oder: "Isch hab' Kreislauf."
Irgendwie macht mir das Wetter zu schaffen - mein Kreislauf macht schlapp und ich schätze mal, mein Blutdruck ist schon in UG 3! Richtig gut gehts mir nur, wenn ich Sport treibe - und danach schön in die Sauna...herrlich! Anschließend könnte ich mich dann aber auch direkt wieder ins Bett legen....also entweder an oder aus, 1 oder 0. Echt ätzend! Da helfen auch die Mengen an Kaffee nicht, die ich tagsüber trinke....Wetter, werd mal wieder freundlicher!!!!
Sonntag, 31. Oktober 2010
Samstag, 30. Oktober 2010
Jitte, Gangaku und Enpi
Als mich heute Morgen meine vom letzten Training zwickende Rückenmuskulatur weckte, wurde mir schlagartig klar, dass es heute keine Erholungspause geben würde, sondern wieder ein anstrengender Karatetag auf mich wartete: Ich hatte mich um 14 Uhr im Dojo für eine Stunde Danvorbereitung verabredet. Zwar ging es nicht um mich und meine noch in weiter Ferne liegende Prüfung - dennoch kann es ja nicht schaden, auch jetzt schonmal hin und wieder ein Feeling für die Prüfungssituation zu bekommen.
Zu zweit starteten wir mit dem Kihon-Programm für den zweiten Dan. War das wirklich nur so kurz gewesen? Ich glaube, Shihan Ochi hatte bei uns wesentlich komplexere Übungen gefordert und auch Techniken, die nicht im Prüfungsprogramm standen. Hier hatten mein Trainingspartner und ich auch nichts Wesentliches aneinander zu korrigieren, so dass wir rasch zum Sonoba-Geri übergehen konnten. Ich hatte immer noch das Bild von dem Teelicht auf meinem Fuß im Kopf, das gestern zumindest beim Mae-Geri nicht herunterfallen sollte - aber im Laufe der Kombination wurde es dann immer blasser und als schließlich "schnell und stark" hieß, waren da nur noch Power und Kias. Naja, die Übung könnte sicher besser laufen...aber wenigstens waren alle Kicks stark und für die Feinheiten hab ich ja noch etwas Zeit zum Üben.
Mein Trainingspartner schwankt wie ich noch zwischen zwei Prüfungskatas und neigt wohl inzwischen zur Gangaku. Das war mir heute ganz Recht, denn auch ich ziehe sie als Kürkata in Erwägung. Das würde allerdings noch ein ziemlich intensives Üben voraussetzen. Wir diskutierten einige Stellen der Kata - naja, genauer gesagt hatte ich ein paar Fragen und versuchte dann im nächsten Durchgang, die Antworten umzusetzen. Die Kranich-Stellungen führe ich aber immer noch nicht zufriedenstellend aus.
Die einfachere Lösung wäre sicherlich, wenn ich z. B. die Jitte als Prüfungskata wählen würde. Wir liefen sie einmal zu zweit, dann war ich alleine dran. Und dann hagelte es auch hier Verbesserungsvorschläge. Aber das war völlig ok, denn ich konnte alle Kritikpunkte nachvollziehen. Es ist schon ein Glück, wenn man mal ganz intensiv auf diese Weise trainieren kann und jemand einem seine volle Aufmerksamkeit schenkt, um die Techniken zu überprüfen und zu korrigieren.
Ein klein wenig konnte ich mich in der sich dann anschließenden offiziellen Kata-Trainingseinheit revanchieren. Mir fielen an meinem Trainingspartner, der in der ersten Reihe vor mir stand, ein paar Punkte auf, die ich anders gelernt hatte und wir tauschten uns nach dem Training hierüber aus.
Mir selber hat diese Kata-Einheit, in der Volker die Enpi schulte, auch sehr viel gebracht. Manchmal schien unser Trainer zwar etwas willkürlich Stellen aus der Kata zu wählen, um Bunkai-Kombinationen zu demonstrieren, die Anwendungen waren aber alle plausibel und vor allem zum Teil auch mal anders als das, was üblicherweise zur Enpi vermittelt wird. Volker beschrieb sie nicht in erster Linie als "Flug der Schwalbe", sondern als eine der härtesten Katas in unserer Stilrichtung. Dies liegt an den zahlreichen Techniken, bei denen man - meist ohne großartige Ausholbewegung - aus naher Distanz blockt und kontert. Die Technik beim ersten Kiai, so Volker, könne entweder ein Empi Jodan oder auch als Aufwärtshaken zum Kinn des imaginären Gegners gedacht sein. Bald nach dem ersten Kiai geht man bei der Kata zum ersten Mal (von der Ausgangsposition aus) nach links, zunächst mit Gedan Barei und Age Tsuki, dann zweimal im Kokotsu-Dachi, wobei man auf der Stelle wechselt. Volker erlärte, dass dies eine Besonderheit der Enpi sei. Und beim Üben dieses einen Schrittwechsels wurde mir klar, dass dieser Bewegungsablauf auch aktuell einer der Schwerpunkte unserer Kumite-Einheit dienstags ist!
Es waren also auch heute wieder zahlreiche neue Eindrücke und ich hätte einige der Techniken gerne noch etwas weiter geübt. Aber um 16.30 Uhr kam eine neue Trainingsgruppe und wir mussten aus der Trainingshalle in die Sauna ausweichen. Hier wurde weiter gefachsimpelt und ein nächstes Training für Montag vereinbart.
Zu zweit starteten wir mit dem Kihon-Programm für den zweiten Dan. War das wirklich nur so kurz gewesen? Ich glaube, Shihan Ochi hatte bei uns wesentlich komplexere Übungen gefordert und auch Techniken, die nicht im Prüfungsprogramm standen. Hier hatten mein Trainingspartner und ich auch nichts Wesentliches aneinander zu korrigieren, so dass wir rasch zum Sonoba-Geri übergehen konnten. Ich hatte immer noch das Bild von dem Teelicht auf meinem Fuß im Kopf, das gestern zumindest beim Mae-Geri nicht herunterfallen sollte - aber im Laufe der Kombination wurde es dann immer blasser und als schließlich "schnell und stark" hieß, waren da nur noch Power und Kias. Naja, die Übung könnte sicher besser laufen...aber wenigstens waren alle Kicks stark und für die Feinheiten hab ich ja noch etwas Zeit zum Üben.
Mein Trainingspartner schwankt wie ich noch zwischen zwei Prüfungskatas und neigt wohl inzwischen zur Gangaku. Das war mir heute ganz Recht, denn auch ich ziehe sie als Kürkata in Erwägung. Das würde allerdings noch ein ziemlich intensives Üben voraussetzen. Wir diskutierten einige Stellen der Kata - naja, genauer gesagt hatte ich ein paar Fragen und versuchte dann im nächsten Durchgang, die Antworten umzusetzen. Die Kranich-Stellungen führe ich aber immer noch nicht zufriedenstellend aus.
Die einfachere Lösung wäre sicherlich, wenn ich z. B. die Jitte als Prüfungskata wählen würde. Wir liefen sie einmal zu zweit, dann war ich alleine dran. Und dann hagelte es auch hier Verbesserungsvorschläge. Aber das war völlig ok, denn ich konnte alle Kritikpunkte nachvollziehen. Es ist schon ein Glück, wenn man mal ganz intensiv auf diese Weise trainieren kann und jemand einem seine volle Aufmerksamkeit schenkt, um die Techniken zu überprüfen und zu korrigieren.
Ein klein wenig konnte ich mich in der sich dann anschließenden offiziellen Kata-Trainingseinheit revanchieren. Mir fielen an meinem Trainingspartner, der in der ersten Reihe vor mir stand, ein paar Punkte auf, die ich anders gelernt hatte und wir tauschten uns nach dem Training hierüber aus.
Mir selber hat diese Kata-Einheit, in der Volker die Enpi schulte, auch sehr viel gebracht. Manchmal schien unser Trainer zwar etwas willkürlich Stellen aus der Kata zu wählen, um Bunkai-Kombinationen zu demonstrieren, die Anwendungen waren aber alle plausibel und vor allem zum Teil auch mal anders als das, was üblicherweise zur Enpi vermittelt wird. Volker beschrieb sie nicht in erster Linie als "Flug der Schwalbe", sondern als eine der härtesten Katas in unserer Stilrichtung. Dies liegt an den zahlreichen Techniken, bei denen man - meist ohne großartige Ausholbewegung - aus naher Distanz blockt und kontert. Die Technik beim ersten Kiai, so Volker, könne entweder ein Empi Jodan oder auch als Aufwärtshaken zum Kinn des imaginären Gegners gedacht sein. Bald nach dem ersten Kiai geht man bei der Kata zum ersten Mal (von der Ausgangsposition aus) nach links, zunächst mit Gedan Barei und Age Tsuki, dann zweimal im Kokotsu-Dachi, wobei man auf der Stelle wechselt. Volker erlärte, dass dies eine Besonderheit der Enpi sei. Und beim Üben dieses einen Schrittwechsels wurde mir klar, dass dieser Bewegungsablauf auch aktuell einer der Schwerpunkte unserer Kumite-Einheit dienstags ist!
Es waren also auch heute wieder zahlreiche neue Eindrücke und ich hätte einige der Techniken gerne noch etwas weiter geübt. Aber um 16.30 Uhr kam eine neue Trainingsgruppe und wir mussten aus der Trainingshalle in die Sauna ausweichen. Hier wurde weiter gefachsimpelt und ein nächstes Training für Montag vereinbart.
Kerzen und Gummis
Also - mal ganz unter uns: Hörte ich bislang die Worte Kerzen und Gummis, hätte ich sie wohl kaum in Verbindung mit einem Karatetraining gebracht. Das hat sich heute geändert. Seit langer Zeit war ich mal wieder in der Freitagstrainingseinheit. Bisher wollte ich die Familie immer ein wenig verschonen und nicht das Wochenende gleich mit Abwesenheit einleiten. Jetzt wissen aber alle, dass ich mich in der Danvorbereitung befinde und haben Verständnis, dass das Training intensiviert werden muss. Zudem war ich diese Woche nur einmal (nämlich gestern) im Dojo und das ist ja wohl eindeutig zu wenig!
Es fanden sich heute 12 Karateka plus Trainer im Dojo ein, was für diese Einheit schon viel sein soll. Ehrlich gesagt kann ich das nicht verstehen. Hey, Mann, es steht doch das Wochenende vor der Tür, was gibt es Besseres, als es mit Karate einzuleiten?! Und wenn das junge Volk abends rausgehen will - mal ganz ehrlich: Vor Mitternacht ist doch eh nie was los - warum nicht vorher noch eine Runde Gas geben? Also, ich werde mir jedenfalls die Freitagseinheit mal fest in meinen Wochenplan einbauen.
Aber jetzt zu den Gummis und Kerzen...
Freitags gibt Volker das Training, ein echtes Karate-Urgestein! Ich kenne wenige Menschen, die sich auch theoretisch so intensiv mit Karate beschäftigt haben, wie Volker. Er kennt für zahleiche Techniken nicht nur eine Ausführung, sondern kann diese von allen Seiten beleuchten und interpretieren. Das ist sehr spannend, wenn man selber auch schon ein kleines Hintergrundwissen hat. Für Anfänger oder Unterstufenkarateka ist es vielleicht etwas zu anspruchsvoll.
Volker verfolgt seit einigen Wochen wohl ein festes Trainingskonzept und erarbeitet vor allem für die JKA-Cup-Starter und Prüflinge intensiv an deren Belangen. Das kommt allerdings dann wieder allen zugute!
Nach eigenständigen Aufwärm- und Dehnübungen starteten wir mit Kizami- und Gyakutsukis, zunächst im Stand, dann mit Vor- und Rückwärtsbewegung. Puh, so kann man auch warm werden!
Anschließend sollten wir uns einen Partner suchen. Ich hatte eigentlich keine Wahl, da direkt Torsten vor mir stand. Volker verteilte nun an jedes Pärchen ein Gummi(band). Für nicht Eingeweihte der Hinweis: Es handelt sich um kreisrunde Gummibänder mit einer Breite von ca. 5 cm und einem Durchmesser von etwa einem Meter, die sehr, sehr reißfest sind. Ein Partner hielt nun das Band und bestimmte den Spannungsgrad. Der andere Partner fasste das Gummi mit seiner Faust und führte nun Kizami-Tsukis im Stand durch, erst 20 schnelle, dann 10 langsame. Bei den 10 letzten sollte die Spannung stärker sein, als vorher. Anschließend der andere Arm, danach Partnerwechsel und schließlich wieder der erste Partner dasselbe mit Gyaku-Tsuki. Boh, ich hatte so eine Übung zwar schon mal gemacht, es muss aber in grauer Vorzeit gewesen sein! Ist das anstrengend! Ich war echt am Kämpfen! Naja, vermutlich lag das auch an meinem Partner, der es mir nicht grade leicht machte. Zudem bekam ich bei der Ausführung meiner Übung auch zahlreiche Ratschläge wie:"Denk daran, was Risto immer sagt und lass mal die Faust etwas später kommen. Schick die Faust mit der Hüfte los." Oder: "Man schlägt mit dem Ellenbogen." Ist ja alles klar, Mann, aber mit dem Schei....gummi ging das eben nicht so einfach!
