Die Münsteraner Karateka können sich wahrlich nicht über einen Mangel an attraktiven Karate-Lehrgängen vor Ort beklagen: Regelmäßig beehren uns Bundestrainer Shihan Ochi, JKA-Instructor Risto Kiiskilä, Nationalcoach Thomas Schulze und Kata-Weltmeister Julien Chees in unserer Provinzstadt. Dass aber auch die Münsteraner Karate-Trainer einiges zu bieten haben, bewies wieder einmal eindrucksvoll Jörg Gantert (4. Dan Shotokan-Karate), der am Samstag, 25.10.2008, seinen 3. Kata-Bunkai-Lehrgang gab.
Am Abend zuvor war mir merkwürdig fröstelig zumute. Dies und die häufigen Nieser sowie meine beginnende Triefnase ließen nichts Gutes ahnen – bitte jetzt, vor dem Lehrgang, keine Erkältung! Vor dem Zubettgehen warf ich mir daher eine gnadenlose Überdosis Zink und Vitamin C ein – eine Kombination, die bei mir stets zuverlässig hilft. So auch diesmal, denn als ich am Samstag erwachte, war ich zwar nicht topfit, aber nach dem ersten Kaffee soweit genesen, dass es keinen Grund mehr gab, zu Hause zu bleiben.
Jörg hatte die Halle der Paul-Gerhard-Realschule mit Shomen und sogar einem kleinen Bambus nett herrichten lassen, so dass trotz Turnhalle ein wenig Dojo-Atmosphäre aufkam. Ich freute mich sehr, so viele bekannte und noch unbekannte Karateka zu sehen! Der Lehrgang umfasste zwei Einheiten, in denen alle Graduierungen gemeinsam unterrichtet werden sollten. Da es sich um einen Bunkai-Lehrgang zur Kata Kanku-Dai handelte, war dies sicherlich ein mutiges Unterfangen! Allein der Ablauf der Kata ist ja schon nicht jedem Karateka unterhalb - sagen wir - 3. Kyu vertraut. Und dazu noch entsprechende Bunkai-Übungen? Na, ich war gespannt!
Das Aufwärmtraining war dann auch gleich ein "echter Gantert" - von wegen "locker auf der Stelle laufen" oder "Hampelmann" zum Warmwerden! Gleich ging es los mit Partner: Einer nahm den Obi ab, faltete ihn vierfach hielt ihn in verschiedene Positionen, so dass sein Partner munter darauf ein schlagen oder treten konnte. Anschließend legten wir den Obi in einer Linie auf den Boden und sprangen, die Beine abwechselnd leicht gegrätscht bzw. gekreuzt darüber. Als wir hiermit fertig waren, konnte ich gar nicht mehr genau sagen, ob ich jetzt Schweißausbrüche wegen des Infekts oder wegen der Übung hatte! Jedenfalls waren alle meine Zipperlein im Nu vergessen. Die Kanku-Dai liefen wir in kleinen Abschnitten, so dass auch jeder Anfänger und sogar die vielen Kinder, die am Lehrgang teilnahmen, gut mithalten konnten. Jede Passage wurde zig-mal wiederholt. Mit diesen Vielfach-Wiederholungen ist das so eine Sache: Beim dritten oder vierten Mal denkt man vielleicht "Wie, jetzt? Nochmal dasselbe?" Dann kommt eine Phase, wo die Muskeln müde werden und irgendwann - es ist fantastisch, denkt man gar nichts mehr! Das ist schon toll und hat echt was Meditatives an sich. Nach jeder neuen Etappe gab es dann von Jörg die Erklärung einer passenden Abfolge von Bunkai-Techniken. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass Bunkai-Übungen für mich lange Zeit nicht zu der Lieblingsbeschäftigung im Karate gehörten. Das lag wohl daran, dass ich einfach oft überfordert war. Mittlerweile finde ich dieses "Entschlüsseln" einer Kata aber sehr spannend und der ein- oder andere Bewegungsablauf hat sich bei mir auch schon fast ein wenig automatisiert. Sprich: Ich muss nicht mehr so furchtbar viel nachdenken, sondern einige Sachen ergeben sich fast selbstverständlich wie ein Konter-Tsuki im Kumite. Dann macht so ein geballtes Bunkai-Programm natürlich riesig Spaß!
Zur Philosophie des Karate passend begann jede Bunkai-Übung mit einer Block-Technik. Es folgten entsprechend des Ablaufs der Kanku-Dai eine Reihe von Konter- oder Fixier-Techniken, Hebeln und Fußfegern. Ziel jeder Kombination war es, den Gegner kampfunfähig zu machen. "Kontrolle ist die höchste Instanz", so Trainer Jörg, und daher waren wir mit unserem Gegner erst dann "fertig", wenn dieser so am Boden lag, dass er sich nicht mehr rühren konnte ohne durch ein Ziehen oder Stechen z. B. in Arm- oder Schultergelenk "bestraft" zu werden.
So lag es also nicht an grippalen Symptomen, dass ich, nachdem der erste Adrenalinschub in der Mittagspause verflogen war, doch leichte Spannungen in allen denkbaren Körperregionen verspürte. Bestimmt hätte es mir jeder auch nachgesehen, wenn ich mit meiner Erkältung in den Knochen die zweite Einheit hätte sausen lassen. Aber ich war doch zu gespannt darauf, auch die restlichen drei Bunkai-Kombinationen kennen zu lernen, die sich Jörg für den Nachmittag aufgehoben hatte. Und wie das dann immer so ist, war ich dann froh, mich auch ein zweites Mal aufgerafft zu haben! Auch wenn Jörg betonte, dass der Schwerpunkt dieses Lehrgangs nicht darauf lag, die Kata vom Ablauf her sicher zu beherrschen, so hatten wir sie insgesamt so oft wiederholt, dass ganz bestimmt auch bei den Anfängern etwas hängen geblieben war! Und die Fortgeschrittenen unter uns wurden mit jeder Wiederholung der Bunkai-Techniken sicherer und konnten diese dann auch schnell nach einem Partnerwechsel mit dem neuen Gegenüber umsetzen. Vielleicht waren manche Eltern der mittrainierenden Kinder oder auch die anderen Zuschauer, die am Rand der Halle auf den Bänken Platz genommen hatten, ein wenig erschrocken über unseren recht "ruppigen" Umgang miteinander, die lauten Kiais und auch manchen "Hollywood"-Schmerzensschrei. Mich persönlich hatten aber alle Übungspartner mit soviel Kontrolle und Umsicht "traktiert", dass ich hinterher nicht nur meine Schniefnase fast vergessen hätte - sondern auch durch den Lehrgang meinen Bunkai-Horizont wieder ein gutes Stück erweitern konnte.
Oss, Icky
Mittwoch, 29. Oktober 2008
Dienstag, 28. Oktober 2008
Wer im Glaß-Haus sitzt...

