an die Vorstellungen des Circus Flic Flac. Die einzige Stelle, die ein wenig langatmig wurde, war die mit der aus dem Publikum geholten Frau, die mit den Blauen Männern kokettierte und von ihnen vorgeführt wurde. Das hätte ruhig etwas kürzer ausfallen können.

Modernes Infotainment, Reizüberflutung - dies war das Thema jener Passage, als auf der Bühne drei unterschiedlich beschriftete Tafeln ausgestellt wurden, deren Text unterschiedlich schnell wechselte. Zu Beginn wurde der Betrachter gebeten, sich für eine einzige Tafel zu entscheiden, was aber vermutlich niemand machte. Jeder war doch neugierig, was ihm entging und fühlte sich dann wohl ein wenig ertappt, als genau dies grade auf seiner jetzt ausgewählten Tafel zu sehen war!

Ebenfalls zum Thema wurden die Medien, als aus dem Nichts ein Fernseher erschien, der einen blauen Kopf auf dem Bildschirm hatte. Dieser schwebte auf die Bühne und erhielt Gesellschaft von zwei Blauen Männern, die ihre Köpfe in Fernseher-Formen verborgen hielten. Nun begann ein witziges Spiel der "drei" Fernsehköpfe, die sich gegenseitig z. B. einen weißen Schaum ins Gesicht spritzten: die Männer mit Fernsehköpfen konnten sich den Schaum selber abwischen, da sie ja auch über Rumpf und Arme verfügten - nur der Arme "nur Kopf" stand, pardon: schwebte hilflos da und war mangels Arm nicht in der Lage, sich zu reinigen!

Immer wieder gab es zwischendurch einge Feuerwerke aus Sound und Farbe, z. B. rhythmischem Cornflakes-Essen oder dem sehr effektvollen Schlagen von mit Farbe bekleckerter Drums! Der farbliche Höhepunkt sollte dann wohl mit dem Teil der Show erreicht sein, als ein Zuschauer hinter die Bühne geholt wurde. Via "Live-Aufzeichnung" konnten wir im Publikum beobachten, wie der arme Mann vollständig mit blauer Farbe bemalt und dann - quasi als Ganzkörperkunstwerk - an den Füßen aufgehängt und kopfüber gegen eine weiße Leinwand geschleudert wurde. Ob nun tatsächlich diese Mensch aus dem Publikum auf der Leinwand zu sehen war, muss ernsthaft bezweifelt werden - da er zuvor komplett mit weißem Schutzanzug und Helm umhüllt wurde, konnte man ihn auf dem Film auf keinen Fall wiedererkennen! Zudem würde eine solche Behandlung von Zuschauern nicht nur in den USA Klagen zur Folge haben! So blieb es ein wenig ein Rätsel, warum die Blauen Männer diesen Gag etwas hektisch in die Show einbauten. Vielleicht aber ganz passend zur heutigen TV-Kultur, wo die Zuschauermasse nur noch mit Sensationen und Skandalen zu begeistern ist.

Fazit: eine rasante Show mit Witz und Hintergrund. Ein Spiel mit Farben, Sound und Medien rund um Konsum, Reize, Informationsflut - sehr intensiv und sehr zeitgemäß.