Anschließend gab es eine weitere Kraftübung und zwar zum Thema Maegeri: Der eine Partner sollte sich auf den Rücken legen und ein Bein zur Brust ziehen. Der andere Partner sollte sich nun mit seinem gesamten Körpergewicht auf den Fuß des angewinkelten Beines legen. Nun sollte der Partner auf dem Rücken sein Bein strecken und den Brocken oben drauf nach oben schieben. Na, ich bin mir ziemlich sicher, dass Torsten sich Verstärkung gesucht hatte - ein Mensch allein kann unmöglich so schwer nach oben zu schieben sein!
Wir übten, quasi als kleine Konditionsübung zwischendurch, noch alle Heian-Katas, Tekki I, Bassai Dai und Enpi.
Nun, frisch "gestärkt", gab es Kumite-Training. Wir sollten Jiju-Ippon-Kumite üben, aber erstmal nur mit drei Techniken: Kizami- und Gyakutsuki sowie Mae-Geri. Aufgabe des Uke: nicht nach hinten ausweichen, sondern nur zur Seite. Ich kann gar nicht erklären, warum mir das heute so schwer fiel! Mit Torsten ging es zu Anfang noch. Dann bekam ich aber mit Magnus einen Partner, der ungefähr doppelt so schwer ist wie ich und viel, viel größer....irgendwie war ich mit meinen Abwehr- und Kontertechniken nicht zufrieden!
Eigentlich war die Trainingszeit schon um. Da aber nach uns "Feierabend" war, bot Volker Marc und Torsten nochmal eine besondere Turnier- bzw. Prüfungsvorbereitung.
Zum Abschluss holte Volker dann noch Teelilchter und Streicholzschachteln hervor. Ich dachte:"Na, jetzt machen wir vielleicht eine besonders stimmungsvolle Abschlussmeditation." Aber nein, es kam anders: Volker zeigte uns eine sehr effektive Übung für Maegeri: Wir sollten uns in den Zenkutsu-Dachi stellen und auf die Zehen des hinteren Fußes ein Teelicht oder eine Streichholzschachtel legen. Nun sollten wir die Knie zusammenführen und einen Mae-Geri ausführen - ohne dass die Schachtel herunterfallen durfte! Ich hatte natürlich meine liebe Mühe mit dieser Übung, während mein Nachbar Torsten sie gleich wieder grinsend zu einem Sonoba-Geri ausbaute! Nee, is klaaar! ;-)
Nach einem ausgiebigen Saunagang war ich jedenfalls dann doch froh, dass ich nicht mehr unbedingt an jedem Freitag auf die Rolle gehen muss.....
Es fanden sich heute 12 Karateka plus Trainer im Dojo ein, was für diese Einheit schon viel sein soll. Ehrlich gesagt kann ich das nicht verstehen. Hey, Mann, es steht doch das Wochenende vor der Tür, was gibt es Besseres, als es mit Karate einzuleiten?! Und wenn das junge Volk abends rausgehen will - mal ganz ehrlich: Vor Mitternacht ist doch eh nie was los - warum nicht vorher noch eine Runde Gas geben? Also, ich werde mir jedenfalls die Freitagseinheit mal fest in meinen Wochenplan einbauen.
Aber jetzt zu den Gummis und Kerzen...
Freitags gibt Volker das Training, ein echtes Karate-Urgestein! Ich kenne wenige Menschen, die sich auch theoretisch so intensiv mit Karate beschäftigt haben, wie Volker. Er kennt für zahleiche Techniken nicht nur eine Ausführung, sondern kann diese von allen Seiten beleuchten und interpretieren. Das ist sehr spannend, wenn man selber auch schon ein kleines Hintergrundwissen hat. Für Anfänger oder Unterstufenkarateka ist es vielleicht etwas zu anspruchsvoll.
Volker verfolgt seit einigen Wochen wohl ein festes Trainingskonzept und erarbeitet vor allem für die JKA-Cup-Starter und Prüflinge intensiv an deren Belangen. Das kommt allerdings dann wieder allen zugute!
Nach eigenständigen Aufwärm- und Dehnübungen starteten wir mit Kizami- und Gyakutsukis, zunächst im Stand, dann mit Vor- und Rückwärtsbewegung. Puh, so kann man auch warm werden!
Anschließend sollten wir uns einen Partner suchen. Ich hatte eigentlich keine Wahl, da direkt Torsten vor mir stand. Volker verteilte nun an jedes Pärchen ein Gummi(band). Für nicht Eingeweihte der Hinweis: Es handelt sich um kreisrunde Gummibänder mit einer Breite von ca. 5 cm und einem Durchmesser von etwa einem Meter, die sehr, sehr reißfest sind. Ein Partner hielt nun das Band und bestimmte den Spannungsgrad. Der andere Partner fasste das Gummi mit seiner Faust und führte nun Kizami-Tsukis im Stand durch, erst 20 schnelle, dann 10 langsame. Bei den 10 letzten sollte die Spannung stärker sein, als vorher. Anschließend der andere Arm, danach Partnerwechsel und schließlich wieder der erste Partner dasselbe mit Gyaku-Tsuki. Boh, ich hatte so eine Übung zwar schon mal gemacht, es muss aber in grauer Vorzeit gewesen sein! Ist das anstrengend! Ich war echt am Kämpfen! Naja, vermutlich lag das auch an meinem Partner, der es mir nicht grade leicht machte. Zudem bekam ich bei der Ausführung meiner Übung auch zahlreiche Ratschläge wie:"Denk daran, was Risto immer sagt und lass mal die Faust etwas später kommen. Schick die Faust mit der Hüfte los." Oder: "Man schlägt mit dem Ellenbogen." Ist ja alles klar, Mann, aber mit dem Schei....gummi ging das eben nicht so einfach!
Anschließend gab es eine weitere Kraftübung und zwar zum Thema Maegeri: Der eine Partner sollte sich auf den Rücken legen und ein Bein zur Brust ziehen. Der andere Partner sollte sich nun mit seinem gesamten Körpergewicht auf den Fuß des angewinkelten Beines legen. Nun sollte der Partner auf dem Rücken sein Bein strecken und den Brocken oben drauf nach oben schieben. Na, ich bin mir ziemlich sicher, dass Torsten sich Verstärkung gesucht hatte - ein Mensch allein kann unmöglich so schwer nach oben zu schieben sein!
Wir übten, quasi als kleine Konditionsübung zwischendurch, noch alle Heian-Katas, Tekki I, Bassai Dai und Enpi.
Nun, frisch "gestärkt", gab es Kumite-Training. Wir sollten Jiju-Ippon-Kumite üben, aber erstmal nur mit drei Techniken: Kizami- und Gyakutsuki sowie Mae-Geri. Aufgabe des Uke: nicht nach hinten ausweichen, sondern nur zur Seite. Ich kann gar nicht erklären, warum mir das heute so schwer fiel! Mit Torsten ging es zu Anfang noch. Dann bekam ich aber mit Magnus einen Partner, der ungefähr doppelt so schwer ist wie ich und viel, viel größer....irgendwie war ich mit meinen Abwehr- und Kontertechniken nicht zufrieden!
Eigentlich war die Trainingszeit schon um. Da aber nach uns "Feierabend" war, bot Volker Marc und Torsten nochmal eine besondere Turnier- bzw. Prüfungsvorbereitung.
Zum Abschluss holte Volker dann noch Teelilchter und Streicholzschachteln hervor. Ich dachte:"Na, jetzt machen wir vielleicht eine besonders stimmungsvolle Abschlussmeditation." Aber nein, es kam anders: Volker zeigte uns eine sehr effektive Übung für Maegeri: Wir sollten uns in den Zenkutsu-Dachi stellen und auf die Zehen des hinteren Fußes ein Teelicht oder eine Streichholzschachtel legen. Nun sollten wir die Knie zusammenführen und einen Mae-Geri ausführen - ohne dass die Schachtel herunterfallen durfte! Ich hatte natürlich meine liebe Mühe mit dieser Übung, während mein Nachbar Torsten sie gleich wieder grinsend zu einem Sonoba-Geri ausbaute! Nee, is klaaar! ;-)
Nach einem ausgiebigen Saunagang war ich jedenfalls dann doch froh, dass ich nicht mehr unbedingt an jedem Freitag auf die Rolle gehen muss.....
Freitag, 29. Oktober 2010
the perfect synchronicity of which so many speak
....diese Zeile aus einem Song von Judas Priest ging mir heute zwischendurch beim Katatraining durch den Kopf. Es war wieder Seibels Donnerstagseinheit. Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, dass die Einheit in der vergangenen Woche den Schwerpunkt auf Kumite gelegt hatte - was ungewöhnlich ist, da sonst donnerstags - es ist quasi ein ungeschriebenes Gesetz - der Fokus auf den Oberstufenkatas liegt.
Heute fing es dann auch schon wieder ganz gut an: Seibel forderte uns auf, einen Partner zu suchen. Mist - keiner wollte mit mir :-( Da musste sich der Trainer erweichen - und so hatte ich direkt einen ehemaligen Deutschen Meister als Sparringspartner, als es hieß: Randori! Drei Runden lang zeigte mir mein Vorbild, wer von uns beiden der Bessere ist...aber er kämpfte fair und sauber und auch in der letzten, härtesten Runde, platzierte er sauber Geris und Tsukis, ohne mich zu verletzten. Ja, so hätte es auch gerne weitergehen können :-) Bereits bei der letzten Randori-Runde merkte ich aber plötzlich, dass mein Puls ungewöhnlich schnell schlug - und ich war irgendwie, trotz der eigentlich nicht übermäßigen Anstrenung, total ko. Würde ich dieser Runde überstehen? Ich überstand. Im Nachhinein wurde mir klar, dass ich heute viel zu wenig getrunken hatte - im weiteren Verlauf der Einheit beschloss ich, dies als Härtetest anzusehen und nicht schlapp zu machen. Es hat geklappt :-)
Dann ging es ganz klassisch weiter: Wir starteten mit der Heian Shodan und liefen in dieser Einheit sämtliche Heian-Katas, Tekki I und die Sentei-Katas. Bei jeder Kata gab es eine spezielle Aufgabenstellung: ganz locker, halbe Kraft, besonders schnell, schnell und stark oder nur stark, dafür aber langsam, damit die Farbgurte, die die Kata noch nicht beherrschen, abschauen konnten. Ich stand in einer Ecke mit ein paar Schwarzgurten und zwei Violettgurtmädchen, die sich die Katas bei uns abgucken sollten. Es war wohl bereits ab der ersten Technik, dass wir zum Teil versuchten, möglichst synchron zu bleiben: Irgendwann verlor man sich vielleicht, dann fand man wieder zueinander, der eine preschte mal im Eifer des Gefechts etwas vor, wartete dann aber geduldig, bis sich die anderen eingefunden hatten. Am besten harmonierte es dann, als der Trainer für die Farbgurte eine eigene Gruppe aufmachte. Hinter mir stand Torsten, mit dem ich derzeit hin und wieder Kata trainiere. Es war fast, als hätten wir eine Abmachung, denn beide achteten wir jetzt, da wir ohne Rücksicht auf andere Trainingspartner unser Tempo wählen konnten, noch mehr aufeinander und ich fand, wir waren schon echt Kata-Team-verdächtig ;-) Mir fielen einige technische Abweichungen auf, die wir hinterher mal diskutierten. Insgesamt hat es aber super viel Spaß gemacht, vor allem, als hinterher auch noch Patrick in unserem Bunde der Dritte war!
Morgen werd ich mich mal abends um die Familie kümmern. Aber Samstag gehts um 14 Uhr ins Dojo für eine Stunde freies Training und ab 15 Uhr gibts wieder Katatraining (diesmal steht die Enpi auf dem Programm).
Heute fing es dann auch schon wieder ganz gut an: Seibel forderte uns auf, einen Partner zu suchen. Mist - keiner wollte mit mir :-( Da musste sich der Trainer erweichen - und so hatte ich direkt einen ehemaligen Deutschen Meister als Sparringspartner, als es hieß: Randori! Drei Runden lang zeigte mir mein Vorbild, wer von uns beiden der Bessere ist...aber er kämpfte fair und sauber und auch in der letzten, härtesten Runde, platzierte er sauber Geris und Tsukis, ohne mich zu verletzten. Ja, so hätte es auch gerne weitergehen können :-) Bereits bei der letzten Randori-Runde merkte ich aber plötzlich, dass mein Puls ungewöhnlich schnell schlug - und ich war irgendwie, trotz der eigentlich nicht übermäßigen Anstrenung, total ko. Würde ich dieser Runde überstehen? Ich überstand. Im Nachhinein wurde mir klar, dass ich heute viel zu wenig getrunken hatte - im weiteren Verlauf der Einheit beschloss ich, dies als Härtetest anzusehen und nicht schlapp zu machen. Es hat geklappt :-)
Dann ging es ganz klassisch weiter: Wir starteten mit der Heian Shodan und liefen in dieser Einheit sämtliche Heian-Katas, Tekki I und die Sentei-Katas. Bei jeder Kata gab es eine spezielle Aufgabenstellung: ganz locker, halbe Kraft, besonders schnell, schnell und stark oder nur stark, dafür aber langsam, damit die Farbgurte, die die Kata noch nicht beherrschen, abschauen konnten. Ich stand in einer Ecke mit ein paar Schwarzgurten und zwei Violettgurtmädchen, die sich die Katas bei uns abgucken sollten. Es war wohl bereits ab der ersten Technik, dass wir zum Teil versuchten, möglichst synchron zu bleiben: Irgendwann verlor man sich vielleicht, dann fand man wieder zueinander, der eine preschte mal im Eifer des Gefechts etwas vor, wartete dann aber geduldig, bis sich die anderen eingefunden hatten. Am besten harmonierte es dann, als der Trainer für die Farbgurte eine eigene Gruppe aufmachte. Hinter mir stand Torsten, mit dem ich derzeit hin und wieder Kata trainiere. Es war fast, als hätten wir eine Abmachung, denn beide achteten wir jetzt, da wir ohne Rücksicht auf andere Trainingspartner unser Tempo wählen konnten, noch mehr aufeinander und ich fand, wir waren schon echt Kata-Team-verdächtig ;-) Mir fielen einige technische Abweichungen auf, die wir hinterher mal diskutierten. Insgesamt hat es aber super viel Spaß gemacht, vor allem, als hinterher auch noch Patrick in unserem Bunde der Dritte war!