...sollte nicht mit Steinen werfen! Dies jedenfalls war der Eindruck den wir bei dem diesjährigen Lehrgang vom 17. bis 19.10.2008 von und mit Jochen Glaß (5. Dan Shotokan-Karate) bei uns im Dojo bekamen. ...denn der Jochen kann sich wehren - und zwar ordentlich! Jochen reist einmal jährlich extra aus Konstanz an, um mit uns Karate zu trainieren und uns viele Dinge zu zeigen, die er selber von seinem Trainer Hanskarl Rotzinger gelernt hat. Die Beziehung Münster-Konstanz ist schon fast so alt wie meine Karatelaufbahn und Jochen, der ursprünglich in Münster wohnte, war mein erster Sensei, als ich 1985 dem Anfängerlehrgang entschlüpfte. Wenig später verlegte er seinen Lebensschwerpunkt an den Bodensee - aber sein Kontakt zu unserem Dojo ist sehr eng geblieben! Auch diesmal kam Jochen nicht allein zu uns, sondern hatte drei sehr engagierte Karateka mitgebracht, darunter auch Steffen Maier, amtierender Vize-Europameister im Kumite.
Alle Trainer unseres Dojos waren am Freitagabend eingeladen, ein spezielles Trainertraining unter Jochens Leitung zu absolvieren. Nachdem wir von Steffen ordentlich und recht unkonventionell aufgewärmt wurden, lag der Schwerpunkt der Einheit auf den Wendungen in einigen Katas. Wir übten diese erst in Kihon-Kombinationen, die es schon zum Teil ganz schön in sich hatten! Dann fanden wir uns in Vierergruppen zusammen und setzten das soeben Gelernte in Partnerübungen mit je zwei Gegnern in zwei verschiedene Richtungen um. Wenn sich das hier schon kompliziert anhört - in Wahrheit war es noch viel vertrackter! Als man grade das Gefühl hatte, "jetzt klappt´s", hieß es "Einen aufrücken" und schon hatte man eine ganz andere Aufgabe in andere Richtungen mit anderen Techniken und neuen Partnern! Geschont wurden wir wahrlich nicht und als wir dann nach gut 90 Minuten das Dojo verließen, hatten wir uns den abendlichen Ausgeh-Snack redlich verdient!
Samstag schulte Jochen Unter- und Oberstufe unseres Vereins getrennt. Hier gab es einen ganz anderen Fokus als am Vorabend: Selbstverteidigung! Verschiedene Hebel, Würfe, Fußfeger und andere Schmakazien forderten besonders die Anfänger, aber auch so manchen von uns "alten Hasen" mächtig heraus! Bei all den kleinen Blessuren, die so ein Training zwangsläufig mit sich bringt - man sah es uns an: Es machte mächtig Spaß, Karate einmal abseits von Kihon, Kata und klassischem Kumite auszuprobieren! Wo es mit den Übungen noch nicht so klappte, half Jochen geduldig nach. War die Übung offenbar für viele von uns ungewohnt, scheute er sich auch nicht, sich den Steffen zu schnappen und auf eine grenzwertig-herzliche Art dermaßen zu malträtieren, dass uns allen Ablauf und Effektivität der Techniken bewusst wurde. Ich sag ja: Jochen sollte man lieber nicht ohne Grund herausfordern! Abends saßen wir dann in großer Runde bei uns im Dojo-Bistro, ließen uns kulinarische Köstlichkeiten vom Pizzataxi schmecken und auch so manchen "isotonischen" Durstlöscher mit oder ohne Alkohol. Besonders stolz, alleine mit den "Großen" dasitzen zu dürfen und so manchen Schwank aus "Papa" Matthes' Vergangenheit zu hören zu bekommen, war Fabian Elzinga, der als einziger (warum eigentlich?) Jugendlicher am Lehrgang teilnahm.
Sonntag ging es dann um humane 10.30 Uhr zu einem furiosen Finale! Es trainierten diesmal Unter- und Oberstufe gemeinsam und im Wesentlichen wiederholten und verfeinerten wir die Übungen des Vortages. Dann hieß es "Spalier bilden" und es stellten sich 20 Karateka in zwei Reihen, die Gesichter einander zugewandt, an einer Dojoseite auf. Durch diese hohle Gasse musste er nun gehen, der arme Karatefreund, der jeweils an der Reihe war und das Spalier schlug unbarmherzig zu, oder trat oder rempelte einfach. Nur Festhalten war verboten. Es bedurfte schon einiger Kraft und auch mentaler Stärke, sich durch die kampfeslustig blickenden Reihen zu wagen! Wer das durchgestanden hatte, der konnte sich, wenn er Glück hatte, ein paar Momente lang ausruhen - denn das "dicke Ende" kam erst noch: Jochen hatte parallel zu dem Spalier einen Kreis von neun Karateka bilden lassen und derjenige, der grade das Spalier geschafft hatte, durfte nun dort in die Mitte. Hier hieß es dann Angriff frei mit Oi-, Gyaku- oder Kizami-Tsuki von den im Kreis stehenden. Der in der Mitte wehrte ab, so gut es ging und konterte. Das Motto lautete: "Nicht schön, sondern schnell und hart" und so blieb nie viel Zeit zum Überlegen oder zum Einschätzen des Partners. Drei Runden hatte man zu überstehen, dann hatte sich der in der Mitte zu Boden fallen zu lassen und durfte die wohl härteste Probe über sich ergehen lassen: Der Kreis durfte ihn (kontrolliert!) mit Füßen treten und wurde immer enger, so dass der Mittlere kaum entweichen konnte! Klappte es einmal gar nicht und schien der Ärmste in der Mitte in auswegsloser Lage, half natürlich Jochen und befreite ihn mit einem erlösenden "Yame!".
Allen Karatekas hat der Lehrgang unglaublich viel Spaß gemacht und sicher Geschmack auf mehr! Wir hoffen, dass Jochen auch im nächsten Jahr wieder den Weg nach Münster findet.
Andrea Haeusler
Shotokan-Karate-Dojo Münster e. V.
Samstag, 25. Oktober 2008
Schönes Zitat aus dem Netz....
Wer Freiheit.gegen Sicherheit eintauscht, verdient weder eines von beidem, noch wird er es jemals bekommen. Benjamin Franklin.