Morgen werd ich mich mal abends um die Familie kümmern. Aber Samstag gehts um 14 Uhr ins Dojo für eine Stunde freies Training und ab 15 Uhr gibts wieder Katatraining (diesmal steht die Enpi auf dem Programm).
Mittwoch, 27. Oktober 2010
Dienstag, 26. Oktober 2010
Berlin mit Johanna - 18.-22.10.2010
Berlin - Ein dichter Klangteppich liegt über der Stadt und erstickt die Stille - überall Verkehrslärm, Musik, Lautsprecheransagen oder allgemeines Stimmengewirr! Das war mein erster Eindruck! Egal, wo man sich befand - es war wegen der zahlreichen Nebengeräusche z. B. unmöglich, mal eben zu Hause anzurufen und Bescheid zu geben, dass man gut angekommen war! Ein blitzeblauer Himmel war unser treuer Weggefährte während der Bus- und Bahnfahrt gewesen. Im Zug hatten uns geduldig unsere zwei reservierten Sitze erwartet und boten uns Asyl für die recht kurzweilige Fahrt. Fix fanden wir in der Hauptstadt durch das S- und U-Bahn-Labyrinth und nahmen dann, unendlich dankbar, die schwere Reisetasche abstellen zu können, den Wohnungsschlüssel in Empfang. Hinter der Haustür unseres hübsch renovierten Wohnblock-Komplexes begrüßte uns der Duft von Bohnerwachs und Kochgerüchen. Eine echte Überraschung war dann das wirklich außerordentlich nette Appartement, welches uns die nächsten Tage über beherbergen sollte. Johanna machte uns direkt erstmal das Bett (Schlafcouch) und den Fernseher klar, so dass die wichtigsten Bedürfnisbefriedigungen für die kommende Zeit gesichert waren. Kurzes Relaxen bei TV (Johanna) und einem Kaffee aus der Senseo-Maschine (ich) und wir waren wieder fit für die ersten Exkursionen!
Zunächst zu Fuß ging es erst einmal durch das Wohnviertel, welches größtenteils grade saniert bzw. renoviert wird, und dennoch nicht eines etwas alternativen und gemütlichen Sponti-Charmes der Kreuzberger Hausbesetzerszene entbehrt: Alles bunt, einfallsreich, lebendig und cool - Kneipen, Bäckereien, ein Frauenladen, Shops und sogar Erotik-Boutiquen - wozu eigentlich noch in die City fahren? ;-)
Wir erreichten die Hauptstraße, die als Achse direkt auf den Fernsehturm am Alexanderplatz führt und ich war irgendwie überrascht, dass sie den Namen Karl-Marx-Allee trug, den Namen des deutschen Nationalökonomen und Philosophen, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. Auch die fast erdrückende, irgendwie unheimliche aber im Grunde auch beeindruckende Bebauung der Allee im Stil des sozialistischen Klassizismus erstaunte mich. War hier irgendwie die Zeit stehen geblieben? Ich erfuhr, dass die Karl-Marx-Allee bis 1961 Stalinallee hieß – naja, dann ist Karl-Marx-Allee ja doch eindeutig die bessere Wahl! Schon von weitem grüßten uns die Türme am Frankfurter Tor, die den Gontardschen Kuppeln des Französischen und des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt nachempfunden sein sollen. Unterwegs kamen wir an einem Ladenlokal vorbei, vor dem etliche Quadratmeter des Bürgersteigs mit großen, unter der Last zahlreicher gebrauchter Bücher, CDs, LPs und Spiele bald zusammenbrechenden Tischen belegt waren. "Buch 1 Euro", lockte ein Schild. Wir betraten das Ladenlokal, das sich als ein Café mit angeschlossenem Antiquariat entpuppte und uns fast unmittelbar verzauberte! Was gab es hier alles zu entdecken! Da waren nicht nur alte Kinderbücher, die mich per Zeitmaschine in meine ersten Lebensjahre zurückkatapultierten, sondern auch zahlreiche, zum Teil irgendwie kurios wirkende Bücher aus DDR-Zeiten aber auch westliches Lesegut mit längst überholten Ratschlägen und Lebensweisheiten. Als ich einen Kaffee bestellen wollte, famd ich im Angebot des Cafés ein Bier namens Pinkus - aus Münster! Es sei ein tolles Bio-Bier, sagte die Bedienung mir und erklärte damit, warum man es in diesem Café mit Öko-Touch auf der Karte habe. Also, der Laden war eine echte Oase im lauten und konsumfreudigen Berlin, werde ich mir sicher für den nächsten Besuch merken! Ich muss sagen, dass ich wohl sonst nirgends im öffentlichen Raum in Berlin so zufriedene Menschen gesehen habe, die, still vor sich hinlächelnd, pures Glück ausstrahlten.
Johanna hatte jetzt Hunger. Und sie rief einen Laufstreik aus. Also suchten wir die nächste U-Bahn-Station auf und besorgten uns ein Berlin-Welcome-Ticket. Das war echt ein großer Glücksgriff: freie Fahrt mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln und ermäßigter Eintritt in fast alle öffentlichen Einrichtungen (Museen, Theater, Kabarett...). Wir steuerten das KaDeWe an der Tauentzienstraße an. Vorher kamen wir noch an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vorbei, dessen verstümmelter Turm wie ein mahnender Zeigefinger in den inzwischen dunklen Himmel ragte. Größer als hier, auf dem Ku-Damm, konnte der Kontrast zu der friedlichen Öko-Atmosphäre des Antiquariats nicht sein - Lärm, Gestank, Konsum. Irgendwie hetzten alle nur durch die Gegend auf der Suche nach - ja, nach was eigentlich? Jedenfalls konnten weder Johanna, noch ich den Besuch im KaDeWe genießen und fanden auch nichts Tolles an der viel gepriesenen Delikatessenabteilung im Obergeschoss.
Bald ging es dann heimwärts ins Samariterviertel in Friedrichshain, wo wir bei einem Italiener noch eine Pizza bzw. eine Portion Nudeln aßen, um schließlich total erschöpft in die Betten zu fallen.
Dienstag schlief Johanna erstmal ausgiebig aus - schließlich waren ja auch Ferien! Um 11 Uhr holte uns Familie Araee ab: Vater, Mutter und Shirin, Johannas Freundin aus dem letzten Italienurlaub. Leider war vom schönen Wetter des Vortags nichts mehr zu sehen - regnerisch und windig zeigte uns Berlin sein Alltagsgesicht. Mit dem PKW fuhren wir zunächst zum Park Friedrichshain, in dem sich ein reiseführerwürdiger Märchenbrunnen befinden sollte. Nach einigem - recht lustlosen - Herumlaufen fanden wir ihn dann auch. Er spuckte aber, ausgeschaltet, kein Wasser aus und war daher wenig spektakulär. Aber wenigstens hatten die Mädels etwas Auslauf und auch wir konnten uns die Beine ein wenig vertreten. Wieder im Auto fuhr uns Amir Araee durch "sein" Berlin - es ging zum Offiziersbunker nach Treptow, durch das Regierungsviertel, zum Checkpoint Charly und nach Kreuzberg, wo wir schließlich in einem türkischen Imbiss allerlei Leckereien zu uns nahmen. Am Ostbahnhof kam mir einiges sehr bekannt vor: Ich erkannte die Stahlkonstruktion des Bahnhofs und auch die noch bestehenden, mit Graffiti verschönten, Mauerreste wieder: Hier war ich bei meinem ersten Berlinbesuch vor über vier Jahren zu einer Erkundungstour durch Berlin losgelaufen! Mit Shirins Mutter Arzu und den Kids begab ich mich anschließend im Ortsteil Wilmersdorf, unweit der Wohnung von Familie Araee, in eine kleine Kletterhalle, wo die Mädels sich konditionell für diesen Tag den Rest gaben! Abends wurden wir von Amir in der Landhausstraße empfangen: Er hatte für uns ein festliches Mahl, bestehend aus Fisch, Ente, Nudeln und Gemüse zubereitet. Dazu gab es den von uns mitgebrachten Rotwein. Hmmmmm! Den Tag beschlossen die Kids und ich mit einem ausgiebigen Monopolyspiel, bevor Johanne und ich die Heimfahrt nach Friedrichshain antraten.
Mittwoch - Johanna war nicht wach zu kriegen! Dabei wollten wir doch an diesem Tag ins Deutsche Historische Museum (DHM), uns die Ausstellung "Hitler und die Deutschen" ansehen! Erst gegen Mittag zogen wir los, erstmal wieder zu Fuß bis zum Frankfurter Tor, wo ich mir gerne das viergeschossige Second-Hand-Kaufhaus Humana ansehen wollte. Hier gab es - ähnlich wie im Antiquairat, ein paar hundert Meter weiter - wieder unendliche Schätze aus aktueller Zeit und auch aus vergangenen Jahrzehnten! Ich erstand ein paar nette Kleidungsstücke für Johanna und für mich sowie DIE Handtasche, die ich schon so lange suchte! Als wir dann schwer bepackt die U-Bahn Richtung Alex bestiegen, beschlich mich doch der Zweifel, ob es eine so gute Idee war, zu Tagesbeginn diese Einkäufe zu tätigen.... wohin bloß mit den vielen Tüten! Ohje! Im DHM zahlte ich Dank Welcome-Karte nur 3,50 Euro für uns beide, einschließlich der Kosten für die Sonderausstellung! Abgabe von Garderobe und Gepäck war zudem kostenlos! Der Mann an der Kasse warnte uns schon, dass wir am Eingang der Ausstellungsräume vermutlich lange anstehen müssten. So war es dann auch. Aber die beeindruckende Ausstellung entschädigte mehr als ausreichend! Selten war zuvor so komprimiert der Versuch gestartet worden, zu erklären, auf welcher bösen Magie und welchen schrecklichen Zufällen sich die Anziehungskraft Hitlers und seines Gefolges begründete! Zwischendurch war ich immer wieder beeindruckt von der Auffassungsgabe meiner 10-jährigen Tochter: Ich selber wäre in dem Alter vermutlich total überfordert gewesen mit so einem schwierigen Thema! Sie aber begriff schnell, stellte kluge Fragen und freute sich diebisch über Hitler in der Figur des "Kleinen Arschlochs" von Walter Moors. Die Ausstellung macht eben nicht beim Ende des 2. Weltkriegs Halt, sondern beleuchtet auch, wie die Deutschen anschließend und bis in die Gegenwart hinein, mit dem Thema Hitler umgingen und -gehen.
Im Museumscafé gönnten wir uns eine ausgiebige Pause! Anschließend besorgte ich noch ein Buch für Familie Araee (Die Bücherdiebin), über das wir am Vorabend gesprochen hatten und dann brachte ich Johanna zu ihrer "neuen besten Freundin", damit sie dort die Nacht verbringen sollte. Ich selber beeilte mich, denn ich wollte den Abend nicht nutzlos verstreichen lassen, sondern mir entweder die Show "We Will Rock You" oder eine Vorstellung im ehemaligen DDR-Kabarett Die Distel ansehen. Da die Rock-Show bereits ausverkauft war, fuhr ich fix zum kleinen ehemaligen Osttheater am Bahnhof Friedrichstraße und besorgte mir eine Eintrittskarte: Reihe 1, Platz 1! Selbst beim Kabarett hätte ich mit meiner Berlin Welcome-Card 25 % des Eintrittspreises gespart - hätte ich nur beim Kartenkauf in der Eile daran gedacht! Die Vorstellung "Das Guido-Prinzip" war zwar nicht der Hammer, aber ganz unterhaltsam. Das Durchschnittsalter des Publikums lag bei gefühlten 50 Jahren! Am meisten hat mich der "Geist der alten Tage" in diesem Theater berührt, die Atmosphäre des steten kleinen Widerstands zu DDR-Zeiten!
Donnerstag - ich konnte es kaum fassen - ein ganzer Tag für mich allein! Johanna hatte ja bei Shirin geschlafen und ich konnte mich mal kulturell so richtig austoben! Gegen 09:30 Uhr zog ich los, zunächst zu den Hackeschen Höfen. Dort erstand ich zunächst ein paar Souvenirs für meine Kids daheim. Anschließend suchte ich das vielgepriesene Pergamonmuseum auf. Es waren zwar einige Kinder, auch kleinere, mit ihren Eltern unter den Besuchern, aber ich war doch froh, keine genervte und hier sicherlich gelangweilte Johanna an meinen Beinen hängen zu haben. Das war doch schon sehr schwere Kost für ein Kind, diese "alten Steine"...Bei mir verursachten die Bauten aus vergangenen Jahrhunderten - ja: Jahrtausenden - aber eine Gänsehaut nach der anderen - wow, so viele Geschichte auf einem Fleck! Echt der Hammer! Der Eintritt ins Museum war zwar ausnahmsweise mal nicht Welcome-Card-subventioniert, dafür war aber das Leihen des Audio-Guides kostenlos! Und das hatte sich hier echt gelohnt! Ich gebe zu, dass ich komplett ohne Vorinformationen in das Museum gegangen war. Unter einem "Altar" hatte ich mir in etwa das vorgestellt, was bei uns als Gabentisch in der Kirche steht. Daher war ich natürlich total erschlagen von der Größe des dem Museum den Namen gebenden Pergamonaltars! Das ist ja ein kompletter Tempel! Wow, wie riesig und beeindruckend! Auch die Geschichten, die durch die sich ihn schmückenden Figuren und Reliefs erzählt werden, waren spannender als jedes TV-Programm!
Fast noch beeindruckender fand ich das Tor von Milet (2. Jahrhundert n. Chr.) mit seinen filigranen Ornamenten! Auch das Ishtar-Tor zu Babylon, das aus Zeiten Nebukadnezars (ca. 600 v. Chr.) stammen soll, ließ mich schaudern. Sollte ich tatsächlich an einem einzigen Vormittag so vielen Zeugen des Altertums gegenüberstehen? Unfassbar! Nicht ganz so alt, aber ebenso beeindruckend war dann im Flügel für islamische Kunst das Aleppo-Zimmer, welches etwa aus dem Jahre 1600 n. Chr. stammt und komplett aus Holz besteht!
Puh, nach soviel Kultur brauchte ich erstmal frische Luft! Ich lief zu Fuß zum Gendarmenmarkt, an dem ich von den prächtigen Wiederaufbauten des Französischen und des Deutschen Doms begrüßt wurde. Ich erfuhr, dass es sich bei den Bauten nicht um Kirchen handelte, sondern dass der Name Dom vom französischen dôme = Kuppelbau stammt. Ich folgte einem Hinweis in das kleine Hugenottenmuseum um die Ecke, an dem auch die Zeit stillzustehen schien! Was für ein verzauberter, fast andächtiger Ort!
Schließlich zog ich weiter am Checkpoint Charly vorbei, an der Zimmerstraße dem Mauerrundgang folgend, zur Topografie des Terrors. Leider näherte ich mich der Ausstellung von der falschen Seite aus und begann, die Geschichte des Naziterrors gegen Juden, Behinderte und Homosexuelle vom Ende des zweiten Weltkrieges an rückwärts zu erkunden. Aber beeindruckend war es dennoch und die nasse Kälte, die mir allmählich durch die Kleider drang, unterstrich den grausigen Eindruck noch.
Eine richtig knifflige Aufgabe war es dann, von dort aus zu meinem nächsten Kulturziel zu kommen, zum Bauhaus-Archiv an der ... ! Hier gab es weder eine gescheite S-, noch U-Bahnverbindung und mit dem Busnetz kannte ich mich nicht so recht aus. Also was blieb mir anderes, als ab dem Nollendorfplatz zu laufen? Es war ein ganz schönes Stückchen, vorbei an einigen Botschaften und auch am Chinesischen Haus, dem ich einen kleinen Besuch abstattete. Hier gab es eine kostenlose Ausstellung mit einigen chinesischen Vasen und Keramiken und auch Werken eines Fotografen, der Orte in China, überwiegend in Shanghai, aufgenommen hatte. Da kamen einige Erinnerungen an meinen China-Trip mit Franzi vor zweieinhalb Jahren auf! Außerdem war es im China-Haus schön warm ;-) Endlich am Bauhaus-Archiv angelangt, erfuhr ich, dass es bereits eine Dreiviertelstunde später geschlossen werden sollte. Aber ehrlich gesagt gab es auch nicht soviel her, und ich war sogar noch vor Toresschluss wieder auf der Straße!
Bei Familie Araee gab es dann ein großes Trennungsdrama - unsere Girlies konnten und wollten einfach nicht voneinander lassen, so dass ich doch noch zum Abendessen blieb. Es ist schon irgendwie lustig, wenn ein Perser und eine Tscharkessin (aus dem Kaukasus) zum Abendessen Handkäse mit Musik anbieten ;-) Aber leeeecker!!!
Eigentlich wollten Johanna und ich am letzten Urlaubstag in Berlin ausschlafen - wurden aber von den Handwerkern am Dach unserer Unterkunft geweckt. Wir frühstückten in Ruhe und brachten die Wohnung in Ordnung. Dann verfluchte ich sämtliche Museumsführer, Nachschlagewerke und Mitbringsel, die wir während unseres Aufenthalts in der Hauptstadt erworben hatten - denn meine Reisetasche drohte, mit ihrem Gewicht eine tiefe Kerbe in meinen Schultergürtel zu schneiden. Boh, war dat schweeer! Die letzten Urlaubsstunden wollten wir im Zoologischen Garten verbringen und ich folgte zuvor meiner glorreichen Idee, unser Gepäck auf dem Weg dorthin bereits am Bahnhof abzugeben. Für schlappe fünf Euro war ich also nun meine schwere Last bis zur Abfahrt um halb sieben los! Unbeschwert zogen wir nun durch den Zoo in der Berliner Innenstadt und ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass das Gebrüll der Löwen und Affen mit Verkehrsgeräuschen und den quäkenden Ansagen des Nahen Bahnhofs Zoo vermischt war! Der Zoo selber war mit seinem alten Baum- und Gebäudebestand recht nett anzuschauen. Aber wie immer taten mir die unter dem Vorwand der Arterhaltung eingesperrten Tiere irgendwie nur Leid! Vor allem Pandabär Bao Bao machte einen kreuzunglücklichen Eindruck! Vielleicht am Besten unter den Tieren hatten es noch die zahlreichen Affenarten, denen wir zum Teil sicher mindestens eine halbe Stunde lang bei ihrem munteren Treiben zusahen.
Den Weg zum Bahnhof nahmen wir über den Potsdamer Platz, an dem wir den Schlund der unterirdischen Fahrmöglichkeiten verließen und zu Fuß am Tiergarten entlang (Denkmal der von den Nazis verfolgten Homosexuellen und Goethe-Denkmal) liefen. Wir machten eine Pause am Holocaust-Denkmal und passierten dann noch das Brandenburger Tor und den Reichstag, bis wir schließlich nach der Spreeüberquerung den Bahnhof erreichten. Dann hieß es auch schon bald Abschiednehmen von der Hauptstadt und mit vielen Eindrücken in Kopf und Herz fuhren wir wieder westwärts in die Provinz.
Zunächst zu Fuß ging es erst einmal durch das Wohnviertel, welches größtenteils grade saniert bzw. renoviert wird, und dennoch nicht eines etwas alternativen und gemütlichen Sponti-Charmes der Kreuzberger Hausbesetzerszene entbehrt: Alles bunt, einfallsreich, lebendig und cool - Kneipen, Bäckereien, ein Frauenladen, Shops und sogar Erotik-Boutiquen - wozu eigentlich noch in die City fahren? ;-)
Wir erreichten die Hauptstraße, die als Achse direkt auf den Fernsehturm am Alexanderplatz führt und ich war irgendwie überrascht, dass sie den Namen Karl-Marx-Allee trug, den Namen des deutschen Nationalökonomen und Philosophen, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. Auch die fast erdrückende, irgendwie unheimliche aber im Grunde auch beeindruckende Bebauung der Allee im Stil des sozialistischen Klassizismus erstaunte mich. War hier irgendwie die Zeit stehen geblieben? Ich erfuhr, dass die Karl-Marx-Allee bis 1961 Stalinallee hieß – naja, dann ist Karl-Marx-Allee ja doch eindeutig die bessere Wahl! Schon von weitem grüßten uns die Türme am Frankfurter Tor, die den Gontardschen Kuppeln des Französischen und des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt nachempfunden sein sollen. Unterwegs kamen wir an einem Ladenlokal vorbei, vor dem etliche Quadratmeter des Bürgersteigs mit großen, unter der Last zahlreicher gebrauchter Bücher, CDs, LPs und Spiele bald zusammenbrechenden Tischen belegt waren. "Buch 1 Euro", lockte ein Schild. Wir betraten das Ladenlokal, das sich als ein Café mit angeschlossenem Antiquariat entpuppte und uns fast unmittelbar verzauberte! Was gab es hier alles zu entdecken! Da waren nicht nur alte Kinderbücher, die mich per Zeitmaschine in meine ersten Lebensjahre zurückkatapultierten, sondern auch zahlreiche, zum Teil irgendwie kurios wirkende Bücher aus DDR-Zeiten aber auch westliches Lesegut mit längst überholten Ratschlägen und Lebensweisheiten. Als ich einen Kaffee bestellen wollte, famd ich im Angebot des Cafés ein Bier namens Pinkus - aus Münster! Es sei ein tolles Bio-Bier, sagte die Bedienung mir und erklärte damit, warum man es in diesem Café mit Öko-Touch auf der Karte habe. Also, der Laden war eine echte Oase im lauten und konsumfreudigen Berlin, werde ich mir sicher für den nächsten Besuch merken! Ich muss sagen, dass ich wohl sonst nirgends im öffentlichen Raum in Berlin so zufriedene Menschen gesehen habe, die, still vor sich hinlächelnd, pures Glück ausstrahlten.
Johanna hatte jetzt Hunger. Und sie rief einen Laufstreik aus. Also suchten wir die nächste U-Bahn-Station auf und besorgten uns ein Berlin-Welcome-Ticket. Das war echt ein großer Glücksgriff: freie Fahrt mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln und ermäßigter Eintritt in fast alle öffentlichen Einrichtungen (Museen, Theater, Kabarett...). Wir steuerten das KaDeWe an der Tauentzienstraße an. Vorher kamen wir noch an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vorbei, dessen verstümmelter Turm wie ein mahnender Zeigefinger in den inzwischen dunklen Himmel ragte. Größer als hier, auf dem Ku-Damm, konnte der Kontrast zu der friedlichen Öko-Atmosphäre des Antiquariats nicht sein - Lärm, Gestank, Konsum. Irgendwie hetzten alle nur durch die Gegend auf der Suche nach - ja, nach was eigentlich? Jedenfalls konnten weder Johanna, noch ich den Besuch im KaDeWe genießen und fanden auch nichts Tolles an der viel gepriesenen Delikatessenabteilung im Obergeschoss.
Bald ging es dann heimwärts ins Samariterviertel in Friedrichshain, wo wir bei einem Italiener noch eine Pizza bzw. eine Portion Nudeln aßen, um schließlich total erschöpft in die Betten zu fallen.
Dienstag schlief Johanna erstmal ausgiebig aus - schließlich waren ja auch Ferien! Um 11 Uhr holte uns Familie Araee ab: Vater, Mutter und Shirin, Johannas Freundin aus dem letzten Italienurlaub. Leider war vom schönen Wetter des Vortags nichts mehr zu sehen - regnerisch und windig zeigte uns Berlin sein Alltagsgesicht. Mit dem PKW fuhren wir zunächst zum Park Friedrichshain, in dem sich ein reiseführerwürdiger Märchenbrunnen befinden sollte. Nach einigem - recht lustlosen - Herumlaufen fanden wir ihn dann auch. Er spuckte aber, ausgeschaltet, kein Wasser aus und war daher wenig spektakulär. Aber wenigstens hatten die Mädels etwas Auslauf und auch wir konnten uns die Beine ein wenig vertreten. Wieder im Auto fuhr uns Amir Araee durch "sein" Berlin - es ging zum Offiziersbunker nach Treptow, durch das Regierungsviertel, zum Checkpoint Charly und nach Kreuzberg, wo wir schließlich in einem türkischen Imbiss allerlei Leckereien zu uns nahmen. Am Ostbahnhof kam mir einiges sehr bekannt vor: Ich erkannte die Stahlkonstruktion des Bahnhofs und auch die noch bestehenden, mit Graffiti verschönten, Mauerreste wieder: Hier war ich bei meinem ersten Berlinbesuch vor über vier Jahren zu einer Erkundungstour durch Berlin losgelaufen! Mit Shirins Mutter Arzu und den Kids begab ich mich anschließend im Ortsteil Wilmersdorf, unweit der Wohnung von Familie Araee, in eine kleine Kletterhalle, wo die Mädels sich konditionell für diesen Tag den Rest gaben! Abends wurden wir von Amir in der Landhausstraße empfangen: Er hatte für uns ein festliches Mahl, bestehend aus Fisch, Ente, Nudeln und Gemüse zubereitet. Dazu gab es den von uns mitgebrachten Rotwein. Hmmmmm! Den Tag beschlossen die Kids und ich mit einem ausgiebigen Monopolyspiel, bevor Johanne und ich die Heimfahrt nach Friedrichshain antraten.