Freitag, 24. Oktober 2008
Besuch aus Konstanz
Vom 17. bis 19.10.2008 bekam unser Dojo Besuch vom Bodensee: Sensei Jochen Glaß, 5. Dan Shotokan-Karate und der "Karate-Vater" so einiger Mitglieder unseres Vereins, gab einen Lehrgang in seiner Geburtsstadt Münster. Der Freitagabend diente der Trainerfortbildung und fast die vollständige Trainerriege war anwesend, um sich von Jochen neue Impulse für das Training geben zu lassen. Das Aufwärmtraining wurde von Vize-Europameister (Kumite) Steffen Maier geleitet, der grade in Stuttgart eine Ausbildung zum Sportlehrer absolviert. Dementsprechend neu und ungewohnt war daher bereits die erste Gymnastikphase und uns wurde bezüglich unserer Koordination einiges abverlangt. Dann legte Jochen los. Schwerpunkt dieser Einheit waren die Wendungen in Katas. Wir starteten mit einer Kihon-Übung, bei der wir jeweils eine Bewegung im ZK nach vorne gehen sollten, anschließend nach links oder rechts. Auch hier war schon viel "Mitdenken" erforderlich. Wir übten diesen Ablauf mit Tsukis und hinterher mit Mae-Geris, mal langsam und sorgfältig, mal schnell und stark. Als wir grade dachten:"Jau, endlich verstanden!", forderte Jochen uns auf, diese Übung nun mit Partner auszuführen - aber nicht mit einem Partner, sondern in Vierergruppen! Hier ging es mal gradeaus, mal nach rechts, dann wechselten wir die Position und mussten plötzlich gradeaus und dann nach links gehen. Derjenige, der links von sich niemanden hatte, musste jeweils zweimal angreifen (entweder Tsuki oder Mae-Geri) und der andere einmal blocken und dann angreifen. Ew war ein ganz schönes Durcheinander und grade, wenn man seinen Ablauf verstanden hatte, hieß es Partner- bzw. Positionwechsel und man musste wieder komplett umdenken!
Der nächste Tag stand sowohl bei der Unter-, als auch bei der Oberstufe im Zeichen der Selbstverteidigung. Leider konnte ich am Samstag erst Nachmittags zum Training kommen, da ich mittags wegen der Vereninsehrung "Vielfalt tut gut" beim Preußenstadion war. In der Nachmittagseinheit hatte ich dann aber unglaublich viel Spaß mit Matthes - wir stürmten wie die wilden Tiere aufeinander ein, blockten, fegten und landeten meist etwas unsanft auf dem Boden. Es war schon sehr witzig!
Am Sonntag ging es um humane 10.30 Uhr los. Jetzt trainierten Unter- und Oberstufe zusammen. Im Prinzip gab es nochmal eine Zusammenfassung des bisher gelernten. In der letzten halben Stunde kam dann das furiose Finale: 20 von uns bildeten entlang der einen Hallenseite eine Gasse und einer von uns musste versuchen, diese zu passieren. Das war natürlich nicht einfach, denn die "Gasse" war äußerst aggressiv und versuchte, den Passierenden an seinem Vorhaben zu hindern! Sehr beeindruckend war hier der Kampfgeist Madeleines, die sich äußerst überzeugend gegen Michael Ranningers Attacken zur Wehr setzte: Sie verpasste ihm drei äußerst kraftvolle Chudan-Tsukis, so dass Michael völlig verdutzt zu Boden ging!
Nachdem man die Gasse "geschafft" hatte, wartete die nächste Herausforderung: Neun Karateka bildeten einen Kreis, in den man sich zu begeben hatte. Hier wurde man ohne Ansage in schneller Folge mit Kizami- oder Gyaku-Tsuki jodan oder chudan angegriffen. Hatte man Sebastian aus Konstanz vor sich, musste man mit einem Mae-Geri rechnen. Jetzt musste der "Einzelkämpfer" in der Mitte sich drei Runden lang gegen die angreifende Meute mit Abwehr und Konter durchsetzen. Zum Abschluss musste man sich zu Boden fallen lassen und wurde zu allem Überfluss von den Kreis-Leuten mit Füßen "getreten". Es bedarf nun schon aller physischer und mentaler Kraftreserven, um sich hier zu befreien und es aus dem Kreis zu schaffen. Jochen wachte stets darüber, dass wir bei allem Kampfgeist und allem Überschwang die nötige Disziplin und den Respekt voreinander behielten.
Fazit: Ein sehr lehrreiches Wochenende, welches - abgesehen von ein paar blauen Flecken - ohne Verletzungen abging, obgleich wir vom Kampfgeist her sicher alle über dem normalen Niveau lagen! Zudem eine schöne Gelegenheit, Jochen, Adrian, Sebastian und Steffen kennenzulernen oder mal wiederzusehen. Hoffentlich ergibt sich auch im kommenden Jahr wieder die Möglichkeit, diesen Lehrgang bei uns abzuhalten!
Der nächste Tag stand sowohl bei der Unter-, als auch bei der Oberstufe im Zeichen der Selbstverteidigung. Leider konnte ich am Samstag erst Nachmittags zum Training kommen, da ich mittags wegen der Vereninsehrung "Vielfalt tut gut" beim Preußenstadion war. In der Nachmittagseinheit hatte ich dann aber unglaublich viel Spaß mit Matthes - wir stürmten wie die wilden Tiere aufeinander ein, blockten, fegten und landeten meist etwas unsanft auf dem Boden. Es war schon sehr witzig!
Am Sonntag ging es um humane 10.30 Uhr los. Jetzt trainierten Unter- und Oberstufe zusammen. Im Prinzip gab es nochmal eine Zusammenfassung des bisher gelernten. In der letzten halben Stunde kam dann das furiose Finale: 20 von uns bildeten entlang der einen Hallenseite eine Gasse und einer von uns musste versuchen, diese zu passieren. Das war natürlich nicht einfach, denn die "Gasse" war äußerst aggressiv und versuchte, den Passierenden an seinem Vorhaben zu hindern! Sehr beeindruckend war hier der Kampfgeist Madeleines, die sich äußerst überzeugend gegen Michael Ranningers Attacken zur Wehr setzte: Sie verpasste ihm drei äußerst kraftvolle Chudan-Tsukis, so dass Michael völlig verdutzt zu Boden ging!
Nachdem man die Gasse "geschafft" hatte, wartete die nächste Herausforderung: Neun Karateka bildeten einen Kreis, in den man sich zu begeben hatte. Hier wurde man ohne Ansage in schneller Folge mit Kizami- oder Gyaku-Tsuki jodan oder chudan angegriffen. Hatte man Sebastian aus Konstanz vor sich, musste man mit einem Mae-Geri rechnen. Jetzt musste der "Einzelkämpfer" in der Mitte sich drei Runden lang gegen die angreifende Meute mit Abwehr und Konter durchsetzen. Zum Abschluss musste man sich zu Boden fallen lassen und wurde zu allem Überfluss von den Kreis-Leuten mit Füßen "getreten". Es bedarf nun schon aller physischer und mentaler Kraftreserven, um sich hier zu befreien und es aus dem Kreis zu schaffen. Jochen wachte stets darüber, dass wir bei allem Kampfgeist und allem Überschwang die nötige Disziplin und den Respekt voreinander behielten.
Fazit: Ein sehr lehrreiches Wochenende, welches - abgesehen von ein paar blauen Flecken - ohne Verletzungen abging, obgleich wir vom Kampfgeist her sicher alle über dem normalen Niveau lagen! Zudem eine schöne Gelegenheit, Jochen, Adrian, Sebastian und Steffen kennenzulernen oder mal wiederzusehen. Hoffentlich ergibt sich auch im kommenden Jahr wieder die Möglichkeit, diesen Lehrgang bei uns abzuhalten!