Mittwoch - Johanna war nicht wach zu kriegen! Dabei wollten wir doch an diesem Tag ins Deutsche Historische Museum (DHM), uns die Ausstellung "Hitler und die Deutschen" ansehen! Erst gegen Mittag zogen wir los, erstmal wieder zu Fuß bis zum Frankfurter Tor, wo ich mir gerne das viergeschossige Second-Hand-Kaufhaus Humana ansehen wollte. Hier gab es - ähnlich wie im Antiquairat, ein paar hundert Meter weiter - wieder unendliche Schätze aus aktueller Zeit und auch aus vergangenen Jahrzehnten! Ich erstand ein paar nette Kleidungsstücke für Johanna und für mich sowie DIE Handtasche, die ich schon so lange suchte! Als wir dann schwer bepackt die U-Bahn Richtung Alex bestiegen, beschlich mich doch der Zweifel, ob es eine so gute Idee war, zu Tagesbeginn diese Einkäufe zu tätigen.... wohin bloß mit den vielen Tüten! Ohje! Im DHM zahlte ich Dank Welcome-Karte nur 3,50 Euro für uns beide, einschließlich der Kosten für die Sonderausstellung! Abgabe von Garderobe und Gepäck war zudem kostenlos! Der Mann an der Kasse warnte uns schon, dass wir am Eingang der Ausstellungsräume vermutlich lange anstehen müssten. So war es dann auch. Aber die beeindruckende Ausstellung entschädigte mehr als ausreichend! Selten war zuvor so komprimiert der Versuch gestartet worden, zu erklären, auf welcher bösen Magie und welchen schrecklichen Zufällen sich die Anziehungskraft Hitlers und seines Gefolges begründete! Zwischendurch war ich immer wieder beeindruckt von der Auffassungsgabe meiner 10-jährigen Tochter: Ich selber wäre in dem Alter vermutlich total überfordert gewesen mit so einem schwierigen Thema! Sie aber begriff schnell, stellte kluge Fragen und freute sich diebisch über Hitler in der Figur des "Kleinen Arschlochs" von Walter Moors. Die Ausstellung macht eben nicht beim Ende des 2. Weltkriegs Halt, sondern beleuchtet auch, wie die Deutschen anschließend und bis in die Gegenwart hinein, mit dem Thema Hitler umgingen und -gehen.
Im Museumscafé gönnten wir uns eine ausgiebige Pause! Anschließend besorgte ich noch ein Buch für Familie Araee (Die Bücherdiebin), über das wir am Vorabend gesprochen hatten und dann brachte ich Johanna zu ihrer "neuen besten Freundin", damit sie dort die Nacht verbringen sollte. Ich selber beeilte mich, denn ich wollte den Abend nicht nutzlos verstreichen lassen, sondern mir entweder die Show "We Will Rock You" oder eine Vorstellung im ehemaligen DDR-Kabarett Die Distel ansehen. Da die Rock-Show bereits ausverkauft war, fuhr ich fix zum kleinen ehemaligen Osttheater am Bahnhof Friedrichstraße und besorgte mir eine Eintrittskarte: Reihe 1, Platz 1! Selbst beim Kabarett hätte ich mit meiner Berlin Welcome-Card 25 % des Eintrittspreises gespart - hätte ich nur beim Kartenkauf in der Eile daran gedacht! Die Vorstellung "Das Guido-Prinzip" war zwar nicht der Hammer, aber ganz unterhaltsam. Das Durchschnittsalter des Publikums lag bei gefühlten 50 Jahren! Am meisten hat mich der "Geist der alten Tage" in diesem Theater berührt, die Atmosphäre des steten kleinen Widerstands zu DDR-Zeiten!
Donnerstag - ich konnte es kaum fassen - ein ganzer Tag für mich allein! Johanna hatte ja bei Shirin geschlafen und ich konnte mich mal kulturell so richtig austoben! Gegen 09:30 Uhr zog ich los, zunächst zu den Hackeschen Höfen. Dort erstand ich zunächst ein paar Souvenirs für meine Kids daheim. Anschließend suchte ich das vielgepriesene Pergamonmuseum auf. Es waren zwar einige Kinder, auch kleinere, mit ihren Eltern unter den Besuchern, aber ich war doch froh, keine genervte und hier sicherlich gelangweilte Johanna an meinen Beinen hängen zu haben. Das war doch schon sehr schwere Kost für ein Kind, diese "alten Steine"...Bei mir verursachten die Bauten aus vergangenen Jahrhunderten - ja: Jahrtausenden - aber eine Gänsehaut nach der anderen - wow, so viele Geschichte auf einem Fleck! Echt der Hammer! Der Eintritt ins Museum war zwar ausnahmsweise mal nicht Welcome-Card-subventioniert, dafür war aber das Leihen des Audio-Guides kostenlos! Und das hatte sich hier echt gelohnt! Ich gebe zu, dass ich komplett ohne Vorinformationen in das Museum gegangen war. Unter einem "Altar" hatte ich mir in etwa das vorgestellt, was bei uns als Gabentisch in der Kirche steht. Daher war ich natürlich total erschlagen von der Größe des dem Museum den Namen gebenden Pergamonaltars! Das ist ja ein kompletter Tempel! Wow, wie riesig und beeindruckend! Auch die Geschichten, die durch die sich ihn schmückenden Figuren und Reliefs erzählt werden, waren spannender als jedes TV-Programm!
Fast noch beeindruckender fand ich das Tor von Milet (2. Jahrhundert n. Chr.) mit seinen filigranen Ornamenten! Auch das Ishtar-Tor zu Babylon, das aus Zeiten Nebukadnezars (ca. 600 v. Chr.) stammen soll, ließ mich schaudern. Sollte ich tatsächlich an einem einzigen Vormittag so vielen Zeugen des Altertums gegenüberstehen? Unfassbar! Nicht ganz so alt, aber ebenso beeindruckend war dann im Flügel für islamische Kunst das Aleppo-Zimmer, welches etwa aus dem Jahre 1600 n. Chr. stammt und komplett aus Holz besteht!
Puh, nach soviel Kultur brauchte ich erstmal frische Luft! Ich lief zu Fuß zum Gendarmenmarkt, an dem ich von den prächtigen Wiederaufbauten des Französischen und des Deutschen Doms begrüßt wurde. Ich erfuhr, dass es sich bei den Bauten nicht um Kirchen handelte, sondern dass der Name Dom vom französischen dôme = Kuppelbau stammt. Ich folgte einem Hinweis in das kleine Hugenottenmuseum um die Ecke, an dem auch die Zeit stillzustehen schien! Was für ein verzauberter, fast andächtiger Ort!
Schließlich zog ich weiter am Checkpoint Charly vorbei, an der Zimmerstraße dem Mauerrundgang folgend, zur Topografie des Terrors. Leider näherte ich mich der Ausstellung von der falschen Seite aus und begann, die Geschichte des Naziterrors gegen Juden, Behinderte und Homosexuelle vom Ende des zweiten Weltkrieges an rückwärts zu erkunden. Aber beeindruckend war es dennoch und die nasse Kälte, die mir allmählich durch die Kleider drang, unterstrich den grausigen Eindruck noch.
Eine richtig knifflige Aufgabe war es dann, von dort aus zu meinem nächsten Kulturziel zu kommen, zum Bauhaus-Archiv an der ... ! Hier gab es weder eine gescheite S-, noch U-Bahnverbindung und mit dem Busnetz kannte ich mich nicht so recht aus. Also was blieb mir anderes, als ab dem Nollendorfplatz zu laufen? Es war ein ganz schönes Stückchen, vorbei an einigen Botschaften und auch am Chinesischen Haus, dem ich einen kleinen Besuch abstattete. Hier gab es eine kostenlose Ausstellung mit einigen chinesischen Vasen und Keramiken und auch Werken eines Fotografen, der Orte in China, überwiegend in Shanghai, aufgenommen hatte. Da kamen einige Erinnerungen an meinen China-Trip mit Franzi vor zweieinhalb Jahren auf! Außerdem war es im China-Haus schön warm ;-) Endlich am Bauhaus-Archiv angelangt, erfuhr ich, dass es bereits eine Dreiviertelstunde später geschlossen werden sollte. Aber ehrlich gesagt gab es auch nicht soviel her, und ich war sogar noch vor Toresschluss wieder auf der Straße!
Bei Familie Araee gab es dann ein großes Trennungsdrama - unsere Girlies konnten und wollten einfach nicht voneinander lassen, so dass ich doch noch zum Abendessen blieb. Es ist schon irgendwie lustig, wenn ein Perser und eine Tscharkessin (aus dem Kaukasus) zum Abendessen Handkäse mit Musik anbieten ;-) Aber leeeecker!!!
Eigentlich wollten Johanna und ich am letzten Urlaubstag in Berlin ausschlafen - wurden aber von den Handwerkern am Dach unserer Unterkunft geweckt. Wir frühstückten in Ruhe und brachten die Wohnung in Ordnung. Dann verfluchte ich sämtliche Museumsführer, Nachschlagewerke und Mitbringsel, die wir während unseres Aufenthalts in der Hauptstadt erworben hatten - denn meine Reisetasche drohte, mit ihrem Gewicht eine tiefe Kerbe in meinen Schultergürtel zu schneiden. Boh, war dat schweeer! Die letzten Urlaubsstunden wollten wir im Zoologischen Garten verbringen und ich folgte zuvor meiner glorreichen Idee, unser Gepäck auf dem Weg dorthin bereits am Bahnhof abzugeben. Für schlappe fünf Euro war ich also nun meine schwere Last bis zur Abfahrt um halb sieben los! Unbeschwert zogen wir nun durch den Zoo in der Berliner Innenstadt und ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass das Gebrüll der Löwen und Affen mit Verkehrsgeräuschen und den quäkenden Ansagen des Nahen Bahnhofs Zoo vermischt war! Der Zoo selber war mit seinem alten Baum- und Gebäudebestand recht nett anzuschauen. Aber wie immer taten mir die unter dem Vorwand der Arterhaltung eingesperrten Tiere irgendwie nur Leid! Vor allem Pandabär Bao Bao machte einen kreuzunglücklichen Eindruck! Vielleicht am Besten unter den Tieren hatten es noch die zahlreichen Affenarten, denen wir zum Teil sicher mindestens eine halbe Stunde lang bei ihrem munteren Treiben zusahen.
Den Weg zum Bahnhof nahmen wir über den Potsdamer Platz, an dem wir den Schlund der unterirdischen Fahrmöglichkeiten verließen und zu Fuß am Tiergarten entlang (Denkmal der von den Nazis verfolgten Homosexuellen und Goethe-Denkmal) liefen. Wir machten eine Pause am Holocaust-Denkmal und passierten dann noch das Brandenburger Tor und den Reichstag, bis wir schließlich nach der Spreeüberquerung den Bahnhof erreichten. Dann hieß es auch schon bald Abschiednehmen von der Hauptstadt und mit vielen Eindrücken in Kopf und Herz fuhren wir wieder westwärts in die Provinz.
Freitag, 15. Oktober 2010
Seibels "Kata-Einheit"
So, da habe ich mich gestern also mal aufgerafft, die Donnerstagseinheit von Seibel zu besuchen. Schwerpunktmäßig wird dort Kata trainiert - und zwar im Regelfall die der Oberstufe. Gestern fing es allerdings mit luftig-lockeren Mawashi-Geri-Partnerübungen an. Ich hatte Patrick als Partner, der mir in aller Gemütsruhe die Dinger um die Ohren pfiff! Selber machte ich wohl keine besonders elegante Figur bei den verschiedenen Anforderungsprofilen....
Anschließend ließ uns Seibel - eigentlich untypisch für diese Einheit, die ja, wie bereits erwähnt, eher katalastig aufgestellt ist - Gohon-Kumite laufen. Hier lag der Fokus auf der Trefferregion: Wir sollten darauf achten, auch wirklich mit der richtigen Distanz Jodan oder Chudan zu treffen und Uke sollte zusehen, auch gut zu blocken. Hier hatte ich mit Patrick ein echtes "Übungs-Sahnehäppchen", denn er griff mit aller Konsequenz an und ich war gut gefordert! Anschließend gab es dann noch Ippon-Kumite und schließlich einige Runden Kaeshi-Kumite: Tori greift an mit Tsuki, Uke blockt und statt des üblichen Konters im Stand geht auch er wieder vor mit einer Fausttechnik, jetzt blockt Tori und kontert. Das hatte ich schon mal irgendwo gemacht - beim Gasshuku? Bei Shihan Takahashi?
Diese Übung baute Seibel für uns noch mit zahlreichen Varianten aus und wir hatten zudem etliche Partnerwechsel. Ich hatte mich grade schon durch den kompletten Grüngurtbereich "durchgearbeitet", mein nächster Partner wäre jetzt beim nächsten Wechsel mein Reihennachbar Torsten geworden (sicherlich bei dieser Übung eine echte Herausforderung), da beendete Seibel das Kumite und wir sollten uns, nach Graduierungen sortiert, in einer Reihe aufstellen. Nun gab es, was vielleicht etwas unglücklich war, auf die letzten 20 Minuten noch eine Kata-Bunkai-Übung zur Heian Godan, und zwar in Vierergruppen. Es hat ziemlich viel Spaß gemacht - allerdings hatte ich etwas das Gefühl, dass wir durch die Kombinationen durchhetzen mussten und selbst Kata-Spezi Jürgen Vahle hatte seine liebe Mühe mit den Technikfolgen!
Alles in allem war es für mich eine sehr schöne Trainingseinheit - war ja fast ohne Kata ;-) Ein wenig holte ich davon noch nach, als Torsten mit mir nach dem Training noch dreimal die Gangaku lief. Sie ist sehr schön - mit ihren Drehungen und Kranich-Ständen aber auch ein echter "Brocken"....
Heute werde ich mich nochmal alleine in die Halle begeben und morgen gibts die Jitte....
Anschließend ließ uns Seibel - eigentlich untypisch für diese Einheit, die ja, wie bereits erwähnt, eher katalastig aufgestellt ist - Gohon-Kumite laufen. Hier lag der Fokus auf der Trefferregion: Wir sollten darauf achten, auch wirklich mit der richtigen Distanz Jodan oder Chudan zu treffen und Uke sollte zusehen, auch gut zu blocken. Hier hatte ich mit Patrick ein echtes "Übungs-Sahnehäppchen", denn er griff mit aller Konsequenz an und ich war gut gefordert! Anschließend gab es dann noch Ippon-Kumite und schließlich einige Runden Kaeshi-Kumite: Tori greift an mit Tsuki, Uke blockt und statt des üblichen Konters im Stand geht auch er wieder vor mit einer Fausttechnik, jetzt blockt Tori und kontert. Das hatte ich schon mal irgendwo gemacht - beim Gasshuku? Bei Shihan Takahashi?
Diese Übung baute Seibel für uns noch mit zahlreichen Varianten aus und wir hatten zudem etliche Partnerwechsel. Ich hatte mich grade schon durch den kompletten Grüngurtbereich "durchgearbeitet", mein nächster Partner wäre jetzt beim nächsten Wechsel mein Reihennachbar Torsten geworden (sicherlich bei dieser Übung eine echte Herausforderung), da beendete Seibel das Kumite und wir sollten uns, nach Graduierungen sortiert, in einer Reihe aufstellen. Nun gab es, was vielleicht etwas unglücklich war, auf die letzten 20 Minuten noch eine Kata-Bunkai-Übung zur Heian Godan, und zwar in Vierergruppen. Es hat ziemlich viel Spaß gemacht - allerdings hatte ich etwas das Gefühl, dass wir durch die Kombinationen durchhetzen mussten und selbst Kata-Spezi Jürgen Vahle hatte seine liebe Mühe mit den Technikfolgen!
Alles in allem war es für mich eine sehr schöne Trainingseinheit - war ja fast ohne Kata ;-) Ein wenig holte ich davon noch nach, als Torsten mit mir nach dem Training noch dreimal die Gangaku lief. Sie ist sehr schön - mit ihren Drehungen und Kranich-Ständen aber auch ein echter "Brocken"....
Heute werde ich mich nochmal alleine in die Halle begeben und morgen gibts die Jitte....
Montag, 11. Oktober 2010
Kata statt Kindertraining
Wegen der Herbstferien fiel das Kindertraining heute aus. Die eineinhalb Stunden nutzte ich für ein wenig Katatraining: Heian- und Sentei-Katas, Tekki 1 und 2 und die Sochin und dann wars auch schon vorbei. Einfach mal ein bischen durchlaufen, die Katas und ein gutes Gefühl dafür bekommen. Bald bin ich auch bereit für die Kata-Einheit am Sonntag!
Sonntag, 10. Oktober 2010
Halbherzigkeit ist der Tod!
Heute fanden sich nochmal 30 nimmermüde Karateka zum Grande Finale des SV-Kurses ein. Im Vorraum präsentierten wir - halb Mitleid heischend und halb voll Stolz - gegenseitig unsere Spuren des Vortages. Dem einen taten die Knie weh, dem anderen der Rücken, fast alle hatten blaue Handgelenke und Unterarme und zusätzlich noch Muskelkater von intensiven Angriffen, Blocks und Kontertechniken.
Aber Sensei Jochen kannte mit uns kein Pardon - wir wiederholten intensiv noch einmal die Inhalte des Vortages und verfeinerten sie zum Teil auch noch. Mein Trainingspartner und ich grinsten uns gequält an, als es wieder ans Würgen von vorne ging, war der Hals von den zahlreichen Wiederholungen des Vortages doch noch recht empfindlich. Insgesamt muss ich sagen, dass ich bei den vielen Wiederholungen, die jetzt schon etwas routinierter abliefen, recht schnell "auf Touren" kam, so dass es mir ein Leichtes war, mich bei einer anderen Übung mit meinen verschwitzten Handgelenken aus dem Griff meines Partners zu lösen.
Rund dreißig Minuten vor Lehrgangsende unterzog Jochen uns dann wieder der "mentalen Abschlussprüfung": Gut die Hälfte der Teilnehmer bildete ein Spalier und etwa acht von uns einen Kreis. Die übrigen mussten zunächst das Spalier passieren, um sich dann in den Kreis zu begebeben. Die Leute im Spalier ließen einen natürlich nicht ohne weiteres hindurch, sondern machten das Durchkommen durch Schubsen, Treten, Am-Anzug-Ziehen, Beschimpfen und Schlagen so schwer wie möglich. Anschließend ging es direkt in den Kreis. Hier hieß es: "Auf den Boden mit Dir, Karateka!" Nun galt es, möglichst schnell und heil aus der Rückenlage hoch- und dem Kreis zu entkommen. Die Kreis-Leute waren noch eine Spur härter, als die im Spalier: Sie traktierten den am Boden liegenden mit den Füßen. Und so mancher von uns musste durch ein Yame befreit werden, damit niemand verletzt wurde oder die Grenze des Erträglichen erreichte. Es sollten ja alle heile bleiben und nur einmal vage den Eindruck erhalten, wie es ist, wenn man bei einer Schlägerei zu Boden geht. So dramatisch, wie es sich vielleicht jetzt liest, war es allerdings nicht - alle hatten wieder eine Menge Spaß und es war toll, sich auch mal so richtig auspowern zu können!
Jochen gab uns zum Abschluss des Lehrgangs noch ein paar Ratschläge. Der wichtigste war wohl, Techniken im Ernstfall niemals halbherzig auszuführen, sondern mit aller Konsequenz. "Halbherzigkeit ist der Tod", so seine Devise. Beim Training sollte man zwar nicht ganz ans Limit gehen, eine gewisse Härte dürfe aber auch nicht fehlen. Das schult zum einen den konsequenten Angriff, aber auch die Nehmerqualitäten und die eigene Leidensfähigkeit! Er riet uns, diese Aspekte auch regelmäßig ins Training zu integrieren - sei es in SV-Einheiten, im freien SV-Training vor und nach den Einheiten, oder auch im regulären Karatetraining, in dem man die Angriffstechniken auf den Punkt platziert und nicht, weil es ja so bequem ist, irgendwo daneben.
Einen neuen Termin haben wir noch nicht ausgemacht - aber ich hoffe, dass Jochen auch in 2011 wieder mit einigen Konstanzer Freunden unser Gast sein wird. Wir haben nämlich noch gar keinen Bodenkampf gemacht....
Aber Sensei Jochen kannte mit uns kein Pardon - wir wiederholten intensiv noch einmal die Inhalte des Vortages und verfeinerten sie zum Teil auch noch. Mein Trainingspartner und ich grinsten uns gequält an, als es wieder ans Würgen von vorne ging, war der Hals von den zahlreichen Wiederholungen des Vortages doch noch recht empfindlich. Insgesamt muss ich sagen, dass ich bei den vielen Wiederholungen, die jetzt schon etwas routinierter abliefen, recht schnell "auf Touren" kam, so dass es mir ein Leichtes war, mich bei einer anderen Übung mit meinen verschwitzten Handgelenken aus dem Griff meines Partners zu lösen.
Rund dreißig Minuten vor Lehrgangsende unterzog Jochen uns dann wieder der "mentalen Abschlussprüfung": Gut die Hälfte der Teilnehmer bildete ein Spalier und etwa acht von uns einen Kreis. Die übrigen mussten zunächst das Spalier passieren, um sich dann in den Kreis zu begebeben. Die Leute im Spalier ließen einen natürlich nicht ohne weiteres hindurch, sondern machten das Durchkommen durch Schubsen, Treten, Am-Anzug-Ziehen, Beschimpfen und Schlagen so schwer wie möglich. Anschließend ging es direkt in den Kreis. Hier hieß es: "Auf den Boden mit Dir, Karateka!" Nun galt es, möglichst schnell und heil aus der Rückenlage hoch- und dem Kreis zu entkommen. Die Kreis-Leute waren noch eine Spur härter, als die im Spalier: Sie traktierten den am Boden liegenden mit den Füßen. Und so mancher von uns musste durch ein Yame befreit werden, damit niemand verletzt wurde oder die Grenze des Erträglichen erreichte. Es sollten ja alle heile bleiben und nur einmal vage den Eindruck erhalten, wie es ist, wenn man bei einer Schlägerei zu Boden geht. So dramatisch, wie es sich vielleicht jetzt liest, war es allerdings nicht - alle hatten wieder eine Menge Spaß und es war toll, sich auch mal so richtig auspowern zu können!
Jochen gab uns zum Abschluss des Lehrgangs noch ein paar Ratschläge. Der wichtigste war wohl, Techniken im Ernstfall niemals halbherzig auszuführen, sondern mit aller Konsequenz. "Halbherzigkeit ist der Tod", so seine Devise. Beim Training sollte man zwar nicht ganz ans Limit gehen, eine gewisse Härte dürfe aber auch nicht fehlen. Das schult zum einen den konsequenten Angriff, aber auch die Nehmerqualitäten und die eigene Leidensfähigkeit! Er riet uns, diese Aspekte auch regelmäßig ins Training zu integrieren - sei es in SV-Einheiten, im freien SV-Training vor und nach den Einheiten, oder auch im regulären Karatetraining, in dem man die Angriffstechniken auf den Punkt platziert und nicht, weil es ja so bequem ist, irgendwo daneben.
Einen neuen Termin haben wir noch nicht ausgemacht - aber ich hoffe, dass Jochen auch in 2011 wieder mit einigen Konstanzer Freunden unser Gast sein wird. Wir haben nämlich noch gar keinen Bodenkampf gemacht....
Würgen, Knochen brechen, blaue Flecke - Selbstverteidigung mit Jochen Glaß
Es ist wohl für alle Karateka des SKDM immer eine besondere Freude, wenn mein erster Sensei Jochen Glaß (5. Dan) einmal im Jahr aus Konstanz nach Münster kommt, um bei uns einen Karate-Lehrgang zu leiten. Wir haben von ihm schon viel gelernt - aber in den letzten zwei, drei Jahren lag der Fokus eindeutig auf der Selbstverteidigung. Klar, es ist toll, wenn man einige Karate-Grundlagen hat und das grundlegende Beherrschen von Tsukis, Empis, Geris und co. läßt einem hier einigen Spielraum, die vorgeschlagenen Übungen zu gestalten und vielleicht auszuweiten. Die wichtigste Basis für den Lehrgang war diesmal allerdings für mich die Leidensfähigkeit! Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich grade nicht weiß, wo ich beim Schreiben meine Unterarme auflegen soll, damit ich nicht mit der Tischkante an die blauen Flecke komme - aber der gestrige Tag war für mich geprägt durch sehr viel Konsequenz und Realitätsnähe.
Jochen war wieder nicht alleine angereist, sondern hatte zu unserer Freude einige Karateka mitgebracht, die unser Training wieder eindrucksvoll bereicherten: Kaderathlet Steffen Maier wurde von Jochen permanent als Dummie benutzt - bis bei ihm am Ende schon fast die Luft raus war! Seine Freundin Amanda Staubach war zum ersten - aber hoffentlich nicht zum letzten Mal mit in Münster und bereicherte die Farbgurttruppe. Sebastian Faller wandelte die vorgeschlagenen Übungen eindrucksvoll auf seine körperlichen Möglichekeiten um (er hat keine Arme) und zeigte uns z. B. anschaulich, wie man einen Würgegriff am Hals allein durch den Kinneinsatz abwehren kann. Besonders beeindruckend finde ich immer wieder, dass unser Freund Adrian Seidel seit Jahren den Weg nach Münster auf sich nimmt, obgleich er nicht zusammen mit den anderen aus Konstanz, sondern extra aus Rosenheim anreist.
In diesem Jahr besonders erfreulich war die trotz des herrlichen Herbstwetters starke Beteiligung am Kurs. Die Unterstufe war ebenso stark besetzt wie die Oberstufe und die Farbgurte zeigten keinerlei Hemmungen bei der Umsetzung der für sie doch meist noch ungewohnten Übungen. Bei den Braun- und Schwarzgurten gab es dann kein Halten mehr und Jochen demonstrierte seine Befreiungs- und Kontertechniken mit sichtlichem Spaß und sehr konsequent an seinen langjährigen Karatefreunden.