Montag, 13. Oktober 2008
Finanzkrise
Gedicht des Tages
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.
Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!
Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.
Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.
Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!
Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.
Dazu braucht der
Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!
Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.
- Verfasser: Leider unbekannt!
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.
Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!
Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.
Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.
Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!
Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.
Dazu braucht der
Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!
Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.
- Verfasser: Leider unbekannt!
Sonntag, 5. Oktober 2008
Young @ Heart
Heute sah ich mir mit Frank den Film Young @ Heart an, eine Road-Doku über ein gleichnamiges Chorprojekt in den USA, das jüngste Mitglied ist 67 und das älteste 92Jahre alt. Der Film handelt im Wesentlichen davon, wie der äußerst ambitionierte Chorleiter Bob Cilman seine liebe Mühe damit hat, den klassik- und musicalverliebten Senioren Songs aus den Bereichen R&B, Rock und Punk näherzubringen und auf eine Aufführung vorzubereiten.
Sehr beeindruckend fand ich die Interviews mit den Solisten, die glaubhaft versicherten, das Singen halte sie jung und vital und sie würden nicht vor dem letzten Atemzug damit aufhören. Charmant auch z. B. die Flirtversuche der im Film 92-jährigen (inzwischen verstorbenen) Eileen oder die Beschreibung Fred Knittles und seiner Frau über ihre Ehe. Etwas bedenklich hingegen war m. E. das Vorhaben des Chorleiters, zwei ehemalige Mitglieder (Fred Knittle und Stan Goldman) wieder zu den Proben und zu den Auftritten zu holen, die bereits aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen waren. Zwar machte auch diesen beiden Männern das Singen eine unübersehbare Freude, bei Stan ließen aber bereits während der Proben die Kräfte soweit nach, dass er sein Solo nicht mehr singen konnte. Kurz darauf wurde er noch einmal während einer Bluttransfusion gefilmt und interviewt. Dann starb er. Fred hingegen beeindruckte nicht nur durch seine unglaubliche Leibesfülle, sondern auch durch seine wunderschöne Stimme! Es war allerdings schon makaber, wie er nur mit Beatmungsgerät auf die Bühne gehen konnte. Also irgendwie, ich weiß nicht....ist das nun besonders cool, trotz dieses Handicaps aufzutreten und zeugt es von einem unerschütterlichen Durchhaltewillen oder bezeugt so ein Act schon eine gewisse Leichtsinnigkeit und ein Spiel mit dem Leben?
Ein weiterer Sänger verstarb während der Dreharbeiten und das ist ja auch an sich bei dem hohen Durchschnittsalter kein großes Wunder. Es war insgesamt sehr beeindruckend, wie die Darsteller in den Interviews ihren Umgang mit dem Alter und dem nahen Tod darlegten. Alle schienen relativ gelassen auf ihr nahes Ende zu blicken, kommentierten Altersgebrechen wie knackende Knochen, Nierensteine oder Inkontinenz mit schwarzem Humor und Sarkasmus. Allesamt machte die Truppe eine positive Ausstrahlung, ganz nach dem auch von ihr aufgeführten Lebensgefühl nach James Brown "I feel good".
Dennoch fuhren wir nach dem Film mit gemischten Gefühlen heim: einerseits diese positive Stimmung, die das Chorprojekt versprühte, andererseits aber auch die ständige Gegenwart von Gebrechlichkeit und Tod und schließlich noch der Kontrast der Generationen. Leute, die Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurden singen recht aktuelle Pop, Rock und Punksongs. Der Filmemacher selber räumt ein, dass die Sänger sich z. B. bei Schizophrenia von Sonic Youth überhaupt nicht im Klaren waren, was sie da sangen.
Der "Witz" und die Wirkung des Chorprojekt basieren zwar grade auf diesem Kontrast und dem Gegensatz zwischen alten Menschen und junger Musik. Dies wirkt aber eigentlich dann am Besten, wenn mit der alten Menschen eigenen Gelassenheit über Dinge gesungen wird, die sie selber augenzwinkernd aus einer anderen Perspektive sehen können als die jüngeren Generationen und z. B. singen: "We are on a Road to Nowhere" oder "Forever Young". Sobald sich an Songs herangewagt wird, bei denen diesen älteren Menschen gar nicht klar sein kann, welche Intention damit beabsichtig wurde und welches Lebensgefühl vermittelt werden sollte, gleitet die Darbietung schnell ins Lächerliche ab. Dann geht es nur noch um den Kontrast und Provokation, die eigentliche "Message" geht verloren und die Darsteller karikieren sich nur noch selber.
Sehr beeindruckend fand ich die Interviews mit den Solisten, die glaubhaft versicherten, das Singen halte sie jung und vital und sie würden nicht vor dem letzten Atemzug damit aufhören. Charmant auch z. B. die Flirtversuche der im Film 92-jährigen (inzwischen verstorbenen) Eileen oder die Beschreibung Fred Knittles und seiner Frau über ihre Ehe. Etwas bedenklich hingegen war m. E. das Vorhaben des Chorleiters, zwei ehemalige Mitglieder (Fred Knittle und Stan Goldman) wieder zu den Proben und zu den Auftritten zu holen, die bereits aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen waren. Zwar machte auch diesen beiden Männern das Singen eine unübersehbare Freude, bei Stan ließen aber bereits während der Proben die Kräfte soweit nach, dass er sein Solo nicht mehr singen konnte. Kurz darauf wurde er noch einmal während einer Bluttransfusion gefilmt und interviewt. Dann starb er. Fred hingegen beeindruckte nicht nur durch seine unglaubliche Leibesfülle, sondern auch durch seine wunderschöne Stimme! Es war allerdings schon makaber, wie er nur mit Beatmungsgerät auf die Bühne gehen konnte. Also irgendwie, ich weiß nicht....ist das nun besonders cool, trotz dieses Handicaps aufzutreten und zeugt es von einem unerschütterlichen Durchhaltewillen oder bezeugt so ein Act schon eine gewisse Leichtsinnigkeit und ein Spiel mit dem Leben?
Ein weiterer Sänger verstarb während der Dreharbeiten und das ist ja auch an sich bei dem hohen Durchschnittsalter kein großes Wunder. Es war insgesamt sehr beeindruckend, wie die Darsteller in den Interviews ihren Umgang mit dem Alter und dem nahen Tod darlegten. Alle schienen relativ gelassen auf ihr nahes Ende zu blicken, kommentierten Altersgebrechen wie knackende Knochen, Nierensteine oder Inkontinenz mit schwarzem Humor und Sarkasmus. Allesamt machte die Truppe eine positive Ausstrahlung, ganz nach dem auch von ihr aufgeführten Lebensgefühl nach James Brown "I feel good".
Dennoch fuhren wir nach dem Film mit gemischten Gefühlen heim: einerseits diese positive Stimmung, die das Chorprojekt versprühte, andererseits aber auch die ständige Gegenwart von Gebrechlichkeit und Tod und schließlich noch der Kontrast der Generationen. Leute, die Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurden singen recht aktuelle Pop, Rock und Punksongs. Der Filmemacher selber räumt ein, dass die Sänger sich z. B. bei Schizophrenia von Sonic Youth überhaupt nicht im Klaren waren, was sie da sangen.
Der "Witz" und die Wirkung des Chorprojekt basieren zwar grade auf diesem Kontrast und dem Gegensatz zwischen alten Menschen und junger Musik. Dies wirkt aber eigentlich dann am Besten, wenn mit der alten Menschen eigenen Gelassenheit über Dinge gesungen wird, die sie selber augenzwinkernd aus einer anderen Perspektive sehen können als die jüngeren Generationen und z. B. singen: "We are on a Road to Nowhere" oder "Forever Young". Sobald sich an Songs herangewagt wird, bei denen diesen älteren Menschen gar nicht klar sein kann, welche Intention damit beabsichtig wurde und welches Lebensgefühl vermittelt werden sollte, gleitet die Darbietung schnell ins Lächerliche ab. Dann geht es nur noch um den Kontrast und Provokation, die eigentliche "Message" geht verloren und die Darsteller karikieren sich nur noch selber.
Singen für Suomi
Meine erste "Tournee" mit dem finnischen Chor am 27. und 28.09.2008
Meinen ersten größeren Chorauftritt hatte ich vor ziemlich genau einem Jahr im Veranstaltungsraum der ev. Lukasgemeinde hier in Münster. Zum ersten Mal führten wir damals weit ab von perfekt, dafür aber mit viel Herzblut die Suomalainen Messu von Lasse Heikkilä auf. Das war ein ganz besonderer Gottesdienst für mich, an den ich mich heute noch genau erinnern kann: ein paar Tage zuvor hatte nämlich der schreckliche Amoklauf an der Jokela-Schule in Finnland stattgefunden. Pfarrerin Helena predigte erst auf Finnisch und schon da sah ich an den bestürzten, mir zugewandten Gesichtern der Gemeinde, dass Helenas Worte sie sehr anrührten. Dann wiederholte sie sinngemäß auf Deutsch. Und jetzt durchfuhren auch mich ihre Worte wie ein Blitz: Sie schaffte eine Verbindung zwischen den Liedtexten Heikkiläs und den traurigen Geschehnissen in Finnland. Während sie redete, kam es mir so vor, als habe der Komponist die Messe genau für diesen speziellen Tag so gestaltet. Es war gleichzeitig sehr ergreifend und auch ein bischen unheimlich!
Unser Gesang ist wohl dann auch ganz gut angekommen, denn bald kamen Anfragen von auswärtigen Gemeinden: In Köln, Hamburg und Bremen sollten wir singen. Bei dem Auftritt in Köln war ich nicht dabei. Jetzt aber sollte es an einem Wochenende in den Norden gehen. Und wieder gab es im Vorfeld ein Attentat an einer finnischen Schule!
Die Wochen zuvor erlebten wir einen wahren Probenmarathon! Bald jedes Wochenende sangen wir bei Liisa und Peter im Wohnzimmer - selten in der Komplettbesetzung, manchmal auch nur zu siebt oder acht. Aber grade die "kleinen" Proben, also mit wenigen Teilnehmern, gestalteten sich als ziemlich gnadenlos: Peter hörte jeden Patzer und feilte an jeder einzelnen Stimme herum! Liisa hatte vorgeschlagen, dass jeder Solist eine mögliche Vertretung haben sollte, wer sich vorstellen könne, ein bestimmtes Lied alternativ zu singen. "Die Nr. 9", platzte es aus mir heraus, als hätte ich auf genau diesen Moment gewartet! "Na, dann sing mal." Ja, ja, sing mal, wenn Dir der Brustkorb vor lauter Herzklopfen zu platzen droht! Mann, war ich aufgeregt - und dabei waren das doch nur meine Chorfreunde, die seit vielen Monaten mit mir gemeinsam sangen! Ich sang das "ostbottnische Glaubensbekenntnis", vermutlich wie Mireille Mathieu - voller Leidenschaft, und fast ohne ein Wort zu verstehen! Ich sang halt genau so, wie es auf der CD klang und wie ich es schon zig mal im Auto "mitgegröhlt" hatte. Danach: Standing ovations! Und es war klar, dass jetzt ICH die Solistin war! Wahnsinn! Die Euphorie wurde mir dann bald durch Peter genommen, der bei der nächsten Chorprobe wieder das Zepter in der Hand hatte: Nicht so laut, nicht so viel Stimme - ich würde mich ja anhören, als sänge ich in der Kneipe! Und so wurde aus meinem leidenschaftlichen Lied ein schlichtes Glaubensbekenntnis. So ist das wohl, wenn man sich der Regie fügen muss! Permanent bekam ich noch Verbesserungsvorschläge, was meine Aussprache betraf. Es war dann eben doch alles nicht so einfach!
Nun denn - oder noniin, wie der Finne sagt, das Wochenende nahte. Als wir losfuhren, war mir plötzlich klar, dass ich fast alle Solisten, Musiker und Instrumente in meinem Auto hatte! Soweit also der Plan mit dem Ersatzensemble - wenn ich jetzt eine Panne oder einen Unfall hätte, wäre der Gottesdienst wohl gelaufen! Leider hatten wir so gar nicht an den Beginn der Herbstferien gedacht! Wir kamen erst um kurz nach halb drei in Hamburg an. Der dortige Auftritt sollte in der finnischen Seemannskirche stattfinden. Diese lag dann auch "stilecht" in unmittelbarer Nähe der St. Pauli Landungsbrücken, der Reeperbahn und dem Kiez! Wow, na da war ja die Abendgestaltung gesichtert!