Der für einen SV-Kurs klassische Trainingsaufbau begann mit Ausweichübungen. Anschließend übten wir das Lösen des Griffs um ein, später um beide Handgelenke. Hier begannen wir gleich recht hämatomlastig mit Gedan-Barai, dann erst übten wir den "Klassiker", das Herausdrehen der Hand/Hände. Jochen wies uns mehrfach ausdrücklich darauf hin, dass wir die Übungen in unser permanentes Training integrieren sollten, am besten nach jeder Trainingseinheit noch 15 Minuten SV (ach ja, und noch noch zwei drei Katas....vielleicht noch etwas Krafttraining ..... und was man nicht sonst noch alles vertiefen sollte....seufz!).
Nach dem Befreien der Hände machten wir weiter mit einem Würger am Hals, erst von vorne, dann von hinten. Das war jetzt eine echt unangenehme Geschichte, denn mein Partner und ich schonten uns wahrlich nicht - weder beim Angriff, noch bei der Abwehr und der Sicherung am Boden. Insgeheim fragte ich mich schon, ob ich sichtbare Würgemale davontragen würde - aber der Blick in den Spiegel heute morgen machte mir klar, dass so ein Hals doch widerstandsfähiger ist, als man gemeinhin meint. Der Würger von hinten war durch eine schnelle Drehbewegung, verbunden mit dem Einsatz der Arme, zu lösen. Ich frage mich allerdings, ob ich dazu noch in der Lage bin, wenn mich Schock, Schmerz und Luftmangel im nicht angesagten Ernstfall einmal übermannen sollten. Ganz widerlich war die Übung, bei der wir versuchen sollten, uns aus dem Schwitzkasten zu befreien. Hier schlug Jochen zunächst eine Befreiung durch Umfassen der gegnerischen Leibesmitte und Umwerfen des Übeltäters vor. Das hat bei mir überhaupt nicht funktioniert und mir wurde auch echt schlecht vom Wügegriff meines Partners! In so einer heiklen Situation bleibt keine Zeit zum Überlegen und für komplizierte Techniken - sehr eindrucksvoll rief uns Jochen dann ins Gedächtnis, dass wir in so einer Situation unsere Karatebildung getrost auch einmal vergessen könnten: Der Gegner konnte hier durch ganz profanes Kneifen in die Innenseite des Oberschenkels zum Loslassen gebracht werden! Aua!!!
Umklammerung von hinten. Hier verzichtete Jochen auf den klassischen "Fingerbrecher" und zeigte uns stattdessen einige Möglichkeiten, wie man den Partner per Fußversetzen und Gewichtsverlagerung zu Boden wirft. Ich denke, hier hatten besonders Trainingspaare mit extremen Größen- und Gewichtsunterschieden die größten Probleme! Diese Übungen sind sicher effektiv und sinnvoll - zum Training hierfür sollten aber Tatamis vorhanden sein.
Ich werde mir die Tage nochmal mehr Zeit nehmen und versuchen, die einzelnen Trainingsbestandteile zu rekapitulieren. (Noch) Nicht ausgeführt hatten wir Befreiungsmöglichkeiten am Boden - ob das wohl gleich um halb elf noch in der Einheit dran kommt? Oh Mann, ich wollte heute Mittag eigentlich zum Blutspenden - ob die mich da nehmen mit meinen ganzen augenscheinlichen Mißhandlungskennzeichen????
Zum Schluss bleibt mir jetzt ganz spontan nur anzumerken: Ich weiß, dass Jochen viel mehr auf dem Kasten hat, als "nur" Selbstverteidigung....so erinnere ich mich z. B. an einen Lehrgang vor einigen Jahren, bei dem der Schwerpunkt auf der Kata Gangaku lag. Ich meine, bei ihm gestern herausgehört zu haben, dass er im nächsten Jahr vermutlich mal wieder ein anderes Thema wählen möchte. Das wird sicher auch spannend - aber irgendwie tuts mir um die tolle Schulung in der SV jetzt schon leid!
Jochen war wieder nicht alleine angereist, sondern hatte zu unserer Freude einige Karateka mitgebracht, die unser Training wieder eindrucksvoll bereicherten: Kaderathlet Steffen Maier wurde von Jochen permanent als Dummie benutzt - bis bei ihm am Ende schon fast die Luft raus war! Seine Freundin Amanda Staubach war zum ersten - aber hoffentlich nicht zum letzten Mal mit in Münster und bereicherte die Farbgurttruppe. Sebastian Faller wandelte die vorgeschlagenen Übungen eindrucksvoll auf seine körperlichen Möglichekeiten um (er hat keine Arme) und zeigte uns z. B. anschaulich, wie man einen Würgegriff am Hals allein durch den Kinneinsatz abwehren kann. Besonders beeindruckend finde ich immer wieder, dass unser Freund Adrian Seidel seit Jahren den Weg nach Münster auf sich nimmt, obgleich er nicht zusammen mit den anderen aus Konstanz, sondern extra aus Rosenheim anreist.
In diesem Jahr besonders erfreulich war die trotz des herrlichen Herbstwetters starke Beteiligung am Kurs. Die Unterstufe war ebenso stark besetzt wie die Oberstufe und die Farbgurte zeigten keinerlei Hemmungen bei der Umsetzung der für sie doch meist noch ungewohnten Übungen. Bei den Braun- und Schwarzgurten gab es dann kein Halten mehr und Jochen demonstrierte seine Befreiungs- und Kontertechniken mit sichtlichem Spaß und sehr konsequent an seinen langjährigen Karatefreunden.
Der für einen SV-Kurs klassische Trainingsaufbau begann mit Ausweichübungen. Anschließend übten wir das Lösen des Griffs um ein, später um beide Handgelenke. Hier begannen wir gleich recht hämatomlastig mit Gedan-Barai, dann erst übten wir den "Klassiker", das Herausdrehen der Hand/Hände. Jochen wies uns mehrfach ausdrücklich darauf hin, dass wir die Übungen in unser permanentes Training integrieren sollten, am besten nach jeder Trainingseinheit noch 15 Minuten SV (ach ja, und noch noch zwei drei Katas....vielleicht noch etwas Krafttraining ..... und was man nicht sonst noch alles vertiefen sollte....seufz!).
Nach dem Befreien der Hände machten wir weiter mit einem Würger am Hals, erst von vorne, dann von hinten. Das war jetzt eine echt unangenehme Geschichte, denn mein Partner und ich schonten uns wahrlich nicht - weder beim Angriff, noch bei der Abwehr und der Sicherung am Boden. Insgeheim fragte ich mich schon, ob ich sichtbare Würgemale davontragen würde - aber der Blick in den Spiegel heute morgen machte mir klar, dass so ein Hals doch widerstandsfähiger ist, als man gemeinhin meint. Der Würger von hinten war durch eine schnelle Drehbewegung, verbunden mit dem Einsatz der Arme, zu lösen. Ich frage mich allerdings, ob ich dazu noch in der Lage bin, wenn mich Schock, Schmerz und Luftmangel im nicht angesagten Ernstfall einmal übermannen sollten. Ganz widerlich war die Übung, bei der wir versuchen sollten, uns aus dem Schwitzkasten zu befreien. Hier schlug Jochen zunächst eine Befreiung durch Umfassen der gegnerischen Leibesmitte und Umwerfen des Übeltäters vor. Das hat bei mir überhaupt nicht funktioniert und mir wurde auch echt schlecht vom Wügegriff meines Partners! In so einer heiklen Situation bleibt keine Zeit zum Überlegen und für komplizierte Techniken - sehr eindrucksvoll rief uns Jochen dann ins Gedächtnis, dass wir in so einer Situation unsere Karatebildung getrost auch einmal vergessen könnten: Der Gegner konnte hier durch ganz profanes Kneifen in die Innenseite des Oberschenkels zum Loslassen gebracht werden! Aua!!!
Umklammerung von hinten. Hier verzichtete Jochen auf den klassischen "Fingerbrecher" und zeigte uns stattdessen einige Möglichkeiten, wie man den Partner per Fußversetzen und Gewichtsverlagerung zu Boden wirft. Ich denke, hier hatten besonders Trainingspaare mit extremen Größen- und Gewichtsunterschieden die größten Probleme! Diese Übungen sind sicher effektiv und sinnvoll - zum Training hierfür sollten aber Tatamis vorhanden sein.
Ich werde mir die Tage nochmal mehr Zeit nehmen und versuchen, die einzelnen Trainingsbestandteile zu rekapitulieren. (Noch) Nicht ausgeführt hatten wir Befreiungsmöglichkeiten am Boden - ob das wohl gleich um halb elf noch in der Einheit dran kommt? Oh Mann, ich wollte heute Mittag eigentlich zum Blutspenden - ob die mich da nehmen mit meinen ganzen augenscheinlichen Mißhandlungskennzeichen????
Zum Schluss bleibt mir jetzt ganz spontan nur anzumerken: Ich weiß, dass Jochen viel mehr auf dem Kasten hat, als "nur" Selbstverteidigung....so erinnere ich mich z. B. an einen Lehrgang vor einigen Jahren, bei dem der Schwerpunkt auf der Kata Gangaku lag. Ich meine, bei ihm gestern herausgehört zu haben, dass er im nächsten Jahr vermutlich mal wieder ein anderes Thema wählen möchte. Das wird sicher auch spannend - aber irgendwie tuts mir um die tolle Schulung in der SV jetzt schon leid!
Freitag, 8. Oktober 2010
40 Jahre Karate - Jubiläumslehrgang von Risto Kiiskilä in Frankfurt
Mein Lieblingskaratetrainer mit Migrationshintergrund lud ein, um sein 40-jähriges Karate-Jubiläum mit Freunden und Anhängern zu feiern. Am Samstag, den 02.10. und dem darauffolgenden Sonntag wanderten rund 50 Karateweltmeister, Finnlandfans und Karate-Breitensportler gemeinsam auf dem Rist-do. Wie üblich zog es nicht nur Ortsansässige zum Lehrgang, der diesmal in der Wintersporthalle auf dem Gelände des Bundesligisten Eintracht Frankfurt stattfand, sondern auch Karatebegeisterte aus vielen Teilen der Bundesrepublik und sogar aus Estland! Aus Ristos finnischer Heimat war zwar niemand vertreten - aber ich bin sicher, dass sein Jubiläum dort vor Ort in Kürze gebührend nachgefeiert wrid!
Vor dem Trainingspensum am Samstag hatten die meisten von uns wohl einen gehörigen Respekt: Insgesamt hatten wir an einem Nachmittag drei Trainingseinheiten durchzustehen!
Die erste Einheit startete mit dem Risto-Powerpack! Nach Ristos Ansicht ist es nicht sinnvoll, sich mit Standardgymnastik oder -aufwärmübungen auf das Training vorzubereiten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich auch mit karatespezifischen Bewegungen aufzuwärmen - die dabei auch noch die Koordination und die Bewegungsabläufe schulen. "Wer zum Aufwärmen den Hampelmann macht, wird selbst zum Hampelmann", so seine Devise. Beweglichkeit im Oberkörper, Drehung der Hüfte mit oder ohne Vorbewegung oder Tsuki - bereits nach einer Viertelstunde klebte mir der Gi am Körper! (Das Powerpack habe ich in einem eigenen Post beschrieben, wer es nachvollziehen möchte, kann dort einzelne Übungen nachlesen: http://andreahaeusler.blogspot.com/2010/09/fit-mit-powerpack.html)
Als nächstes gab es zahlreiche Risto-Basics, bei denen es sich immer wieder lohnt, sich auf neue Aspekte zu stürzen - oder bestimmte Dinge einfach nochmal zu vertiefen. Bei jedem Risto-Training fällt mir doch eine weitere Kleinigkeit auf, die mir bisher wegen der Fülle von Informationen entgangen war! Freute ich mich diesmal besonders darüber, dass mir die geforderten Hüftbewegungen inzwischen etwas besser gelangen, so hatte ich jetzt eine neue Erkenntnis bei einer Mae-Geri-Vorübung: Im Stand hinten anfersen und die Knie aneinander! So, erklärte Risto, sollte man es auch den Anfängern erklären, wenn sie sich im ZK fortbewegen sollten - fügten sie die Knie aneinander, könnten sie nicht "breitbeinig" vorlaufen. Natürlich! Die Mae-Geri-Vorübung wurde aber noch verfeinert: Als nächstes sollten wir den Hüftknochen des Beins, welches gleich den Tritt ausführen soll, nach vorne stoßen - und dann das Bein wieder absetzen. Dies wiederholten wir so oft, dass ich ernsthafte Bedenken hatte, wie ich mit dem Muskelpaket am Hintern nach dem Duschen wieder in meine Jeans kommen sollte! Und in der letzten Konsequenz kam dann, quasi von selbst, noch der Kick an sich - der so fast zur Nebensache geworden war!
Auch "Tsuki-Bunkai" war wieder Bestandteil dieses Trainings: "Tsuki Bunkai ist, wenn man den Tsuki so macht, dass er funktioniert", so der Sensei. Schwerpunkt lag diesmal auf der Bewegung über das Standbein hinweg. Risto konnte ganz einfach erklären, wo bei den meisten von uns der Fehler lag: "In den alten Karatebüchern sieht man die Vorwärtsbewegung im ZK immer auf drei Zeiten, die jeweils mit einem Bild hinterlegt sind. Zeit eins: Stand im ZK mit Tsuki, Zeit zwei: Füße parallel nebeneinander und Zeit drei: ein Schritt vor im ZK und Tsuki mit dem anderen Arm." Was denn als Beschreibung stets unter dem Bild stehen würde, fragte Risto in die Menge. Es kamen ein paar Vorschläge, die Auflösung dann aber von ihm selber: "Bewegung über das Standbein hinaus." Also nicht in der Mitte stoppen. Wir waren bisher also nur zu schwer von Begriff gewesen, die Bilder mit dem Untertitel richtig in Verbindung zu bringen! Natürlich gab es zahlreiche Übungen zu diesem Thema, die ich am Besten noch einmal im eigenen Dojo vertiefen werde....
Die Pause bis zur zweiten Einheit ging mit dem Begrüßen der vielen Karatefreunde und einem kleinen Snack viel zu schnell vorbei!
In der zweiten Einheit hatten wir das Vergnügen, in zwei Gruppen von je einem Weltmeister trainiert zu werden: Risto-Schüler Emanuele Bisceglie brachte uns die Unsu bei und sein Kollege Giovanni Machitella schulte die Braungurte im "Flug der Schwalbe", der Enpi. Emanuele filetierte für uns die Kata in mundgerechte Häppchen, an denen wir zum Teil ganz schön zu kauen hatten! Dann ging es natürlich "aufs Ganze", wobei es uns Emanuele überließ, ob wir den Sprung ganz ausführten, oder nur andeuteten. Danke, dafür ;-)
Puh, das war aber jetzt schon ordentlich trainiert! Und das Mittagstief war wie nix weggeschnupft! Die letzte Einheit begann für uns um 17.00 Uhr, zu einer Zeit, zu der manch anderer Lehrgang bereits zuende ist. Wir verfeinerten jetzt das Kumite á la Risto, der stets den Schwerpunkt auf das Jiju-Ippon-Kumite, also den Halbfreikampf, legt. Dieser Übergang zur freien Bewegung ist laut Risto ungemein wichtig und wird häufig zu wenig und zu unsauber trainiert. Wir übten ganz viel "BElasten und ENTlasten" mit Tai Sabaki und Suri Ashi nach links, nach hinten und nach rechts. Meine Trainingsschwerpunkte werden in den kommenden Wochen das schnelle Zurückziehen des vorderen Fußes sowie "Hüfte hoch beim Block" sein. Gleichzeitig werde ich versuchen, darauf zu achten, dass der Block und das Hikite zusammen mit dem Gleit-Stopp des vorderen Fußes einhergehen.
Der Abend stand dann im Zeichen des Jubiläums. Vom DJKB-Präsidium war leider niemand persönlich erschienen, man hatte aber per Brief gratuliert, der offen vorgelesen wurde: Als Jubiläumsgeschenk gab es für Risto eine Einladung zur Karate-WM 2011 nach Thailand, bei der Emanuele und Giovanni vor den Augen ihres Senseis hoffentlich ihre Titel verteidigen werden! Einige treue Helfer aus Ristos Dojo KD-Ippon (allen voran Sandra und Birgit) hatten ein tolles Buffet gezaubert und außerdem gab es Freibier für alle! Leider mussten wir bereits um 22 Uhr aus der Wintersporthalle hinaus. Ein Teil der Gruppe feierte noch im Dojo weiter. Ich selbst zog mit meinem Vereinskameraden Torsten noch in Sachsenhausen um die Häuser - und fiel erst nach der Geisterstunde wie tot ins Bett!
Gut, dass ich am nächsten Morgen sage und schreibe bis 9 Uhr ausschlafen und mich dann am umfangreichen Hotel-Frühstücksbuffet stärken konnte! So hatte ich ab halb 12 wieder einige Energie für die letzte Einheit, die für mich der Höhepunkt des Lehrgangs war: Wir bildeten drei Gruppen und wurden - wieder von Ristos Schülern - in der Kata Hokkyokuko ("Polarlicht", auf finnisch: Revontulet) unterwiesen. Diese anspruchsvolle Halbfreikampfkata hat mit ihren recht freien Bewegungen und ihren vielen Gleit- und Wechselschritten einen ganz besonderen Reiz! Der Trainer meiner Gruppe, Sven Lorant, hatte mit uns (mit mir) seine liebe Mühe! Zum Glück habe ich die Kata auf einer DVD, die ich wie einen Schatz hüte und mir in den nächsten Wochen noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen werde.
Der Lehrgang war also wieder rundum gelungen und machte mir wieder unmissverständlich klar, dass ich leider viel zu weit weg wohne von Frankfurt, dem Zentrum meiner ganz persönlichen kleinen Karate-Erleuchtung! Wie schade, dass ich im Januar wieder nicht an der Risto-Intensiv-Woche teilnehmen kann! Wirklich bedauerlich auch, dass mir so nicht regelmäßig jemand den richtigen Weg zeigen kann und ich wie halb blind den Rist-do entlanglaufe. Aber ich habe das Gefühl, dass es um mich herum langsam etwas heller wird und ich alles etwas klarer sehe. Eventuell geht mir ja eines Tages auch mal ein Licht auf - vielleicht sogar ein "Polarlicht"?
Vor dem Trainingspensum am Samstag hatten die meisten von uns wohl einen gehörigen Respekt: Insgesamt hatten wir an einem Nachmittag drei Trainingseinheiten durchzustehen!
Die erste Einheit startete mit dem Risto-Powerpack! Nach Ristos Ansicht ist es nicht sinnvoll, sich mit Standardgymnastik oder -aufwärmübungen auf das Training vorzubereiten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich auch mit karatespezifischen Bewegungen aufzuwärmen - die dabei auch noch die Koordination und die Bewegungsabläufe schulen. "Wer zum Aufwärmen den Hampelmann macht, wird selbst zum Hampelmann", so seine Devise. Beweglichkeit im Oberkörper, Drehung der Hüfte mit oder ohne Vorbewegung oder Tsuki - bereits nach einer Viertelstunde klebte mir der Gi am Körper! (Das Powerpack habe ich in einem eigenen Post beschrieben, wer es nachvollziehen möchte, kann dort einzelne Übungen nachlesen: http://andreahaeusler.blogspot.com/2010/09/fit-mit-powerpack.html)
Als nächstes gab es zahlreiche Risto-Basics, bei denen es sich immer wieder lohnt, sich auf neue Aspekte zu stürzen - oder bestimmte Dinge einfach nochmal zu vertiefen. Bei jedem Risto-Training fällt mir doch eine weitere Kleinigkeit auf, die mir bisher wegen der Fülle von Informationen entgangen war! Freute ich mich diesmal besonders darüber, dass mir die geforderten Hüftbewegungen inzwischen etwas besser gelangen, so hatte ich jetzt eine neue Erkenntnis bei einer Mae-Geri-Vorübung: Im Stand hinten anfersen und die Knie aneinander! So, erklärte Risto, sollte man es auch den Anfängern erklären, wenn sie sich im ZK fortbewegen sollten - fügten sie die Knie aneinander, könnten sie nicht "breitbeinig" vorlaufen. Natürlich! Die Mae-Geri-Vorübung wurde aber noch verfeinert: Als nächstes sollten wir den Hüftknochen des Beins, welches gleich den Tritt ausführen soll, nach vorne stoßen - und dann das Bein wieder absetzen. Dies wiederholten wir so oft, dass ich ernsthafte Bedenken hatte, wie ich mit dem Muskelpaket am Hintern nach dem Duschen wieder in meine Jeans kommen sollte! Und in der letzten Konsequenz kam dann, quasi von selbst, noch der Kick an sich - der so fast zur Nebensache geworden war!
Auch "Tsuki-Bunkai" war wieder Bestandteil dieses Trainings: "Tsuki Bunkai ist, wenn man den Tsuki so macht, dass er funktioniert", so der Sensei. Schwerpunkt lag diesmal auf der Bewegung über das Standbein hinweg. Risto konnte ganz einfach erklären, wo bei den meisten von uns der Fehler lag: "In den alten Karatebüchern sieht man die Vorwärtsbewegung im ZK immer auf drei Zeiten, die jeweils mit einem Bild hinterlegt sind. Zeit eins: Stand im ZK mit Tsuki, Zeit zwei: Füße parallel nebeneinander und Zeit drei: ein Schritt vor im ZK und Tsuki mit dem anderen Arm." Was denn als Beschreibung stets unter dem Bild stehen würde, fragte Risto in die Menge. Es kamen ein paar Vorschläge, die Auflösung dann aber von ihm selber: "Bewegung über das Standbein hinaus." Also nicht in der Mitte stoppen. Wir waren bisher also nur zu schwer von Begriff gewesen, die Bilder mit dem Untertitel richtig in Verbindung zu bringen! Natürlich gab es zahlreiche Übungen zu diesem Thema, die ich am Besten noch einmal im eigenen Dojo vertiefen werde....
Die Pause bis zur zweiten Einheit ging mit dem Begrüßen der vielen Karatefreunde und einem kleinen Snack viel zu schnell vorbei!
In der zweiten Einheit hatten wir das Vergnügen, in zwei Gruppen von je einem Weltmeister trainiert zu werden: Risto-Schüler Emanuele Bisceglie brachte uns die Unsu bei und sein Kollege Giovanni Machitella schulte die Braungurte im "Flug der Schwalbe", der Enpi. Emanuele filetierte für uns die Kata in mundgerechte Häppchen, an denen wir zum Teil ganz schön zu kauen hatten! Dann ging es natürlich "aufs Ganze", wobei es uns Emanuele überließ, ob wir den Sprung ganz ausführten, oder nur andeuteten. Danke, dafür ;-)
Puh, das war aber jetzt schon ordentlich trainiert! Und das Mittagstief war wie nix weggeschnupft! Die letzte Einheit begann für uns um 17.00 Uhr, zu einer Zeit, zu der manch anderer Lehrgang bereits zuende ist. Wir verfeinerten jetzt das Kumite á la Risto, der stets den Schwerpunkt auf das Jiju-Ippon-Kumite, also den Halbfreikampf, legt. Dieser Übergang zur freien Bewegung ist laut Risto ungemein wichtig und wird häufig zu wenig und zu unsauber trainiert. Wir übten ganz viel "BElasten und ENTlasten" mit Tai Sabaki und Suri Ashi nach links, nach hinten und nach rechts. Meine Trainingsschwerpunkte werden in den kommenden Wochen das schnelle Zurückziehen des vorderen Fußes sowie "Hüfte hoch beim Block" sein. Gleichzeitig werde ich versuchen, darauf zu achten, dass der Block und das Hikite zusammen mit dem Gleit-Stopp des vorderen Fußes einhergehen.
Der Abend stand dann im Zeichen des Jubiläums. Vom DJKB-Präsidium war leider niemand persönlich erschienen, man hatte aber per Brief gratuliert, der offen vorgelesen wurde: Als Jubiläumsgeschenk gab es für Risto eine Einladung zur Karate-WM 2011 nach Thailand, bei der Emanuele und Giovanni vor den Augen ihres Senseis hoffentlich ihre Titel verteidigen werden! Einige treue Helfer aus Ristos Dojo KD-Ippon (allen voran Sandra und Birgit) hatten ein tolles Buffet gezaubert und außerdem gab es Freibier für alle! Leider mussten wir bereits um 22 Uhr aus der Wintersporthalle hinaus. Ein Teil der Gruppe feierte noch im Dojo weiter. Ich selbst zog mit meinem Vereinskameraden Torsten noch in Sachsenhausen um die Häuser - und fiel erst nach der Geisterstunde wie tot ins Bett!
Gut, dass ich am nächsten Morgen sage und schreibe bis 9 Uhr ausschlafen und mich dann am umfangreichen Hotel-Frühstücksbuffet stärken konnte! So hatte ich ab halb 12 wieder einige Energie für die letzte Einheit, die für mich der Höhepunkt des Lehrgangs war: Wir bildeten drei Gruppen und wurden - wieder von Ristos Schülern - in der Kata Hokkyokuko ("Polarlicht", auf finnisch: Revontulet) unterwiesen. Diese anspruchsvolle Halbfreikampfkata hat mit ihren recht freien Bewegungen und ihren vielen Gleit- und Wechselschritten einen ganz besonderen Reiz! Der Trainer meiner Gruppe, Sven Lorant, hatte mit uns (mit mir) seine liebe Mühe! Zum Glück habe ich die Kata auf einer DVD, die ich wie einen Schatz hüte und mir in den nächsten Wochen noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen werde.
Der Lehrgang war also wieder rundum gelungen und machte mir wieder unmissverständlich klar, dass ich leider viel zu weit weg wohne von Frankfurt, dem Zentrum meiner ganz persönlichen kleinen Karate-Erleuchtung! Wie schade, dass ich im Januar wieder nicht an der Risto-Intensiv-Woche teilnehmen kann! Wirklich bedauerlich auch, dass mir so nicht regelmäßig jemand den richtigen Weg zeigen kann und ich wie halb blind den Rist-do entlanglaufe. Aber ich habe das Gefühl, dass es um mich herum langsam etwas heller wird und ich alles etwas klarer sehe. Eventuell geht mir ja eines Tages auch mal ein Licht auf - vielleicht sogar ein "Polarlicht"?
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