Der Pfarrer war noch nicht da und wir versuchten, uns schon einmal in dem Gebäude der finnischen Gemeinde dort zurecht zu finden. Es war insgesamt ein recht dunkler Bau. Die Kirche war klein und eng. Wo sollten wir stehen - geschweige "tanzen"? Der Pfarrer kam und begrüßte uns. Ich dachte spontan: "Was für ein smartes Kerlchen!" Leider entpuppte er sich dann als recht wortkarg, was aber auch daran liegen mochte, dass er wenig deutsch konnte. Oder auch daran, dass er mit den Gedanken schon bei der Abendveranstaltung (30. Jubiläum der finnischen Sprachschule zu Hamburg) war. Oder daran, dass er keine Lust auf unsere Chorgesänge hatte. Oder, oder, oder....wie auch immer. Wir probten und hatten dann später unseren Auftritt in der düsteren kleinen Kirche und irgendwie fühlten wir uns nicht recht willkommen. Der ausgeliehene Hamburger Akkordeonspieler erwies sich als ziemlich lieblos und miserabel. Die Gemeinde saß uns mit ausdruckslosen Gesichtern gegenüber (abgesehen von Kaisus Sohn mit Familie) und der abschließende Applaus erwies sich als eher spärlich. Die Atmosphäre war kühl und düster, die Zeit zog sich hin - wie eine Nacht im finnischen Winter! Was wohl den stimmungsmäßigen Tiefpunkt bei allen setzte, war die Tatsache, dass die Sprachschule sich anschließend noch zu einem schicken Sektempfang im Gemeindesaal traf und wir mit Brötchen und Orangensaft in der Sakristei "abgespeist" wurden! Statt diese zu uns zu nehmen, hätten wir lieber direkt in die zur Seemannskirche gehörenden Sauna gehen sollen! Nach dem "Essen" bezogen wir schnell unsere Schlafräume: für eine Seemannskirche sehr passende Räumlichkeiten mit rund 20 Schlafgelegenheiten in Doppelstockbetten mit Metallgestell. Es war aber sehr gemütlich und amüsiert nahm ich die "Bauweise" finnischer (skandinavischer) Bettwäsche zur Kenntnis: An zwei Ecken ist der Stoff einfach abgeschnitten, damit man die Bettdecke einziehen kann, ohne den Stoff vorher auf links drehen zu müssen. Miina meinte, sie würde bei "richtigen", also mittel-europäischen Bettbezügen als erstes immer die Ecken abschneiden ;-)
Der Rest des Abends war dann sehr lustig: Mit meiner Autobesatzung (ohne Pia, dafür mit Diet) zogen wir um die Häuser, staunten an der Reeperbahn, grüßten Hans Albers -bzw. seine Statue, fanden den Zugang zur Herbertstraße nicht und landeten dann auf einen Snack und ein Bier in einem kleinen Restaurant direkt an der Kirche! Kurz vor Mitternacht lagen wir dann in den Betten.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein kleiner Zettel mit einer Nachricht: Einer von uns sollte eine Pirjo Virtanen oder so in Bremen anrufen. Da Miina mit Nachnamen auch zufällig Virtanen heißt, fiel das Rückruf-Los auf sie. Die Gesprächspartnerin war eine Frau aus der Bremer Gemeinde. Wir sollten mal lieber nicht so früh kommen. Es wäre vorher noch eine andere Messe in der Kirche und man habe auch keine Zeit, für uns Brötchen zu schmieren oder so. Na, toll! Sind wir da noch weniger willkommen als in Hamburg? Warum lädt man uns dann überhaupt ein? Fahren wir doch gleich wieder durch bis nach Münster! Wir waren irgendwie ganz schön enttäuscht. Aber draußen war das Wetter schön und so besserte sich unsere Stimmung schlagartig, als wir aus dem düsteren Gebäude hinaustraten. Die Fahrt nach Bremen war dann auch sehr amüsant und wir lernten viel Neues voneinander kennen und auch viele neue finnische und deutsche Gepflogenheiten. So äußerten Pia und Miina recht lebhaft ihr Unverständnis darüber, dass die Deutschen ihr Geschirr nach dem Waschen nicht absprülen (also den Schaum drauflassen, bis er weggetrocknet ist). Ich konnte mich erinnern, dass auch Reijo hierüber "not amused" war. "Man läßt doch nach dem Duschen auch nicht den Schaum auf der Haut und putzt ihn einfach ins Handtuch!", so Pias und Miinas einhellige Meinung. Es war also eine recht kurzweilige, interessante und lustige Autofahrt.
In Bremen angekommen stellten wir angenehm überrascht fest, dass der vor der Kirche verlaufende Marathonlauf bereits beendet war, wir also entgegen der Voraussagen direkt bis auf den Kirchparkplatz fahren konnten. Und wir waren auch nicht zu früh: die Vorgängermesse war wohl zuende und auf uns wartete ein reichhaltiges "Brötchenbuffet", dargeboten von freundlichen finnischen Gemeindemitgliedern! Die St.-Ansgari-Kirche wurde wohl noch in Zeiten gebaut, als die katholischen Gemeinden noch einen fetten Taler über hatten: Es gab ein mehr als großzügiges Gemeindehaus mit Aula und weiteren Räumen im Untergeschoss und die Kirche selbst - ein Traum! In schwindelerregenden Höhen erahnte man die gewölbte Decke und gegenüber dem modern gestalteten Altar befand sich auf der Empore über dem Eingang ein absoluter Traum von Orgel! Zu hören bekamen wir sie nicht, aber allein der Anblick ließ erahnen, dass ihr ausschließlich göttliche Töne zu entlocken waren! Die Kirche war trotz ihrer Größte hell und freundlich und durch die seitlichen Oberlichter strömte Sonnenlicht hinein. Das Einsingen diente hauptlsächlich Peter dazu, uns auf die neue Hall- und Akustiksituation abzustimmen: hier etwas lauter, Geige kräftiger und selbst ich durfte, welch Freude, mein Solo jetzt mal richtig schmettern ;-) Kurz vor Beginn der Messe, die hier erfreulicher Weise wieder von Pfarrerin Helena geleitet wurde, stellte Tuulas Mann fest, dass seine Videokamera defekt war. Also ließ sich unser Auftritt nicht für die Ewigkeit festhalten. Spätestens da war mir klar, dass dies der beste Auftritt von allen würde und wir ihn halt mit allen schönen Momenten einfach im Gedächtnis und im Herzen behalten müssten - ohne technischen Support!
Die positive Stimmung und Erleichterung, dass hier alles anders war als in Hamburg, übertrug sich wohl auf die ganze Chorgemeinschaft und wir sangen aus vollem Herzen unsere Messe! Pias Stimme klang wie ein Engel, bei Christophero hatte man den Eindruck, der Herrgott persönlich würde uns die Leviten lesen. Der hiesige Akkordeonspieler (ein recht junger Deutscher) legte so dynamisch und rasant los, als wolle er die Walküren aus Walhalla vertreiben und der Gipfel unserer Glückseligkeit bestand wohl darin, in Peters Mimik zu lesen, dass wir all seine Erwartungen nicht nur erfüllten, sondern vielleicht sogar übertrafen! Die Gemeinde lauschte andächtig und aufmerksam. Hell, freundlich und all dies in einer herzlich-warmen Atmosphäre - wir fühlten uns wie im finnischen Sommer an einem klaren See! Und es gibt wohl wenige Momente, in denen man sich Gott so nahe fühlen kann, wie in dieser Stunde.
Die Pfarrerin zog diesmal keinen direkten Bezug zu den aktuellen Geschehnissen und dem erneuten Amoklauf in Finnland. Allerdings räumte sie nach dem Gottesdienst in einem kleinen Kreis ein, sie hätte heulen können angesichts dieses schrecklichen Zufalls! Die Texte der Messe spiegeln wohl genau die derzeitige Situation Finnlands wider - neben der hohen Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit gibt es dennoch ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein und eine starke Liebe zum Vaterland die für Zusammenhalt sorgen und trotz aller Sorgen Anlass zur Dankbarkeit geben.
Sehr überrascht war ich übrigens, als wir von Helena zum Altar gebeten wurden und uns in Wein getauchte Hostie überreicht wurde! Ich dachte, dies gäbe es bei den Lutheranern nicht. Ich wurde aufgeklärt: Ausnahmsweise, bei besonders festlichen Anlässen würde auch wohl hier als Symbol die Hostie gereicht.
Einen schöneren, würdigeren und feierlichen Abschluss unseres Chorprojekts der Suomalainen Messu als den Auftritt in Bremen hätten wir uns wohl nicht vorstellen können.
Meinen ersten größeren Chorauftritt hatte ich vor ziemlich genau einem Jahr im Veranstaltungsraum der ev. Lukasgemeinde hier in Münster. Zum ersten Mal führten wir damals weit ab von perfekt, dafür aber mit viel Herzblut die Suomalainen Messu von Lasse Heikkilä auf. Das war ein ganz besonderer Gottesdienst für mich, an den ich mich heute noch genau erinnern kann: ein paar Tage zuvor hatte nämlich der schreckliche Amoklauf an der Jokela-Schule in Finnland stattgefunden. Pfarrerin Helena predigte erst auf Finnisch und schon da sah ich an den bestürzten, mir zugewandten Gesichtern der Gemeinde, dass Helenas Worte sie sehr anrührten. Dann wiederholte sie sinngemäß auf Deutsch. Und jetzt durchfuhren auch mich ihre Worte wie ein Blitz: Sie schaffte eine Verbindung zwischen den Liedtexten Heikkiläs und den traurigen Geschehnissen in Finnland. Während sie redete, kam es mir so vor, als habe der Komponist die Messe genau für diesen speziellen Tag so gestaltet. Es war gleichzeitig sehr ergreifend und auch ein bischen unheimlich!
Unser Gesang ist wohl dann auch ganz gut angekommen, denn bald kamen Anfragen von auswärtigen Gemeinden: In Köln, Hamburg und Bremen sollten wir singen. Bei dem Auftritt in Köln war ich nicht dabei. Jetzt aber sollte es an einem Wochenende in den Norden gehen. Und wieder gab es im Vorfeld ein Attentat an einer finnischen Schule!
Die Wochen zuvor erlebten wir einen wahren Probenmarathon! Bald jedes Wochenende sangen wir bei Liisa und Peter im Wohnzimmer - selten in der Komplettbesetzung, manchmal auch nur zu siebt oder acht. Aber grade die "kleinen" Proben, also mit wenigen Teilnehmern, gestalteten sich als ziemlich gnadenlos: Peter hörte jeden Patzer und feilte an jeder einzelnen Stimme herum! Liisa hatte vorgeschlagen, dass jeder Solist eine mögliche Vertretung haben sollte, wer sich vorstellen könne, ein bestimmtes Lied alternativ zu singen. "Die Nr. 9", platzte es aus mir heraus, als hätte ich auf genau diesen Moment gewartet! "Na, dann sing mal." Ja, ja, sing mal, wenn Dir der Brustkorb vor lauter Herzklopfen zu platzen droht! Mann, war ich aufgeregt - und dabei waren das doch nur meine Chorfreunde, die seit vielen Monaten mit mir gemeinsam sangen! Ich sang das "ostbottnische Glaubensbekenntnis", vermutlich wie Mireille Mathieu - voller Leidenschaft, und fast ohne ein Wort zu verstehen! Ich sang halt genau so, wie es auf der CD klang und wie ich es schon zig mal im Auto "mitgegröhlt" hatte. Danach: Standing ovations! Und es war klar, dass jetzt ICH die Solistin war! Wahnsinn! Die Euphorie wurde mir dann bald durch Peter genommen, der bei der nächsten Chorprobe wieder das Zepter in der Hand hatte: Nicht so laut, nicht so viel Stimme - ich würde mich ja anhören, als sänge ich in der Kneipe! Und so wurde aus meinem leidenschaftlichen Lied ein schlichtes Glaubensbekenntnis. So ist das wohl, wenn man sich der Regie fügen muss! Permanent bekam ich noch Verbesserungsvorschläge, was meine Aussprache betraf. Es war dann eben doch alles nicht so einfach!
Nun denn - oder noniin, wie der Finne sagt, das Wochenende nahte. Als wir losfuhren, war mir plötzlich klar, dass ich fast alle Solisten, Musiker und Instrumente in meinem Auto hatte! Soweit also der Plan mit dem Ersatzensemble - wenn ich jetzt eine Panne oder einen Unfall hätte, wäre der Gottesdienst wohl gelaufen! Leider hatten wir so gar nicht an den Beginn der Herbstferien gedacht! Wir kamen erst um kurz nach halb drei in Hamburg an. Der dortige Auftritt sollte in der finnischen Seemannskirche stattfinden. Diese lag dann auch "stilecht" in unmittelbarer Nähe der St. Pauli Landungsbrücken, der Reeperbahn und dem Kiez! Wow, na da war ja die Abendgestaltung gesichtert!
Der Pfarrer war noch nicht da und wir versuchten, uns schon einmal in dem Gebäude der finnischen Gemeinde dort zurecht zu finden. Es war insgesamt ein recht dunkler Bau. Die Kirche war klein und eng. Wo sollten wir stehen - geschweige "tanzen"? Der Pfarrer kam und begrüßte uns. Ich dachte spontan: "Was für ein smartes Kerlchen!" Leider entpuppte er sich dann als recht wortkarg, was aber auch daran liegen mochte, dass er wenig deutsch konnte. Oder auch daran, dass er mit den Gedanken schon bei der Abendveranstaltung (30. Jubiläum der finnischen Sprachschule zu Hamburg) war. Oder daran, dass er keine Lust auf unsere Chorgesänge hatte. Oder, oder, oder....wie auch immer. Wir probten und hatten dann später unseren Auftritt in der düsteren kleinen Kirche und irgendwie fühlten wir uns nicht recht willkommen. Der ausgeliehene Hamburger Akkordeonspieler erwies sich als ziemlich lieblos und miserabel. Die Gemeinde saß uns mit ausdruckslosen Gesichtern gegenüber (abgesehen von Kaisus Sohn mit Familie) und der abschließende Applaus erwies sich als eher spärlich. Die Atmosphäre war kühl und düster, die Zeit zog sich hin - wie eine Nacht im finnischen Winter! Was wohl den stimmungsmäßigen Tiefpunkt bei allen setzte, war die Tatsache, dass die Sprachschule sich anschließend noch zu einem schicken Sektempfang im Gemeindesaal traf und wir mit Brötchen und Orangensaft in der Sakristei "abgespeist" wurden! Statt diese zu uns zu nehmen, hätten wir lieber direkt in die zur Seemannskirche gehörenden Sauna gehen sollen! Nach dem "Essen" bezogen wir schnell unsere Schlafräume: für eine Seemannskirche sehr passende Räumlichkeiten mit rund 20 Schlafgelegenheiten in Doppelstockbetten mit Metallgestell. Es war aber sehr gemütlich und amüsiert nahm ich die "Bauweise" finnischer (skandinavischer) Bettwäsche zur Kenntnis: An zwei Ecken ist der Stoff einfach abgeschnitten, damit man die Bettdecke einziehen kann, ohne den Stoff vorher auf links drehen zu müssen. Miina meinte, sie würde bei "richtigen", also mittel-europäischen Bettbezügen als erstes immer die Ecken abschneiden ;-)
Der Rest des Abends war dann sehr lustig: Mit meiner Autobesatzung (ohne Pia, dafür mit Diet) zogen wir um die Häuser, staunten an der Reeperbahn, grüßten Hans Albers -bzw. seine Statue, fanden den Zugang zur Herbertstraße nicht und landeten dann auf einen Snack und ein Bier in einem kleinen Restaurant direkt an der Kirche! Kurz vor Mitternacht lagen wir dann in den Betten.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein kleiner Zettel mit einer Nachricht: Einer von uns sollte eine Pirjo Virtanen oder so in Bremen anrufen. Da Miina mit Nachnamen auch zufällig Virtanen heißt, fiel das Rückruf-Los auf sie. Die Gesprächspartnerin war eine Frau aus der Bremer Gemeinde. Wir sollten mal lieber nicht so früh kommen. Es wäre vorher noch eine andere Messe in der Kirche und man habe auch keine Zeit, für uns Brötchen zu schmieren oder so. Na, toll! Sind wir da noch weniger willkommen als in Hamburg? Warum lädt man uns dann überhaupt ein? Fahren wir doch gleich wieder durch bis nach Münster! Wir waren irgendwie ganz schön enttäuscht. Aber draußen war das Wetter schön und so besserte sich unsere Stimmung schlagartig, als wir aus dem düsteren Gebäude hinaustraten. Die Fahrt nach Bremen war dann auch sehr amüsant und wir lernten viel Neues voneinander kennen und auch viele neue finnische und deutsche Gepflogenheiten. So äußerten Pia und Miina recht lebhaft ihr Unverständnis darüber, dass die Deutschen ihr Geschirr nach dem Waschen nicht absprülen (also den Schaum drauflassen, bis er weggetrocknet ist). Ich konnte mich erinnern, dass auch Reijo hierüber "not amused" war. "Man läßt doch nach dem Duschen auch nicht den Schaum auf der Haut und putzt ihn einfach ins Handtuch!", so Pias und Miinas einhellige Meinung. Es war also eine recht kurzweilige, interessante und lustige Autofahrt.
In Bremen angekommen stellten wir angenehm überrascht fest, dass der vor der Kirche verlaufende Marathonlauf bereits beendet war, wir also entgegen der Voraussagen direkt bis auf den Kirchparkplatz fahren konnten. Und wir waren auch nicht zu früh: die Vorgängermesse war wohl zuende und auf uns wartete ein reichhaltiges "Brötchenbuffet", dargeboten von freundlichen finnischen Gemeindemitgliedern! Die St.-Ansgari-Kirche wurde wohl noch in Zeiten gebaut, als die katholischen Gemeinden noch einen fetten Taler über hatten: Es gab ein mehr als großzügiges Gemeindehaus mit Aula und weiteren Räumen im Untergeschoss und die Kirche selbst - ein Traum! In schwindelerregenden Höhen erahnte man die gewölbte Decke und gegenüber dem modern gestalteten Altar befand sich auf der Empore über dem Eingang ein absoluter Traum von Orgel! Zu hören bekamen wir sie nicht, aber allein der Anblick ließ erahnen, dass ihr ausschließlich göttliche Töne zu entlocken waren! Die Kirche war trotz ihrer Größte hell und freundlich und durch die seitlichen Oberlichter strömte Sonnenlicht hinein. Das Einsingen diente hauptlsächlich Peter dazu, uns auf die neue Hall- und Akustiksituation abzustimmen: hier etwas lauter, Geige kräftiger und selbst ich durfte, welch Freude, mein Solo jetzt mal richtig schmettern ;-) Kurz vor Beginn der Messe, die hier erfreulicher Weise wieder von Pfarrerin Helena geleitet wurde, stellte Tuulas Mann fest, dass seine Videokamera defekt war. Also ließ sich unser Auftritt nicht für die Ewigkeit festhalten. Spätestens da war mir klar, dass dies der beste Auftritt von allen würde und wir ihn halt mit allen schönen Momenten einfach im Gedächtnis und im Herzen behalten müssten - ohne technischen Support!
Die positive Stimmung und Erleichterung, dass hier alles anders war als in Hamburg, übertrug sich wohl auf die ganze Chorgemeinschaft und wir sangen aus vollem Herzen unsere Messe! Pias Stimme klang wie ein Engel, bei Christophero hatte man den Eindruck, der Herrgott persönlich würde uns die Leviten lesen. Der hiesige Akkordeonspieler (ein recht junger Deutscher) legte so dynamisch und rasant los, als wolle er die Walküren aus Walhalla vertreiben und der Gipfel unserer Glückseligkeit bestand wohl darin, in Peters Mimik zu lesen, dass wir all seine Erwartungen nicht nur erfüllten, sondern vielleicht sogar übertrafen! Die Gemeinde lauschte andächtig und aufmerksam. Hell, freundlich und all dies in einer herzlich-warmen Atmosphäre - wir fühlten uns wie im finnischen Sommer an einem klaren See! Und es gibt wohl wenige Momente, in denen man sich Gott so nahe fühlen kann, wie in dieser Stunde.
Die Pfarrerin zog diesmal keinen direkten Bezug zu den aktuellen Geschehnissen und dem erneuten Amoklauf in Finnland. Allerdings räumte sie nach dem Gottesdienst in einem kleinen Kreis ein, sie hätte heulen können angesichts dieses schrecklichen Zufalls! Die Texte der Messe spiegeln wohl genau die derzeitige Situation Finnlands wider - neben der hohen Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit gibt es dennoch ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein und eine starke Liebe zum Vaterland die für Zusammenhalt sorgen und trotz aller Sorgen Anlass zur Dankbarkeit geben.
Sehr überrascht war ich übrigens, als wir von Helena zum Altar gebeten wurden und uns in Wein getauchte Hostie überreicht wurde! Ich dachte, dies gäbe es bei den Lutheranern nicht. Ich wurde aufgeklärt: Ausnahmsweise, bei besonders festlichen Anlässen würde auch wohl hier als Symbol die Hostie gereicht.
Einen schöneren, würdigeren und feierlichen Abschluss unseres Chorprojekts der Suomalainen Messu als den Auftritt in Bremen hätten wir uns wohl nicht vorstellen können.
Abonnieren
Posts (Atom)